Beitrags-Archiv für die Kategory 'rolling rolling rolling'

Blaue Plakette (H-Plakette)

Dienstag, 8. August 2017 14:46

Nur damit das mal irgendwo festgehalten wird:

Viel ist ja derzeit davon die Rede, dass demnächst bestimmte Autos mit blauen Plaketten entweder geadelt oder stigmatisiert werden.

Mein Fiat 500 fährt schon seit Anfang 2008, kurz nach der Einführung der sog. „Umweltzone“, mit einer blauen H-Plakette herum. Dieses Foto habe ich bereits am 15.02.2008 bei flickr eingestellt. Alle anderen blauen Plaketten, die nun kommen werden, sind natürlich deswegen als ungültig anzusehen. Das wird auch daran zu erkennen sein, dass statt einem „H“ eine Zahl oder ein anderer Buchstabe zu lesen sein wird. 😉

H-Plakette

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“Ein Auto wollen Sie kaufen? Nicht! Mit! Uns!”

Donnerstag, 2. März 2017 11:46

Die Fahrverbote für Euro5-Diesel rücken näher. Vor etwa 10 Jahren habe ich den “Spaß” im Oldtimerbereich durchexerziert: Berlin war ganz vorne dabei, eine sog. “Umweltzone” einzurichten. Erst im letzten Moment kam die Ausnahme für Autos mit H-Kennzeichen. Immerhin. Nun könnte es wieder ein Auto aus dem eigenen Fuhrpark treffen. Einen “älteren” Diesel, nämlich den erst vor 1,5 Jahren gekauften 2012er Volvo V40 II mit D3-Motor (Fünfzylinder).

Aus der Umweltzonendiskussion ist seinerzeit ziemlich deutlich hervorgegangen, dass die Luftreinhaltung nur vorgeschobene Schutzbehauptung ist. Denn eigentlich soll es um Wirtschaftsförderung gehen. Also bin ich brav, und schaue mich nach einem neuen Auto um. Und wenn ich “neu” sage, meine ich auch durchaus “neu”. Und ich will noch eins oben draufsetzen: Denn es könnte tatsächlich ein Auto sein, das zumindest in der Innenstadt (wo eher weniger Kraftwerke stehen) für bessere Luft sorgt, nämlich ein Plugin-Hybrid. Ich habe Drehstrom in der Garage und einen Stellplatz direkt davor: Es könnte nicht besser sein.

Aber ich habe die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Autombilbranche gemacht.

Als erstes Auto, das mich interessiert, kommt der gerade neu vorgestellte Mini Countryman Plugin Hybrid in Frage. Ich nehme mit Mini-Berlin Kontakt auf, als man das Auto noch nicht selbst konfigurieren kann. Wir vereinbaren, dass ich einen normalen Countryman “zusammenklicke” und der Mini-Mann vom Blumberger Damm daraus einen Plugin-Hybrid macht. Alles kein Problem, höre ich, nur die Anhängerkupplung, das ginge nicht. Man schreibt mir sogar eine Begründung, bzw. schickt mir per Mail einen Screenshot, vermutlich aus einer Art internem FAQ:

„Warum kann keine Heckgepäckträgervorbereitung bzw. keine Anhängerkupplung verbaut werden?

Der zusätzliche Bauraum, der für die Heckgepäckträgervorbereitung bzw. die Anhängerkupplung benötigt wird, ist bei diesem Modell nicht vorhanden, da dort die Batterie verbaut ist. Die Positionierung bietet höchste Crash-Sicherheit.“

Nun habe ich schon selbst ein paar Anhängerkupplungen an Fahrzeugen montiert, und als Unfallanalytiker weiß ich ein bisschen was über das Crashverhalten von Fahrzeugen. I. d. R. wird die Anhängerkupplung statt des Heckquerträgers unter der Stoßfängerverkleidung montiert. Ich habe extra nachgesehen: Beim Vorgängermodell (nicht-Hybrid) ist das auch so. Versteifungen nach weiter vorn sind nicht vorgesehen.

Allerdings kann ich mir schlechterdings  vorstellen, dass der sicherste Einbauraum für die Batterien IM Heckstoßfänger im direkten Aufprallbereich bei einem Auffahrunfall sein soll.

Da mich das Auto durchaus interessiert, bitte ich nunmehr um Aufklärung: Eine Auto mit einer „Sprengladung“ im Heckstoßfänger würde ich ungern kaufen wollen. Oder lässt sich ggf. doch eine Anhängerkupplung montieren?, frage ich bei der Mini-Kundenberatung nach.

Es kommt eine Textbausteinantwort:

 

vielen Dank für Ihr Interesse an unserem neuen Mini Countryman Plugin Hybrid.

Ihre Email haben wir an die Fachabteilung weitergeleitet, die Kollegen werden sich mit Ihnen schnellstmöglich in Verbindung setzen.

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag.

Das war am 23.2.2017. Bis heute hat sich nichts mehr getan. Ich recherchiere noch, dass beim BMW 225 XE (den ich optisch relativ furchtbar finde) das gleiche Problem auftritt, da das Auto auf der gleichen Plattform basiert. Das war es also mit BMW/Mini.

Aber es gibt ja noch mehr Hersteller. Ich stoße auf den Hyundai Ioniq. Noch nie gehört. Den gibt es als Hybrid und als reines Elektrofahrzeug. Nun soll er laut Webseite 2017 als Plugin Hybrid erscheinen. Ich frage bei Hyundai per Mail an, a) wann das Auto zu haben ist und b) ob man eine Anhängerkupplung anbauen kann. Man stellt sich tot. Keine Antwort seit einer Woche. Abgesehen davon ist mir der Hyundai wie viele andere Autos (Toyota Prius z. B.) auch ein bisschen zu lahm, also lasse ich den Blick weiter schweifen und kehre aus Korea zurück nach Deutschland.

Audi A3 e-tron.

Sieht ein bisschen klein aus. Ein Grund mit, den Volvo V40 zu verkaufen, ist, dass ich kürzlich daran gescheitert bin, eine Schubkarre in den Kofferraum zu laden. Bei meinem 50 Jahre alten Fiat 500 Kombi hätte ich das Problem nicht. Also wäre ein etwas größeres Auto nicht schlecht. Betonung liegt auf etwas, denn Bjoern schlägt mir den Mitsubishi Outlander vor. Den habe ich im Grunde schon länger auf dem Schirm, kommt aber definitiv aufgrund seiner Größe nicht in Frage. Also Audi. Für den bekommt man sogar eine Anhängerkupplung (was BMW/Mini übrigens kaum für möglich hält …)

Ich suche bei mobile.de nach Gebraucht- und Vorführwagen, und finde 3 Stück in Berlin. Prima!, denke ich. Da machen wir am Samstag gleich mal eine Probefahrt. Aber ach:

zu meinem Bedauern kann ich Ihnen den Terminwunsch nicht erfüllen.

