Beitrags-Archiv für die Kategory 'Ach geh mir wech'

Grenzkontrollen *augenroll*

Montag, 26. Mai 2025 16:19

Kürzlich (nach der Bundestagswahl) waren wir in Luxemburg. Die kombinierte Anreise von Berlin mit Bahn und Auto(-abgeholtwerdung) sah vor, dass wir vom Ruhrgebiet Richtung Aachen fuhren und dann weiter über Belgien nach Luxbemburg.

Unser Abholer sagte kurz vor der deutsch-belgischen Grenze: „Das da drüben ist eine Grenzkontrollstation.“ Auf einem Rastplatz war etwas Zeltartiges aufgebaut. Jedenfalls hatte man nicht den tatsächlichen alten Grenzübergang wiederbelebt. „Aber da ist wohl gerade keine Kontrolle.“ In der Tat war da nichts los. Er erzählte dann weiter, dass es in Luxemburg Befragungen gäbe, wie „zufrieden“ die Luxemburger mit den deutschen Grenzkontrollen so sind, bzw. ob es unangenehme Situationen, schlechte Behandlung oder so gäbe. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die ohnehin mit Europarecht nicht so recht zu vereinbarende Aktion bei den Nachbarn gar nicht so gut ankommt. Sowas aber auch.

Am Sonntag ging es dann zurück. Auf’s Navi geschaut sah die Fahrtzeit zurück zum Essener Hauptbahnhof ganz normal aus, rund zweidreiviertel Stunden. Dreieinhalb Stunden vor Abfahrt unseres Zuges fuhren wir los, also eigentlich mit genügend Zeitpuffer. Da ich die Strecke bis Essen selbst fuhr, schaute ich immer wieder aufs Navi (Google Maps) und stellte fest, dass die Fahrtzeit nicht mehr geringer wurde. Es kristallisierte sich ein Stau durch eine Spursperrung auf der A44 bei Aachen heraus. Nachtigall, ick hör dir trappsen. Inzwischen hatte Google Maps eine Umleitung berechnet: An der Abfahrt Aachen Brand abfahren und dann über diverse Nebenstraße einige Kilometer weiter wieder auf die Autobahn.

Hier kann man das sehen: grün markiert der Grenzübergang Belgien – Deutschland, wo man einfach so durchrauscht, wie man das seit „Schengen“ gewohnt ist. Dann kommt rot markiert die Autobahnabfahrt Aachen Brand und orangefarben markiert der Rastplatz.

Kartenausschnitt Aachen

Quelle: openstreetmap.org

Die Spursperrung war rein zufällig vor  einem Rastplatz, welcher in meiner Erinnerung derjenige war, wo die Zeltstadt für die Grenzkontrollen aufgebaut war. Wenn ich jetzt Schleuser oder jemand wäre, der illegal einreisen wollte, würde ich niemals nicht auf die Idee kommen, mit Google Maps zu navigieren und Staus an einem Sonntag Morgen zu umfahren, wo auf der Autobahn nichts los ist. Aber bestimmt hab ich mir das alles ganz falsch zusammengereimt.

Thema: Ach geh mir wech, Draußen nur Kännchen, nich so dolle, Wie getz? | Kommentare deaktiviert für Grenzkontrollen *augenroll* | Autor:

[RANT] Merz ist furchtbar, hat aber leider in einem Punkt recht

Mittwoch, 14. Mai 2025 13:34

Ich mag Merz kein bisschen. Nur was die Arbeitszeit betrifft, hat Merz leider recht:

„Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance können wir den Wohlstand nicht erhalten“

Es gibt wohl so Vergleiche mit der Haushaltsarbeitszeit, die über die Jahre mehr oder weniger gleich geblieben sei (ganz früher arbeitete nur der Mann, dann die Frau Teilzeit dazu, und jetzt beide 3 oder 4-Tage Teilzeit). Gleichzeitig sind aber doch die Ansprüche immer stärker gewachsen: Mehr Urlaub in immer fernere Länder, noch ne dickere Karre, noch mehr Spielzeug für sich selbst und die lieben Kleinen, nicht nur zu Weihnachten, sondern zu Ostern, zum Zeugnis, zur Klassenarbeit, für die eingeladene Brut beim Kindergeburtstag, zur Einschulung, für festen Stuhl, einen noch größeren Fernseher, Mähroboter statt Schiebemäher, immer das neueste Handy und so weiter. Wer diese  Spirale am Rotieren halten will, muss (wieder) mehr arbeiten. Man könnte es alternativ mit Verschlichterung versuchen. Geht auch. (Sagt man.)

