Ich = Kunstbanause reloaded
Ich merk’s ja immer wieder: Mit Kunst oder (Hoch)kultur hab ich es nicht so.
Im gerade abgelaufenen Lebensjahr hatte ich zusammen mit meiner Begleiterin eine Jahreskarte für die staatlichen Museen Berlin – preußischer Kulturbesitz. Am Anfang waren wir voller Euphorie und schauten uns die Museen der Stadt an. Der anfängliche Schwung verging schnell. Im Sommer ist ja auch eh nicht so Museumszeit. Der Ablauf der Jahreskarte rückte näher, aber es standen noch diverse unbesuchte Museen auf der Liste. Die wurden dann im Schnelldurchlauf abgehandelt.
Die alte Nationalgalerie fand ich ganz gut. Nur die Bilder störten. Aber das Haus mit diesen lustig krummen Räumen? Cool. Das Bode-Museum. Hm. Was war da doch gleich? Ich glaube, viel Sakral-Zeugs. Ja genau. Das langweilte mich nach einer Viertelstunde und es ging im Laufschritt von Saal zu Saal.
Ich rannte also kopflos durch die Räume und hab dann prompt eine frühe Weissagung dieser Situation gefunden. Schön, dass man fast überall fotografieren darf. So habe ich mich darauf verlegt, ein paar besonders eindrucksvolle Exponate abzulichten.
Oder auch die historische Darstellung des C-3PO: Irgendwann später musste man dem wohl mal zur Tarnung ein Gesicht überzogen haben. Auf was für Ideen die Leute kommen!
Vom alten Museum habe ich nicht viel erwartet, außer Figuren ohne Köppe und ohne Arme. Und so kam es dann auch. Nur dieser Fernseher der Antike, in dem gerade eine Talkshow lief, hatte es mir angetan:
Wir waren dann natürlich auch noch im ethnologischen Museum. Joa, son paar Sachen waren ganz hübsch, wie z. B. die frühere Vergötterung der Rolling Stones. Aber der alte Plunder soll wirklich in den entstehenden Hot-Spot, ins Humboldt-Forum, aka es Stadtschloss-Neubau? Ne, oder? Gibt’s da nicht etwas, was die Leute mehr interessiert? Oder wie wäre es mit einem Parkhaus? Egal, mich fragt eh keiner.
Den Vogel abgeschossen hat aber die Gemäldegalerie. Dort traf ich allerdings erst einen alten Bekannten wieder, den alten Knacker vom 100-Mark-Schein.
Der schaut aber eigentlich in die andere Richtung und ist natürlich bunt:
Ein oder das Hauptwerk in der Gemäldegalerie ist derzeit der „Genter Altar“. Das ist ein im weitesten Sinne klappbares, recht großes Holzregal, in dem statt Büchern in den Fächern diverse Bilder angebracht sind. Aber jetzt kommt’s: Das ist weder das Original, noch ist es komplett. Sechs der zwölf Bilder sind durch Schwarzweißdrucke (oder Fotos) ersetzt! In einer rieeesigen Halle huldigt man also einer unvollständigen Kopie? Das fand ich so eigenartig, dass ich nur noch in die Luft gestarrt habe, was sich an einer Stelle aber durchaus lohnt:
Die Mario-Testino-Ausstellung im gleichen Gebäude hat aber einiges wieder rausgerissen. Supertolle Fotos von schönen Menschen.
An das Kupferstichkabinett habe ich praktisch keine Erinnerung mehr. Viel scheine ich nicht verpasst zu haben. Sehr lohnenswert fand ich dahingegen das Kunstgewerbemuseum ein paar Schritte weiter. Das lag wohl daran, dass ich mir darunter nicht viel vorstellen konnte und so auch nicht viel erwartet habe. Aber dort hat es neben allerlei Klamotten auch hübsch gestaltete Gebrauchsgegenstände und Möbel. Da findet man dann Klassiker, die man auch auf die Torstraße sich auch selbst in die Bude stellen kann:
Am Ende war ich immer gut mit so was wie Meta-Kunst beschäftigt. Kunst im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten hübsch in Szene zusetzen und zu fotografieren. Zum Beispiel, wenn die Neue Nationalgalerie als Konzerthalle genutzt wird, was ich herausragend fand!
Am Ende der Jahreskarte stellte ich dann aber fest, dass mir Fotoausstellungen besonders gern anschaue. Darum habe ich mich über die Freikarten zum diesjährigen Geburtstag für’s c/o-Berlin gefreut. Gefällt mir gut dort am neuen Platz im Amerikahaus! Dort war ich bestimmt nicht das letzte Mal.