Das Fahrzeug befindet sich gerade in der Abmeldung & anschliessend in der Aufbereitung zum Verkauf als Gebrauchtwagen.

Ein genaues Zeitfenster kann ich da leider nicht nennen.

bekomme ich als Antwort auf meine Frage. Ich dachte ja, dass Autos, die bei mobile.de angeboten werden, vielleicht verfügbar oder gar käuflich seien. Aber weit gefehlt!

Ich flehe noch, es müsse ja nicht genau der sein, einer der anderen täte es auch und überhaupt würde ich vielleicht sogar einen neuen kaufen. Ja, man würde meine Daten dann an die Kollegen vom Neuwagenverkauf weitergeben. Ich stimme zu. Seitdem Schweigen im Walde. Das war am 28.2.2017.

Zwischenzeitlich erfahre ich, dass auch VW mit dem Golf GTE einen Plugin Hybrid im Angebot hat. Die Plattform ist die gleiche wie beim A3 e-tron, und es gibt ihn auch mit Anhängerkupplung. Ich finde einige gebrauchte, aber inzwischen hat mich der Antrieb verlassen, überhaupt noch zu fragen, ob man möglicherweise gewillt wäre, mir so ein Auto zu verkaufen und zuvor sogar einmal mich hineinsetzen und eine Runde fahren zu lassen. Dabei sind die karierten Sitze wirklich hübsch!

Ein Kollege schlägt mir noch den Peugeot 3008 vor. Den soll es auch bald als Plugin Hybrid (allerdings mit noch ungeklärter Anhängerkupplungsfrage) geben. Ein bisschen Stolz habe ich ja auch noch und meine: Wenn das Auto 10 cm flacher wäre, könnte man drüber nachdenken und pfusche das quick&dirty mit Photoshop hin. So könnte ich mir das vielleicht vorstellen:

Aber ach. Der Volvo ist eigentlich ein super Auto. Und so schnell werden die Fahrverbote doch bestimmt doch gar nicht kommen, oder? Und wenn es soweit ist, kaufe ich eben einen alten gebrauchten Benziner, der noch fahren darf, beim nächsten Wimpelhändler an der Ecke. Da weiß man wenigstens vorher, dass man an der Nase herumgeführt wird, wenn man jemandem eimerweise Geld in die Bude tragen will.

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Kawa-Tagebuch: Die Freuden des kleinen Moppedschraubers

Freitag, 30. September 2016 8:41

klobiges_ruecklichtAn mein Mopped habe ich ein anderes Rücklicht angeschraubt. Das originale war mir zu klobig.

Das neue Rücklicht hatte ich quasi mal als Wechselgeld erhalten. Auf dem Flohmarkt vor vielen, vielen Jahren hatte ich eine Kiste mit NSU-TT-Rückleuchten erstanden, die ich mal an meinen Anhänger bauen wollte (was ich nie umgesetzt habe). Ich wollte den Preis etwas drücken, aber statt Nachlass bekam ich noch ein Rücklicht oben drauf. Offensichtlich von einem Moped oder Motorrad. schoenes_ruecklicht

Als wir am letzten Sonntag so durch die Knorrpromenade wanderten, sahen meine kleinen Augen, die die Umwelt ständig nach fahrbarem Gerät scannen, ein kleines Moped hinter einer Laterne stehen, eine Yamaha 50 (mir) unbekannten Baujahres. Und an diesem Moped war doch tatsächlich so ein Rücklicht angeschraubt, das bei mir erst 20 Jahre verstaubte und jetzt an meinem Mopped prangt. Dort sah es recht original aus.

yamaha2Ich dachte immer, das Rücklicht sei von einer Honda. Warum auch immer. Und, dass seitlich Reflektoren in den Vertiefungen fehlen würden. Das ist offensichtlich nicht der Fall.

Leider stand das Moped so doof zwischen Laterne und Autos, dass es sich nicht gut fotografieren ließ. Immerhin ist nun die mich lange quälende Frage geklärt, woher das Rücklicht stammt. Endlich kann ich wieder ruhig schlafen. Das sind die Freuden des kleinen Moppedschraubers.

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Kawa-Tagebuch: Ölwechsel (und Bremsklötze)

Samstag, 28. Mai 2016 13:48

Bei km 49461.

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Mal eben nen Ölwechsel machen. Kein Problem. Karre aufgebockt, Filterdeckel und Ablassschraube lösen, alles ablassen, Filter wechseln (neuen hatte ich schon liegen), alles zu schrauben, neues Öl druff und fertig.

Neues Öl. Klar, der Kanister 10W40 stand schon lange bereit. Sehr lange. Sehr sehr lange. Ich ziehe den Ausgießer raus, drehe den Deckel auf, ziehe den Siegelverschluss auf und sehe eine trübe, dunkelgraue Suppe. Mist. Altöl. Da hatte ich den neuen Kanister wohl am großen Verschluss aufgeschraubt (in dem die Ausgießtülle integriert ist) und dann vergessen, wegzubringen. Nach langer Zeit hatte ich das dann als frisches Öl abgespeichert.

Ich will einen tieferen Blick in den Kanister werfen und versuche, den großen Verschluss zu öffnen. Der wehrt sich. Selbst mit Zange. DAS. KANN. ALLES. NICHT. SEIN. Der war jedenfalls noch nie offen.

Ich schaue mir das Öl genauer an und denke: Wer weiß? Vielleicht ist es immer so grau. Immerhin ist es mit MoS2. Also google ich nach „liqui moly mos2 farbe leichtlauf 10w40“ und finde das hier:

Das LIQUI MOLY MoS2 Leichtlauf 10W-40 enthält zum Beispiel Molybdändisulfid. Das ist ein graphitähnlicher Festschmierstoff, der die Reibung im Motor reduziert und dem Öl ausgezeichnete Notlaufeigenschaften verleiht. Weil Molybdändisulfid anthrazitfarben ist, ist das Öl schon ab Werk dunkel gefärbt.

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Also, alles bestens: Öl rein, fertig.

Nachtrag: Ein paar km zuvor habe ich die Bremsklötze vorn gewechselt.

