Die Frau überm Sofa

inlinesofaDa hing sie nun und sagte nichts. Sie verriet nicht, wer sie war, woher sie kam, wohin sie rollte.

Ich hatte ja noch nicht viele Fotos von mir vergrößern lassen, aber dieses eine hatte es mir angetan. Ich mochte die Dynamik, den ziemlich gut sitzenden Schärfepunkt, die Farben. Einfach  für meinen  Geschmack ein tolles Foto. Also kam es irgendwann in üppiger Größe über’s Sofa, zumal auch die Gattin angetan war.

Bei genauem Hinsehen verriet die Frau auf dem Foto dann aber doch etwas über sich selbst, nämlich ihren Vornamen am Helm. Und irgendwann begann die Frage an mir zu nagen, wer das wohl sein könnte, die da bei uns über der Couch hängt und in unserm Wohnzimmer Rollschuh fährt Nun wusste ich ja noch, bei welcher Veranstaltung ich das Foto geknippst hatte. Das lag schon ein bisschen zurück. Nach vielen Fotos (natürlich von viel schlechteren anderen Knippsern) und Berichten hatte ich aber auf der Veranstalter-Seite Glück und fand ziemlich versteckt die Teilnehmerlisten vergangener Läufe. Die kaute ich nun nach dem Vornamen durch. Man glaubt ja gar nicht, wie oft manche Vornamen vorkommen. Vielleicht lag es auch daran, dass es etliche Tausend Starter gab. Jedenfalls hatte ich eine ganze Latte  Treffer bekam.

Irgendwann kristallisierte sich eine Teilnehmerin heraus, deren vollständigen Namen ich dann durchgugelte. Und wieder mehrere Treffer, diesmal im ganzen Bundesgebiet. Aber eben auch eine Frau aus hiesigen Gefilden. Ha! Und sie hatte ein Profil in einem Netzwerk, bei dem man sich typischerweise mit dem Klarnamen anmeldet. So wie ich auch vor langer, langer Zeit.

Tjoa. Und dann wartete ich erst mal auf eine Eingebung von oben. Was mag sie sich denken, wenn sie, mangels ausreichender Zeichenanzahl bei der Kontaktanbahnungsnachricht, plötzlich von einem wildfremden Kerl einen Link zu einem Foto mit dem recht kurzen Hinweis bekommt, dass ich sie fotografiert habe? Irgendwann schickte ich die Nachricht aber doch ab, und die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Sie bestätigte tatsächlich, mein zufälliges Fotomodell zu sein, fragte aber -berechtigterweise- auch, wie ich denn auf sie gekommen bin. Nun, das habe ich natürlich gern erklärt, gehört sich ja so. Und, hurra, sie fand die Geschichte einfach klasse und fragte mich, ob sie denn ihren Facebook-Freunden davon berichten darf. Naja, sicher. Da kann ich ja schlecht nein sagen. Warum auch?

Weswegen ich eigentlich Kontakt aufgenommen hatte, war ja, weil ich noch einen Druck von dem Foto im Format 90×60 cm hatte. Den hätte ich beinahe schon anderweitig vergeben, war am Ende aber doch froh, meinen inneren Sherlock Holmes rauszukehren und derjenigen das Foto zu vermachen, die es verdient hat.

inline1Es dauert dann noch ein paar Tage, bis es zum konspirativen Übergabetreffen kam. Ich hatte einen Gerichtstermin in der Nähe ihres Arbeitsplatzes (nehme ich jedenfalls an). Und wow! Sie hat sich echt gefreut! Und das hat mich dann auch echt gefreut! Sie fand die ganze Aktion einfach großartig. Hach!

Wir haben einen zufällig rumlungernden Blumenkutscher dann noch gefragt, ob er ein Bild von uns machen könnte. Wie son Berliner Blumenkutscher nun mal so ist, meinte, er würde dann mal seine Pinsel und Farben holen. Gnarf … Er hat sich dann doch mit meinem Handy begnügt. Ergebnis: Siehe links.

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Datum: Montag, 15. September 2014
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