Beiträge vom Juli, 2012

Lang lebe die FZ-50!

Dienstag, 17. Juli 2012 10:22

Wie? Was? Ach so, die Panasonic FZ-50. Die ist doch längst ausgestorben, oder?

Wie kommt man dazu, einen Blogartikel über eine Kamera zu schreiben, die es schon lange nicht mehr neu im Handel gibt? Ganz einfach: Man (ich) hat noch keinen würdigen Nachfolger gefunden!

Mein Kamera-Portfolio setzt sich hauptsächlich aus drei Kameras zusammen:

  • Leica M9-P mit Summilux 35 mm 1:1,4 und Elmarit-M 90 mm 1:2,8
  • Nikon D5000 mit 35 mm 1:1,8, 70-300 mm 4,0-5,6, 16-85 mm 1:3,5-5,6 (und Walimex 8 mm Fischauge …)
  • Panasonic DMZ FZ-50

Die Leica ist natürlich für alles gut, wo es mir auf  höchste Abbildungsqualität ankommt, oder wo ich mit offener Blende spielen kann und so. Die Nikon muss für allerlei „Spielereien“ herhalten. Das geht mit den vorhandenen Objektiven sehr gut. Spezielle Anforderungen sind damit gut zu erschlagen. Außerdem ist sie für Nachtsichtuntersuchungen kalibriert, aber das ist ein anderes Thema.

Tja. Und dann ist da noch die gute alte FZ-50. Die begleitet mich nun schon seit über fünf Jahren und ist die Allrounderin für das „Massengeschäft“. Mit ihrer Vorgängerin der FZ-30 habe ich die Funktionaliäten kennen und lieben gelernt, die FZ-50 hat dann von der Bildqualität her zugelegt. Aber was ist nun das Besondere für mich an der Kamera?

Sie ist für meine berufliche Fotografiererei die beste Allzweck-Kamera. In vielerlei Hinsicht vielleicht ein Kompromiss, aber beileibe kein fauler. Nun kann man natürlich auf dem Standpunkt stehen, dass selbstredend eine Spiegelreflexkamera Mittel der Wahl sei. Das habe ich mit der D5000 versucht, bin aber gescheitert, wenngleich sie für bestimmte Anwendungen ihre Vorzüge hat. Es gibt im Wesentlichen zwei Dinge, die die FZ-50 für mich so unentbehrlich machen: Das sind das Klappdisplay und das Objektiv.

Wenn man kaputte Autos fotografiert, merkt man schnell, dass die Schäden überwiegend auf Kniehöhe liegen. Kein Wunder: Da haben die Autos ihre Stoßfänger. Die stehen am weitesten ab, also treffen sie damit zuerst auf andere Autos. Tja. Will man nicht den gleichen Fehler machen wie viele andere und alles nur aus Augenhöhe schräg von oben fotografieren, geht man entweder bei jedem Foto in die Hocke oder legt sich auf den Boden, was bei Regen und Schnee doof aussieht, und versucht, von hinten auf 40 bis 50 cm Höhe durch den Sucher zu gucken, oder man klappt das Display raus und guckt wie annodunnemals bei den Schachtsucherkameras ganz lässig von oben. Dabei kann man die Kamera besonders ruhig halten, wenn man sie an den Armen ausgestreckt nach unten baumeln lässt. Allerdings fotografiere ich meistens mit Stativ. Da ist es übrigens auch nicht so einfach, ein passendes zu finden, das weit genug runterzustellen geht, aber auch auf normale Höhe hinaufreicht . (Manfrotto 785B ist hier mein Favorit, auch ein Auslaufmodell ohne Nachfolger, wenn ich mich nicht irre).

Das gleiche funzt natürlich auch mit Überkopfaufnahmen. Um Übersichtsaufnahmen von Unfallstellen zu fotografieren, benutzt man gern so eine Fensterputzerstange mit Stativschraube. Kamera druff, Selbstauslöser ein und los geht’s. Da kann man selbst in 3 oder 4 Meter Höhe noch von unten den Bildausschnitt checken. Ok, das Klappdisplay hat die D5000 auch (übrigens mit ein Grund für den Kauf), aber der Autofokus ist im Liveview ein Krampf. Das können andere Kameras vielleicht inzwischen besser.

Nächster Punkt ist, dass der Sensor nicht übermäßig groß ist. Das hat nämlich für mich den Vorteil, dass sich Objektive mit großem Brennweitenbereich verbauen lassen und die Tiefenschärfe auch schon bei relativ offener Blende recht groß ist. Denn, man will im Gegensatz zur Portraitfotografie gerade eben kein Bokeh haben, wo der Hintergrund so schön verschwimmt und Lichter so blumig verlaufen. Das Bild soll möglichst von vorn bis hinten scharf sein. Und das geht eben auch schon mit relativ offener Blende und damit vertretbaren Verschlusszeiten. Und die neunkommairgendwas Megapixel, die sie hat, reichen eh allemal.

Klar. Man handelt sich durch einen kleineren Sensor schlechtere Detailwiedergabe und altersbedingt auch mehr Rauschen ein. Aber für die Details schalte ich einfach auf „Makro“ und gehe so dicht ans Objekt, bis die Streulichtblende die Oberfläche berührt. Die Makro-Stellung ist bei meiner FZ-50 eh immer eingeschaltet, da man damit auch Nicht-Makro-Fotos machen kann. Eigentlich ein Nachteil, für mich aber ein  Vorteil ist, dass das Fokussieren in der Makroeinstellung schätzungsweise eine Sekunde dauert. Dadurch kann man einfach auslösen und noch schnell einen Schritt zur Seite machen, damit man sich nicht im Lack des Fahrzeugs doof spiegelt. Man glaubt gar nicht, welche Grimassen man auf gewölbtem Blech zieht, vor allem bei schwarzen Autos, die sich am schlechtesten fotografieren lassen.

Die Brennweite von (kleinbildäquivalent) 35 bis 420mm (ohne Objektivwechsel versteht sich) könnte im Weitwinkelbereich gern noch etwas kleiner sein. Ich komme aber damit zurecht. Genial ist die lange Brennweite. Damit knippst man einmal quer über den Hof und hat nur ein Rad oder einen Kotflügel auf dem Bild. Solche Fotos sind dann besonders verzerrungsfrei und lassen sich für fotogrammetrische Anwendungen verwenden. Gut. Solche Brennweiten findet man auch woanders, sogar noch mehr, aber ein weiterer Vorteil speziell  der FZ-50 ist in diesem Zusammenhang, dass das Objektiv nicht vorne rausfährt. Es bleibt immer gleich lang. Dadurch ist die gesamte Mechanik besser geschützt und das Objektiv ist auch nicht so klapprig wie man das bei anderen Kameras schon gesehen hat. Außerdem hat das Objektiv einen manuellen Zoomring. Ich weiß nicht warum, aber alle moderneren Bridgekameras haben Knöpfe zum Zoomen. Furchtbar! Ein einziger Krampf, wenn man sich mal daran gewöhnt hat, wie schnell und fein ein Zoomring zu bedienen ist.

Und so endet mein Loblied mit der Hoffnung, dass meine FZ-50 noch lange hält, bzw. ich hoffe, dass jemand dann einen Nachfolger mit folgenden Features herausgebracht hat :

  • Klappdisplay, das nach oben, unten und zur Seite schwenkbar ist
  • Brennweite in einem Bereich von ca. 30 bis 400 mm
  • Tiefenschärfe auch schon bei offener Blende ausreichend
  • Makrofunktion
  • Objektiv wird beim Zoomen nicht länger
  • mechanischer Zoomring

 

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