Und Work-Life-Balance: Wer die Arbeit nicht in sein Leben integriert, sondern Arbeit und Leben versucht, gegeneinander auszuspielen, ist eh verloren und stresst sich nur.

Was mich auch immer wieder komplett nervt: Dass Arbeitgeber (gendern i. d. R. an dieser Stelle nicht nötig) praktisch immer die geldgeilen Arschlöcher sind. Leute, wenn es euch nicht passt, dann macht euch einfach selber selbstständig. Das kann jede/r. Ach, das ist nicht lukrativ genug, mit dem was du kannst? Willkommen im Leben.

(Das ändert alles nichts daran, dass ich die aggressive Migrationspolitik der sog. Union und Merz‘ viel zu engen Kontakte zu den Großkonzern-Buddies vollkommen daneben finde. Allein was diese unsinnigen Grenzkontrollen für die paar People, die da ankommen kosten: Integriert die mal lieber ordentlich! Wir brauchen die Menschen. Für den Wohlstand.)

Thema: Ach geh mir wech, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen, Wie getz? | Kommentare deaktiviert für [RANT] Merz ist furchtbar, hat aber leider in einem Punkt recht | Autor:

Diese Überwachung stinkt zum Himmel

Montag, 21. April 2025 10:18

Manche Sachen glaubt man ja erst, wenn man davor steht.

Wir kommen in der Innenstadt von Schwerin an, um uns ein bisschen umzusehen und einfach zu bummeln, als ich plötzlich vor einem Ding stehenbleibe.

Wie man dem Hinweis entnehmen kann, dient es meiner Sicherheit. Danke!

Infotext

An der Gondel in luftiger Höhe ist nicht viel zu erkennen, außer etwas, das nach ein paar Kameras aussieht.

Kameragondel

Dass das Ding eine gewisse Standfestigkeit braucht, kann ich ja verstehen. Aber in dem Gehäuse am Fuß ist nicht einfach ein Gewicht, sondern dort knattert deutlich vernehmbar ein Generator, und der Auspuff zeigt auch an, dass der offensichtlich schwer arbeitet.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass kleine Überwachungskameras für den Hausgebrauch mit zwei Mignon-Zellen mehr als ein Jahr mit Strom versorgt werden können. Gut. Nun mögen diese Kameras ja etwas leistungsstärker sein und vielleicht gibt es auch noch integrierte Scheinwerfer oder so. Aber sowas muss man doch mit Solarzellen versorgen können! Auf Baustellen hab ich sowas auch schon gesehen. Muss man in einer Innenstadt im Fußgängerbereich wirklichso ein Knatterding aufstellen? Nicht zu fassen. Aber Sicherheit hey! Wie genau können Überwachungskameras noch mal Straftaten verhindern? Erschlägt der Mast dann den Täter?

Thema: Ach geh mir wech, autsch, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, nich so dolle | Kommentare deaktiviert für Diese Überwachung stinkt zum Himmel | Autor:

Der Betriebsleiter darf ungestraft von der Betriebsleiter fallen

Donnerstag, 14. November 2024 13:59

Ich war ja zum Glück nicht persönlich anwesend, sonst hätte ich für nichts garantieren können.

Jedenfalls war letztes Jahr irgendwann ein Typ von der Berufsgenossenschaft oder einer beruflichen Unfallversicherung bei uns in der Firma, einem kleinen Ingenieurbüro, und guckte sich nun wichtig alles an. Unter anderem die Stehleiter, die ich mal, weil sie zu Hause über war, mit ins Büro gebracht hatte. Während ihm die Sicherheitsaufkleber noch gefielen, monierte er etwas an den Füßen der Leiter. Die seien nicht mehr sicher. Und überhaupt, ob denn alle MitarbeiterInnen in die Verwendung einer Stehleiter eingewiesen wäre. Da hätte ich vermutlich zum ersten Mal in die Tüte atmen müssen. Einweisung in die Verwendung einer Stehleiter. Ja, und bitte beim Schreiben nicht den Stift ins Auge rammen und beim Kauen auf dem Radiergummi nichts verschlucken.

Jedenfalls fand er den Witz – so wurde mir sinngemäß berichtet – besonders komisch, dass die Firmenleitung sich problemlos den Hals brechen dürfe, wenn davon jemand von der Leiter fiele, aber keiner der Angestellten. Denen dürfe nichts passieren.

Meine Meinung: Wir brauchen solche Leute nicht, die sowas im beruflichen Kontext komisch finden, wenn sie nicht gerade mit Komik ihr Geld verdienen.

