I fly bleifrei

Als Oldtimerfahrer steht man immer wieder vor der Frage, ob der Motor des liebgewonnenen Fahrzeugs denn nun bleifreien Sprit verträgt oder nicht. Es gehen ständig Gerüchte um, die ich nur zu sehr glaube, dass es früher auch keinen verbleiten Kraftstoff gab. Die Frage ist nur: Wann ist dieses „früher“ gewesen?

Einerseits taucht die Frage nach der Bleifreiverträglichkeit andauernd im Fiat-500-Forum auf, andererseits beschäftigt mich aktuell gerade der Heinkel, was dieses Problem angeht. Liest man dort die Fahrzeugangebote, die Forenbeiträge etc., findet man mit großer Selbstverständlichkeit, dass die Zylinderköpfe auf „Bleifrei“ umgebaut sind. Meine Frage, was denn da überhaupt gemacht wird, wurde bislang leider nicht erschöpfend beantwortet. Da ich bislang auch noch keinen Heinkelmotor selbst zerlegt habe, weiß  ich auch noch nicht genau, wie der konstruiert ist. Ich vermute nämlich, dass dieser Umbau wahrscheinlich genauso wie beim Fiat 500 unsinnig ist.

Um mal etwas mehr über bleifreies Benzin zu erfahren, habe ich mich an den Kundenservice von ARAL gewendet:

Sehr geehrte Damen und Herren,

unter Oldtimerfahrern ist immer wieder umstritten, ob man Motoren für Bleifreibenzin umbauen lassen muss oder auch Zusätze ins Benzin geben muss.
Meines Wissens ist verbleites Benzin eine Erfindung der Nachkriegszeit.

Können Sie datieren, wann verbleites Benzin als der übliche Kraftstoff in Deutschland und Europa an die Tankstellen kam?

Vielen Dank!

Erfreulicherweise kam die Anwort umgehend:

Sehr geehrter Herr Will Sagen,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Gerne geben wir Ihnen einige Infos zur wechselvollen Geschichte des verbleiten Benzins:

Im Jahr 1922 wurde Blei als Klopfbremse mit dem Nebeneffekt des Verschleißschutzes für sogenannte weiche Auslassventilsitze „entdeckt“.

Ab 1929 wurde Blei in den USA erstmalig flächendeckend dem Kraftstoff zugegeben, ab dem Jahr 1939 dann auch in Europa. In der Zeit von 1955 bis 1963 wurde von Aral ein Superkraftstoff ohne Blei angeboten. Ab 1965 wurde Blei dann wieder allgemein den Ottokraftstoffen zugegeben.

Der Verkauf von verbleitem Normalbenzin wurde 1988 vom Gesetzgeber verboten. Die deutsche Mineralölindustrie hat im Jahre 1996 auf freiwilliger Basis den Verkauf von Super verbleit in der Bundesrepublik Deutschland eingestellt.

Seit dem 1.1. 2000 (Einführung der überarbeiteten Ottokraftstoffnorm EN 280 ) dürfen generell verbleite Ottokraftstoffe in der EU nicht mehr verkauft werden (Ausnahme: Flugbenzin). Nicht EU-Staaten – u.a. die Schweiz – haben sich diesem Vorgehen angeschlossen.

Mit freundlichen Grüßen

Aral Service Center

Für meine Oldtimer heißt das, dass sie wohl stets mit verbleitem Benzin gefahren wurden, weil sie mit „Normal“ auskamen, das seinerzeit ja einiges billiger als „Super“ war. Aus der Geschichte kann man die Bleifreiverträglichkeit also nicht allgemein folgern. Wahrscheinlich kann man aber bei Aluminiumzylinderköpfen davon ausgehen, dass die verbauten Ventilsitzringe normalen Oldtimerfahrbetrieb (also eine eher schonende Fahrweise)  mit bleifreiem Benzin aushalten. Ich werde es also so wie bisher halten: Öfter mal Ventilspiel kontrollieren.

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Datum: Dienstag, 26. Mai 2009
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