Beitrags-Archiv für die Kategory 'Das Leben, das Universum und der ganze Rest'

Google, kannste vergessen? Danke.

Sonntag, 13. Juli 2014 22:24

Das sog. „Recht auf Vergessen“, diese „Lex Google“, wonach man einen Antrag an Suchmaschinenbetreiber stellen kann, unliebsame Suchergebnisse zu beseitigen, stößt bei einigen Netzaktivisten so dermaßen auf Widerstand, dass sie den Untergang des Abendlandes kommen sehen. Mindestens. Je öfter „Zensur“ gekräht wird, desto weniger fällt allerdings auf, wenn es wirklich mal zu Zensur kommt. Das ist das Ärgerliche an Gewöhnungseffekten.

Ich halte es für ziemliche Panikmache, dass dieses Möglichkeit, Sucheinträge beseitigen zu lassen, wirklich nennenswerte Auswirkungen hat. Erstens ist es doch so, dass man sich an jeden einzelnen Suchmaschinenbetreiber wenden muss. Ich verrate euch mal was: Es gibt nicht nur Google. Zweitens wird ja nicht die Fundstelle selber gelöscht. Der eigentliche Inhalt bleibt unangetastet. So richtig Zensur ist es also nicht. Ok. Dadurch wird die Recherche etwas aufwendiger, um nicht zu sagen, ist es ein Rückschritt wie in analoge Zeiten, als man sich in Bibliotheken durch Karteikästen und Regale gehangelt hat. Es ist nicht mehr alles bequem vorgefiltert und in appetitlichen Häppchen vorgekaut. Zur Not muss man selbst recherchieren. Macht natürlich keiner, dessen Startseite google und erster Bookmark Wikipedia ist.

Aber wenn man mal über seine eigene Bequemlichkeit hinwegsieht und sich in die betroffene Person versetzt: Warum sollte ihr es nicht ermöglicht werden, unliebsame Netzfundstücke schwieriger auffindbar zu machen? Es wird nun mal so viel unreflektierter Mist ins Netz gekippt, dass es einem manchmal etwas zu viel werden kann.

Mir ist das passiert, als mich mal ein von Verschwörungstheorien durchweichter Journalist sozusagen beruflich konsultieren wollte, nachdem sich ein ebenso weichbirniger Politiker zu Tode gefahren hatte. Ich sollte mich zu den Schäden am Fahrzeug äußern. Offensichtlich hatte sich der Journalist Zutritt zu dem Fahrzeugwrack verschafft, wohl unberechtigt, nehme ich an.

Wir haben dann telefoniert. Danach habe ich mich allerdings informiert, was das denn überhaupt für einer ist, dieser Journalist. Und da kam dann doch so großer Unfug zutage, vor allem auch eindeutig einer politischen Richtung zugehörig, mit der ich nun beim besten Willen nicht in Verbindung gebracht werden wollte,  dass ich dachte, ne, mit dem will ich nicht in einem Atemzug genannt werden. Jedenfalls untersagte ich ihm per Mail, mich in seinen Pamphleten namentlich zu nennen. Daran hat er sich – natürlich – nicht gehalten, und so ist mein Name mit – zum Glück – wenigstens richtig wiedergegebenen Zitaten in einem Buch zu dem Thema erschienen, das dieser Schreiberling tatsächlich zustande gebracht hat.

Irgendwann stieß ich bei Google auf, ich glaube, eine französische Seite, auf der mein Name und der dieses Journalisten auftauchte. Ich dachte, na super. Außerdem wurde da als Quelle das unsägliche Machwerk dieses Schreiberlings genannt, das ich mir dann erst mal beschaffte. Allerdings gebraucht für 99 ct, damit bitte keine Tantiemen bei diesem Typen landen. Und tatsächlich tauche ich darin namentlich auf.

Das Buch kauft wahrscheinlich eh kaum einer. Und wenn mich einer darauf anspricht, weiß ich gleich, was ich von demjenigen zu halten habe. Aber die Fundstelle im Netz hat mich doch irgendwie gewurmt. Da nun aber jemanden anzuschreiben, bitteschön meinen Namen zu entfernen, kann man ja vergessen. Damit erreicht man eher das Gegenteil. Kennt man ja. Wenn man sich aber an denjenigen wenden kann, der als Multiplikator fungiert, finde ich das persönlich nicht die allerschlechteste Variante. So mancher Netzinhalt sollte sowieso einer Halbwertszeit unterliegen und sich nach einer gewissen Zeit von selbst beseitigen.