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Kawa-Tagebuch

Dienstag, 8. Dezember 2015 20:21

Bei der Unterhaltung diverser Fahrzeuge fällt es mir inzwischen schwer, nachzuvollziehen, wann ich was damit gemacht habe: Ölwechsel, Achsschenkel abschmieren, neue Reifen, sowas halt. Aber, wozu hat man ein Weblog? Daher fange ich nun für meine letzte Neuerwerbung damit an. Mal sehen, wie konsequent ich das durchhalte …

Geworden ist es eine Kawasaki 440 LTD von 1981.

Probefahrt: 27.11.2015 bei Kilometerstand 49175,6

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Dann bei ebay ersteigert und gekauft am 03.12.2015

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Erste Umbauten folgen:

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Immer auf die Autonomen

Freitag, 27. Februar 2015 12:21

Neulich hatte ich ja was zu einem mittelguten Artikel auf Mobile Geeks geschrieben. Dazu hatte ich mir einige Schelte eingefangen. Nichtsdestotrotz wage ich es erneut, wieder etwas richtig zu stellen ein paar Zusatzinformationen zu liefern: Don Dahlmann beschäftigt sich im weiteren Sinne erneut mit der Digitalisierung der Autos und meint, dass das im autonomen Fahren endet, eher als manchem lieb ist.

Was in dem Artikel, dem ich ansonsten gern zustimme, zu wenig differenziert wird, sind die verschiedenen Modi, die man im Zusammenhang mit autonomem Fahren unterscheidet, und dadurch werden in gewisser Hinsicht Äpfel mit Birnen verglichen. Gerade die Übergänge von einer Stufe zur nächsten werden uns noch etliche Jahre begleiten.

Man unterscheidet zwischen:

– assistiertem Fahren

Das haben wir jetzt schon. Spurwechselwarner, Abstandswarner, Totwinkelwarner und so weiter. Im Wesentlichen wird vor sich anbahnenden Gefahren gewarnt oder es wird versucht, sie zum Umschiffen. Lenkeingriff gibt es nicht direkt, allenfalls über die Bremsen.

– teilautomatisiertem Fahren

Bestes Beispiel: Stauassistent. Das Auto rückt langsam vor und bremst auch ab. Das Auto kann einige Funktionen übernehmen, der Fahrer bleibt aber weitgehend Herr des Geschehens, muss vor allem jederzeit übernehmen können. Oder auch Einparkassistent.

– hochautomatisiertem Fahren

Das wäre dann so etwas, wie man sich gut auf längeren Autobahnstücken vorstellen kann. Das Auto fährt weitgehend autonom, der Fahrer muss aber innerhalb einer gewissen Zeit in der Lage sein, das Auto wieder übernehmen zu können. Man spricht hier innerhalb von etwa 10 sec, was bei Autobahnrichtgeschwindigkeit 361 Metern entspricht, mithin eine längere Strecke als man derzeit beim Fahren typischerweise überblickt. Das System muss also schon ganz gut wissen, was weiter vorn los ist. In der Stadt können 10 sec zwei Kreuzungen bedeuten, die es zu überqueren gilt. Da wird von so einem System noch mehr verlangt als auf der Autobahn, gerade bei Fußgänger- und Fahrradverkehr.

– vollautomatisiertem Fahren

Der Fahrer kann sich zurücklehnen und ein Nickerchen machen, während ihn das Auto irgendwo hinfährt. In Zukunftsvisionen sieht man dann nahezu beliebig drehbar angebrachte Liegesitzen oder gar den Gang zur Kaffeemaschine. Das wird angesichts der Gurtpflicht, die wohl so eilig nicht gekippt wird, aber vorerst Zukunftsmusik bleiben.

Die Probleme werden auch nicht durch die automatisierten Fahrzeuge entstehen (vom Eingriffen durch Hacker und elektromagnetischen Impuls mal abgesehen), sondern durch das Zusammenspiel mit nicht autonom fahrenden Fahrzeugen bzw. „analogen“ Verkehrsteilnehmern. Da sehe ich die Herkulesaufgabe, die die Hersteller zu bewältigen haben. Kommunizieren ALLE Verkehrsteilnehmern untereinander, ist es im Grunde sehr einfach, sie z. B. wie an der Perlenschnur aufgereiht über die Autobahn fahren zu lassen. Da es aber auf absehbare Zeit garantiert mindestens einen Kaugummivertreter mit seinem hochmotorisierten silbernen Dieselkombi auf dieser Welt geben wird, der vor seinem Konkurrenten am Ziel sein will, ist das leider nicht mehr als ein Wunschdenken, bis „herkömmliche“ Fahrzeuge verbannt werden.

Im eingangs genannten Artikel wird nicht zwischen den einzelnen Automatisierungsgraden unterschieden, aber es wird ein auf den ersten Blick naheliegender Vergleich gezogen, nämlich zum Autopiloten in der Fliegerei. Den kann man vielleicht am besten mit der Teilautomatisierung vergleichen, allenfalls ansatzweise mit Hochautomatisierung. Der Pilot oder die Piloten müssen in sehr kurzer Zeit übernehmen können. Daher hinkt das Beispiel. Vollautomatisiert fliegen die Flugzeuge jedenfalls nicht. Aber dass Autofahrer ähnlich wie ihre fliegenden Zeitgenossen das Fahren/Fliegen verlernen, kann ich mir gut vorstellen. Ich meine ja, dass schon heutzutage durch die Abkoppelung der Außenwelt von der Fahrgastzelle das Gespür für die Umwelt verloren geht. Die Autos erziehen derzeit ihre Insassen zu Egoisten. In einer alten Klapperkiste wie meinem Fiat 500 ist man dem Unbill der rauen Umwelt viel extremer ausgesetzt.

Das mag jetzt wie die Suche nach dem Haar in der Suppe klingen, nur scheint mir die Differenzierung immer stärker unterzugehen. Man sieht oder kennt diese Stufen in einigen Kreisen vielleicht nicht, sondern trennt immer nur „manuelles Fahren“ von „autonomem Fahren“. So einfach es ja nun nicht. Leider. Und vielleicht auch gut so.