Diesen Witz macht er vermutlich bei jeder Begehung, wenn es um die Stehleiter geht. Ja, Sicherheit am Arbeitsplatz ist wichtig. Aber man muss doch mal die Kirche im Dorf lassen, weil diese ganze Drangsal-Überregulierung am Ende zu dem Schluss führt, dass nur dann nichts passiert, wenn man gar nichts macht. Umsatz wird mit Arbeitsleistung erzeugt, nicht mit dem Verwalten von irgendwelchen Richtlinien. Jedenfalls hat das wieder meine inzwischen immer stärker werdende Meinung unterstützt, dass die nächste Firma (die es nicht geben wird) keine Angestellten hätte.

Ach übrigens: Wir haben fürs‘ Büro eine neue Leiter angeschafft – die alte hab ich wieder zu Hause. Für mich ist sie ja gut genug.

Thema: Ach geh mir wech, Draußen nur Kännchen | Kommentare deaktiviert für Der Betriebsleiter darf ungestraft von der Betriebsleiter fallen | Autor:

Warum NIEMAND mehr Kunde bei der POSTBANK sein sollte

Mittwoch, 30. Oktober 2024 7:52

Ich vermute, es wäre justiziabel, schrübe ich, dass die Postbank die schlechteste Bank der Welt ist. Darum soll sie mal „nur“ auf Platz 2 kommen. Das ist auch ziemlich schlecht.

Unsere kleine Firma hat seit Jahrzehnten bei der Postbank ein Konto, also aus einer Zeit, als man noch im PostAMT (so hieß das damals) Geld abheben konnte. Am Schalter. Das ist Geschichte. Postämter gibt es nicht mehr, aber eben auch fast keine Postfilialen, wenn man von Beistelltischen in Supermärkten und Spätis absieht. Ob man dort seine Finanzgeschäfte abwickeln will, soll jeder selbst entscheiden. Zum Glück wurde der Bankverkehr ja überwiegend auf Online-Banking umgestellt. Privat habe ich sogar auch noch aus der Postamt-Zeit ein Postbank-Konto. Gerade das Online-Banking funktionierte bis vor etwa 2 oder 3 Jahren wirklich gut, weil man sich in nur einen Account einloggte und dann Zugriff auf alle Konten hatte, an denen man irgendwie beteiligt war, sei es privat oder geschäftlich mit anderen.

Dann kam die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank schluckte die Postbank. Was sie damit will, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Und mit dieser Übernahme begann das vollständige Chaos. Obiger Zugriff über einen Account war Geschichte. Man brauchte nun für jedes Konto einen eigenen. Aber welchen? Man bekam des Öfteren Post, dass man mehrere Gleichzeichen und Doppelpunkte dem Anmeldenamen voranstellen sollte, bis auch das nicht mehr ging. Nervenzehrende Telefonate führten irgendwann dazu, dass mir gesagt wurde: „Am Telefon darf ich Ihnen das eigentlich ja gar nicht sagen, aber ihre Zugangsdaten sind so-und-so.“ Phishing reverse oder wie nennt man das?

Ungefähr zur gleichen Zeit wie die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank veränderte sich die Gesellschafterstruktur unseres kleinen Ingenieurbüros. Und damit ging das Theater dann richtig los. Eigentlich sollte es ja eine Kleinigkeit sein: Man legt alten und neuen Gesellschaftervertrag vor, die neuen Gesellschafter legitimieren sich und fertig. Ja. Nix da.

Die Versuche, die neuen Gesellschafter als Kontoinhaber aufzunehmen, laufen nun seit fast drei Jahren. Wir sind derzeit beim ACHTEN Anlauf. Nach unserer Zählung gab es zum achten Mal Forderungen der Postbank, was wir alles beibringen sollten. Mal VideoIdent, mal sollten sich die neuen Kollegen persönlich in einer Postfiliale vorstellen, mal sollten wir alle Gesellschafterverträge SEIT UNTERNEHMENSGRÜNDUNG beibringen: Haben wir ALLES gemacht, aber nichts hat bis dato funktioniert.