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Der Weinverschluss ist die Leerkassette der Fortyagers

Montag, 21. April 2014 12:32

„Wir brauchen noch ein Geschenk für heute Abend!“ – „Stimmt. Was hältst du von den Weinverschlüssen da drüben?“

Proppen

Ich mag Bier. Aber ich mag auch gern Wein. Und Weinverschlüsse. Und Geschenke. Und so findet sich in den diversen Schubladen eine stattliche Sammlung an irgendwie mit einem Griff gestalteten Korken, Drehteilen mit Gummiringen oder anderen, meist kegelförmigen Abdichtungen in Flaschenhalsformat.

Früher ™ gab es ja auch immer mal das Geschenkproblem, wenn man zum Kindergeburtstag eingeladen war. Leerkassetten waren das Allheilmittel. Erst die orange-schwarzen BASF, später gern die 90er TDK mit Chromdioxid-Band. Das waren die guten! Und man konnte sie immer gebrauchen, um das neueste Mixtape zusammenzuschneiden. Nur ist die Zukunft der Weinverschlüsse genau so dunkel wie das schon eingetretene Ende der Kassette: Mit zunehmender Verbreitung von Drehverschlüssen an Weinflaschen, die inzwischen keinen Qualitätsmakel mehr darstellen, bleiben sie zunehmend ungenutzt in der Schublade liegen (mal abgesehen davon, dass ja auch erst mal ein Rest in der Flasche übrig bleiben muss).

Aber da oben der rechts im Bild, der sieht in absehbarer Zukunft einem zweiten Leben in seiner eigentlichen Funktion entgegen, wenn ich erst mal das Fünfganggetriebe in meinen Fiat einbaue! Wofür Weinverschlüsse eben so alles gut sind.

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Meinungsfreiheit

Montag, 21. April 2014 11:39

Man merkt, dass dieses Bildchen, das vor ein paar Tagen die Runde durch die Blogosphäre machte, von Meinungsträgern stammt bzw. transportiert wird, vor allem aber von Machern, die an den Knöpfchen sitzen, um darüber zu entscheiden, welche Meinung oder Äußerung sie in ihrem Dunstkreis, aus welchen Gründen auch immer, tolerieren oder löschen.

xkcd_freespeech

Original von Randall Munroe Übersetzung von A. Stefanowitsch unter  CC-BY-NC-Lizenz

Wenn du aber beobachtest, wie in einem Forum, das du selbst mal administriert hast, ein paar schwarze Schafe „an der Macht“ sind, die durchaus mal homophobe, rassistische, ehrverletzende oder zum Betrug aufrufende Beiträge aus den eigenen Reihen tolerieren und diejenigen blocken, die auf diese Umstände aufmerksam machen, merkst du, dass das Bildchen zwar von der vordergründigen Grundaussage immer noch stimmt, aber eine Attitüde transportiert, die voraussetzt, dass derjenige, der an den Hebeln der Macht sitzt,verantwortungsvoll handelt, extreme und unsachliche Äußerungen erkennt und damit entsprechend umgehen kann. Unbequeme Einzelpersonen sind leicht zum Troll abgestempelt. Dabei sind es vielleicht gerade sie, die versuchen, die Ausrichtung eines Forums wieder in die richtige Bahn zu lenken.

 

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Weniger Meinung mehr

Donnerstag, 2. Januar 2014 20:55

Eigentlich wollte ich ja einen ganz anderen Beitrag schreiben. Was könnte ich alles bloggen. Aber da Blogs ja bekanntermaßen immer schon tot waren und sind, blogge ich halt nicht mehr. Oder sagen wir, kaum noch. Das liegt an einer Episode im vergangenen Jahr, als ich beschloss, einer dieser berühmten Schönwetterblogger zu werden. Gemeckert wird ja schon genug, also wollte ich zukünftig nur noch (überwiegend) Positives bloggen. Tja. Und da einem wie mir das nicht so leicht fällt, ist es eben still geworden. Manchmal ist es mir auch überhaupt nicht gelungen und ich bin wieder in alte Phraserei verfallen. Schönes Wetter gibt es ja auch viel weniger als schlechtes Wetter. Kein Wunder also, wenn es hier selten was Neues gibt. Vielleicht nerve ich dafür mehr mit Kommentaren bei Facebook oder so.