 

 

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Mobile Geeks machen es sich einfach mit "den Daten im Auto": Alles ist böse

Sonntag, 15. Februar 2015 15:27

Vor ein paar Tagen erschien auf Mobile Geeks ein Artikel über datensammelnde Autos. Leider ist der Artikel ziemlich oberflächlich bzw. in Teilen schlicht falsch, obwohl ein tatsächlich wichtiges Thema angesprochen wird. Ich nehme an, der Artikel ist als einseitiger Rant, losgelöst von Objektivität, gedacht? Steht leider nicht dabei. Ich schrob dort einen längeren Kommentar:

Früher hat man nach Unfällen (darauf möchte ich mich mal beschränken) die Bremsspurlänge auf der Straße vermessen, um Geschwindigkeiten zurückrechnen zu können. Heute geht das „Dank“ ABS meistens nicht mehr. Man sah den Fahrzeugen auch noch besser an, welche Kräfte gewirkt haben, weil die Verformungen offensichtlicher waren und nicht im Verborgenen unter voluminösen Verkleidungen bleiben. Außerdem sind die polizeilichen Unfallaufnahmen sehr lückenhaft geworden. Um überhaupt den Zustand von vor 20 Jahren wieder zu erreichen, die Bremsspuren hat schließlich auch niemand sofort unkenntlich gemacht, wäre es daher notwendig, gewisse Daten in einem Zeitfenster um ein Triggereignis zu speichern.

Der Artikel suggeriert, dass genau das (und noch mehr, da keine Zeifensterbeschränkung) schon massenweise geschehen würde. Dem ist aber nicht so, jedenfalls nicht in Deutschland bzw. in der EU. Es gibt hier vereinzelt Fahrzeuge mit EDR, dann Importfahrzeuge aus USA, bei denen man die Funktion nicht abgeschaltet hat. Übrigens muss man, wenn man sich hierzulande einen Tesla S mieten will, eine Erklärung unterschreiben, dass man damit einverstanden ist, dass die eigene Position ständig von Tesla verfolgt werden kann. Ich glaube nicht, dass Tesla das freiwillig macht.

Wenn es überhaupt möglich ist, irgendwelche Daten aus Unfallfahrzeugen (ohne EDR) auszulesen, ist das ein erheblicher technischer Aufwand, da eben keine tabellarischen Daten, sondern wenn überhaupt derzeit nur Fehlercodes abgespeichert werden, z. B. ein Fehler am Drehzahlsensor, wenn ein Rad abreißt. Da hat man auch eine Geschwindigkeit, aber es steht nicht fest, dass dieser Geschwindigkeitswert etwas mit der Schwerpunktgeschwindigkeit des Fahrzeuges zu tun hat. Eine gerichtsfeste Auswertung nur solcher Daten, ohne sie in Bezug zu anderen Anknüpfungstatsachen zu setzen, ist praktisch nicht möglich.

Was die Hersteller mit irgendwelchen Daten derzeit anfangen, ist längst nicht so klar, wie es in dem Artikel behauptet wird. Die Herstellerinfos gehen von „wir sammeln gar nichts, um unsere Kunden zu schützen“ bis „wir sammeln eine Menge, aber wir sagen nicht, wann und was.“ Dass die Daten erst mal den Kunden gehören, dürfte dabei klar sein, da er sie mit dem erworbenen Fahrzeug erzeugt. So richtig kann aber niemand gegen die Hersteller vorgehen, um mehr zu verraten, weil sie nicht zur Offenlegung verpflichtet sind, was sie tun und lassen.

Zur Frage, wem „die Daten“ gehören, die ein technisches Gerät erzeugt, hat vor dem LG Halle bzw. OLG Naumburg einen Prozess gegeben, der die Frage behandelt hat, wem die Daten gehören, die von Geschwindigkeitsmessgeräten (aka „Blitzer“) erzeugt werden. Die gehören dem Anwender, jedenfalls keinesfalls dem Hersteller des Geräts. Müsste man sich mal vorstellen, wenn z. B. Canon oder Nikon Besitzansprüche auf die mit ihren Kameras erzeugten Fotos anmelden würde.

Der Rundumschlag dieses Artikels endet dann natürlich mit einer Grätsche in Richtung eCall. Und grundsätzlich ist es ja auch richtig, dass die technischen Möglichkeiten Missbrauch Tor und Tür öffnen. Nur finde ich den Artikel bedenklich einseitig, da der Nutzen, den so ein System bieten kann, ebenso wie die Auswertung unfallrelevanter Daten, praktisch komplett unter den Tisch fällt. Nach meinen ganz persönlichen Erfahrungen als Unfallanalytiker gehen nämlich sehr häufig die Kläger in Zivilverfahren um Schadenersatz und Schmerzensgeld leer aus, weil sie keine Möglichkeit haben, zu beweisen, dass sie den Unfall nicht verursacht haben oder dass sie bestimmten Belastungen ausgesetzt waren.

Über diese Themen habe ich mich in ähnlicher Form bereits hier und hier ausgelassen.

 

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Carlchen-Pokal 2014

Sonntag, 22. Juni 2014 13:36

Carlchen-Pokal 2014Vor 24 Jahren erfuhr ich das erste Mal von der Existenz des Heidbergrings. Einem Fiat-500-Novizen wurden schillernde Bilder von einer sagenumwobenen Zwergenrennstrecke geschildert. Die Realität sah direkt vor meinen Augen damals allerdings anders aus. Da stand nämlich Milles 500er mit abgeschmirgelter Regenrinne und leicht onduliertem Dachholm. Da stand für mich erst mal fest: Rennsport ist gefährlich. Die Freunde der Querbeschleunigung mögen’s nicht, wenn die Beschleunigung nicht mehr zur Quer-, sondern entlang der Z-Achse einwirkt.

Carlchen-Pokal 2014Seit ein paar Jahren veranstaltet ilmotore, die Firma um Natascha und Torsten, so eine Art Revival des damaligen Renntages, benannt nach dem Stammhalter „Carlchen-Pokal“. Seitdem hadere ich damit, dort teilzunehmen oder wenigstens hinzufahren. Das Teilnehmen lasse ich mal besser sein. Erstens fehlt das passende Renngerät und zweitens halte ich mich für alles andere als einen begnadeten Rennfahrer. Da ich mich ja inzwischen sowieso mehr auf’s Fotografieren als auf’s Autofahren verlegt habe, packte ich eben den Kofferraum mit Fotozeugs voll (die Stehleiter, die ich doch nicht brauchte, passte sogar nur auf den Beifahrersitz) und machte mich auf den Weg zum 275 km entfernten Heidbergring bei Geesthacht.

