Mein Jahresrückblick 2007

Puh, was für ein Jahr! Eigentlich fing das Jahr schon Ende 2006 mit der Entscheidung an, das Münsterland zu verlassen und nach Berlin zu gehen. Aber der Rattenschwanz, den das nach sich gezogen hat, ist schon beachtlich. Aber von vorn:

Nov. 2006:

Der Entschluss ist gefallen. Ich verlasse meine erste Arbeitsstelle und gehe nach Berlin.

Dez. 2006:

Auf den letzten Drücker habe ich in der Nähe meiner neuen Wirkungsstätte, in der Gormannstraße (Berlin-Mitte) eine 35qm-Einzimmerwohnung gefunden. Nicht billig, auch fast nicht gemütlich. Aber für den Übergang genau richtig. Ich packe meine sieben(siebzig) Sachen in einen Transporter und kann dank Hilfe netter Menschen zwischen den Jahren den Mini-Umzug bewältigen. Silvester bin ich mit den Nerven dennoch ziemlich fertig. Ich suche dringend den Ordner mit meinen Zeugnissen, den ich für die Umschreibung meiner öffentlichen Bestellung und Vereidigung brauche. Der kann nur in der alten Heimat sein. Ich finde ihn dann in Berlin. Hatte ihn wohl schon mitgenommen, obwohl ich mir doch so sicher war. Leider habe ich wohl ziemlich schlechte Stimmung verbreitet…

Januar

Ich sehe auf Anhieb: In Berlin gibts auch Unfälle. Ich arbeite viel. Es wird erst hell, wenn ich schon lange im Büro bin, und ich gehe, wenn es schon lange wieder dunkel ist. Dabei lerne ich eine Straßenlaterne kennen, die immer dann ausgeht, wenn ich vorbei gehe. Den Weg zum Büro gehe ich zu Fuß. Das sind nur gut 5 Minuten aus meinem Büro bis zu meinem Kämmerchen. Praktisch! Meine Chefin und ich führen jetzt erstmal eine Wochenendbeziehung. Dank Skype und Nachbars offenem WLan halten sich die Telefonkosten in Grenzen. Jog leiht mir seine Base-Flat, damit ich einen Internetzugang habe, wenn Nachbar sein Wlan mal ausschaltet. Da ich im Erdgeschoß und im Schatten des Sendemasts wohne, habe ich leider sehr schlechten UMTS-Empfang und merke: GPRS macht keinen Spaß! Die Leitung ist lahm und instabil. Mit UMTS geht’s viel besser.
Februar

Ich richte mich in meinem neuen Büro ein. Dabei ist auch mein selbst gezimmerter Bürostuhl aus einem Smart-Roadster-Sitz. Der ist allen Unkenrufen zum Trotz sehr bequem. Alle sagen, nur gekaufte Bürostühle taugen was. Nur die seien ergonomisch richtig geformt. Ich glaube aber, dass in die Entwicklung von Autositzen mehr Entwicklungsarbeit als in Bürostühle der eher unteren Preiskategorie gesteckt wird. Da ich in die alte Bürobibliothek einziehe, muss ich mir den Platz voerst noch mit zahlreichen Büchern teilen. Aber: Mit mir kommt der Durchbruch. Und zwar zum Nachbarflur. Sechs Büroräume werden zusätzlich angemietet, aber nicht alle für mich. Ich freue mich, dass ich mir den zweiten TFT nicht selbst kaufen muss wie in meiner alten Firma, sondern ihn selbstverständlich gestellt kriege. Zu meinem Glück fehlt mir eigentlich nur noch ein Sofa im Büro.

März

Ich entdecke das Fotografieren als nette Freizeitgestaltung. Außerdem habe ich mir eine BVG-Jahreskarte zugelegt. Nun fahre ich, wenn ich Langeweile habe, in Berlin rum. Mein Auto steht derweil nur in der Tiefgarage herum. Ich entschließe mich, einfach mal ne Runde zu drehen, um die Batterie aufzuladen. An den Wochenenden, die wir nicht zusammen in Berlin verbringen, fahre ich mit dem Zug in die alte Heimat. Mittlerweile habe ich sämtliche Dönerbuden in der Nähe erkundet und staune über die günstigen Preise. Gammelfleisch lässt mich kalt. Hauptsache, es schmeckt! Zur Abwechslung suche ich auch mal nen Thai-Asia-China-Fernost-Imbiss auf. Wäre mir früher nicht im Traum eingefallen. Ich lebe mich im neuen Büro bestens ein. Ich hab’s wirklich gut getroffen und bemitleide alle, die nicht das gleiche Glück haben.

