Jazzkantine goes wild
Wenn man Sonntag abends ausgeht, muss es schon einen besonderen Grund haben. Hatte es auch: Die Jazzkantine war in der Stadt und hat ihr derzeit Schwermetall haltiges Süppchen zubereitet.
Also gings am für die Arbeiterklasse späten Abend in die Kalkscheune, wo um 21.00 Uhr das Konzert beginnen sollte. Um halb neun bestieg erst die Ein-Mann-Support-Band die Bühne und sang ein paar Lieder zur Gitarre. Die Stücke fand ich jetzt nicht so toll, aber die Stimme! Wow, ziemlich dicht an Eddie Vedder, würde ich mal sagen, nur mit mehr Volumen. Und der junge Mann sollte nach seinem vorläufigen Abgang noch mehrmals in Erscheinung treten.
Dann gings mit der Jazzkantine so gegen 21.15 Uhr los. Ich muss ja gestehen, dass ich diese diversen Hard-Rock-Stücke im Original alle nicht so richtig ertragen kann. Aber wenn der Beat sich vom reinen Gehämmer auf der 1 und der 3 löst und es zu grooven anfängt, ist die Welt in Ordnung.
Wer das Album kennt, weiß, dass dort eine Menge Gastmusiker beteiligt sind, vornehmlich am Gesang: Tom Gaebel, Sam Leigh-Brown, Xavier Naidoo, Max Mutzke usw. Da fragt man sich natürlich, wie die Stücke wohl live umgesetzt werden. Denn es ist wohl klar, dass diese Leute nicht alle dabei sein können. Den Part der Gastmusiker übernahm größtenteils der oben schon erwähnte Gitarrenmann, dessen Name ich leider nicht behalten habe, Louie Soundso. Außer bei „Jump“, das auf der Platte von Sam Leigh-Brown mit ihrer sagenhaft samtigen Stimme gesungen wird, hat mir an keiner Stelle der „richtige“ Sänger gefehlt. Ich würde sogar soweit gehen, dass der „Ersatzmann“ teilweise bessere, vor allem universellere Livequalitäten hat. Also keineswegs nur eine Notlösung.
Das Programm ist bunt gemischt: Viele Stücke vom ersten Album, viele aktuelle, einige Rap/HipHop-Nummern von Tachiles und Cappuchino. Insgesamt lecker angerichtet! Mein Eindruck war, dass die Band sich nach der ersten halben Stunde erst richtig warmgespielt hatte, denn dann ging der Groove auch dem letzten in die Beine und die leider viel zu leere Kalkscheune wippte und hüpfte und tanzte.Die Jazzkantine glänzt zweifellos durch ihr musikalisches Können. Die Musiker sind allesamt echte Profis auf ihrem Gebiet, denen keiner so schnell was vormacht. Das zeigt sich allenthalben in den diversen Soli, wo jeder mal an die Reihe kam. Besonders auf den Trompeter sollte man achten… 😉
Wer wie ich ein Problem mit den musikalisch eher langweiligen und abgedroschenen Originalen hat, sie aber eben doch irgendwie kennt, ist bei der Jazzkantine gut aufgehoben. Dort werden sie frisch aufgetischt, bekömmlich serviert und liegen nicht schwer im Magen. Ja, wir wären auch hingegangen, wenn wir nicht auf der Gästeliste gestanden hätten. Und zum Schluss noch ein Beweis, wie schlecht Bild- und Tonqualität meines Handys sind. (Falls das mit dem Plugin funktioniert… Edit: Ne, geht noch nicht, ich arbeite dran. Edit2: Ich binde es jetzt über flickr ein. Das tut’s im Gegensatz zu dem wordtube-plugin.)