Low-budget-Endoskop für Unfallanalytiker
Moderne Autos bestehen hinten und vorne aus ungefähr zirkuszeltgroßen Plastikteilen. Früher ™ war die Karosserie aus Blech, und man schraubte zusätzlich noch Stoßstangen aus Blech an, dann, etwas später aus Plastik. Da konnte man noch dahinterschauen, um nach Schäden zu suchen. Das geht seit einiger Jahren nicht mehr.
Um verbogene Schäden wie einen leicht verformten Querträger aufzustöbern, betreibt man entweder viel Aufwand und demontiert die Stoßfängerverkleidungen, was bei verunfallten Autos insbesondere beim Wiederzusammenbauen zu großen Schwierigkeiten aufgrund verspannter und verzogener Teile führen kann, oder man behilft sich moderner Technik. Die ist aber leider manchmal ganz schön teuer.
Es geht aber auch günstiger und gar nicht mal so schlecht. Wenn man sich bei Amazon oder eBay mal umschaut, entdeckt man dort USB-Endoskope. Die meisten haben eine sehr bescheidene Auflösung, es gibt aber auch Geräte in der 20 bis 30-Euro-Klasse mit 2 Megapixeln, was gar nicht so schlecht ist. Sowas habe ich mir dann mal besorgt. Das Problem an den Dinger ist aber, dass Scharfstellgrenze etwa zwischen 2 und 10 cm liegt. Das ist zu wenig, unterm Auto bzw. hinterm Stoßfänger muss man schon mal bis zu einem Meter weit gucken können.
Da die Dinger ja nun mal nicht die Welt kosten, war ich bereit, u. U. eines zu opfern und fing an, daran zu rupfen. Erst mal am hinteren Verschlusspröppel. Aber da kam ich nicht weiter. Also habe ich den kleinen Rohrschneider angesetzt und das ganze Ding vorn im Kamerabereich aufgeschnitten.
Kurze Zeit später hatte ich den vorderen Deckel sauber abgetrennt. Der Blick fällt auf den LED-Ring, der dazu dient, den Bereich auszuleuchten, den man filmen oder fotografieren möchte. Das kann man in einer gewissen Vergrößerung hier sehen. Das Bild ist mit einem anderen Endoskop aufgenommen, das VGA-Auflösung macht. Hier habe ich den Ring bereits abgehoben und etwas zur Seite gebogen.
Nun habe ich mal ganz vorn an der Kamera gedreht. Und siehe da: Es machte leicht „knuck“, und dann konnte man das Objektiv, das in einem Gewinde sitzt, drehen. Damit lässt sich der Fokusbereich einstellen.
Also machte ich mal ein paar Fotos an Zollstöcken entlang, um das Ergebnis einzuschätzen und das Objektiv für meine Zwecke einzustellen.
Vorher:
Nachher:
Hat sich eindeutig für meine Zwecke zum Positiven verändert. Dass man keine Wunder erwarten darf, ist klar, aber es reicht mir. Danach musste es natürlich noch zusammengebaut werden – mit Schrumpfschlauch. Da das Endoskop an ein ziemlich flexibles Kabel montiert ist, habe ich eine Stange Lötzinn mit eingeschrumpft. Damit kann man es nun hin- und herbiegen, wie man es gerade braucht, wobei es dann in der gewählten Position bleibt. Vorher war es wasserdicht, das würde ich jetzt nicht mehr gewährleisten. Muss es aber auch nicht sein. Es gibt wohl Leute, die damit vor allem Abwasserleitungen bestaunen. Von eigenhändigen Darmspiegelungen wird abgeraten.
Erst wollte ich das Endoskop an einem Android-Smartphone betreiben. Das hat aber alles nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstellte. Ich hätte wohl ein ziemlich neues Gerät anschaffen müssen. Daher ist es nun an ein TrekStor SurfTab wintron 7.0 angeschlossen. Das kostet rund 60 Euro, und es ist sogar Windows 10 installiert. Schließt man das Endoskop an, das als Kamera erkannt wird, kann man mit der Kamera-App gleich loslegen und fotografieren. Die Dateien saugt man anschließend per Wifi oder USB-Stick herunter. Geht prima.
Hier sieht man beispielsweise die rechte Ecke des vorderen Querträgers meines BMW.
Könnte schlechter sein. Schön wäre natürlich mehr Licht und mehr Weitwinkel. Es wird also nicht langweilig.