Kodak Retina IIc wiederbelebt
Vom ersten Moment hatte ich mich in sie verliebt. Schon länger konnte ich nicht nach so kurzer Zeit wegsehen wie bei anderen alten Knippsen. Die Kodak Retina hatte es mir angetan, wo doch mein fotografisches Vorbild (sofern man davon sprechen kann, dass ich eines habe), Fred Herzog, seine ersten fotografischen Schritte auch mit einer Kodak Retina getan hat. Sie stammt aus dem Nachlass des Schwiegervaters eines Arbeitskollegen, der mit einer Tüte voller alter Fotosachen ankam und fragt, ob ich für das ein oder andere alte Stück noch Verwendung hatte. Hatte ich.
Nun handelte es sich allerdings nicht um ein funktionsfähiges Exemplar einer Kodak Retina, sondern um eine Art Puzzle. Der Schwiegervater hatte sie vor etlichen Jahren zerlegt und dann weggelegt. Ich wusste nicht, ob alle Teile vorhanden waren, es sah zumindest alles sehr geordnet aus. Wie man die Kamera zusammenbaute, stand allerdings nicht dabei.
Ich habe dann ein wenig gepuzzelt und nicht nur herausgefunden, wie die Kamera zusammenzusetzen war, sondern auch, was defekt war: Die Kraftübertragung vom Aufziehhebel zum Verschluss war defekt. Der Verschluss wurde also nimmer gespannt. Nach ein paar Versuchen war klar, ohne Ersatzteil wird das nichts. Schnell fand ich Dank Internet nicht nur heraus, dass meistens eine Zahnstange Karies bekam, sondern dass es dieses Teil sogar noch als Ersatz gibt. Schnell bestellt und eingebaut.
Dummerweise habe ich dann doch nicht alle Teile wieder untergebracht. Bei 4 Schrauben, zwei Unterlegscheiben und einer kleinen Feder bin ich mir nicht recht im Klaren, wohin die gehören. Im Probelauf funktionierte die Kamera aber auch ohne die Teile.
Offenbar war aber der Verschluss verharzt, denn bei langen Belichtungszeiten war eindeutig erkennbar, dass der Verschluss zu lange offen blieb. Ich habe dann mit einer Casio-Consumer-Highspeed-Kamera durch den Verschluss gefilmt. Durch Auszählen der Bilder bin ich dann dahinter gekommen, dass der Verschluss tendenziell doppelt so lange wie vorgesehen öffnet. Gut, damit kann man leben.
Ich hatte dann noch einen alten 24er/100Asa Schwarzweißfilm, der erst vor 8 Jahren abgelaufen ist. Den habe ich mit einer Reminiszenz an vergangene Zeiten in die Kodak eingelegt und drauflos fotografiert. Nach einer Woche hielt ich die fertigen Rossmann-Abzüge in der Hand und erkannte, was sich schon beim Fotografieren als Problem herauskristallisierte. Am Anfang war noch alles normal, aber dann merkte ich, dass der Filmtransport mehr und mehr hakte, bis gar nichts mehr ging. Herausgekommen sind dadurch ein paar hochinteressante Doppelbelichtungen. Immerhin hat der uralte Film überhaupt noch etwas von sich gegeben!
Hier nun ein paar Rummelsburger Impressionen. Die Fotos stammen ganz ehrlich vom Februar 2012, nicht von kurz nach dem Krieg, auch wenn es so aussieht. Vielleicht liegt’s auch daran, dass ich die Helligkeit relativ stark heruntergesetzt hab. Das ändere ich vielleicht noch. Die harten Kontraste mag ich aber.
(Update: Die flickr-Fotos gehen noch, wenn man sie anklickt.)
Alter Lokschuppen
Heizkraftwerk Klingenberg. Links erkennt man eine Doppelbelichtung.
Hier an Pendant, das ich mit der Olga geknippst hab. Dort hängt ein 35 mm-Objektiv dran, an der Kodak hatte ich das 50 mm-Standardobjektiv, das deutlich lichtstärker ist, als das 35er, das der Schwiegervater sich seinerzeit ebenfalls gegönnt hatte.
Fenster im Lagerhaus
Hier an Pendant, das ich mit der Olga geknippst hab. Da habe ich versucht, etwa den gleichen Ausschnitt zu fotografieren.
Sisyphus
Hier sieht man wieder die Überlagerung mit einem anderen Bild.
Pendant in bunt
Wer bis hierhin gekommen ist, darf sich in meinem flickr-Stream mit weiteren Fotos von und mit der Kodak Retina belohnen.
Tja. Leider muss ich die Kodak nun noch einmal auseinander bauen, um zu sehen, was mit dem Filmtransport los ist. Vielleicht finde ich ja auch noch ein paar Stellen, wo ich einige der übrig behaltenen Schrauben hineindrehen kann. 😉