April

Langsam neigt sich der Winter dem Ende. Kalt war es nicht wirklich. Mich nervt im Allgemeinen im Winter vielmehr, dass es so spät hell und so früh dunkel wird. Das wird nun besser. Der gemeine Berliner setzt oder legt sich nach draußen, sobald auch nur der erste Sonnenstrahl rauskommt. Langsam wird es auch ernst, das Häuschen in der alten Heimat zu verkaufen. Ein Interessentenpaar hat sich herauskristallisiert, und es sieht so aus, dass wir dem Münsterland beinahe schneller als gedacht den Rücken kehren. Wenn jetzt noch eine Stelle für meine Chefin in Aussicht wäre… Hier sollte mein vierwöchiges Tagesspiegel-Probeabo noch eine entscheidende Rolle spielen. Das hatte ich mir aufgrund meiner guten Laune von einer wortgewandten Studentin aufschwatzen lassen. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich zu den beiden Kinogutscheinen auch den Studentenrabatt bekomme.

Mai

Der Wonnemonat Mai kommt, und damit auch die Oldtimersaison. Meine beiden Fiats stehen ziemlich festgenagelt rum. Seit langer Zeit darf mein N mal wieder an die Luft. Er wird der erste sein, der mit mir nach Berlin „geht“. In Berlin ist die sog. „Umweltzone“ das Thema, das die Oldtimerszene bewegt. Ich bin schon vor ein paar Monaten zu den Aktivisten hinzugestoßen. (Was soll man auch sonst mit seiner Freizeit anfangen?) Und so nehmen wir an der großen Oldtimerdemo teil, die leider im strömenden Regen stattfindet. Dadurch kann sie nicht die Aufmerksamkeit erregen, die wir gerne gehabt hätten. Alles sieht danach aus, dass die schwachsinnigsten aller Politiker dem mobilen Kulturgut den Garaus machen wollen. Aber noch ist die Zone ja nicht amtlich. Eins ist aber klar: Der gemeine Deutsche neigt zu Zonen. Irgendwie hat er Spaß daran einige aus- und andere einzusperren.

Juni

Endlich sind die Tage so lang, wie ich mir das vorstelle. So könnt es ewig bleiben! 25°C wäre mir auch als durchgängige Temperatur sehr angenehm! Wir schauen uns die Umgebung an und nutzen kulturelle Angebote. Fest steht nun auch, dass wir unser Häuschen zum 1.7. verlassen werden. Noch bin ich ganz cool. So richtig habe ich auch nicht daran gehangen. Wie oft habe ich gesagt: „Das erste Haus ist sowieso nicht das richtige!“? Das Tagesspiegel-Probeabo hat sich ausgezahlt: Auch wenn ich die meisten Ausgaben beinahe ungelesen ins Altpapier gestopft habe, habe ich es doch geschafft, wenigstens einmal in den Stellenanteil zu schauen. Da habe ich dann eine für meine Chefin passende Stelle gefunden. Nämlich das gleiche, was sie in Münster gemacht hat, nun in Berlin. Ist doch klar, dass man mit einer einzigen Bewerbung auch nur eine einzige Zusage bekommen kann, oder?

Juli

Mal wieder haben wir so ziemlich die letzte Chance genutzt, eine neue Bleibe zu finden. Das Haus ist geräumt, was mich zumindest für einen Tag ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Jetzt sind wir richtig in die Stadt nach Prenzlberg gezogen. Gut, dass ich darauf geachtet habe, nicht zu hoch zu wohnen. So ist es eine Bell Etage-Altbauwohnung mit gutem Grundriss und 3,8m hohen Räumen. Mal was anderes, wohnen auf nur einer Ebene. Aber irgendwie fehlt doch die Werkstatt ein bisschen. Wir sind erstmal froh, dass wir ein neues Zuhause gefunden haben, von wo aus wir in Ruhe etwas Neues suchen können, das unseren Ansprüchen gerecht wird. Meine Chefin möchte einen Garten, weil das ihr Hobby ist, ich möchte in der Stadt wohnen, nicht irgendwo am Rand. Ach so, und Wassernähe wäre nicht schlecht, und ne Garage…

August

Wir sind gut dabei, unsere neue Wohn- und Lebenssituation zu organisieren. Mein Job läuft sowieso gut, und auch bei meiner Chefin sind die unumgänglichen Anlaufschwierigkeiten so ziemlich erledigt. Ich merke aber, wie ihr der Garten fehlt. Ein Ausflug hierhin ins Grüne oder dorthin ins Blaue ist kein Ersatz. Also schauen wir uns um, was es so gibt. Ich denke, dass auch eine nette Wohnung mit großer Dachterasse ne super Lösung wäre. Sie sieht das nicht so. Wir fahren mal nach Teltow und schauen uns dort ein Baugebiet an. Meine Meinung steht unumstößlich fest: Dort möchte ich nicht tot übern Zaun hängen! Auch die sonstigen Immobilienangebote machen nicht gerade Mut. Viele runtergewirtschaftete Angebote in fragwürdiger Lage und ebensolcher Vergangenheit. Nein, so wird das nichts! Glücklicherweise müssen wir uns nicht beeilen.

