Ende der Zeitlosigkeit
Seit einigen Jahren trage ich keine Armbanduhr mehr. Eigentlich verrückt, denn ich bin durchaus Uhrenfan, vor allem (natürlich) von mechanischen Uhren. Am besten gefallen mir Chronographen mit allerlei Schnickschnack und Handaufzug. Automatikuhren finde ich eher langweilig.
Während meines Studiums in Hannover habe ich mir auf dem legendären Flohmarkt mal die ein oder andere Russenuhr mit Handaufzug für kleines Geld gekauft. Zweifelhafte Modelle gab es da. Mit U-Booten und Panzern auf dem Ziffernblatt. Aber auch ganz schlichte, nur mit einem roten Stern. So ein paar fliegen noch in meiner Schreibtischschublade rum.
Irgendwann bin ich mal über einen Chronographen mit Handaufzug gestolpert. Für, ich glaube, 70 DM habe ich den damals gekauft. Und irgendwann vergessen. Zwischenzeitlich kam noch ein neuerer Automatik-Chronograph hinzu. Der ist mir mal runtergefallen, seitdem geht die Stoppuhr nicht mehr. Dann habe ich die Lust daran verloren und keine Uhr mehr umgebunden.
Seit einiger Zeit habe ich wieder mehr Interesse an Uhren. Habe mal hier und mal da geguckt. Aber irgendwie können mich diese ganzen Batteriedinger nicht begeistern. Und so bin ich neulich über meinen alten Russen-Chronographen gestolpert, den man hier auf den Bildern sieht. Keine Ahnung, wie alt das Teil ist. Nach dem Gehäuse zu urteilen, vielleicht aus den 1960ern – 1970ern. Aufgrund der gewissen Verschiebung im Zeitgefüge zwischen Ost und West, was sich am Design sehr deutlich zeigt, ist sie vielleicht auch jünger.
Es handelt sich um einen Poljot-Chronographen mit der Besonderheit einer innenliegenden Lünette (dem berühmten Drehring sog. „Taucheruhren“, hatten wir als Jungs doch alle). Die Lünette lässt sich über die linke Krone verstellen. Oder besser: Ließ sich verstellen. Denn die hängt irgendwie fest. Stattdessen schraubt man unfreiwillig die Krone heraus. Die Datumsanzeige funktioniert einwandfrei. Der Boden ist ziemlich schmucklos, aber immerhin weist das Ziffernblatt „23 Jewels“ aus. Und ein neues Armband habe ich auch schon angeschafft. Warum die Uhr nicht mit kyrillischen Buchstaben beschriftet ist, verstehe ich nicht. Vielleicht machte man das so, um internationaler zu wirken. Oder es ist ein West-Export-Modell.
Sie geht noch einigermaßen genau. Pro Tag hängt sie etwa eine Minute hinterher, das aber konstant. Lässt sich sicher einstellen. Ansonsten sind die Drücker, das Glas und die zweite Krone nicht mehr so schön. Daher habe ich beschlossen, sie mal einer Generalüberholung zu unterziehen. Da habe ich in Berlin einen Uhrmacher gefunden, der nach seinem Auftreten zu urteilen versiert im Umgang mit diesen Uhren sein dürfte. Da werde ich mal nachfragen und um einen Kostenvoranschlag bitten. Mal sehen.
Ob sich das lohnt? Keine Ahnung. Was mag so eine Uhr schon wert sein? Aber der ideelle Wert ist es, der zählt.
Donnerstag, 5. November 2009 11:27
Ich hab auch eine (neuere) Poljot. So eine mechanische Uhr ist schon irgendwie cool. Nachdem ich mal die Krone abgebrochen habe, habe ich die bei poljot.de abgegeben. Haben die Uhr wieder gesund gemacht.
Donnerstag, 5. November 2009 19:32
Russische Uhre muss man differenziert betrachten. Die Nähe zu China lässt teilweise vermuten, wo diese herkommen könnten. Internationen wirken in den Jahren der Sowjetunion ist eignetlich undenkbar aber es sind ehh nur Annahmen oder Beweise.
Ich stehe auf Quarz. 1 Minute am Tag ist mir zu viel. Das ist das große Problem. Auch eine Uhr für 1400€ Nomus von Glashütte geht 1 Minute in der Woche nach. Nein danke 😀