Rennen mit Sti(h)l
Jaja. Das Wortspiel ist uralt. Aber egal. Es passt halt. Warum? Darum:
Neulich fragte mich Rad-ab-Sven Jens, ob ich Lust hätte, mir das DTM-Rennen in Oschersleben anzugucken. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal an einer Rennstrecke stand. Mal wieder ein bisschen Rennluft schnuppern? Diesen Geruch von (hoffentlich) optimal verbranntem Hochoktanigem und dem süsslichen Duft niedrigviskosen Synthetiköl: Hach, wer auch nur ein bisschen Benzin im Blut hat, weiß, was ich meine. Die Karten für drei Nachbarjungs und mich kamen aus dem Dunstkreis der Firma Stihl. Die stellen nicht nur Kettensägen her, sondern auch elektrische Laubbläser, die man in der DTM zur Standkühlung der Autos nutzt. Toll.
Was nicht so toll war, dass wir die letzten 5 km Anreise nicht gerade im Renntempo vorankamen, wenn man mal von Schneckenrennen absieht. Es ist immer das gleiche: Die Rennstrecken werden irgendwo in die Pampa gepflastert und sind ja soweit ganz hübsch, aber wie man bei etwas mehr Zuschauerzuspruch angemessen dahinkommen soll, darüber macht sich keiner Gedanken. Wir parkten unser Auto auf dem erstbesten Parkplatz mit dem Resultat, dass daraufhin nicht nur noch gut 20 min. Fußmarsch folgten (was mir ja mal ganz gut tut), sondern auch das „Warm-up“ ohne uns Begann. Die hätten ja auch mal warten können!
Egal. Wir hatten die Strecke erreicht und die DTM-Autos, wahlweise mit BMW-M3-, Mercedes-C-Klasse- oder Audi-A5-Hülle drehten schon fröhlich ihre Runden. Erste Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen. Besonders gut gefielen mir die flammenwerfenden Mercedesse. Fortan war ich für Mercedes. Ich bin ja so lange aus dem Thema raus, dass ich keine besondere Ahnung hatte, wer da überhaupt hinterm Steuer sitzt. Peinlich. Aber irgendwie auch egal.
Ich mag Autorennen. Und eigentlich auch Tourenwagen rennen. Ein bisschen schade ist daher, dass die DTM-Autos nichts mit Tourenwagen in dem Sinne zu tun haben, wie ich ihn mal kennengelernt habe: Seriennahe Sportwagen, oft mit 4 Türen und Kofferraum. Aber auch das ist egal, wenn es so wie mir hauptsächlich darum geht, schnelle Autos im Kreis fahren zu sehen und vor allem auch das Flair drumherum ein bisschen aufzusaugen. Überall farbenfrohes Gepränge von den diversen Sponsoren und Rennteilnehmern. Viele Leute holten sich Winkelemente und Sitzpolster und so. Ich hatte aber mit meiner Fotoausrüstung schon genug zu schleppen (wobei ich immer an die Vollformat-DSLR-Freaks denken muss), so dass ich nicht noch zusätzlichen Ballast durch die Gegend tragen muss. Ich holte mir nur die schlechteste Pommes meines Lebens.
Nach dem Warm-Up der DTM-Autos fuhren dann verschiedenfarbige Porsche 911 im Kreis. Porsches klingen ja immer gut und sind schön anzusehen. Hach, doch. Schon klasse, wenn diese Autos mal so schnell bewegt werden, wie sie aussehen. Leider war das nach einer halben Stunde schon wieder Geschichte. Danach kam erst mal nichts. Denn um 14.00 Uhr ging das Rennen los. Vorher durften noch ein paar Leute „Taxi“ fahren, also mal auf dem Beifahrersitz eine Rennstrecke erleben. Ne, das wäre ja nichts für mich! Wenn, dann selbst fahren. In diesem Zusammenhang fuhr dann auch das einzige ältere Auto, ein Mercedes SL (R107) herum. Der klang vor allem beim Gaswegnehmen gut!
Wir haben dann erst eine Zeit auf der Haupttribüne in der Sonne geschmort, es war ja Wahnsinnswetter! Ich bin dann aber doch mal rüber Richtung Fahrerlager. Naja, das war nicht so doll. Erst gab es kein Hinkommen, weil gefühlt eine halbe Million Menschen durch eine Kartenkontrolle und anschließend eine enge Fußgängerbrücke mussten und sich dann natürlich alles vor den Boxen stapelte. Ich bin ja nicht so der Drängler und auch nicht der Größte. Darum sehe ich dann meistens Hinterköpfe. Einmal sah ich sogar einen jungen Mann mit Edding. Der hätte mir sicherlich ein Autogramm auf meinen hässlichen Sonnenhut geschrieben. Aber ich wusste gar nicht, wer das ist. Und würden Sie sich ihren Hut von einem fremden, wenn auch gut aussehenden Mann einfach so beschriften lassen? Seh’n’se.
Dann wurde es langsam hektischer. Alle Zuschauer wurden wie eine Viehherde aus der Boxengasse getrieben. Ok, geht wohl auch nicht anders. Ich bin dann wieder auf die Haupttribüne, um festzustellen, dass es da irgendwie nicht toll zum Gucken ist. Also wieder raus und noch mal Richtung Start-Ziel, wo man uns vorher mit unseren Karten „Haupttribüne Gold“ abgewiesen hatte. Nun durften wir rein, und ganz am Ende hatte man auch einen super Blick auf die Startvorbereitungen und damit auch auf die Stihl-Laub-oder-Kühlluft-Bläser. Und auf diverse Fahrgestelle.
Joa. Das Rennen sollte dann bald losgehen. Ein paar der schnellen Herren erleichterten sich vorher noch an der Leitplanke. Hihi. Und die Gridgirls gucken zu. Hoho. Dann der Start! Nachdem seine Kumpels schon am Rennen zugange waren, fuhr Herr Ekström dann auch irgendwann los. Wir sind dann noch mal hierhin, mal dorthin gegangen und haben geguckt, wie die alle schön im Kreis fuhren. Aso, wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Karten für die „Hasseröder-Tribüne“ nehmen. Da kann man interessantere Streckenabschnitte sehen und sitzt im Schatten. Von 22 gestarteten kamen im Laufe der Zeit immer weniger an uns vorbei. Zum Schluss waren es wohl nur noch 13 oder 14.
Man verliert ja auch echt den Überblick. Keine Ahnung, wer wann wo auf welcher Position fährt. Ich dachte mir, es wäre doch wohl ein Leichtes, kleine Displays in die Seitenscheiben zu bauen, auf denen die aktuelle Platzierung (bzw. die in der letzten Runde) angezeigt wird. Wäre ne super Idee, oder?
Ganz ehrlich? Wir haben uns das Ende nicht angesehen. In Anbetracht der chaotischen Anreise (zumindest der letzten Kilometer) wollten wir die Abreise entspannt angehen und haben uns schon zwei oder drei Runden vor Ende verabschiedet. Schön war’s. Danke!