Kulturoffensive #2: Piet Klocke
Gestern Abend ging’s weiter in unserem Kulturprogramm, diesmal mit Piet Klocke und im Schlepptau Simone Sonnenschein. Veranstaltungsort war das Studio im Admiralspalast, also die Dachkammer. Ich persönlich mag das Theater nicht so sehr. Man kommt herein und schaut erstmal auf die irgendwie provisorisch wirkende Rückseite der „Tribüne“. Der Saal als solcher ist dann, um es neutral auszudrücken, einfach nüchtern. Architekturinteressierten wird die Stahl-Holz-Dachkonstruktion gefallen.
Ich kannte Piet Klocke bislang nur aus kurzen Einspielungen im TV und wollte ihn schon lange mal live sehen. In erster Linie, um mir darüber klar zu werden, ob ich den nun genial oder nur verrückt finde. Ehrlich gesagt bin ich mir heute nicht wirklich sicherer als vorher.
Seine Art, Sätze anzufangen, nicht zu Ende zu bringen oder anders als vermutet, ist genial. Er verstrickt sich immer tiefer in irgendwelchen an Peinlichkeit zunehmenden Wortaneinanderreihungen. Auch die ungelenken Gesten sind einfach Klasse. Vor sich hat er eine kurze Klaviatur, neben sich ein (Windows-)Notebook, das quasi als Sequenzer oder so dient. Da drückt er immer mal wieder eine Taste, und schon beginnen treibende Drum’n’Bass Loops oder auch ganze Songs. Das macht das Geschehen sehr abwechslungsreich, zumal Angelika Kleinknecht (Simone Sonnenschein) sehr angenehme Töne aus ihrem Saxophon dazuzaubert.
Allerdings frage ich mich jetzt, wo ich das hier schreibe, ob es sich lohnt, auf den Inhalt der Vorstellung einzugehen. Denn es ist der Eindruck zurückgeblieben, dass man ihn gesehen haben muss, um das leibhaftige Chaos im Vortrag zu erleben und auch seine, die interessantesten Gesichter ziehende Partnerin zu sehen, aber vor allem, Saxophon spielen zu hören. Aber, und das ist das große Aber, eben weil es so wenig auf den Inhalt ankommt, reicht es wohl, Piet Klocke einmal (oder sagen wir einmal in 10 Jahren oder so) gesehen zu haben.
Ich habe keine große Erfahrung mit Live-Comedy. Ich vermute bald, dass mir der Abnutzungseffekt auch bei anderen Größen der Szene passiert. Erst bei politischem Kabarett mit direktem Zeitbezug wird es das Problem bei mir nicht geben. Daher wird das wohl eine der nächsten Kleinkunst-Aktionen: Mathias Richling oder so. Das muss mal sein. Alles in allem waren es angenehme anderthalb Stunden Netto-Spaß. Für Eintrittspreise von über 20 Euro erwarte ich persönlich allerdings etwas mehr. Wahrscheinlich habe ich aber auch eine Schieflage zwischen meiner Erwartung und dem Niveau heutiger Kartenpreise zu korrigieren.
Etwas befremdlich fand ich den Schluss der Veranstaltung. Jeder weiß, dass es natürlich eine Zugabe gibt. Und so schlecht war die Vorstellung nun wirklich nicht, dass alle nach dem ersten Vorhang rausrennen mussten. Als die beiden jedenfalls wieder auf die Bühne kamen, guckten sie schon irritiert, als die Leute reihenweise die Treppe hinunterstapften und verschwanden. Ich vermute ja, dass alle diejenigen zur Garderobe gestiefelt sind, um ihre Jacken abzuholen, war doch da bis zum Beginn der Vorstellung eine Schlange halb durchs Foyer.
Einige haben sich aber eines besseren besonnen und sind zumindest in den seitlichen Gängen stehen geblieben. Hat sich auch gelohnt, wie ich meine, denn die Zugabennummer zum Thema „Schöpfungsgeschichte“ war dann auch wirklich genial.
Montag, 16. Februar 2009 3:16
Hui toll! 🙂 Du bist mit diesem Eintrag schuld dass ich grade bestimmt zwei Stunden bei einem großen OnlineVideoPortal verbracht habe und mir Piet Klocke Videos angesehen habe.
Den will ich auch mal sehen wenn er mal hier in der Gegend ist. Wobei ich bisher eher dazu neige ihn genial zu finden! 🙂
Dienstag, 3. November 2009 12:25
Danke für Deinen Kommentar. Zunächst zur Aufklärung: Es ist ein Mac Book, mit dem Piet arbeitet. Dass Du keine Inhalte erkennen kannst, spricht nicht gerade für Dich! Denn trotz aller anarchistisch-dadaistischer Genialität seiner Vortragsweise stecken hinter all den, für Dich vielleicht nur fragmentarisch erscheinenden, Gedankensplittern und Assoziationen Aussagen, Stellungnahmen und vor allem phantasievollste Geschichten. Genau das macht ihn aus. Und es vielen etwas schwer. Oberflächlich betrachtet wurstelt er mit den Armen und spricht in halben Sätzen. Durch die RTL-Brille betrachtet stimmts. Dennoch, schön, dass Du dort warst. Mein Mann und ich, wir gehn im Dezember schon wieder zu ihm. Schau doch mal: http://www.pietklocke.de, dann wirst Du merken, dass da irgendwas nicht stimmen kann…., Gruss, Barbara
Dienstag, 3. November 2009 13:29
Manchmal bin ich eben wie die Frau aus dem Kerkelingschen „Hurz“-Sketch. 😉