Dabei könnte ich mich herrlich aufregen über schlauquatschende Gutmenschen, die jedes Wort auf die von ihnen höchstpersönlich geeichte Goldwaage legen. Aber da die sowieso alles noch ein bisschen besser wissen als ich – und das will schließlich schon was bedeuten! – halte ich eben die Finger still. Irgendwie habe ich immer weniger Lust, meine Meinung in die Welt zu posauen. Das gilt nicht nur im Netz, sondern zunehmend auch im Real Life. Ich denke mir halt meinen Teil. Noch nicht sehr oft, aber  öfter als früher. Auf Meinung verzichten, scheint mir das Motto für 2014 zu sein.

In diesem Sinne: ________

 

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Untierisch

Samstag, 7. Dezember 2013 12:13

Ich bin ja so ein Ernährungsegalist. Hauptsache, mir schmeckt’s. Ich weiß, dass das schlimm und böse ist und dass ich stellenweise damit auch meine nächste Umgebung zur Verzweiflung bringe. Mit vegetarischer oder gar veganer Ernährung oder Lebensweise – Vegansein ist ja mehr als nur nichts Tierisches zu essen, denn z. B. Leder- und Seidenklamotten sind auch tabu – muss man mir derzeit nicht kommen. Das ist einfach nichts für mich. Jedenfalls im Moment nicht. Ich will gar nicht ausschließen, dass sich das nicht ändern kann, aber im Moment deutet nichts darauf hin. Wobei ich allerdings gut verstehen kann, wenn manche Leute das vor allem aus ethischen Gründen anders sehen. Die Massenproduktion tierischer Produkte ist oftmals eine Ansammlung von Abscheulichkeiten. Ist mir bekannt. Ich kenne die Filme und Bilder von gequälten Kreaturen. Trotzdem bin ich menschliches Arschloch genug, um mich darüber hinwegzusetzen. Dass man in seiner Lebensweise aber auch andere Schwerpunkte als ich setzen kann, finde ich absolut in Ordnung. Und wenn man z. B. bei Bekleidung und Ernährung auf tierische Produkte verzichtet, um damit die Lebewesen zu schützen, ist das aller Ehren wert. Dass man sicherlich auch an anderen Stellen in besserem Einklang mit seiner Umwelt leben kann, ist unbestritten. Man kann sich ja alles mögliche abgewöhnen, was der Erde schadet, z. B. Energie zu verbrauchen. Ist ja auch nicht gut, wenn man sich anschaut, wie die derzeit noch meistens für uns erzeugt wird, sei es Wärme oder Elektrizität oder Mobilität (thermische, elektrische und kinetische Energie). Ich versuche, meistens zu meinen Mitmenschen freundlich zu sein. Ist doch auch was. Außerdem habe ich keine Haustiere, weil ich mal behaupte, dass sich ein wahrer Tierfreund keine Tiere hält. Essen oder anziehen sollte man sie konsequenterweise allerdings auch nicht. Irgendwas ist ja immer.

Nun war ich gestern also zum ersten Mal in einem veganen Restaurant. Eine angenehme Mitmenschin aus Köln, die ich vor meinem Rausschmiss aus der internetten Fiat-500-Welt kennenlernte, weilte wegen einer beruflichen Fortbildung in Berlin. Und sie ist eben Veganerin.

Ich weiß gar nicht, wie man genau sagt: Veganerrestaurant? Vegan-Restaurant? Keine Ahnung. Wie auch immer. Der Laden, Mio Matto in Friedrichshain, war jedenfalls gut besucht. Die Tischreservierung ging vorab über’s Internet. Ist ganz praktisch gemacht und zugleich modern, wobei sich so ein alter Mann wie ich natürlich fragt, ob das auch alles funktioniert und man am Eingang dann stammelt: „Ich hatte einen Tisch für vier reserviert … also, äh, über diese Internetseite. Äh, ne?“ Der freundliche Mann am Empfang, der Chef, wie ich kurz darauf von meiner Bekannten erfuhr, die sich in der Vegan-Szene gut auskennt, nahm mir aber gleich meine Unsicherheit ab und führte mich zum Tisch. Hm. Okay? Da sollte ich also die nächste mindestens zwei Stunden hocken. Die Tische im Gastraum sind auf verschiedenen Höhen angeordnet. Es gibt ein paar normale Tische mit Bänken oder Stühlen, vor allem einen größeren, an dem eine größere Gruppe saß, die offenkundig gute Kontakte zum Inhaber pflegte, ein paar Tische, die mehr so loungig-couchig flach sind und ein paar Tische, die das alles durch übermäßige Höhe wieder ausgleichen, nämlich mehr so Tische wie im Imbiss, wo man ja gern mal mit lehnenlosen Barhockern die Tische bevölkert. Und an so einen Tisch führte mich nun also der Chef. Genauer gesagt waren es 4 Zweiertische, von denen zwei einzeln und zwei zu einer Gruppe – für uns – zusammengestellt waren. Ich zwängte mich völlig egoistisch auf die Bank, die eine etwas klapprige Rückwand hatte, aber man konnte sich immerhin anlehnen. Die Durchschlüpfbreite zum Tisch hat man eher nicht für Leute meines Formats eingerichtet, stellte ich schnell fest. Ich hatte das aber gerade alles geschafft und saß nun mit einer Frau auf der durchgehenden Bank und kippte mit dem ganzen Gerät erst mal leicht nach vorn. Ups. Schon trafen mich ein bisschen wütende Blicke der beiden Frauen vom Nebentisch, die sich gerade über ihre optisch ansprechende Vorspeise hermachen wollten.

