Zehn Gründe, warum ich Aufsichtsratsvorsitzender des BER werden sollte

In diversen Pressemeldungen, die man wegen des Leistungsschutzrechts nicht mehr verlinken kann oder sollte oder darf, liest man, dass der von M. Platzeck bald geräumte Posten des BER-Aufsichtsratsvorsitzenden noch immer vakant ist. Eigentlich bin ich der ideale Kandidat:

Erstens: Ich bin Fliegerei begeistert! Das ist wohl eine Grundvoraussetzung. Während andere, nachrangige Flughafenmitarbeiter  eher schienengeführt durch die Vergangenheit reisten, würde ich am liebsten fliegen können. Grundsätzliches Verständnis für die Fliegerei habe ich theoretisch (ist klar als Maschinenbau-Ing.) und praktisch durch Modellfliegerei. Außerdem bin ich schon mehrfach in Flugzeugen mitgeflogen, wo ich vorn, und nicht zur Seite hinausgucken konnte.

Zweitens: Ich bin politisch nicht vorbelastet. Ich bin in keiner Partei und lege mich für jede Wahl neu fest, wer am wenigsten meine Interessen mit Füßen tritt. Das macht mich unangreifbar. Ich kann von keinen Ämtern zurücktreten. Gegen mich laufen derzeit keine Strafverfahren und ich habe keine Steuerschulden. Das muss ich turnusmäßig gegenüber meiner IHK nachweisen zur Verlängerung meiner öffentlichen Bestellung und Vereidigung, die mich ohnehin als loyalen, unbescholtenen Bürger mit gutem Leumund kennzeichnet.

Drittens: Ich könnte mich gegen eine entsprechende Aufwandsentschädigung frei machen. Ich habe zwar einen Stapel Akten zu bearbeiten, aber für die paar Sitzungen und Gespräche ließe sich die Zeit freischaufeln. Wir haben im Büro sogar einen schönen Besprechungsraum, so dass man die Sitzungen gleich hier machen könnte.

Viertens: Ich kenne gute Berater, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen. Dazu gehören unter anderem eine erfolgreiche Bauingenieurin sowie ein Linienflugkapitän einer großen deutschen Fluggesellschaft. Beide sind in der Öffentlichkeit unverbraucht. Ich weiß, wo sie wohnen und kenne ihre Handynummern.

Fünftens: Ich kann gut zuhören. Egal, was man mir erzählt: Wenn es darauf ankommt, kann ich mir stundenlang die tollsten Geschichten anhören. Das kenne ich ja aus vielen Gerichtsverfahren. Meistens bin ich in der Lage, schon während des Zuhörens die Fallstricke zwischen den Zeilen zu erkennen und diese am Ende des Ganzen auf den Punkt zu bringen.

Sechstens: Ich scheue mich nicht, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Neulich kaufte ich eine gebrauchte Verkehrsampel (bestimmt kann man die am BER auch noch irgendwie gebrauchen). Dazu hat jeder, wirklich jeder gesagt: „Was willste denn damit?“. Außerdem war die Ampel sehr günstig. Das heißt, ich kann mit Geld umgehen. Im Gegensatz zu vielen anderen, die ihre 1, 2 und 5 ct-Münzen in Marmeladengläsern sammeln, schaffe ich es regelmäßig, diese beim Einkaufen loszuwerden.

Siebtens: Wenn es darauf ankommt, kann ich in Windeseile beim Flughafen sein. Ich kenne die Strecke auswendig, verfüge über das Wissen, die Gabe und die Berechtigung, diverse Verkehrsmittel zu nutzen. Und ich muss im Gegensatz zu vielen anderen gar nicht mehr umziehen, um in der Nähe zu sein, andererseits wohne ich nicht so dicht an einem Flughafen, dass ich in meinen Gedanken  durch Fluglärm zu stark gestört werde.

Achtens: Ich bin inzwischen Nichtraucher. Das heißt, ich war mal Raucher und weiß, wie wichtig ein effektiver Rauchabzug ist.

Neuntens: Ich habe den großen Überblick. Flughäfen sind im Grunde nichts anderes als Tankstellen. Beim BER sieht man das besonders deutlich. Das Terminal sieht nämlich aus wie eine Tankstelle. Vordergründig sollen Flugzeuge mit Fluggästen betankt werden. Manchmal sollte man ausgepowerte Fluggäste allerdings aus ankommenden Maschinen zunächst abpumpen. Dafür sind diese großen Rüssel da. Eigentlich ist das Tankstellengeschäft aber wie im automobilen Leben nur Nebensache. Denn das Terminal ist im Grunde eine verkappte Shopping-Mall, die dazu angelegt ist, den Leuten, die meinen, sie sollen in oder aus Flugzeugen steigen, das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Zehntens: Ich achte darauf, dass ich beim Fliegen keine Löcher in den Socken habe. Das ist nämlich so peinlich, an der Sicherheitskontrolle, wenn man die Schuhe ausziehen muss. Vielleicht werde ich in meiner zukünftigen Position ja dabei mal von Presseleuten fotografiert.

Liebe Flughafengesellschaft, ich sehe Ihrem Ernennungsschreiben nunmehr mit Freude entgegen.

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Datum: Freitag, 2. August 2013
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Ein Kommentar

  1. 1

    Ich bin dafür. Kann ich irgendwo mein Kreuzchen FÜR die Bewerbung / Anstellung setzen? =)

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