ePetition: Wider die sprachliche Einfalt

Ich mag es ja, wenn ich in der U-Bahn sitze und die Leute in vielen verschiedenen Sprachen reden höre. Da fühlt man sich gleich so international. (Ich hab mich dabei auch immer wieder ertappt, dass ich denke, wie schlau doch so ein Handy sein muss, dass man damit in jeder x-beliebigen (Sprech-)Sprache telefonieren kann…)

Nun gibt es aber auch Bestrebungen, die erreichen wollen, dass „Deutsch“ ins Grundgesetz aufgenommen wird. Amtssprache ist „Deutsch“ ja eh im Bund und in den Bundesländern. Daher tut eine weitere Regulierung überhaupt nicht Not. Anatol Stefanowitsch beschreibt das hier noch viel genauer. Ich muss mich da auch nicht in Wiederholungen ergehen. Vor allem hat er aber auch eine ePetition auf die Beine gestellt, die man hier mitzeichnen kann. Das tut nicht weh, geht schnell und kost‘ nichts.

Denn sind wir mal ehrlich: Sprache ist im stetigen Wandel. Andere Sprachen, nicht mal das Englische, sperren sich z. B. vor der Aufnahme, bzw. dem Gebrauch deutscher Begriffe. Da muss man jetzt nicht mit der Germanenkeule daherkommen und alles niederdreschen, was irgendein Hinterwäldler für undeutsch hält.

Ich sage ganz ehrlich, dass ich diese „Denglisierung“ in vielen Fällen furchtbar finde, wenn ich am Bahnhof nach dem „Food court“ suchen muss, damit ich was Essbares finde. Geradezu memenhaft kommt immer wieder der „Back Shop“ daher. Nur überwiegt für mich dann auch eher der Eindruck, dass sich derjenige eher lächerlich macht, der mit überbordendem Eifer Fremdsprache aufgesetzt benutzt.

Allerdings ist es auch ganz normal, dass Sprache in einem stetigen Wandel ist. Viele englische, französische oder anderssprachliche Wörter finden sich in unserem alltäglichen Sprachgebrauch, ganz oft, weil sie auch einfach praktisch sind. Warum sollte man nicht z. B. „Online-Shop“ sagen? Jeder weiß, was gemeint ist, und ein deutscher Begriff wäre völlig verkrampft. Wer das mit einer Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz fordert, hat wahrscheinlich nicht darüber nachgedacht, inwieweit er sich dadurch selbst sprachlich einschränken würde. Meistens ist sowas eher parteitypischem Populismus geschuldet.

Daher, damit es nicht untergeht hier noch einmal der Link zur ePetition.

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Datum: Donnerstag, 20. Januar 2011
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2 Kommentare

  1. 1

    Die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufzunehmen ist m.E. zwar nicht unbedingt nötig, aber auch nicht verwerflich. Es ändert praktisch nix, macht aber klar, dass wir eine eigene Sprache haben, die erhaltenswert ist.
    Zu den „Fremdwörtern“ und dem „Denglisch“:
    Solange es eingeführte deutsche Begriffe für eine Sache gibt, sollte man die m.E. auch verwenden. Den Back-Shop kann man auch ruhig als Bäckerei (oder meinetwegen „Backladen“, wenn’s flippig sein soll) bezeichnen, das kennt und versteht jeder. Der Online-Shop hingegen hat kein (eingeführtes) deutsches Äquivalent und ist daher als Fremdwort vollkommen in Ordnung. Man muss nicht zwanghaft bei solchen Begriffen nach deutschen Übersetzungen suchen.
    Warum der Flugschein, die Fahrkarte und die Eintrittskarte neuerdings aber alle „Ticket“ heißen, erschließt sich mir nicht. Da bieten doch die altbekannten deutschen Begriffe wesentlich mehr Informationsgehalt als der neumodische Sammelbegriff.

  2. 2

    Der Blogbeitrag sagt es genau richtig: Sprache ist etwas Lebendiges. Einem stetigen Wandel unterworfen. Es wäre mehr als merkwürdig, wenn unsere vollkommen veränderte Welt sich nicht auch im Sprachgebrauch ausdrücken würde. Vergessen wir nicht, dass auch die deutsche Sprache, wie wir sie bisher kennen, Ausdrücke aus den verschiedensten Sprachen in sich aufgenommen hat, die heute als eindeutig deutsche Wörter gelten. Wem ist schon bewusst, dass das Wort Fenster vom lateinischen Fenestra abstammt? Wie würden wir zu dem Gegenstand sagen, wenn dies nicht der Fall wäre? Windloch vielleicht? Wären wir dann glücklicher, wenn das Fenster ein Windloch wäre?
    Natürlich gibt es lächerliche Auswüchse der Denglisierung. Diese werden in naher Zukunft sicher genauso verschwinden wie die Service-Center in manchen Behörden, die bereits teilweise wieder Auskunftsschalter heißen. 🙂

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