Weil die Frau neben mir sowohl ihre Tasche als auch Jacke neben sich auf der Bank zwischen uns aufgetürmt hatte, stopfte ich meine gefütterte Winterjacke samt Handschuhen, Schal und Mütze auch dorthin. Wenige Sekunden später kam der Chef wieder an und fragte mich sehr freundlich, ob er meine Jacke zur Garderobe bringen sollte. Ich wollte noch sagen, er könne ja auch gleich die Jacke meiner Nachbarin mitnehmen, begegnete aber nur mit einem „Gern, vielen Dank“, worauf er mich noch daran erinnerte, keine Wertsachen in der Jacke zu lassen, und schon war ich meine Jacke los. Mit dem Resultat, dass ich nun den Rest des Abends zum Teil auf der Jacke meiner Nachbarin saß. Das störte mich nicht großartig, denn die Holzbank war ansonsten nicht gepolstert und ich wurde schnell auf eine Fehlkonstruktion aufmerksam: Die Fußstützen. Bevor ich die zu weit hinten und zu tief angebrachten Metallstreben ertastet hatte, baumelten meine Füße erst eine ganze Weile unter dem Tisch, während ich mir das Publikum – ich war ja noch allein – mal genauer anschaute. Nach kurzer Zeit ließ meine Konzentration auf die Mitesser aber nach, weil sich die Kante der Bank unangenehm in meine Oberschenkel bohrte, vor allem dort, wo ich nicht auf der Jacke meiner Nachbarin saß, die immer noch keine Anstalten machte, ihre Sachen z. B. auf die andere – freie – Seite zu befördern, oder wenigstens dichter an sich heranzuziehen. Ich traute mich natürlich nicht, die Sachen offensichtlich zu berühren und sparte mir auch eine Bemerkung. Es störte mich ja nicht so richtig, ich fand es nur etwas unhöflich. Ich dachte so bei mir, na, die ist bestimmt nicht aus ethischer Überzeugung Veganerin mit Respekt vor allen anderen Lebewesen, sondern würde eher einen Spielplatz in der Nachbarschaft wegklagen, damit dort ein Heim für jaulende Katzen und kläffende Hunde eröffnen könnte. Auch viele andere Gästen machten auf den Misanthropen in mir mit ihrem Habitus jetzt nicht den Eindruck, auf möglichst harmonisches Zusammenleben mit allen Geschöpfen ausgerichtet zu sein, sondern es waren eben die ganz normalen Mittzwanziger bis -fünfziger, wie man sie überall in Mitte, X-Berg oder Friedrichshain finden kann. So mittel- bis überdurschnittlich erfolgreiche, eher nicht altruistisch wirkende Mittelschichtler, die sich aber selbst bestimmt voll tolerant finden. Vegan ist eben im Mainstream angekommen. Punkt. Manch einer isst eben komische Dinge, nur weil es gerade angesagt ist. Das gilt ja für viele Dinge, nicht nur für vegane Ernährung. Eine ernsthafte Lebenseinstellung steckt nur bei wenigen dahinter, behaupte ich mal (ohne das aber näher zu wissen). Wie man sich ernsthaft Fischeier, Hühnerfüße, Kalbszunge, Rindsleber, Froschschenkel oder Weinbergschnecken und Miesmuscheln, aber auch Spargel und Artischocken oder Fische, die einen noch angucken, in den Hals stopfen kann, werde ich aus Ekelgründen nie verstehen.