Carlchen-Pokal 2014Knapp 3 Stunden später stand ich vor dem Tor, und mein Grinsen ging von Ohr zu Ohr, weil mich zorniges Zweizylindergebrumme begrüßte. Allerdings unterbrochen erst von einem Quietschen eines BMW E46 und dann einigen Knack- und Knirschgeräuschen. Der hatte sich mal gleich den Stoßfänger geliftet. Ne Rolle Gaffatape später fuhr aber wieder. Dennoch merkte man schon, dass der Kurs für normale Autos eigentlich zu eng ist. Die 500er dagegen passten hervorragend in die Landschaft. Der etwa 850 Meter lange Ring liegt wie in einem Kessel, ringsum von einem hohen Wall umgeben, ziemlich idyllisch im Grünen. Die Milane kreisen darüber und die Lerche trällert ihr Lied dazu, wenn die Motoren ihren Dienst aufnehmen. Großartig!

Carlchen-Pokal 2014Großartig auch, viele nette Leute wiederzutreffen: Natascha und Torsten sowieso. Guzzi-Philipp habe ich jahrelang nicht gesehen. BOR-NO-Andreas, aber auch Ralf. Letzter gab mir zu verstehen, dass er auch nicht mit allem einverstanden ist, was im Forum von Moderatorenseite aus läuft. Im Grunde hat er vieles bestätigt, was ich mir schon gedacht hab. Leider fehlt ihm wohl der Mut, mal etwas zu bewegen. Sei’s drum. So ist das halt im Despotismus. Karsten ließ von Rike grüßen, Steffen, Düsi, Philipp, Anja, Guido und viele mehr. Dummerweise fehlen mir zu vielen Gesichtern ja immer noch oder immer wieder die Namen. Man bot mir an, mal mitzufahren oder mir sogar ein Auto zu leihen. Beides habe ich aber dankend abgelehnt. Wenn, dann würde ich nur mit nem eigenen Auto fahren. Dennoch danke!

Carlchen-Pokal 2014Ich packte dann mein Foto-Geraffel und machte mich auf den Weg, die besten Fotospots zu erkunden. Das geht eigentlich ganz gut, weil es viele Möglichkeiten gibt, auf verschiedenen Höhen an die Strecke zu kommen. Dabei hatte ich meine Leica mit den drei Linsen (15, 35 und 90 mm) und die Nikon D5000 mit dem 70-200  (4,5-5,6) (faktisch also 105 bis 300 mm). Letzteres habe ich mal wieder viel benutzt, aber die Schärfe und der Autofokus sind halt so ne Sache. Wenn man sich die Fotos von der Leica und der Nikon in Lightroom nebeneinander in 100%-Ansicht anschaut, sind die Nikon-Bilder eben deutlich matschiger. Dafür ist es mit der Leica schwieriger, überhaupt den richtigen Schärfepunkt zu treffen. Aber ich will es ja nicht anders.

Carlchen-Pokal 2014Am imposantesten drehte für meinen Geschmack immer noch Philipp mit seinem Guzzi-D seine Runden. Das Auto ist einfach eine Wucht! Aber auch die konventioneller frisierten 500er waren eine Schau. Die „Fremdfahrzeuge“, 126er, 128er, X1/9 etc. lockerten das Feld auf. Für meinen Geschmack eher fehl am Platz war der lustige quietschende Honda. Die Jungs darin hatten aber wohl ihren Spaß. Den TT und den E46 habe ich mehr oder weniger ausgeblendet, der E30 war aber sehr hübsch anzusehen. Alles in allem hat sich die Fahrt echt gelohnt: Jede Menge Fotos, rund 700, von denen ich 175 „entwickelt“ habe. Weil sich jemand über die Vokabel „entwickeln“ amüsierte: Keines der Fotos wandert so, wie es aus der Kamera kommt, ins Netz. Alle sind nachbearbeitet, meistens die Ausrichtung und der Bildausschnitt. Häufig der Kontrast und „Tiefen/Lichter“, Weißabgleich, Vignettierung, Rauschunterdrückung usw. Das dauert dann schon ein paar Stunden.

Carlchen-Pokal 2014Ein paar Ausfälle gab es leider auch. Schon vor meinen Eintreffen hatte Düsis Puch Probleme mit der Kraftübertragung. Dem schönen 128er hat es vorne links die Radaufhängung zerrissen, und der 126er hat „den Mille gemacht“, sich nämlich auf die Seite gelegt. Außer ein bisschen Blechschaden ist aber nichts passiert. Hoffen wir mal, dass alle Schäden leicht zu reparieren sind, damit ich vielleicht im kommenden Jahr neue Fotos von den tollen Autos machen kann. Das hängt wahrscheinlich mehr von mir als von den Schraubern ab.

Hier der Link zu meinem flickr-Album.
Achso, und ein Filmchen habe ich auch noch gedreht. Das kann ich aber nicht so gut. Aber man bekommt einen Eindruck, was so abging.

 

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eCall? Locker bleiben.

Dienstag, 3. Juni 2014 22:09

Eigentlich schätze ich netzpolitik.org ja. Ich würde mal sagen, dass ich dort mit am häufigsten den flattr-Button klicke. Nur manchmal geht es doch mit ihnen durch. So in den heutigen Beiträgen zu eCall. Einer von Andre Meister und einer vom schleswig-holsteinischen Datenschützer Thilo Weichert. Beim ersten habe ich kommentiert, bei letzterem habe ich mich dann doch zu einer Antwort als Blogbeitrag durchgerungen. Th. Weichert hatte mich schon beim diesjährigen Verkehrsgerichtstag nicht gerade begeistert.

Ich fand die Positionen von Th. Weichert nämlich schon dort enttäuschend vorgetragen. Er äußerte sich in einer Gemengelage aus Halbwahrheiten und Vermischung von Fakten und Fantasie. Ich würde mir eine klarere Trennung dessen wünschen, was eCall tatsächlich ist und was technisch alles möglich ist. Das verschwurbelt zum Schluss so schön, dass man beinahe glaubt, dass eCall direkt schon die 24/7-Überwachung bedeutet. So ist es ja nun nicht. Ganz anders sind die Dinge, die das Leben und Fahren angenehmer machen, zu sehen. Dort sind nämlich die zukünftigen Entertainmentsysteme der Fahrzeuge für ein Tracking viel besser geeignet. Mit Spotify Musik streamen, die neuesten Staunachrichten im Echtzet-Navi und an der Tanke mit Karte oder mobilen Payment bezahlen. Ja ne is klar. Ich nehme mal an, dass die eCall-Gegner alle brav ihr Handy abschalten, wenn sie ins Auto steigen. Dass man darüber getrackt werden kann, liegt ja auf der Hand. Und mit welchen weiteren Handybesitzern man zusammen im Auto sitzt, kann man dann auch gleich herausfinden. Um das gleiche mit eCall zu bewerkstelligen, müssen erst mal einige Voraussetzungen gegeben sein, die derzeit klar verneint werden. Ich glaube eCall ist da doch die deutlich harmlosere Technik.

