Aus der Zauber

Genauer gesagt: Aus der Zauberberg.

Seit Februar habe ich als Bettlektüre den Zauberberg von Thomas Mann „gelesen“. Größtenteils, so mein Eindruck, habe ich mir nur die Buchstaben angeguckt. Die meiste Zeit hat das Werk, 1000 eng bedruckte Seiten, bedrohlich neben mir gelegen, während ich geschlafen habe. Die paar Seiten, durch die ich mich nahezu jeden Abend gequält habe, haben dann in der Summe dazu geführt, dass ich am Samstag den hinteren Buchdeckel schließen konnte.

Seitdem ich lese (was ja meine Neuzeit betreffend noch nicht so lange ist), habe ich mich mit keinem Buch so schwer getan, wie mit dem Zauberberg. Das mag an meinem mangelnden Intellekt liegen, jedenfalls habe ich zu dem Klassiker ebenso wenig einen Zugang gefunden, wie zu klassischer Musik (oder die es sein will. Hurz!)

Nachdem ich die letzte Seite erreicht hatte, habe ich für mich beschlossen, dass Thomas Mann mit dem Zauberberg eine echte „Verarsche“ geschrieben hat. So ein wirres Zeug fällt einem nicht einfach ein, sondern damit verfolgt man ein Ziel. Nämlich das,  verständige Leser zu entlarven, die da sagen, oh, was für ein bewegendes Werk, dabei ist es an Banalität und vordergründiger Philosophie nicht zu überbieten. Was sich Naphta und Settembrini und auch unser „Held“ Hans Castorp so gegenseitig an sprachlichen Bällen zuwerfen, und zum Schluss beinahe sogar Bleikugeln, die dann doch der eine in die Luft und der andere gegen sich selbst schießt, und der dritte nur zuguckt, ist doch echt ziemlich weit hergeholtes Zeugs. Die Liebesgeschichte kommt nicht richtig in die Gänge, und die Geisterbeschwörung klappt auch nicht. Das Skilaufen endet leider nicht im frühen Tod des Helden, sonst hätte ich mich nur durch 400 Seiten oder so quälen müssen. Stattdessen muss der „Held“ innerhalb der letzten paar Seiten (und damit in einem Promilleanteil) des Buches auch noch völlig unsinnigerweise in den Krieg ziehen.

Egal, ich hab’s geschafft und Thomas Mann auch noch durchschaut. Ha!

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Datum: Dienstag, 3. August 2010
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Ein Kommentar

  1. 1

    Thomas Mann … mann-o-mann .. wenn Dostojewsky nach 400 Seiten Schuld und Sühne noch alle Namen beisammen hatte .. dann hatte Golo Mann gerade seinen ersten Punkt gefunden … im Wallenstein.

    … lieber Walter Moers .