Apropos essen. Inzwischen war unserer Essmannschaft auf vier Personen zur geplanten Größe gewachsen, und wir bestellten Getränke. Ich trinke ja gern Bier. Ein Blick in die Karte beruhigte mich: Bier scheint als vegan zu gelten, obwohl, Achtung, Veganer-Bullshit-Bingo: darin Hefe enthalten ist. Haha. Wein gäbe es auch, den hatte ich aber am Vortag genug genossen … Man bestellte sich auch heißen Sanddornsaft. Ob ich mal probieren wolle? Ne, lass ma. Und nahm einen Schluck von meinem leckeren Bürgerbräu Rotkehlchen (Möööp – Vegan-Bullshit-Bingo: Mein Lebensmittel hat Tiernamen!) Die anderen bestellten sich noch eine Vorspeisenplatte. So antipastimäßig eingelegt. Damit kann ich ja nichts anfangen. Überhaupt, kaltes und süßes Essen. Ist ja nicht so meins. Auf den mit der Vorspeise bestellten Hauptgang haben wir dann sage und schreibe ne Stunde gewartet. Ganz schön lange für ein paar Nudeln und ne Pizza. Letztere hatte ich mir bestellt, wobei mir von unserer einzigen richtigen Veganerin am Tisch eher nicht dazu geraten worden wäre. So bekam ich dann also irgendwann meine Quattro Stagioni. Die Pizza sah lecker aus, vielleicht etwas trocken, aber so ne matschige Pizza, aus der das Öl zu allen Seiten rausläuft, finde ich auch nicht so dolle. Geschmacklich wirklich gut. Belegt unter anderem mit Salami- und Schinkenersatzscheiben. Kann man sich ja fragen, ob das nicht generell Unsinn ist. Aber ich wollte eben auch gern mal testen, wie gut das geschmacklich so hinkommt. Kann man machen, is okay, so mein Urteil. Die anderen waren von ihren Speisen auch begeistert, vor allem vom Geschmack. Es war alles sehr gut und einfallsreich gewürzt. Nur hätte es etwas reichhaltiger und wärmer sein können.

Nach ein paar weiteren Bierchen und einer Nachspeiseportion, an der ich nicht beteiligt war, an der man aber vor allem die Pseudo-Sahne lobte, klang der Abend dann aus und ich wurde auch von meiner kantigen Bank erlöst. Was nehme ich außer einem vollen Bauch mit nach Hause? Vegan essen geht, muss für mich aber nicht sein. Vegane Lebensweise ist in jedem Fall konsequenter als vegetarische Ernährung. Wenn ich überhaupt einen Schnitt machen würde, käme vegetarische Ernährung nicht in Frage, weil mir das zu halbgar wäre. Es würden ohnehin vorwiegend ethische Gründe bei mir dazu führen. Vegetarier könnte ich nur sein, wenn ich mich z. B. vor Fleisch ekeln würde oder ich den Geschmack nicht mehr mögen würde. Eine Lebenseinstellung ist das aber sicherlich nicht. Jedenfalls nicht für mich. Immerhin denke ich aber im Moment verstärkt darüber nach, was eigentlich woher kommt, und wer oder was dafür gelitten haben könnte.

Ach ja. Nächste Woche wird abgegrillt.

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10 – Die Traumfragen

Sonntag, 10. November 2013 22:23

Der Probefahrer hat mir ein „Stöckchen“ zugeworfen.

Du hast 1 Jahr um Dich NUR um Dein Blog zu kümmern. Kriegst alles bezahlt und musst Dir ums Geld verdienen keinen Kopf machen. Was machst Du mit Deinem Blog?

Mein Blog mit Werbung vollknallen und zugucken, wie zu dem Geld, das man mir schenkt, noch mehr dazu kommt. Und das, weil ich diese Gutmenschendiskussion hasse, wenn sich ein Blogger wieder angeblich verkauft hat, weil er zum Bestreiten seines Lebensunterhalts irgendwelche Werbelinks oder so in oder neben seinen Beiträgen eingebaut hat, und gleich an den Bloggerpranger gestellt wird. Wobei die empört Aufschreienden wahrscheinlich überwiegend in unbefristet Arbeitsverhältnissen arbeitende Angestellte mit 13 Monatsgehältern sind, die während der von ihrem Arbeitgeber bezahlten Arbeitszeit bloggen, facebooken und twittern, und ganz verstört sind, wenn man fragt, ob sie das eigentlich in Ordnung finden.