Vor kurzem gipfelte die ganze Geschichte darin, dass die Postbank uns den Zugang zu unserem Geschäftsgirokonto wegen angeblich ungeklärter Gesellschaftsverhältnis ohne weitere Ankündigung gesperrt hat. Wir konnten noch sehen, wie sich Geld anhäuft, weil das das Konto war, auf das unsere meisten Eingänge gingen. Wir bekamen das Geld aber nicht herunter. Es kam aber keine Fehlermeldung oder so. Sondern das Geld kam einfach nicht auf dem anderen Konto an. Es gab wohl eine „Vormerkung“, die verschwand dann aber wieder. Durch Stützung mit Privatvermögen war es uns dann möglich, die laufenden Kosten (Gehälter, Steuern, Miete, um die größten Posten zu nennen) zu bezahlen. Das muss wohl dieses unternehmerische Risiko sein, von dem ich schon so viel gehört habe.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich in sog. Hotlines verbracht habe. Am Ende habe jedenfalls deren Strategie wohl herausgefunden: Freundlich bleiben bringt gar nichts. Die MitarbeiterInnen dort in der ersten Reihe sind anscheinend dafür geschult, vielleicht eine Kartensperre zu bearbeiten. Aber alles abseits der ausgetretenen Pfade sollen sie vermutlich mit salbungsvollen Worten abwimmeln – in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst erledigt – was es bei uns aber nicht tat. Der Kontostand auf dem Postbankkonto stieg und stieg, das andere Geschäftskonto drohte leerzulaufen. Kein schöner Anblick.

In den sog. Hotlines kommt man nach meiner Erfahrung anscheinend nur weiter, wenn man dort jemanden persönlich beleidigt oder eine Straftat ankündigt. Erst dann wird die Angelegenheit, wie es aussieht, zur nächsten „Berater“-Stufe eskaliert, angeblich zur „Beschwerdeabteilung“. Dort saß dann allerdings zum ersten Mal jemand, bei der ich das Gefühl hatte, sie würde sich vielleicht doch kümmern. Davor musste ich allerdings der ersten Hotline-Person vorwerfen, dass sie lügt und behaupten, dass ich das beweisen kann.

Jedenfalls bekam ich es dann hin, dass das Girokonto wieder freigeschaltet wurde. Allerdings muss man dann schon schwere Geschütze auffahren, wie zu fragen, ob man die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder gleich entlassen soll. Vielleicht hat auch geholfen, dass ich verraten habe, eine einstweilige Verfügung sei in Vorbereitung und dass wir in Kürze an der Otto-Suhr-Allee 6-16 einreiten werden  – mit Presse im Schlepptau. Aus Kulanz habe man das Konto freigeschaltet, weil ja die Gesellschaftsverhältnisse weiterhin unklar seien. Dem habe ich vehement widersprochen, weil die Person durch Vorlesen aus unserem aktuellen Gesellschaftervertrag bewies, dass sie den Vertrag haben. Damit war nichts unklar, weswegen man von Kulanz wohl nicht reden kann, abgesehen davon, dass die Postbank fast drei Jahre verstreichen ließ, um mit uns irgendwelche Fragen zu klären oder Probleme auszuräumen. Es gibt auch noch ein Tagesgeldkonto, da ist aber fast nichts drauf und das ändert sich auch nicht, ist also egal. Das Tagesgeldkonto ist übrigens Stand heute immer noch gesperrt. Wir haben nun zum wiederholten Male Unterlagen eingereicht, die längst mehrfach vorliegen. Jetzt warten wir ab, was passiert.

Zwischenzeitlich, also noch vor Aufhebung der Sperre, bekamen wir es hin, durch ein selbst ausgestelltes SEPA-Lastschriftmandat Geld von dem einen Konto zum anderen abzuziehen. Die Möglichkeiten sind aber arg beschränkt. Meine erste Tat in den letzten Tagen der Sperre war, bevor ich die Nummer der sog. Hotline wählte, eine Sofortüberweisung anzustoßen (denn einloggen konnte ich mich ja). Als das ging, habe ich das Konto sofort leergeräumt und alles auf das andere Geschäftskonto überwiesen. Das Geld ist also im Großen und Ganzen erst mal gerettet, den Kunden haben wir eine neue Bankverbindung mitgeteilt, so dass das Problem in dieser Form auch nicht mehr auftreten kann. Aber ob und wann das eigentliche angebliche Problem wirklich gelöst wird, steht in den Sternen.

Der Treppenwitz ist nun, dass die Postbank für 2025 eine Preiserhöhung ihrer (Nicht-)Leistungen androht. Man hat damit ein Sonderkündigungsrecht. Ich prophezeie mal, wovon wir Gebrauch machen werden. Und wenn es nicht so wahnsinnig aufwendig wäre, alle Lastschriftmandate zu ändern, würde ich auch mein privates Konto bei der POSTBANK KÜNDIGEN.