Wenn erst mal ein buntes iOS- oder Android-System im Auto werkelt, alle schön Musik über Spotify während der Fahrt streamen, sich den Streckenverlauf schon mal mit einem Online-Navi anschauen, weil man ja hochaktuelle Staumeldungen haben will, dann beim Tanken mit Karte oder einem Mobil-Payment bezahlen: Dabei wird man dann getrackt, nicht mit eCall.

Interessant auch, dass sich niemand an den Car-Sharern abarbeitet. Die kombinieren auch GPS-Ortung mit personenbezogenen Daten und versprechen ebenso nur, dass kein Tracking stattfindet. Warum sollte man die gesetzliche Bestimmung zu eCall als weniger glaubwürdig ansehen, als die Interessen von Privatunternehmen wie der Bahn, dem BMW-Konzern oder wer auch sonst gerade mit den Parkplatzblockierern in den Markt drängt? Denen ist doch direkt viel mehr daran gelegen, zu erfahren, was mit ihren Autos passiert. Sei es, um die Nutzungsbedingungen zu erfahren (zu Recht, wenn ich sehe, wie manche die Autos vergewaltigen), oder auch, um Probleme mit den Fahrzeugen im Feld zu eruieren. So ein überwachter Großtestbetrieb ist doch mehr als reizvoll für die Entwickler. Aber weil die Dinger ja hipp sind, im Gegensatz dazu, in einen Unfall verwickelt zu werden, ist das eben ok und wird nicht weiter hinterfragt.

Und dass es keine Opt-Out-Möglichkeit für eCall gibt, liegt ganz einfach daran, dass man damit auch denjenigen schnelle Hilfe zukommen lassen will, die unverantwortet in einen Unfall mit einem eCall-Fahrzeug verwickelt werden, z. B. weil der besoffene Jurist, der auf dem VGT2014 meinte, man müsse ja wohl noch besoffen unerkannt in den Graben fahren dürfen, den Graben nicht getroffen hat, sondern das Mütterchen auf dem Fahrrad. Oder, wenn er den Graben getroffen hat, die schwer verletzten Insassen, die den Alkoholkonsum nicht geahnt haben. Darum. Außerdem kann man ja auch einfach alte Autos fahren. 🙂

 

Thema: autsch, rolling rolling rolling | Kommentare (1) | Autor:

iiiIIIIIEEeeeeiiii3

Montag, 26. Mai 2014 20:32

Zzzzzzzzzisch …

i3-011Ich bin eben BMW i3 gefahren. Bloggerkollege Thomas Gigold, der natürlich viel fleißiger, fundierter und ausdauernder über Autos bloggt, stellte den Kontakt zu BMW Berlin her, um mich zu einer Proberunde mit dem i3 einzuladen.  Das ist das erste reine Elektroauto von BMW. Gleich vorweg: Fährt super! Wenn man gemein ist, und das bin ich ja, könnte man sagen, der fährt so super, wie er furchtbar aussieht. Ich komme nicht drumherum, aber ich muss da noch ein bisschen drauf rumreiten. Ich verstehe BMW an der Stelle einfach nicht. Für mich – ich fahre ja selbst einen (älteren) BMW – steht die Marke BMW für dynamische, sportliche Fahrzeuge. Weniger für Vernunftkisten, die auch so aussehen. BMW hat in der Vergangenheit ja schon öfter Mut zu auffälligem Design bewiesen, dabei aber für meinen Geschmack nicht unbedingt ein glückliches Händchen gehabt. Lange Zeit übersetzten alte Fans der Marke BMW mit „Bangle muss weg“. Bis vor kurzem war Chris Bangle ja der Chefdesigner, der z. B. solche Unglücke wie das 6er Coupé mit dem Kofferraumdeckelgeschwür zu verantworten hat. (Beim Z3 hat er sich zum Glück noch nicht so richtig getraut.)

i3-012wi3-001Egal. Mit dem i3 hat Bangle m. W. nichts zu tun. Es fehlen auch die typischen hängenden Linien und konkaven Blechflächen. Stattdessen folgt man hier dem Trend, dass die Designelemente eines Fahrzeugs für mindestens drei Modelle ausreichen. So ähnlich hat Mercedes das ja mit der A-und B-Klasse vorexerziert. Auch da: Von allem zuviel. Ich hätte mir den i3 im Interesse dessen, wofür BMW steht, dynamischer gewünscht. Für meinen persönlichen Geschmack auch gern als kombihaftes Coupé. Ich habe vorhin mal mit Photoshop rumdilettiert. Ich hab davon echt keine Ahnung und kann allenfalls Pickel wegmachen oder Farben anpassen. Jedenfalls habe ich mal stumpf ein paar Markierungen ausgeschnitten und woanders eingefügt. Die Gürtellinie samt Dach insgesamt etwas tiefer, die Schießscharten seitlich hinten nach unten gezogen, den Schweller durchgängig schwarz und so. Wenn das jetzt gut gemacht wäre, sähe das von der Seite schon mal besser aus. Hinten müsste man dann auch noch was machen. Die Heckscheibe würde mit der Unterkante sicherlich die Seitenlinie der Fenster aufnehmen. Oder so.

i3-008Der i3 will ja ein Stadtauto sein. Und in der Stadt biegt man häufig rechts ab. Was macht man da? Richtig, man versucht nach hinten rechts Radfahrer zu orten. Da hat man dann diesen Blick. Das ist schon arg wenig, was man da sieht. Bei meiner Lösung hätte man schon ein etwas größeres Sichtfeld, und damit ein wichtiges Argument, das man als Sicherheitsfeature für das gemeinschaftliche Auskommen im Verkehr mit schwächeren Verkehrsteilnehmern bringen könnte. Stattdessen folgt man leider dem Trend, die Gürtellinie hinten hochzuziehen. Dabei finde ich diese riesigen hinten hochgezogenen Blechflächen mit den schmalen Sehschlitzen an der Seite alles andere als schön und eben auch aus meiner beruflichen Sicht schlecht. Für Kinder sind die runtergezogenen Fenster in den Fondtüren natürlich schön zum Rausgucken.