 

Was ist der beste Blogbeitrag den Du je gelesen hast? Mit Link bitte 😉

Es gab mal einen anonymen Blogger, der sich Quality nannte. Oder Qualitys Blog. Der konnte schreiben! Großartigst. Der letzte mir bekannte Link, an den ich mich erinnern kann, ist leider tot. Nehmen wir halt eine super Story von Beetlebum-Jojo (auch die folgenden Beiträge lesen). Am besten gefällt mir der neunte Gang.

 

Warum hast Du mit Bloggen angefangen?

Eigentlich brauchte ich nur ne neue Internetseite als Ersatz für meine statische alte Fiat-500-Seite. Mit dem Bloggen habe ich dann begonnen, weil ich das als eine Art Notizblock erkannte, um mir eigene Gedanken merken zu können. Und weil ich dachte, das könnte vielleicht auch andere interessieren.

 

Wir tippern beim Bloggen ja schon eine Masse Text zusammen. Wenn Du ein Buch schreiben _müsstest_ worüber wäre das und wie lautet der Titel?

„Kariertes Hemd und Samenstau – ich studier‘ Maschinenbau: Ingenieure sind auch Menschen“ (Hab ich mir jetzt ausgedacht. Aber der Titel des „Buches“, das ich gerade schreibe, gehört nicht hier her).

 

Wenn Du Musik beim Schreiben hörst: Gib mal 3-5 Hör-Tips

Musik höre ich fast nur in Öffis, beim Autofahren oder im Flugzeug

– Rodgau Monotones – Fluchtpunkt Dudenhofen

– Jazzkantine – Ultrahocherhitzt

– Prince – Nightclubbing

Big as Funk

– Tom Oz and the wet (Gibt eh nur eine vergriffene CD, daher ist der Titel egal)

– US 3 – Hand on the torch

– Jamiroquai – Best of

 

Was liest Du lieber? Hochprofessionelle, nach journalistischen “Standards” recherchierte, objektiv und elaboriert geschriebene Artikel, die pro und contra abwägen oder eher schnelle, emotionale und polarisiernde Artikel, die sich subjektiv mit klarer Meinung zu einem Thema auskotzen und dabei kurz und auf den Punkt sind (was mir mit dieser Frage nur bedingt gelungen ist *g*)?

Kann ich nicht sagen. Kommt drauf an. Technische Berichte oder Tests bitte lieber objektiv, aber unterhaltsam. Menschliches Zeug gern emotional. Wichtig ist: Der Text muss mich in den ersten 3 Zeilen fesseln, sonst lese ich i. d. R. nicht weiter.

 

Wovon kriegst Du im Web schlechte Laune?

– Heuchlerische Gutmenschendiskussionen (s.o.) und absichtliches In-den-falschen-Hals-kriegen-wollen

– Berichte über Zusammenhänge, die mir stinken und die ich nicht beeinflussen kann

– Wenn jemand „das E-Mail“ und „der Blog“ sagt und „sowohl … wie auch“ schreibt.

 

Zu welchem Thema fehlt Dir ein Blog?

Wahrscheinlich fehlt zu gar keinem Thema ein Blog. Nach mir fehlenden hab ich entweder nicht gesucht oder sie nicht gefunden. Aber wenn, dann bitte über Sensorreinigung mit ungewöhnlichen Mitteln oder ein wirklich humorvolles, geistreiches, gut bebildertes Autoblog mit großer Gebrauchtwagenabteilung

 

Worüber könntest/würdest Du nie und nimmer schreiben und warum?

Über private Dinge, die keinen was angehen, weil sie keinen was angehen.

 

Hast Du ein Traumprojekt, über das Du gerne bloggen möchtest (realistischer als das in Frage 1) für das Du Unterstützung brauchst?

Naja. Eher habe ich Traumprojekte, die ich lieber umsetzen würde, als über sie zu bloggen, z. B. eine PPL-A und die Zeit und die Kohle, dann auch regelmäßig fliegen zu können. Außerdem würde ich gern mit etwas Geld verdienen, das anderen Leuten Freude bereitet. Das ist in meinem Job nämlich zu selten der Fall.

 

So. Und wenn ich ein Signal bekomme, dass der Fragende das bis hierher gelesen hat, denke ich mir vielleicht auch 10 Fragen aus. Allerdings werden mir kaum 10 Blogger einfallen, von denen ich realistischerweise eine Reaktion erwarten kann.