Thema: Ach geh mir wech, Draußen nur Kännchen, nich so dolle | Kommentare deaktiviert für Warum NIEMAND mehr Kunde bei der POSTBANK sein sollte | Autor:

Theme kaputt

Montag, 15. April 2024 17:41

Na großartig.

Die Anzeige einzelner Beiträge ist kaputt. Der Hintergrund fehlt in meinem HERRLICHEN THEME.

Reparatur kann dauern. :/

Edit:

Geht wieder. Lag anscheinend an der PHP-Version. 

Thema: Ach geh mir wech | Kommentare deaktiviert für Theme kaputt | Autor:

Mein schlimmstes Ferienerlebnis

Dienstag, 2. Januar 2024 19:07

Oder Untertitel:

Was ist ein Nazi? Wann ist jemand ein Nazi?

Aber fangen wir vorne an:

Ich habe mal wieder alles kaputt gemacht. So hat man es mir inzwischen zu verstehen gegeben. Der Grund ist, dass ich mal wieder vor Empörung meine Klappe nicht halten konnte.

Wir saßen vor einiger Zeit in beschaulicher Runde und ließen den Urlaubstag ausklingen. Das ein oder andere Glas Wein hatten wir schon auf. Es ging um “Gott und die Welt”, wie man so schön sagt. Dann fiel ein Satz, den man aus meiner Sicht mindestens als rassistisch werten kann. Die Details habe ich woanders notiert. Grob ging es darum, dass jemand meinte, Personen aufgrund einer spezifischen Gruppenzugehörigkeit das Asylrecht zu verwehren sei. Jedenfalls habe ich wohl etwas zu deutlich zu verstehen gegeben, dass ich damit nicht einverstanden bin, wenn jemand sowas in meiner Gegenwart äußert. Da war die Stimmung dann im Arsch, der Urlaub aber noch lange nicht vorbei.

Zweifellos habe ich mich nicht zurückgehalten und die Person, die den Rassismus-Spruch losgelassen hat, als Nazi bezeichnet. Tja. Und damit hatte ich das Porzellan dann zerschmissen. Nicht etwa die Person, die den Spruch losgelassen hat. Nein, der hat das nicht so gemeint, ich hätte dem keine Gelegenheit gegeben, das geradezurücken. Ich hatte aber explizit noch mal nachgefragt, sonst hätte ich nicht so ein Theater gemacht. Daran kann sich die Person nun aber nicht mehr erinnern, oh Wunder. Nein, ich bin es, dem gesagt wurde, ich würde durch so ein Verhalten Freundschaften auf’s Spiel setzen. Tja. Da war ich dann echt der Dumme.

Und jetzt bin ich seit Wochen, inzwischen sogar Monaten verwirrt, denn der Entwurf dieses Artikels ist vom 18. August letzten Jahres. Ich dachte immer, dass ich das doch nicht veröffentlichen sollte. Inzwischen ist aus meiner Sicht aber solch eine Art Gras über die Sache gewachsen, dass ich es doch tue.

Es ist also ok, auch auf Nachfrage, rassistische Äußerungen loszulassen, aber es ist nicht ok, deutlich zu machen, dass einem das nicht passt? Ist das die Lesson, die ich learnen soll?

Am meisten beschäftigt mich die Frage, ob es richtig war, die Person als Nazi zu titulieren. Tatsächlich habe ich das nicht einfach nur aus der Empörung heraus gemacht, sondern weil ich (vielleicht im Gegensatz zu anderen) mir viele, viele Gedanken dazu gemacht habe, wann man jemanden als Nazi bezeichnen kann, nicht erst seit dieser Situation, sondern schon über die letzten Jahre, in denen das Erstarken der Rechten zu beobachten ist und zu einer immer größeren Gefahr für die Demokratie wird, nicht nur hierzulande.

Die Frage ist nun also:

Was ist ein Nazi und wann?

Ich bin in den letzten Jahren nicht zimperlicher geworden. Die Gründe dafür habe ich allerdings noch nie so richtig aufgeschrieben. Das will ich jetzt mal in all meiner Einfältigkeit tun. Wahrscheinlich ist das alles Murks.

