Fremdenhass auf Usedom am eigenen Leib spüren

Disclosure: Dieser Text könnte verbale (!) Übertreibungen enthalten. Die Fakten stimmen aber.

 

Eigentlich wollte ich schon viel früher über ein Urlaubserlebnis der anderen Art schreiben. Dann habe ich es vergessen, hatte keine Lust oder keine Zeit, bis ich durch diesen Tweet wieder auf das Thema Usedom und Fremdenhass gekommen bin, denn anders lässt sich das Erlebte nicht erklären. Der Tweet verlinkt auf einen Tagesspiegel-Artikel mit beängstigendem Thema: Die Nazis feiern auf der schönen Insel Usedom fröhliche Urständ. Wir waren kurz vor den Wahlen in Meck-Pomm dort. Von jeder Laterne grinste uns so ne gescheitelte, schmalbärtige Fratze entgegen. Rasierte Dumpfbacken plakatierten wie die wilden. Es ist zum Kotzen mit diesem braunen Dreckspack!

Fremdenhass prallte uns in Ahlbeck entgegen. Leicht zu erkennen war wohl an unseren Fahrrädern, dass wir keine Einheimischen waren. Wir waren irgendwie nicht rechtzeitig abgebogen, um vor den Bahngleisen in Richtung einer Hauptstraße zu fahren. In Sichtweite lag ein Bahnübergang, dahin führte ein kopfsteingepflasterter Weg. Sie fuhr gut 50 Meter voraus. Die Schilder links und rechts des Weges waren mir ziemlich egal, weil meine Augen gebannt auf das starrten, was sich vor mir abspielte. Ein schwarzer Opel Omega B Caravan mit dem Kennzeichen OVP-ZX 6xx kam links aus einer Grundstücksausfahrt heraus. Er fuhr aber einen so großen Bogen, dass es eigentlich unweigerlich gekracht hätte, wenn sie nicht und zum Glück auch der Opel gebremst hätte. Es war offensichtlich, dass der Penner in dem Opel ihr den Weg abschneiden wollte.

Schon öffnete sich das Fenster und die wohl hohlste Frucht Ostvorpommerns streckte seine Rübe heraus. Gleich fing die Pappnase anzuwettern, ob wir (ich war inzwischen hinzugestoßen und hatte mangels Alternativen direkt vor der Front des schräg auf der Straße stehenden Opel-Wracks angehalten) die Schilder nicht lesen könnten. Da ich wie beschrieben andere Sorgen hatte, als Schilder zu lesen, weil gerade meine bessere Hälfte zu verunglücken drohte, sagte ich sinn- und wahrheitsgemäß: „Was für Schilder?“. Naja, jedenfalls war es wohl verboten, den Weg zu benutzen („Gesperrt für Fahrzeuge aller Art“). Der Blockwart in seinem Opel hatte wahrscheinlich nur auf eine solche Situation gewartet, uns durch Schneiden und  Versperren des Wegs zu maßregeln und legte nun richtig los, da ich ja nicht gleich den Schwanz eingekniffen und mich gütigst für den Hinweis bedankt hatte. Ich meinte viel mehr, dass selbst wenn er recht hat, er nicht mit seiner Dreckskarre seinem herrlichen Mobil deutscher Produktion uns den Weg zu versperren hat.

Das ging dann ein bisschen so hin und her. Ich ließ auch nicht wirklich locker und stand auch noch mit meinem Fahrrad (aus Ostfriesland) vor seinem Transferleistungsfrachter. Er wollte nicht recht einsehen, dass er vielleicht auch ein bisschen zu hoch ins Regal der Maßnahmen gegriffen hatte. Er legte sogar noch einen drauf, und meinte, wir beiden würden uns mal allein im Dunkeln treffen, dann würde er mir das schon erklären. Ich meinte, mal langsam (Männlein). Er schwang sich wieder in seine Mistkarre und setzte nun an, mich samt Fahrrad wegzuschieben und sein Auto nun als Waffe gegen mich einzusetzen. Ich hatte das Fahrrad noch unter mir, glücklicherweise das Standbein aber vor der Pedale, sonst hätte er mir die Tretkurbel fein ins Schienbein gedrückt.

Da wurde ich ja doch fuchsig.  Es schaltete sich übrigens noch eine alternde Inseltucke ein, die dem Mistsack in seiner Dreckskarre schnell zur Seite sprang und meinte, ich hätte gelogen, dass er mich mit seiner Schleuder samt Fahrrad zurückgeschoben hätte. Er meinte, man könnte ja nach Spuren an seinem Auto von meinem Fahrrad suchen. Darauf habe ich nur gesagt, dass er sich dafür den richtigen Gegner ausgesucht hat. Ich hätte an dem Punkt die Polizei geholt, wenn ich Lust gehabt hätte, meinen Tag dort zu verbringen (hatte ich nicht) und ich Vertrauen genug gehabt hätte, dass man sich aufgrund zu vermutender Stammeszugehörigkeit nicht eventuell auf die Seite des nordostdeutschen Besserossis geschlagen hätte (hatte ich auch nicht). So meinte ich, um die Angelegenheit zu beenden, dass er jetzt 10 mal übt, aus seiner Ausfahrt zu fahren und wir den Rückzug antreten. Er meinte natürlich, dass er das nicht nötig hatte. Ich hielt es dann aber für nötig, noch ein paar Fotos mit meinem Handy zu machen. Zumindest tat ich so. Das sah das Männlein im Rückspiegel, woraufhin er aus seinem Pampersbomber stürzte und sofort verlangte, dass ich die Fotos löschen sollte. Ich nur so: „Reingelegt, reingelegt…“

Was für ein Arschloch! Der schlägt bestimmt seine Frau und seine Kinder, wählt rechts und lebt von Transferleistungen.

 

 

 

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Datum: Dienstag, 27. September 2011
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