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Wo kann man denn hier flattrn?

Freitag, 11. Oktober 2013 21:01

Ich bin ja unmodern. Und weil flattrn irgendwie auch unmodern geworden ist oder immer schon war, jedenfalls ist es voll nicht angesagt, mag ich das flattrn. Ich finde das nämlich voll gut:

Ich bestimme einen Betrag, den ich jeden Monat in die Welt kippen will, lade ein bisschen Geld hoch und flattre in der Gegend rum. Spreeblick, Sashs GNiT, der Wirre, Netzpolitik sind so regelmäßige von mir besuchte Blogs, oder auch die TAZ als Zeitungsseite, wo ich den flattr-Knopf kenne und immer wieder mal gern anklicke. Bei meinem Klickverhalten und flattr-Vermögen sind das pro Klick dann zwischen 30 und 50 ct oder so.

Aber eigentlich besuche ich die Blogs ja nicht, sondern lese sie im Feedreader. Um zu Flattrn, muss ich die Blogseite dann besuchen. Das ist ok. Ich habe sogar extra den flattr-Knopf aus meiner Ghostery-Liste herausgenommen. Nur vielleicht übersehe ich wegen des Feedreaders andere Blogs, die zwischenzeitlich auch so unmodern schlau sind, einen flattr-Knopf einzubauen. Für mich wäre es daher schlau, einen kleinen Hinweis „flattr erlaubt“ einzubauen. Manchmal lese ich auch einen guten Beitrag und denke, hey, wo ist hier der flattr-Knopf? ICH WILL DAS JETZT BEFLATTRN!

Achso, und warum ich keinen flattr-Knopf habe? Hatte ich mal. Ich hab auch 3 ct bekommen oder so. Aber ich bin ja keine Kommerzhure. 😉

 

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Wer bildet sich hier einseitig ..?

Freitag, 11. Oktober 2013 10:29

Lesen ist Bildung, heißt es. Man könnte allerdings meinen, dass ich mich sehr einseitig bilde.

Ich glaube, ich muss mal wieder was anderes lesen. 🙂

Kindle

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Lobos Irrsinnspolitikingenieure

Mittwoch, 11. September 2013 14:02

Ich lese Sascha Lobos Spiegelkolumne ja echt gern. Kaum einer vermag aktuelle Gedanken zum politischen Netzwesen besser auf den Punkt zu bringen als er. Ich mag das. Bis gestern. Seit gestern ist seine neueste Kolumne online. Ich finde die Kolumne immer noch gut, aber sie hinterlässt ein Fragezeichen bei mir.

Bis auf zwei Worte hat er mal wieder an jeder Stelle Recht. Als erstes stolpere ich über den Begriff „Irrsinnsingenieure“ in der Überschrift. Weiter im Text findet man dann noch „… hergestellt von den Politik-Ingenieuren der Koalition“. Hm.

Ich bin ja auch Ingenieur. Und darum frage ich mich, was er damit sagen will. Ich hatte ihn kurz auf Twitter gefragt, ob ich mich an Ingenieur als neues Schimpfwort gewöhnen müsse. Leider hat er mir bislang nicht geantwortet. Wahrscheinlich hat er das auch gar nicht mitgekriegt, dass ich gefragt habe.  Darum muss ich mir mal wieder selbst antworten.

Lobos Text ist durchwirkt mit dem Begriff Irrsinn. Neunmal taucht er auf, unter anderem als Sonder- und Qualitätsirrsinn. Und eben in den Irrsinnsingenieuren. Diese Wortzusammenstellung wirkt auf mich in der Kolumne so, dass der Ingenieur als solcher genau das tut, was man ihm sagt, egal was passiert, egal wie irrsinnig das ist. Nach dir die Sintflut, aber erst das Ohmsche Gesetz aufsagen. Der Ingenieur hat keinen Sinn für die Frage nach dem „Cui bono“. Und eigentlich meint Lobo ja nicht Ingenieure mit dem Begriff „Ingenieure“, sondern Politiker. Und wegen dieses Vergleichs fühle ich mich auf den Schlips getreten. Politiker. Pah!

Lobo benutzt das Bild des Ingenieurs mit der Attitüde des gewissenhaft 1:1 umsetzenden Technokraten und Befehlsempfängers, sogar ein bisschen mit einem leichten Braunstich, finde ich. Allein schon durch die Einleitung mit dem Kippenberger-Bild wird ein Nazi-Bezug hergestellt. Klar. Das konstruiere ich gerade ganz wild zusammen. Aber von „Ingenieure“ ist es zu „DEUTSCHE Ingenieure“ (Hartes „D“, gerolltes Rrrr und zwei Finger senkrecht unter der Nase dabei vorstellen) nicht weit.