Den Begriff “Nazi” kenne ich im Grunde seit früher Kindheit, weil die Familie meiner Mutter in Osnabrück sehr unter den Nazis gelitten haben. Sie gehörten nicht zu einer verfolgten Bevölkerungsgruppe wie Juden, waren aber aufgrund der objektiv menschenverachtenden Ansichten der Nazis diesen nicht zugewandt und haben Mitglieder verfolgter Gruppen unterstützt, siehe auch https://willsagen.de/?p=6050

Liest man bei Wikipedia nach, so gab es den Begriff “Nazi” schon vor dem Dritten Reich, mit negativer Konnotation. Von den 1930er Jahren bis 1945 waren es dann die Anhänger Hitlers, die man so bezeichnete. https://de.wikipedia.org/wiki/Nazi#Begriffsgeschichte_und_-verwendung

Bis vor einigen Jahren wurde der Begriff “Nazi” nur für Personen verwendet, die im Dritten Reich entsprechende Funktionen bekleideten oder Taten begingen. Während Alt-Nazis ihre Ideologie nicht abgelegt haben und wohl auch langsam auf biologischem Wege verschwinden, sind Neo-Nazis Leute, die die Zeit nicht selbst erlebt haben, aber dem Gedankengut folgen. Man wollte damit wohl auch das Wiedererstarken dieses Denkens und daraus folgenden Handlungen zum Ausdruck bringen. Irgendwann, ich würde sagen, so vor 5 bis 10 Jahren ging man vor allem in antifaschistischen Gruppen dann aber dazu über, die Vorsilbe “neo” wegzulassen. Damit war also der Schritt von der nachträglichen Einordnung zur Übertragung auf aktive Personen gemacht worden.

Durch die häufigere, mutmaßlich vorschnelle und unüberlegte Verwendung des Nazi-Begriffs würde ich diesen verharmlosen, wird mir vorgeworfen. Das sehe ich ganz im Gegenteil. Ich differenziere zunächst sehr genau. Ich lehne z. B. Begriffe wie “Rechtschreib-Nazi” hundertprozentig ab, den manche auf Personen anwenden, die besonders rechthaberisch auf Rechtschreibung achten und Anderen Fehler vorhalten. Das ist aus meiner Sicht eindeutig verharmlosend, weil hier Assoziationen hergestellt werden, die nichts miteinander zu tun haben. Rechthaberisch zu sein, ist vielleicht nicht die beste Eigenschaft, hat aber erst mal nichts mit rassistischem, völkischem oder insgesamt nationalsozialistischem Denken und Handeln zu tun. Hier habe ich dazu auch bereits etwas geschrieben.

Verharmlosend verwende ich den Begriff gerade deswegen nicht, weil ich schon in einem frühen Stadium darauf aufmerksam mache, wenn ich feststelle, dass sich jemand im Ton vergreift und ein Denken an den Tag legt, das inakzeptabel ist. Wenn man Dinge beim Namen nennt, ist das eben gerade nicht verharmlosend. Dachte ich.

Ich habe mir angehören müssen, dass “Nazi” die schlimmste Beleidigung sei, die man gegenüber jemandem aussprechen könne. Das seien nur Leute, die den Holocaust leugnen. Gerade das finde ich verharmlosend. Den Holocaust zu leugnen, steht in Deutschland unter Strafe. Alle die, die dem rassistischen, völkischen und nationalsozialistischen Denken und Handeln nachhängen, sind dann keine Nazis? Das sehe ich aber ganz anders.

Ich würde daher sagen, der wichtigste Punkt, weswegen ich weniger sparsam mit dem Begriff “Nazi” umgehe als früher, liegt darin, dass ich es so kennengelernt habe, dass man Nazis überwiegend erst im Nachhinein mit diesem Begriff versehen hat, wenn sie ihre schlimmen Taten umgesetzt haben, oder wenn ihre Hetzreden so krass waren, dass man nicht mehr drumherum kam, sich dazu zu verhalten. Inzwischen reicht es mir darum, wenn jemand nur eine Aussage in dieser Richtung trifft, also etwas Rassistisches, Völkisches oder ähnlich Verachtendes sagt. Dann vergibt man eher Begriffe wie Rassist oder Faschist. Das mag im Detail erst mal zutreffen. Ich halte das aber für verharmlosend, weil die Gruppe der Nazis ja genau aus solchen Leuten besteht. Es ist das (braune) Sammelbecken, der Sammelbegriff für alle diejenigen, die meinen, man kann Menschen aufgrund von ethnischen, geografischen anderen kulturellen oder religiösen Gruppenzugehörigkeiten in “ok” oder ganz vorsichtig gesagt “nicht erwünscht” einteilen.

