Attentatsversuch in Prenzlauer Berg steht unmittelbar bevor
Das jedenfalls könnte man meinen, wenn man sich ein Schreiben des Polizeipräsidenten durchliest, das kürzlich in unserem Büro in Berlin Prenzlauer Burg eintrudelte.
Vor allem dieser Satz gefällt mir ja besonders gut:
„Mit dem Eintritt eines Schadens zum Nachteil von Leben, körperlicher Unversehrtheit und/oder Handlungsfreiheit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu rechnen.“
Ich meine, geht’s noch?
Hintergrund dürfte der Besuch des israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin sein. Dass es allerlei fehlgeleitete Irre auf der Welt gibt, die Bürgern Israels, gerade Spitzenpolitikern, nach dem Leben trachten, muss man nicht in Abrede stellen. Das ist leider ein Fakt. Aber fehlgeleitet war m. E. auch derjenige, dem die „wunderbare“ Formulierung im Schreiben des Polizeipräsidenten aus dem Kopf gepurzelt ist.
Erst mal ist ja gar nicht klar, wer überhaupt gemeint ist. Betrifft die akute Bedrohungslage nur den Staatsgast und natürlich sich in der Nähe befindende Personen, oder muss ich auch damit rechnen, von einer irrgeleiteten Kugel eines zuckenden Scharfschützen getroffen zu werden, die sicherlich zu hunderten auf den Häusern in der Umgebung Stellung beziehen? Oder durch den oder die Angriffe der ja mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Plan tretenden Attentäter? Eine solche Formulierung impliziert nicht nur Panikmache, sondern auch das voraussichtliche Scheitern der Sicherheitskräfte. Etwas mehr Selbstvertrauen hätte ruhig zwischen den Zeilen durchsickern dürfen.
In der Sache werde ich das tun, was das Schreiben wohl bewirken soll, nämlich das Büro einfach meiden. Andere Kollegen und Kolleginnen wohl auch. Es dürfte sehr schwierig werden, überhaupt zum Büro zu gelangen. Das angebotene Polizeigeleit dürfte nicht mehr sein, als die Folge davon, dass man das Erreichen des Arbeitsplatzes wohl nicht verbieten darf. De facto wird die Polizei Wichtigeres zu tun haben, als arbeitswütige Deppen zum Schreibtisch zu begleiten und darauf zu achten, dass keiner ein Fenster öffnet.
Die Rechnung über die Umsatzeinbußen schicken wir dann genau wohin?