Sonst sitzt man natürlich gut. Man hat eine leicht erhöhte Sitzposition, die vielen ja so wichtig ist und sich daher gleich einen panzerspähwagenesken SUV zulegen, mit dem sie dann die Gören 500 Meter weit zur Kita befördern und dabei so viel Platz einnehmen, auf der woanders 10 Leute wohnen. An dem Erfolg dieser Fahrzeuggattung zeigt sich auch, dass man hierzulande über Wirtschaftlichkeit keine Autos verkaufen kann. Denn so ein SUV ist ja nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern verbraucht auch mehr Sprit als ein „normales“ Auto. Zudem braucht man häufig auch fettere Reifen und so. Alles teurer. Also: Die Karre muss was hermachen, damit sie gekauft wird. Vielleicht wäre BMW gut beraten gewesen, dem i3 ein martialischeres Äußeres zu geben. Aber der i3 ist -wenn man sich mit seinen Linien anfreunden kann- dafür zu nett. So wie der Audi A2. Dem fehlte auch das Bissige. Erst die Gebrauchtwagenkäufer haben dessen wirklichen Qualitäten erkannt.

i3-005Hinten hat der i3 auch ne Sitzbank. Der Fußraum hat keinen fetten Mitteltunnel. Das ist toll, weil man viel besser durchrutschen kann. Meine DS hatte ja auch einen glatten Wagenboden, und aus Kindertagen ist mir das vom Citroën GS Break meiner Eltern noch gut in Erinnerung. Die Türen hinten sind „Selbstmördertüren“, also hinten angeschlagen. Man kann sie nur öffnen, wenn die vordere Tür auch offen ist. Hm. Weiß nicht. Dem kann ich nicht viel abgewinnen. Ist ein netter Gag, benötigt aber viel Stabilität in den Strukturen drumherum, weil man keine B-Säule hat. Bestimmt gewöhnt man sich aber dran, wenn man seine Aktentasche hinter den Sitz stellen will, erst die Fahrertür und dann die Fondtür zu öffnen. Man muss ja eh beide Türen auf- und zumachen, auch bei nem anderen Viertüren, wenn man etwas hinten unterbringen will.

i3-009Im Kofferraum merkt man, dass man irgendwo Technik unterbringen musste. Der Kofferraum ist nämlich kein tiefes Loch wie bei anderen Autos heutzutage, sondern erinnert mich an meinen Fiat 500 Kombi, bei dem die Ladekante mit dem Kofferraumboden eine Ebene bildet. Andere Autoblogger wissen ja immer gleich, wie viel in den Kofferraum reinpasst. Ich weiß das nicht. Ich finde die Größe daher ok. Der Wocheneinkauf würde reinpassen und auch noch ein paar Kisten Pils extra für Vatti, wenn man die Sitze umklappt. Was will man mehr? Vielleicht einen Fahrradträger. Ich glaube, ne Anhängerkupplung gibt es für den i3 nicht. Aber BMW hat bestimmt ne Zubehörlösung, um den Transport der beiden Hippster-Fixies zu bewerkstelligen.

i3-007Das weitere Innendesign finde ich großartig! Das Holz ist geöltes Eukalyptus, was ja besonders schnell nachwächst. Vorsichtig sollte man dann sein, wenn man einen Koala im Haushalt hat. Der sollte hinten sitzen, nicht dass er vorne die Verkleidungen anknabbert. Die Armaturenbrett- und Türverkleidungen sehen aus wie aus einem dunklen recyceltem Fasermaterial. Das hat mir auch sehr gut gefallen, weil es hier im positiven Sinne die Andersartigkeit unterstreicht. Statt eines Tachos hat man ein Display vor sich, das man gut ablesen kann. Außerdem noch einen mittig angebrachten Bildschirm mit allerlei weiteren Infos wie Navi, Radio und so.

Mir ist die Geschwindigkeitsanzeige allerdings zu träge. Denn der i3 geht im Stadtverkehr so ab, dass die Anzeige, das ist kein Witz, mit der Geschwindigkeit hinterher hinkt. So ist es mir ein paar Mal passiert, dass ich mich jenseits der 60 km/h wiedergefunden habe, obwohl ich nur auf knapp über 50 beschleunigen wollte. Kurven konnte ich nicht so ausgiebig testen. Der Schwerpunkt liegt wohl recht tief, so dass die Fuhre sicherlich auch gut ums Eck geht. Auch hier kann ich nur sagen, dass die Form diese Dynamik gern auch nach außen transportieren dürfte. So sieht es wohl eher ein bisschen unbeholfen aus, wenn der Kasten, der höher als breit ist, um die Ecke gerauscht kommt. Der Wendekreis ist noch kleiner als der meines Z3, und das will was heißen (echt jetzt!).

i3-013Woran man sich schnell gewöhnt, ist die Funktion des GasStrompedals. Wenn man nicht gerade scharf bremsen muss (wie ich, weil ein Radfahrer bei roter Ampel in falscher Richtung die Straße überquert), braucht das Bremspedal praktisch nicht. Nimmt man den Fuß vom Gas, hat man eine sehr wirkungsvolle Motorbremse. Dabei wird die Energie nicht wie beim herkömmlichen Bremsen in Feinstaub und Wärme umgewandelt, sondern in elektrische Energie zurück in den Akku gestopft. Das ist super! Ich schätze die Verzögerung auf etwa 2 bis 3 m/s2. Das merkt man dann schon. Viel stärker bremst man im normalen Verkehr höchstens, wenn relativ plötzlich ne Ampel auf rot umspringt. Ich habe mich allerdings gefragt, was das Auto macht, wenn die Griffigkeit nicht gegeben ist, also bei Straßenglätte. Dann müsste wohl dauernd das ESPDSC regeln oder so.

i3-004Der freundliche BMW-Mann hat mir auch noch das Aufladen mit den verschiedenen Möglichkeiten gezeigt, zu Hause (mit einem Wandladegerät, langsames Aufladen bei den Schwiegereltern über die Schukosteckdose, oder Schnellladen an einer öffentlichen Ladesäule. Letztere hatte irgendwie einen doofen Stecker, der nicht richtig einrasten wollte. Daran merkt man, dass man es hier mit einer Technik zu tun hat, die noch in den Kinderschuhen steckt. Überhaupt das Aufladen. Das dauernd natürlich schon seine Zeit. 80% hat man zwar relativ schnell wieder drin (ich glaube, das war ne Dreiviertelstunde), die letzten 20% dauern dann aber noch mal so lange. Das bringt diese Akkutechnologie eben so mit sich.

