Alle wollen krank sein, aber nicht arbeiten
Kürzlich bin ich über einen Threads-Thread auf einen Gedanken gekommen, der bestimmt nicht alt, aber mir in meinem beschränkten Ein-Mann-Hirn noch nicht gekommen war. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in der Firma äußern immer mehr Personen den Wunsch, weniger Zeit mit Arbeit zu verbringen. Kurzer Gedankenausflug: Viele reden in diesem Zusammenhang gern von „Work-Life-Balance“, was ja nicht mehr bedeutet, als dass man sich in einem ständigen Kampf zwischen „Arbeit“ und „Leben“ befindet. Wenn es erst mal soweit gekommen ist, viel Spaß. Denn wer es nicht schafft, seine Arbeit in sein Leben zu integrieren, sondern sich dabei erwischt, beides gegeneinander auszuspielen, wird wohl Zeit seines Arbeitslebens nicht glücklich werden können. Arbeiten sollte idealerweise mehr als nur notwendiges Übel sein und integraler Bestandteil des Lebens sein.
Aber zurück zum Thema. Personen reduzieren also ihre wöchentliche Arbeitszeit, weil ihnen Freizeit wichtiger ist. Gleichzeitig reduziert sich dadurch auch der Beitrag für die Krankenkasse. Die medizinischen Leistungen, die man im Bedarfsfall erhalten möchte, sind aber die gleichen. Da fragt man sich ja doch, wie das funktionieren soll. Wenn zwei Arbeitskräfte sich einen Job teilen, ist der Krankenkassenbeitrag in der Summe gleich groß, aber es sind eben zwei Personen, die krank werden können. Gerade als Selbstständigem, der nicht gefragt wird, ob und wie viel Zeit er mit Arbeit verbringt, kommt einem da schon der Gedanke, dass diejenigen, die freiwillig ihre Arbeitszeit reduzieren, weiterhin die vollen Beiträge zahlen sollten, bzw. zur Aufrechterhaltung des Solidarsystems zahlen müssten.
Ja, das ist unpopulär. Und ja, die Frage ist, wie man freiwillige Arbeitszeitreduzierung von unfreiwilliger trennen soll, wenn man z. B. an Alleinerziehende denkt. Weiß ich auch nicht. Was ich aber weiß: Irgendwo muss die Kohle herkommen. Und sich von der voll arbeitenden Solidargemeinschaft seine Freizeit finanzieren zu lassen, kann wohl nicht die Lösung sein.
Samstag, 12. Oktober 2024 18:33
Ein interessanter Gedankengang.
Tatsächlich sind die Einzahlungen in die Sozialkassen dann auch gekürzt. Allerdings gehe ich davon aus, dass Menschen die eher am unteren Ende der Gehaltsbandbreite sind, weniger Bedarf an einer 32h Woche haben.
Ich vermute eher, dass es Menschen sind, die eher in Richtung der mittleren Gehaltsklasse unterwegs sind, ggf. auch schon über der Grenze zur Privatversicherung. Die zahlen eh schon nicht mehr in die gesetzliche Krankenkasse ein.
Für mich ist die 4-Tage-Woche ein echtes Luxusthema und ich bin davon nicht absolut überzeugt.
Wir haben eine 4-Tage Woche in der Firma eingeführt (4 Tage á 9h Arbeit = 36h) und ich spiele da nicht mit.
Ich mag nicht gezwungen jeden Tag 9h arbeiten.
Und ich genieße den Freitag als effizienten Arbeitstag an dem mich kein Mensch stört.
Ich glaube wir müssen unsere Arbeitswelt verändern, Speed rausnehmen, Freiräume erzeugen in denen man wirklich „denken“ und „arbeiten“ kann. Der Takt ist zu hoch. Viel zu hoch. Und das stresst die Menschen – da hilft es langfristig nicht, am Freitag auch der Couch zu sitzen und Netflix leerzuschauen.
Just my 2 cents.