Ja, ich sehe “Nazi” als Sammelbegriff, der sich im Dritten Reich definiert hat, um klarzustellen, dass Menschen, die oben beschriebener Denkweise folgen, exakt in der Nachfolge Derjenigen stehen, die seinerzeit dazu beigetragen haben, dass die NSdAP, respektive Hitler und Konsorten, die Macht an sich reißen und das schlimmste Unheil über die Welt bringen konnten, was die Menschheit je gesehen hat. Es ist also bewusst eine proaktive Bezeichnung für diejenigen, die aus meiner Sicht aufgrund von Äußerungen entsprechender Art Gefahr laufen, in diesen Sumpf abzudriften, weil sie – wenn auch nur teilweise – dieses Denken bereits verinnerlicht haben, vielleicht ja sogar nur unbewusst. Was ich aber nicht denke: Einmal Nazi, immer Nazi. Man sollte schon jemandem die Chance geben, wenn er sich entsprechend verhält oder äußert, diese in der Tat dann beleidigende Titulierung wieder abschütteln zu können.

Bislang nicht beantwortet habe ich für mich die Frage, wo ich diejenigen einsortiere, die in einer überschaubaren Gruppe wie unserer Urlaubsrunde solche Äußerungen unwidersprochen im Raum stehen lassen. Es stellt sich aus der historischen Rückschau die Frage, ob auch diejenigen Nazis sind, die sie nicht verhindert haben, als das mit demokratischen Mitteln noch ging. Das erscheint (auch) mir zu weit gegriffen zu sein, weil man zugute halten muss, dass viele Menschen aus Harmoniebedürfnis und dem Denken “es ist noch immer gut gegangen” (was objektiv nicht stimmt) die Hoffnung auf einen einmaligen Ausrutscher haben. Diese Hoffnung habe ich auch, allerdings muss man sich fragen, ob man jemanden nicht vielleicht auch einfach mal kurz mit einer entsprechenden Bemerkung zurechtstoßen muss, und sei es durch eine vermeintliche Übertreibung, dass man dadurch ein Reflektieren und Umdenken anstößt.

Mit das Erstaunlichste (oder vielleicht auch gerade nicht erstaunlich?) ist, dass Nazis immer nur andere sind. In einer sich als aufgeklärt verstehenden Gruppe gibt es keine Nazis, keine Rassisten, keine XenophobikerInnen, niemand mit völkischem, nationalsozialistischem Denken. Im Zweifel hat jemand das eben nicht so gemeint.

Falls also jemand an dem Text Anstoß nimmt, habe ich es eben nicht so gemeint. Wie einfach.

Thema: Ach geh mir wech, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, nich so dolle | Kommentare (1) | Autor:

Durchliken ist ein Zeichen von Faschismus

Mittwoch, 2. November 2022 15:52

Hast du schon mal gegen jemanden aufbegehrt, der oder die eine große Schar an Followern hinter sich vereint und zusehen müssen, wie sekündlich die Zahl der Herzchen oder „Daumen-nach-oben“ unter einer Antwort dieser Person in die Höhe schnellte und – je nach Plattform – dein eigener Beitrag mit entsprechenden Emojis diskreditiert wurde?

Mich erinnert das an faschistische Fackelzüge. Einer nach dem anderen reiht sich ein in den geschlossenen Verband der wortführenden Person. Vielleicht sollte das Emoji daher kein Daumen-nach-oben oder Herzchen sein, sondern eine Fackel. Es ist nichts anderes als dass sich eine große Gruppe auf eine Einzelperson stürzt um diese zu drangsalieren, zu diffamieren und ins Aus zu stoßen – zu zerstören.

Wer also selbst mit seiner Stimme zur schieren Übermacht einer Äußerung beiträgt, sollte mal in sich gehen und sich fragen, ob er oder sie nicht FaschistIn ist.

Thema: Ach geh mir wech, Draußen nur Kännchen | Kommentare deaktiviert für Durchliken ist ein Zeichen von Faschismus | Autor:

Coronisch unterbelichtet #6 – Die Tyrannei der Ungeimpften

Mittwoch, 10. November 2021 8:02

So hat es der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery auf den Punkt gebracht. Der WDR meint, dass der Umgangston eskaliere.

Stimmt: Alle, die bis jetzt ungeimpft sind, aber sich impfen lassen könnten, sind egoistische Arschlöcher.