i3-003Im Grunde müsste man jede Gelegenheit, bei der man anhält, zum Laden nutzen können. Das ist aber kaum praktikabel, weil man ja nicht ständig mit der Kabeltrommel irgendwo nach Strom betteln will. Öffentliche Ladestationen gibt es zu wenige, und ob einem die Reichweite reicht, muss jeder für sich entscheiden. Ich halte die realistischen gut 100 km, es mögen auch 130 km sein, für zu wenig. Zwar ist es richtig, dass man meistens weniger am Tag fährt. Aber allein in meinem Beruf kann es schon mal sein, dass ich morgens erst ins Büro, dann zu einer Fahrzeugbesichtigung nach Tegel fahre, danach noch eine Unfallstelle in Grünau angucke, dann wieder ins Büro und später nach Hause. Da komme ich dann vielleicht gerade noch mit dem letzten Elektron an, aber das wäre mir zu stressig. Eine Gesamtreichweite, bei der bei den Benzinkarren fast schon die Reserveleuchte kommt, halte ich für schlecht vermittelbar, um so ein Auto wirklich an den Ottonormalverbraucher zu bringen. Da sollte es schon eine Tagesetappe eines Wochenendausflugs sein, sagen wir 500 km. Das wäre so die Zahl, wo die Leute zu überlegen anfangen würden, ob die Elektrogurke was für sie wäre. Und im Grunde haben sie ja auch alle Recht, wenn sie sagen: „Ich kann beim ferngesteuerten Auto meines Sohnemanns die Akkus auch tauschen. Warum geht das hier nicht?“ Die Tankstelle als Akkuwechselstube. DAS muss man den Leuten erstmal klar machen, warum das nicht geht. M. E. wäre das immer noch zu überlegen, würde aber bedeuten, dass sich die Hersteller miteinander weltweit ins Benehmen setzen. Kannste vergessen. Man kann ja froh sein, dass man den ganzen Kofferraum nicht mit Steckeradaptern füllen muss.

i3-010Aus beruflicher Sicht interessiert mich natürlich auch die Sicherheit oder die Wege der Kaltverformung. Das ist bei einem Auto, das aus neuartigen Werkstoffen gebaut ist, ja so eine Sache. Wie für die Kanzlerin nach vielen, vielen Jahren das Internet noch Neuland ist, ist das ja mit neuen Werkstoffen im Autobau auch so. Ist man in einen Unfall verwickelt und nicht unbedingt schuld, kommt das Auto ja nicht gleich in die Reparatur, sondern ein Schadensachverständiger schätzt erst mal die Schadenhöhe. Mal ein Beispiel: Jeder (oder?) weiß, dass ein Auto einen Anprall an einer festen Barriere mit bis zu 4 km/h ohne Schaden übersteht. Soweit die Theorie. Denn in der Praxis mag der Schaden noch so klein sein: Wenn sich am Thermoplastbauwerk, der Stoßfängerverkleidung, auch nur die kleinste Aufwölbung zeigt, ist ne neue fällig. Und weil die Gutachter keinen Röntgenblick haben, wird – oft auf Verdacht – der Querträger samt Pralldämpfern darunter gleich mit aufgeschrieben. Ein Bekannter berichtete von einem Fall mit einem Rennrad aus Carbon. Das hatte einen Kratzer am oberen Rahmenrohr abbekommen, bei dem ein paar Fasern gerissen waren. Irreparabel. Neuer Rahmen. Wenn nun nach einem Unfall sich irgendwo ein kleiner Spliss in der Kohlefaser zeigt, oder auch nur der Verdacht besteht, dass es eine solche Belastung gegeben haben könnte, möchte ich wetten, dass da viele teure Reparaturen kalkuliert werden, weil man es eben nicht so genau weiß. Ist ja Neuland, so ein Auto. Und misslungene Unfallreparaturen, bei denen die einstmalige berechnete Crashsicherheit nicht mehr gegeben ist, sind leider keine Seltenheit. Dieses Problem betrifft aber nicht nur den i3, sondern auch andere Fahrzeuge mit Verbundwerkstoffen in den tragenden Strukturen. Der i3 ist halt gerade ein sehr prominenter Vertreter auf dem Markt, und BMW wirbt ja auch mit den Vorteilen dieser Technologie, die man zweifellos nicht in Abrede stellen kann.

i3-002Nichtsdestotrotz: Ich finde den i3 toll, habe mich aber trotzdem einmal dabei erwischt, wie ich fast gedacht hätte: „Na hoffentlich erkennt dich keiner in dem Ding!“ Aber die Form ist natürlich Geschmackssache. Darüber darf man ja angeblich nicht streiten. Ich bin mir sicher, dass sich BMW mit einem ästhetischeren Auto, das mehr Dynamik verkörpert, einen größeren Gefallen getan hätte. Denn so muss man die inneren Werte wahrhaftig erfahren, damit man auf den Geschmack kommt. Elektroautofahren ist toll! Echt jetzt. Das ist so dermaßen elegant, quasi geräuschlos dahinzugleiten, dass man sich fragt, warum man den Irrweg über den Zerknalltreibling überhaupt eingeschlagen hat. Denn, wenn man die gleiche Forschung wie in Verbrennungskraftmaschinen in die Elektro- vor allem die Akkutechnik gesteckt hätte, würde man heute mit einem Auto wie dem i3 wohl 1000 km und mehr am Stück fahren und die Akkus in 5 Minuten aufladen können.

Also, danke BMW, für die Probefahrt, aber sorry, dass ich doch ein paar Kritikpunkte aufzählen musste. Wer sich selbst ein Bild vom i3 machen möchte, und das sollte man, wenn man an innovativen Autos interessiert ist, kann man sich als Berliner oder Speckgürtler hier melden: bmwi3berlin. Da läuft gerade eine Aktion bis Ende Juni.

Nachtrag:

Der supernette Probefahrermann, mit dem ich mich echt gut unterhalten habe, dessen Namen ich aber leider vergessen habe, hatte mich vorher gefragt, ob ich beim Fahren fotografiert werden darf, daraus würde dann ein Film zusammengeschnitten. Den kann man hier sehen. Ich kann versichern, dass man eigentlich normal sitzt, und nicht mit dem Kopf nach unten. Außerdem bohre ich mir nicht dauernd in der Nase, sondern stütze meine schwere Rübe mit dem Arm auf der bequemen Mittelarmlehne ein bisschen ab. 🙂

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