[Fusselflieger] Etne: Was gut aussieht …

… fliegt auch gut, sagt der fliegerische Volksmund. Aber was ist mit den Dingern, die nicht gut aussehen?

a) Die fliegen trotzdem gut.

b) Die fliegen nicht.

c) Man weiß es nicht.

Derzeit tendiere ich zu c). Ich baue nämlich gerade eine „Ente“. Das ist ein Flugzeug, bei dem die Tragfläche hinten sitzt, das Höhenleitwerk vorne. Das nennt man dann auch „Canard“, was wieder französisch für „Ente“ ist. Und weil meine Ente rückwärts fliegt, habe ich sie „Etne“ getauft: Ente rückwärts.

1Angefangen hat alles mit einer Falschlieferung. Eigentlich sollte es ein EPP-Tiefdecker werden, der sowohl flott aussieht, als auch so fliegen sollte. Gekommen sind Teile für einen hässlichen Hochdecker. Ich habe mich sofort mit dem Versender in Verbindung gesetzt, dem das auch unangenehm war. Geeinigt haben wir uns auf einen Preisnachlass. Außerdem hat er mir noch einen Brushlessmotor geschickt. Is‘ ok.

Jedenfalls hatte ich nun Teile für ein Flugzeug hier liegen, dass ich nicht wollte. Eine Ente wollte ich aber eigentlich immer schon mal haben, also hab ich die Fläche einfach mal falschrum auf den Rumpf gelegt und geguckt: Joa, könnte gehen. In meiner Bastelkiste fand ich dann noch ein Höhen- und ein Seitenleitwerk eines Easystar: Fertig! Also fast.

Der Rumpf war schnell geändert, um das Leitwerk aufzunehmen und auch die Tragflächen zu  montieren. Dabei wollte ich die Flächen gerne teilbar machen, damit das Modell möglichst geringes Packmaß bekommt. Das bedeutet auch, dass die Leitwerksteile geschraubt sein sollen.

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Den Motor habe ich in die vorgesehene Montageposition gebaut, nur eben in Schubanordnung. Alle Servos sitzen in den Flächen, so dass sie über die Stecker vom Rest getrennt werden können. Wegen der Packmaße. Das Seitenleitwerk habe ich gar nicht erst angelenkt. Braucht man (erst mal) nicht.

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Was konnte ich mir ein Gelächter anhören, bevor es zu den ersten Flugversuchen ging.

SAMSUNG CAMERA PICTURES„Das fliegt ja nie!“

„Das fliegt nur, weil es so hässlich ist, dass es von der Erde abgestoßen wird!“

„Wie, das fliegt falschrum?“

Das größte Problem war die Lage des Schwerpunkts. Bei einem normalen Flächenflieger macht man nichts falsch, wenn man den Schwerpunkt für die ersten Versuche im ersten Viertel der Tragfläche hinter der Nasenleiste annimmt. Das ist zwar wahrscheinlich etwas kopflastig, aber normalerweise erst mal gut beherrschbar. Aber bei einer Ente? Ich hatte mir ein Programm im Netz runtergeladen, mit dem man nach Eingabe der Flugzeuggeometrie den Schwerpunkt berechnen kann. Da kam was völlig absurdes raus. Demnach sollte der Schwerpunkt so weit vorn sein, dass ich den Rumpf nach vorn verlängern musste. Ganz vorne hab ich dann noch einen gelben Tischtennisball angeklebt. Damit sah das wieder etwas gewollt aus. Dass das Teil sofort auf die Nase ging und sich damit (samt Tischtennisball) in die Erde bohrte, muss ich eigentlich nicht extra erwähnen, oder? Jedenfalls klebte ich den Rumpf das erste Mal wieder zusammen. Wie man sieht, ist der Flieger dabei etwas krumm geworden. Egal, das kann man wegtrimmen.

7Und so habe ich den Schwerpunkt lustig hin- und hergeschoben, mit dem Resultat, dass das Ding irgendwann in der Luft blieb. Es flog aber insgesamt wie ein Schluck in der Kurve. Ging gar nicht! Also, Schwerpunkt wieder etwas nach vorn, dann ging’s einigermaßen. Gut fliegen war aber immer noch anders. Manchmal meine ich ja auch, dass die Höhenleitwerksfläche einfach zu groß ist. Jo. Kann sein. Wie auch immer. Nach einem kapitalen Absturz, bei dem die Tragflächen eigenartig zu flattern anfingen, musste ich den Rumpf vorn neu bauen. Dabei entschloss ich mich, den etwas zu verlängern und gleichzeitig teilbar zu machen (wegen der Packmaße). Übrigens: Nach den Abstürzen waren die Packmaße immer am kleinsten. Seufz.

Neben dem Schwerpunkt ist die Einstellwinkeldifferenz (EWD) ein weiterer Punkt, der mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Die Tragfläche und das Höhenruder stehen von der Seite betrachtet nicht ganz parallel zueinander. Ich musste mal stark auf Tiefe, mal auf Höhe trimmen, sodass ich das über den Anstellwinkel der Höhenleitwerksflosse ausgleichen muss. Aber wie viel? Auch das will erflogen werden, wobei ich den Sekundenkleber, um den Rumpf wieder und wieder zu flicken, nie weit weg lege. Immerhin ergeben sich dadurch ja auch die Innovationen wie den teilbaren Rumpf.

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Letzten Sonntag war dann wieder mal Erstflug. Mit dem längeren Rumpf wusste ich nun wieder nicht, wo der Schwerpunkt sein musste. Schon mit der ersten Sekunde merkte ich: Viel zu weit hinten! Das Problem ist dann, dass das Modell zwar erst mal irgendwie eiernd in der Luft bleibt, aber praktisch nicht auf die Ruderbewegungen reagiert. Mist: Denn Zack! stecke es in einem Baum, und zwar ziemlich weit oben. Grmpf.

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Da hatte ich es zwar relativ schnell wieder rausgeholt, und es war auch praktisch kein Schaden entstanden. Aber das Akkukabel ist leider zu kurz, um den Akku zum Einstellen des Schwerpunkts noch weiter nach vorn schieben zu können. Da muss ich noch ne Verlängerung zusammenlöten. Aber vorher muss ich mir Gedanken über Verbindung und Befestigung der Tragflächenhälften machen. Denn beim letzten Flugversuch ist „Etne“ in der Luft auseinander gebrochen und in mehreren Einzelteilen zu Boden gepurzelt. Und das weil sich die Flächenhälften von einander gelöst haben. Da muss ich noch mal bei. Dummerweise sind die Querruder einmal durch den Propeller gerattert: Weiterer Reparaturbedarf. Aber ich bleibe noch zuversichtlich, dass der Flieger irgendwann einigermaßen ordentliche Flugeigenschaften bekommt.

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Datum: Montag, 10. Juni 2013
Trackback: Trackback-URL Themengebiet: Fusselflieger, zum Abheben

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Ein Kommentar

  1. 1

    […] letzten Änderungen (Tragflächenstreben, Akku noch 2 cm weiter nach vorn, EWD korrigiert), fliegt das Gerätnun. Und zwar gar nicht so […]

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