September

Man merkt es schon, dass die Tage kürzer werden. Aber trotzdem laden die warmen Abende ein, mal hierhin, mal dorthin zu gehen und ein Bierchen unter freiem Himmel zu genießen. Das muss man ja sagen, ist ein Vorteil hier in der Stadt: Man hat soviel Auswahlmöglichkeit, irgendwo hinzugehen, dass es so schnell nicht langweilig wird. Aber man muss sich natürlich daran gewöhnen, dass überall gleich Unmengen von Menschen sind. Es ist schwierig, auch mal einen Moment der Stille genießen zu können. Es fehlt eine Rückzugsmöglichkeit. Und, solange es schön draußen ist, gibt es auch keinen Grund, in der Stube zu hocken. Um den Kontakt mit der Außenwelt, also vor allem dem alten Bekanntenkreis, aufrecht zu erhalten, haben wir in unserer Wohnung dafür gesorgt, ein Gästezimmer bieten zu können. Da können bis zu vier Leute übernachten (die sich dann aber schon näher kennen sollten…).

Oktober

Unser Ruf ist nicht ungehört verhallt, und so strömen plötzlich Besuchermassen heran! Macht nix, wir haben es ja nicht anders gewollt. Und so beherbergen wir, Freunde, Freundinnen, Familie, Freunde von Kindern von Freunden usw. usf. Also zeigen wir allen, die es sehen wollen, unser Berlin. Das ist nicht zuletzt auch für uns interessant, denn meistens nutzen wir die Gelegenheit zu einer kleinen Stadtführung. So lernen wir beispielsweise den Bereich um den Hackeschen Markt, die Spandauer Vorstadt, mit der jüngeren Vergangenheit, aber auch Pariser Platz, Brandenburger Tor und Reichstag näher kennen. Überhaupt sei allen die Teilnahme an solchen Führungen empfohlen. Bislang sind wir noch nicht reingefallen, ganz im Gegenteil! In Berlin haben sich z. B. die Führungen der Stadtflüsterer bewährt. Aber auch Rundtouren mit dem Rad durch Berlin werden gern angenommen.

November

In Berlin habe ich meinen alten Freund Frank wiedergetroffen. Wir kennen uns noch aus der Grundschule, und haben uns leider in den 1990er Jahren aus den Augen verloren. Ich wusste nur, dass er erst in Erfurt bei ner Tageszeitung war. Inzwischen hatte es ihn vor ein paar Jahren auf verschlungenen Pfaden nach Berlin verschlagen. Seit ein paar Jahren hatten wir wieder sporadischen, nun wieder intensiven Kontakt, was mich sehr freut! Er kauft sich mit seinem Partner ein Haus in Rummelsburg. Darauf war ich auch vor einigen Monaten aufmerksam geworden, hatte es aber wieder aus dem Blick verloren. Nun beschäftigen wir uns recht kurz entschlossen auch damit, dort ein Reihenhaus mal intensiver unter die Lupe zu nehmen. Wohnen in Lagen oder Scheiben, das ist hier die Frage. Wir werden uns wohl für die Scheibe entscheiden. Es scheint, der beste Kompromiss zu sein, der unsere Ansprüche am ehesten vereint, ohne gleichzeitig eine Reihe von Nachteilen mit sich zu bringen. Es sieht so aus, dass das Warten und Suchen ein Ende hat. Innenstadtnah gelegen, gute fünf Minuten zu Fuß zur S-Bahn mit prima Verbindungsmöglichkeiten zu unseren Arbeitsstellen. Auch das Wasser ist in der Nähe, so dass wir hoffentlich bald unser Kanu mal wieder zu Wasser lassen können.

Dezember

Der Hauskauf ist fast unter Dach und Fach. Bis Mitte nächsten Jahres werden wir uns aber wohl noch gedulden müssen, bis alles fertig gestellt ist. Das dürfte dann wohl einer der wichtigsten Momente des nächsten Jahres werden. Damit bin ich auch mit meinem Jahresrückblick am Ende. Der erste, den ich überhaupt geschrieben habe. Viele Dinge habe ich nicht erwähnt. Die vielen neuen, netten Bekanntschaften, auch unschönere Begebenheiten, wie die Zensur auf flickr.com, die mich einige Zeit beschäftigt hat. Dauerbrenner war die sog. „Umweltzone“ und die CO2- oder auch Feinstaubdiskussion. Wenn ich daran denke, kommt mir die Galle hoch, zeigt sich doch, was für schlechte, verlogene Politiker uns „vertreten“. Schön war das erste Jahr in meiner neuen Firma. Seit langem habe ich mich mal wieder auf eine Weihnachtsfeier gefreut! Prima gelaufen ist auch das Fiat-500-Forum, das nur ganz selten Anlass für Ärger gab, die meiste Zeit Spaß machte, auch wenn wirklich sehr viel Arbeit darin steckt. In dem Zusammenhang bedanke ich mich auch bei meinen Mitstreitern.

Jetzt ist Heiligabend, früher Nachmittag. Heute Abend geht’s zu einem lieben Kollegen und seiner Frau, morgen startet die Weihnachtstournee zu unseren Eltern. Dann kommt Besuch über Silvester. Es wird also nicht langweilig.

Ich wünsche allen genauso viel Glück, wie ich in den vergangenen Monaten hatte, schöne Weihnachten und alles Gute für 2008!

So long.

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Datum: Montag, 24. Dezember 2007
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