Bremer Fiat 500 Treffen: Gemischte Gefühle

Bremen_10_06Seit ewigen Zeiten war ich mal wieder ohne 500er auf einem Fiat 500 Treffen. An eine Abfahrt am Freitag war mangels Zeit nicht zu denken, und samstags hin, sonntags zurück ist mir mit nem 500er einfach zu viel des Guten. Also sind wir am Samstag ziemlich früh gen Bremen (genau Backsberg bei Fischerhude) gestartet und dort gegen 11.30 Uhr aufgeschlagen. Klar. Begeisterungsstürme erntet man nicht gerade, wenn man da mit nem Honda Civic erscheint, aber die Alternative wäre nicht zu fahren gewesen.

Es war mit Sicherheit eines der am schlechtesten besuchten Treffen in der 29jährigen Geschichte. Das hatte m. E. drei Gründe: Erstens das Wetter. Die Vorhersage war durchgehend schlecht. Immer wieder Regen und für die Jahreszeit zu kalt. Letzteres stimmte, geregnet hat es auch wohl ordentlich am Freitag, am Samstag und Sonntag dann aber praktisch nicht mehr.

Der zweite Grund ist das Harzer Treffen, das am folgenden (Himmelfahrts-)Wochenende steigt. Schon seit jeher ist das Harzer Treffen gut besucht. Die geografisch günstige Lage, aber auch die Rundum-Versorgung mit viel Show und so sorgen für regelmäßig hohe Besucherzahlen.

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Und der dritte Grund ist letztlich ein Kommunikationsproblem. Es war nämlich erst spät klar, ob überhaupt ein Treffen in Bremen ausgerichtet wird und dann war (zumindest mir) lange nicht deutlich geworden, ob nach den Problemen im letzten Jahr überhaupt ein offenes Treffen stattfindet, oder man auf eine persönliche Einladung warten muss. Tja. Und da man praktisch keinerlei offizielle Kommunikation betrieben hat, dazu komme ich gleich noch, haben die Faktoren zusammen bewirkt, dass am Ende nur etwa 50 Startnummern vergeben wurden. Dem stehen erhebliche Fixkosten gegenüber, so dass dann auch der Hut (bzw. ne Blechdose) rumging, um die Finanzierungslücke zu schließen.

Gegen Mittag, also relativ kurz nach unserem Eintreffen und der obligatorischen Begrüßungsrunde, ging es zur Ausfahrt los. Andreas und Astrid hatten ihre wunderschöne Multipla mitgebracht, die genügend Sitzplätze zum Mitfahren bot. Herrlich! Eine Fahrt in dem Auto ist wirklich ein besonderes Erlebnis. Wie gehabt bot das Bremer Umland etliche schöne Fotoperspektiven, um die Kugelautos abzulichten.

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Gegen Abend hatte ich dann leider ein paar äußerst unerfreuliche Gespräche, die sich für mich als ziemlich dummes Geschwätz darstellten, was ich so von den beteiligten Personen nicht erwartet hätte. Es ging im Allgemeinen ums Internet und im Besonderen um das Fiat 500 Forum. Von ein paar Offlinern konnte ich mir (zusammengefasst) anhören, dass in Foren ja nur totaler Schwachsinn verbreitet wird, dass man auf Problemstellungen nie eine Lösung findet, dass das alles ungeordnet sei und überhaupt seien diese ganzen Foren überflüssig wie ein Kropf. Uff. Das saß. Die ganze Arbeit, die ich seit nunmehr fast 9 Jahren z. B. in das Fiat 500 Forum gesteckt habe, abgewatscht und mit Füßen getreten. Besten Dank dafür!

Aber die Gespräche waren auch entlarvend. Entlarvend, was den Anspruch, die Konsumhaltung und die sinnlose Verbreitung von Allgemeinplätzen betrifft. Vor allem Letzteres war besonders krass: Ich musste mir die Überflüssigkeit von Internetforen (alle wurden über einen Kamm geschoren) von jemandem vorhalten lassen, der sich fast gar nicht damit beschäftigt hat, geschweige denn im Fiat 500 Forum angemeldet ist. So war man natürlich auch nicht auf die Idee gekommen, das Fiat 500 Forum zumindest als einen Kommunikationsweg zu nutzen, um klare Ansagen zu machen, ob und wie das Treffen stattfinden würde. Is ja klar, wenn man so denkt. So war das jedenfalls ein ziemliches Rumgeeier.

Bremen_10_14Ich konnte dann wenigstens erreichen, dass sich mein Gesprächsgegner darauf herabließ, dass nicht allgemein Internetforen überflüssig wie ein Kropf seien, sondern, dass er finde, dass sie überflüssig seien (allerdings ohne sich eingehend damit beschäftigt zu haben). Die Penetranz, mit der mir diese unausgegorene Denke entgegengebracht wurde, war schon frappierend. Aber es ging ja noch weiter: Am Ende war das Internet irgendwie für alles Schlechte auf der Welt verantwortlich und wie man überhaupt so blöd sein könne, in sowas Zeit zu investieren. Ich meinte: Dass man z. B. regelmäßig Rückmeldungen bekommt, wenn jemand sein Auto wieder in die Gänge bekommen hat, zähle wohl nicht so richtig.