Thema: Ach geh mir wech, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen | Kommentare deaktiviert für Coronisch unterbelichtet #6 – Die Tyrannei der Ungeimpften | Autor:

Coronisch unterbelichtet #4 – Zahlungsziel 2 Monate

Samstag, 9. Januar 2021 18:08

Erst riefen sie an, jetzt schicken sie Mails. Das ist für eine deutsche Behörde schon recht erstaunlich. Gemeldet haben sich mehrfach Berechnungsstellen von Gerichten, wir sollen doch bitte schön endlich aufhören, Mahnung zu schicken. Am Telefon hieß es dazu, wir wüssten doch schließlich, dass sie im Frühjahr wochenlang nicht gearbeitet haben.

Folgende Mail erreichte uns jetzt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Der derzeitige Bearbeitungsstand beträgt durchschnittlich 2 MONATE.
Dieser wird regelmäßig aktualisiert und ist unter https://www.berlin.de/gerichte/amtsgericht-tiergarten/das-gericht/besucherinformationen/oeffnungszeiten/#ezds
einsehbar.

Wir bitten von Anfragen zum Bearbeitungsstand bzw. von Mahnungen abzusehen, die in diesem Zeitraum liegen. Die Abarbeitung der Anträge erfolgt chronologisch nach Eingangsdatum in der Berechnungsstelle. Mahnungen führen nicht zu einer bevorzugten Bearbeitung.

Anliegen, die einen bestimmten Sachbearbeitenden betreffen, werden weitergeleitet.

Die Berechnungsstelle ist bemüht, Ihre Anträge schnellstmöglich zu bearbeiten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Berechnungsstelle

Wie ich finde, hab ich darauf ganz gut geantwortet:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Problematik ist hier bekannt, gleichwohl können wir auf Zahlungserinnerungen nicht verzichten. Es hat sich in anderen Fällen zugetragen, dass Berechnungsstellen nach späteren Mahnungen behaupteten, nie eine Rechnung von uns bekommen zu haben. Da dann teilweise die Dreimonatsfrist abgelaufen war, hat man uns die Zahlung verwehrt. Deswegen werden wir zukünftig nach rund 7 Wochen mahnen und dabei auch die Rechnung erneut übersenden. Unser Mahnschreiben ist bewusst freundlich gehalten, so dass Sie sich auch nicht angegriffen zu fühlen brauchen. Nichtsdestotrotz sehen wir aufgrund unwägbarer Postlaufzeiten für eine längere Aussetzung der Zahlungserinnerung keinen Raum.

Auch unser Büro sieht sich aufgrund der gegenwärtigen Situation erheblichen Herausforderungen ausgesetzt. Obwohl wir im Frühjahr 2020 mehrere Wochen lang für den überwiegenden Teil unserer erstellten Gutachten gar keinen Zahlungseingang verzeichnen konnten, war es uns stets möglich, die Gehälter aller MitarbeiterInnen rechtzeitig zu zahlen und auch allen anderen Verbindlichkeiten wie Miet-, Internet- und Telefon- sowie Versicherungskosten nachzukommen, um nur ein paar zu nennen. Bei Zahlungszielen von zwei Monaten und mehr nähern wir uns jedoch einem Bereich, der nicht mehr akzeptabel ist. In der Privatwirtschaft würde man da längst über ein Mahnverfahren nachdenken.

Niemand von uns hat die derzeitige Situation gewollt. Wir haben in unserem Büro sehr frühzeitig alles unternommen, unseren Beitrag zu leisten, die Infektionszahlen gering zu halten. Und gleichzeitig sind wir guter Hoffnung, dass wir alle, womit ich Sie einschließe, die Situation erfolgreich meistern werden. Leider jedoch wurde in Gesetzen mit einzuhaltenden Fristen eine solche Situation nicht berücksichtigt.

Mit freundlichen Grüßen

Die sieben Wochen sollen dazu dienen, um ihnen wenigstens ein bisschen Feuer unter dem Hintern zu machen. Im Übrigen räumt sich die Justiz regelmäßig im Gesetzgebungsverfahrens des Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetzes einen „Justizrabatt“ ein. Man sei ja verlässlicher Zahler. Ja meistens, nur dass man dem Staat dauerhaft einen zinslosen Kredit in nicht unerheblicher Höhe gewehrt. Und vom Ärger, den wir mit Berechnungsstellen wegen absoluter Kleinigkeiten haben, will ich gar nicht erst anfangen zu reden: Dass man dort Rechnungen um Beträge kürzt, die geringer sind als das Porto für den Brief, um uns das mitzuteilen, ist nämlich durchaus üblich. Da spielt auch Corona keine Rolle, wo man mal ein bisschen Gas geben könnte.

Thema: Ach geh mir wech, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen | Kommentare deaktiviert für Coronisch unterbelichtet #4 – Zahlungsziel 2 Monate | Autor: