2x nein, weil's besser ist für THF

Tempelhof
Ich bin ja Fliegerei-Freund. Von daher ist es aus meiner Sicht um Tempelhof eh geschehen. Im Grunde also egal, was da nun passiert? Übermorgen dürfen die wahlberechtigten Berliner über zwei Gesetzesvorschläge abstimmen. Wenn man sich die im Wortlaut durchliest, muss man schon genau hinschauen, was die Initiatoren eigentlich von einem wollen. Bis vor kurzem wusste ich auch gar nicht, dass man über beide Vorschläge getrennt abstimmen kann.

Fangen wir mal mit den Senatsplänen an:

Senatspläne

 

Das klingt schon alles sehr vage, und scheint etliche Hintertürchen offen zu lassen. Außerdem ist es so formuliert, dass es sich eigentlich ganz freundlich anhört. Obwohl schaut man genauer hin: „Historische Spuren … werden bewahrt.“ Pfff. Spuren. Spurenelemente. Etwas, das man nur mit intensiver Suche findet. Dass mit der „Möglichkeit einer Randentwicklung“ eigentlich eine 100%ige, nicht nur eine in meinen Augen zu starke Bebauung und zudem diese völlig überflüssige Landesbibliothek verbunden ist, ist hier schön verschleiert. Allein, dass ich mit einem „Ja“ auch für diese Bibliothek stimmen würde, lässt mir hier nur die zweite Alternative, das „Nein“. Denn, solange angeblich der Nutzen der riesigen Flächen des Tempelhofer Flughafengebäudes unklar ist, man kann es ja angeblich so schlecht zu irgendwas gebrauchen, muss man keinen neuen Lagerraum für Bücher bauen. Im Ernst mal: Man wird ja wohl ein paar Bücherregale in einem alten Flughafen aufstellen können! Sanieren muss man die Gebäude so oder so, wenn sie nicht verfallen sollen. Eigentlich sollte man über Abriss nachdenken, wenn sie zu nichts zu gebrauchen sind. Da pfeif‘ ich doch auf den Denkmalschutz.

Vom Schöneberger Südgelände nach TempelhofJemand sagte mir neulich mal, so eine Bibliothek sei ein „Ort der Begegnung“. So ein Quatsch. Kann man ja mal versuchen, dort jemandem zu begegnen, also mit ihm zu sprechen. Dann wird man doch gleich von allen Seiten angePssst! Nene. Bücher gehören gescannt und ins Netz. Das sollte man mal vorrangig ins Auge fassen, und keinen Protzbau, den keiner braucht.

Die sog. Randbebauung finde ich im Kern nicht schlecht. Nur scheint mir der Rand etwas arg breit auszufallen. Mich beschleicht außerdem das Gefühl, dass sich die Grüppchen schon gebildet haben, die die Filetstücke und sicher aufteilen wollen. Darum muss die Bebauung, wie sie derzeit geplant ist, erst mal in der Schublade verschwinden. Denn, es ist ja wohl klar, dass die derzeitig Regierenden jedwedes Vertrauen verspielt haben, was größere Bauvorhaben und ihre Planungen betrifft. Die profilierungssüchtigen Versager sollen doch bitte erst mal reumütig von dannen ziehen.

Also pro „100% Tempelhofer Feld“?

Was wollen die denn eigentlich?

100THF

Naja. Klingt ja ganz gut soweit. Nur, ein bisschen Planung und gewisse Regeln wären vielleicht nicht verkehrt. Z. B. diese völlig unmotiviert aufgestellten Hochbeete. Ey, sorry jetzt mal. Aber das sieht einfach scheiße aus, wo man wie die Farmer im Wilden Westen angefangen hat, irgendwas in Hüfthöhe anzupflanzen. Kann ja aussehen, wie es will, aber dafür finde ich die Lage doch arg prominent. Diese zusammengefuddelten Gestelle und was das alles ist, verletzen jede Heimwerkerehre. Naja, egal.

KiteAchso, und die Kitesurfanfänger, die mit einem Skateboard, einem für sie zu großen Drachen und ungefähr 10 km Schnur mal eben ganz allein sämtliche Radfahrer, Fußgänger, Hunde und sonstige Freizeitsuchenden von der Landebahn fegen. Können die vielleicht erst mal in Schönefeld üben? Vielleicht am BER, da soll Platz für sowas sein.

Und die Modellflieger. Ich bin ja auch Modellflieger und meine, dass man in THF hervorragend fliegen kann. Aber mitten im Bereich einer Hauptzufahrt des Geländes, wo alle Nase lang andere Besucher die Flugbahn kreuzen? Viel zu gefährlich! Und so könnte man noch mit anderen Aktivitäten und temporären Einrichtungen dort weiter machen.

Das bedeutet, man müsste das vorhandene Gelände erst mal sinnvoll einteilen. Modellflieger irgendwo am Rand in einer Ecke, die nicht so belebt ist, aber vielleicht auch so, dass man mit einer Karre,  nem Fahrrad samt Anhänger gut dort hinkommt. Schön wäre auch, wenn es Möglichkeiten, abschließbare Boxen vielleicht, gäbe, um solche Karren oder andere Dinge, die man nicht immer wieder mit nach Hause nehmen muss, einschließen kann. Und, warum nicht ein Café oder einen Imbiss im südlichen Teil? Ist eine Bademöglichkeit nicht auch ne gute Sache? Muss ja nicht gleich riesig sein. Usw.

P-38 LightningMit zaghafter Planung könnte man die vorhandene Fläche so umgestalten, dass sie vielen Aktivitäten mehr entgegenkommen würde, auch wenn das Chaos, das die Berliner dort ja angeblich so lieben, etwas darunter leiden würde. Weniger Chaos führt m. E. zu Entspannung und Beruhigung der Gemüter, was man sich ja in der Freizeit wünscht.

Nunja. Und dann meine ich, dass man durchaus auf einem schmaleren Bereich am Rand bauen sollte. Z. B. am Columbiadamm. Ich finde wirklich, dass dort Platz genug ist, um ein- oder zweireihige Bebauung umzusetzen. Vielleicht wäre auch ein Streifen am T-Damm oder östlich Richtung Neukölln so bebaubar, dass der Eindruck der weiten Fläche erhalten bleibt, und trotzdem ein paar tausend Leute vielleicht sogar günstigen Wohnraum in attraktiver Lage erhalten können (wobei ich der Meinung bin, dass Wohnungen mit fließend Warmwasser und Zentralheizung keine Luxusbebauung darstellen, auch wenn manch Linksverdreher das meint). Denn eine Stadt wie Berlin kann es sich nicht leisten, eine solche große Fläche komplett für den Wohnungsbau ungenutzt zu lassen. Ich halte die 100%-Forderung an der Stelle auch für relativ egoistisch. Diejenigen, die das fordern, haben bestimmt eine Wohnung in  THF-Nähe oder so, dass sie gut dorthin kommen können.

Vom Schöneberger Südgelände nach TempelhofDas Problem ist nur, dass die sog. Volksvertreter ihre Aufgabe ja nicht ernst nehmen und das umsetzen, was das Volk will. Stattdessen ist man viel zu sehr gefangen in seiner Parteiherrlichkeit. Hier fehlt eine viel wahrhaftigere Wahrnehmung von „Volkes Stimme“. Die ist nicht so schwer zu hören, wenn man sich Mühe gibt. Allerdings muss man dafür selbst mal einen Moment still sein.

Insgesamt bin ich zum jetzigen Zeitpunkt der Meinung, dass weder die eine noch die andere Idee taugt. Da man auf dem Stimmzettel ja keine Vorschläge oder Kritik vermerken sollte, bleibt es also dabei: Ein Doppel-nein könnte -sollte- für die sog. Verantwortungstragenden ein Zeichen sein, einen Kompromiss zu finden. Sehr behutsame Bebauung, eine sinnvolle Raumplanung mit angepasster Umgestaltung der Flächen, die aber den Grundcharakter nicht verändern.

Und als letztes frage mich ja ohnehin, wie lange solche Gesetze Bestand haben, egal, was es nun wird. Kann denn nicht eine kommende Regierung solche Beschlüsse einfach wieder aufheben?

Vom Schöneberger Südgelände nach Tempelhof

Autor:
Datum: Freitag, 23. Mai 2014
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Ein Kommentar

  1. kleinerItaliener
    Freitag, 23. Mai 2014 20:47
    1

    Bingo, doppelt „nein“ ist auch meine Entscheidung.

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