Ist das so gemeint? Ne, oder? Oder doch? Sind Befehlshaber (und Computerschreiblinge) doch bessere – ja was?- Menschen? Überwiegend-mit-Wasser-gefüllte-Hautsäcke? Intelligentere Wesen? Ich meine, wir Ingenieure haben doch schon im Studium nichts zu lachen gehabt: „Kariertes Hemd und Samenstau – Ich studier‘  Maschinenbau.“ Kennen wir. Das muss ja Folgen haben. Wenn ich mich in den Reihen der Ingenieure umsehe, hat er leider auch mit seinen Irrsinnsingenieuren Recht. Zu dumm. Da gibt’s aber auch ein paar Vögel… Kein Wunder, dass die Ingenieure dank Bologna-Prozess zu einer aussterbenden Rasse werden. Auch dort haben sie an ihren Universitäten und Hochschulen einfach unreflektiert umgesetzt, was man von ihnen wollte. Kein Wunder, dass man sich über uns lustig macht. Also fühle ich mich herzlich willkommen in einer tolpatschig-kleinkarierten-bescheuklappten Klischeerolle und freue mich auf die nächste Lobolumne.

 

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Demo "Freiheit statt Angst"

Sonntag, 8. September 2013 20:39

Demo "Freiheit statt Angst"Ich mag ja keine Demonstrationen. Viele Anliegen interessieren mich nicht. Die Demos nerven oft, weil der Verkehr dann blockiert wird, was natürlich eines der Ziele ist, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Wenn ich dann mal hingehe, ist es mir wirklich wichtig. Was mich aber am meisten stört, ist, dass ich mich instrumentalisiert fühle. Außerdem fühle ich mich unwohl. So auch dieses Mal. Meine Demoteilnahmen kann man daher wahrscheinlich an zwei Händen abzählen: Lichterketten gegen rechte Nazischeiße und Ausländerhass, Gegendemo gegen NPD-Parteitag, Demo zum Erhalt des Frühstyxradios (sic!), Demo gegen den Umweltzonenquatsch und die damals drohende Aussperrung der Oldtimer, naja und halt gestern „Freiheit statt Angst“.

Und wieder ging es mir so, dass ich mich benutzt fühlte. Meine Anwesenheit trug vielleicht ein ganz klein bisschen dazu bei, dass sich die Veranstalter auf die Schulter klopfen dürfen. Das geht in Ordnung. Aber mich stört z. B., dass Parteien und Gewerkschaften dort so extrem Flagge zeigen, dass man die vielen individuellen Plakate der „unorganisierten“ Teilnehmer manchmal kaum noch wahrnehmen konnte. Und dann Verkaufsstände von Parteien mit Demonstrationsdevotionalien. Ach neee.  Dann diese Redner, deren Stimme sich vor Erregung überschlägt, dass mir übel wird. Ich mag diesen kämpferischen Tonfall einfach nicht, auch wenn er angebracht sein mag oder einfach gut ankommt. Etliche Aussagen gehen mir auch gegen den Strich und sind mir zu extremistisch geprägt. Sprechchöre, die von hinten wiederum gegen den Redner skandieren. Und Klein-Will mittenmang. Naja, und die Antifa-Pappköppe könnten mal gleich zu Hause bleiben. Die machen mir genauso Angst wie der „Grüne Block“.

Zeitlich ging bei mir eh nicht mehr als die Auftaktkundgebung. (Kundgebung –  dieses Wort allein schon.) Wenigstens ein paar Fotos habe ich gemacht. Aus Respekt vor den Teilnehmern ausnahmsweise anonymisiert. Das ganze Set gibt’s hier.

Nennt mich Legion, denn wir sind viele.
Demo "Freiheit statt Angst"

Eine Riesen-Überwachungskamera kam mir schon am Alex entgegen.
Demo "Freiheit statt Angst"

Multi-Purpose-Schild:
Demo "Freiheit statt Angst"

Der gläserne Mensch
Demo "Freiheit statt Angst"

Mit dem elektrischen Reporter kurz über gute Kameras gequatscht.
Demo "Freiheit statt Angst"

 

An der Torstraße gab es später noch kurz einen Ein-Mann-Sitzprotest. 😀

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