Natürlich kam auch noch die Meinungsfreiheit auf den Tisch. Das ginge ja gar nicht, dass da jemand (ein Moderator) sitzt, der Wortbeiträge anderer zensiert. Ich habe dann ein gewisses Erstaunen ausgelöst, als ich erst mal erklärte, dass der Betreiber der Internetseite im Zweifel persönlich verantwortlich und haftbar dafür ist, was in seinem Forum geschrieben wird. „Ach so ist das?“ – „Ja.“ – „Das wusste ich ja gar nicht.“ – *kopfschüttel*

Bremen_10_57In größerer Runde ging es dann weiter: Es wäre ja unglaublich, dass man in Internetforen keine Anleitung für ein bestimmtes Problem, es war glaube ich das Auffüllen von Gasflaschen, findet. Ich meinte, dann müsse man entweder besser oder länger suchen. Naja, hieß es dann, aber das wäre ja Mist, dass man da so ewig suchen muss. Das sei ja alles völlig unstrukturiert und chaotisch. Dass ganz viele Foren, die sich um Hobby-Themen kümmern, aber im Prinzip ehrenamtliche Freizeitbeschäftigungen sind und man deswegen vielleicht hinnehmen müsse, auch mal länger suchen zu müssen, war, so mein Eindruck, nicht hinnehmbar. Jedes Forum müsse auf jeden Fall ein in sich schlüssiges Nachschlagewerk sein, kam bei mir an. Und vor allem, was ja gar nicht in Frage kommt: Sich in einem Forum anzumelden und vielleicht selbst etwas zu fragen (geschweige denn auch mal zu antworten). Das wäre ja so ein Aufwand, diese Anmeldung! Und dann auch noch was schreiben! Nein, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar!

Und dann setzte noch jemand eins drauf: Jemand mit einem großen Fachwissen, der aber im Forum durchaus dafür bekannt ist, eigentlich nur dann etwas zu fragen, wenn er selbst etwas wissen will oder etwas bestimmtes sucht. Soweit okay, kann man machen. Aber mir dann zu sagen, dass er sich insgeheim darüber amüsiere, wenn mal wieder jemand in seinen Augen irgendwelchen Unsinn geschrieben hat, anstatt sich selbst mal eben ein paar Minuten Zeit zu nehmen und eine richtige oder weiterhelfende Antwort zu schreiben, finde ich schon ein dickes Ding. Er mache das deswegen nicht, weil er ja früher auch nach dem Prinzip „trial and error“ alles allein ausprobiert habe, und so müssten die heutigen Schrauber eben auch aus ihren Fehlern lernen. Das finde ich schon echt perfide. Zumal man früher durchaus auch seine Schraubergemeinschaft hatte, die man fragen konnte. Schließlich gab es vor dem Internet bereits gemeinsame Werkstätten, Telefon und Fiat-500-Treffen, wo man sich austauschen konnte, und auch, wenn man denn wollte, anderen helfen konnte, damit sie nicht die gleichen Fehler wie man selbst machen.

Und für mich ist am Ende haften geblieben: Es gibt Social Networking oder wie immer man das nennen will. Und gerade im Internet in Hobbyforen gibt es verdammt viele Leute, die hilfsbereiter sind als so mancher Real-Life-Kontakt. Ich war in dem Moment soweit, zu sagen, das war mein letztes Bremer Treffen. Hier brauchst du nicht mehr hinzufahren, wenn du dir so einen Unfug anhören musst.

Bremen_10_47Glücklicherweise hat der weitere Abend am Lagerfeuer dann wieder einiges herausgerissen. Ich hatte sehr angenehme Gespräche, mit Leuten, unaufgeregten, intelligenten Menschen, die ich einfach immer gern mal wieder treffe. Das hat mich sehr gefreut, mich mit ihnen mal wieder zu unterhalten. Und es hat mir gezeigt: Es ist doch wert, zu solchen Treffen zu fahren. Man muss sich die Leute halt aussuchen, mit denen man sich abgibt. Das war übrigens auch ein „Argument“, das ich mir im ersten Gespräch anhören durfte: Im Internet müsse man sich ja mit jedem Hinz und Kunz abgeben. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich gestern diesen Unterschied zwischen Real Life und Internet nicht gesehen. Oder doch: Ich hab die Gespräche irgendwann abgebrochen, bin gegangen und hab mich wie beschrieben ans Lagerfeuer gesetzt. So hat der Abend einen schönen Ausklang gefunden. Auch das Frühstück am nächsten Morgen unter freiem (bedecktem) Himmel mit frisch gebackenen Brötchen war sehr harmonisch und wohl auch in gewisser Hinsicht versöhnlich. Dennoch haben wir uns zügig wieder in Bewegung gesetzt gen Heimat.

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Datum: Sonntag, 9. Mai 2010
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2 Kommentare

  1. 1

    Was ist denn eigentlich dieses „Internet“ von dem Du schreibst? Kann man das essen?

    vg
    fabi (wie immer mit seiner Triumpf-Adler Schreibmaschine am Tippen)

    P.S. Nimm die Web und Forums-ignoranz der Offliner nicht so zu herzen!

  2. 2

    diese süssen kleinen flitzer ich liebe sie