Kulturoffensive #3: Funk bis das Trommelfell platzt

Gestern war erstmal der Höhepunkt unserer Kulturoffensive: „Tower of Power“ und Maceo Parker live im Postbahnhof am Ostbahnhof.

towerofpower_1Seit 41 Jahren gibt es die Funkformation „Tower of Power“ nun. Die Besetzung ändert sich wohl gern mal, von den alten Recken sind aber auch noch zwei oder drei dabei.  Ansonsten hatte ich die Geschichte der Band nicht wirklich verfolgt habe.  Aber ich wusste, dass sie Musik abliefern, die intelligent ist und in die Beine geht. Darum hatte ich echt Bock auf das Konzert. Und Maceo Parker ist sowieso eine der großen Funk-Legenden in einer Reihe mit George Clinton, Bootsy Collins und dem Godfather James Brown. 40 Euro waren mir allerdings eigentlich zu heftig. Glück gehabt:  Karten gab’s zum Geburtstag. Hurra!

Wir waren gegen 19.30 Uhr da, 20.00 Uhr sollte es offiziell losgehen. Zwischen Viertel nach acht und halb neun war es dann auch relativ zeitig so weit. Es war, als wir kamen, schon recht voll in der Halle. Wir haben uns dann direkt hinter dem Mischer ans Gitter gestellt, so dass wir einigermaßen Sicht, wenn auch aus etwas größer Entfernung, auf die Band hatten. Aber vor allem der Sound sollte hier gut sein! Die Band legte mit einem Gebläse-Gewitter los, dass es nur so krachte. Solche spitzen Bläserattacken mit dieser Präzision! Einfach genial. Dazu ein Groove, der schon nach den ersten Sekunden direkt in die Beine ging, so dass der gut gefüllte Saal sofort mitwippte. Man merkt den „Jungs“ (eher Daddies) auf der Bühne ihre Spiellaune wirklich an. Sie leben den Funk (den sie als Soul bezeichnen)! Zu keiner Zeit wurde es in den nächsten anderthalb Stunden langweilig. Beim vorletzten Stück setzte dann auch Maceo Parker mit ein. Dann kam eine Zugabe. Wir fragten uns, unwissend wie wir waren, ob’s das nun war mit Maceo Parker (kann ja wohl nicht!). Nene, nur ne halbe Stunde Umbaupause, bis Maceo mit seiner Band weitermachte.

Während „Tower of Power“ eher kürzere Stücke (wobei kurz immer noch schätzungsweise ca. 5 bis 7 Minuten sind) in einem Set hintereinander wegspielten, ist Maceo Parker dem (P-)Funk mit seinen gerne mal 15 minütigen Stücken verschrieben. Ich finde diese Stücke immer wieder faszinierende: Der pumpende Groove marschiert in eins durch, mal hier ein Solo, mal dort, mal leiser, mal lauter.

maceoparker1Und da sind wir auch schon beim Thema: Laut. Bei „Tower of Power“ war ja noch alles gut. Ein älterer und erfahrener Mischer machte einen guten Job.  Für Maceo Parker nahm dann aber son Komiker mit alberner Puschelfrisur an den Knöpfen Platz, der sich nicht wundern sollte, wenn heute ein paar Anzeigen wegen (versuchter) Körperverletzung eingehen. Der hat den Schuss nicht mehr gehört. Um uns herum (so auch wir) steckten sich die Leute irgendwas in die Ohren: Gehörschutzstöpsel oder schlicht Papierkügelchen. Schlussendlich hat diese Pappnase uns und etliche andere im wahrsten Sinne mit seinem Krach vorzeitig aus der Halle geblasen.

Ich habe selbst schon ne Menge laute Musik gemacht, so dass mir nach den Proben die Ohren piepten. Da rauschten die Muscheln manchmal noch am nächsten Morgen. Aber diese Lautstärke muss einfach nicht sein. Meinetwegen kann er bei einem Death-Trash-oder-Sonstwas-Metal-Gig so aufdrehen. Funk hat das einfach nicht nötig, zumal in dem Krachbrei, der durch die Ohrenproppen nicht besser wird, alle Nuancen der Solisten untergehen. So hat ein einziger Wahnsinniger dafür gesorgt, dass wir auf einem Sonntag Abend einerseits doch nicht viel zu spät nach Hause kamen, aber andererseits ein fahler Beigeschmack eines ansonsten wahrhaft erstklassigen Konzerts zurückblieb.

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Datum: Montag, 16. Februar 2009
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