Geschichtsunterricht in Leipzig

NikolaikircheAm Samstag waren meine Teuerste und ich in Leipzig, um einen Kollegen und seine Familie zu besuchen, der kurz nach mir den Absprung von der Sachverständigen-Galeere in Münster gepackt hat. Wir hatten uns nachmittags im Zoo verabredet, so dass wir, weil früh genug losgefahren, noch Zeit hatten, die Stadt ein wenig zu erkunden. Schließlich war ich das erste Mal in Leipzig. Leider war das Wetter nicht sonderlich einladend, so dass wir uns von Passage zu Passage (gibt ja echt ne Menge und sehr schöne dazu!) gerettet haben. Wirklich eine nette Stadt.

Irgendwann kamen wir an der Nikolaikirche vorbei. Im Bewusstsein, dass von hier aus die friedliche Revolution ihren Ausgang genommen hatte, die letztlich zur Wiedervereinigung führte, sind wir spontan hineingegangen (Das erste Mal in einer Kirche seit meinem Kirchenaustritt, aber es war ja auch die andere, die gute Partei…).

NikolaikircheDrinnen angekommen fanden wir etliche Leute vor, die einem Menschen der Gemeinde lauschten, dem man die Begeisterung anmerkte, mit der er erzählte. Er rekapitulierte die Ereignisse vom Frühjahr bis zum Herbst 1989. Er war einer derjenigen, die seinerzeit die Montagsdemonstration mit organisiert hatten und schilderte eindringlich die Situation mit Stasi-Spitzeleien und Polizei-Geknüppel, Repressalien gegen einzelne und die Gewalt gegen viele.

Wir waren wirklich sehr bewegt. Denn durch die authentischen Schilderungen und die innere Begeisterung für das, was aus der Gemeinde hervorging, konnte man gar nicht anders als ergriffen sein. Er erzählte so lebendig, als wenn es gestern gewesen wäre.

NikolaikircheIch war damals, 1989, im Nachhinein irgendwie nicht richtig bei der Sache. Klar haben wir registriert, was da vorging. Aber irgendwie war mein Abitur und der Start in die Ausbildung doch vorrangig. ja und auch der Italien-Urlaub. Außerdem war der Osten weit weg und die DDR noch viel weiter.

So haben wir -rein zufällig- am Samstag eine lange fällige Geschichtslektion aus erster Hand erhalten. Ergreifend!

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Datum: Sonntag, 1. März 2009
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