Ich hätte gern ein neues Internet.
Das alte (dieses hier) taugt nix mehr.
Und warum? Ganz einfach: Weil es wie alles Gute von den großen und kleinen skrupellosen Geschäftemachern zu Tode geschunden wurde.
Kleines Beispiel? Google. Ach, egal. Don’t be evil. Nimm halt irgendeine Suchmaschine und suche nach einem vorzugsweise materiellen Begriff. Nun erhältst du jede Menge Suchergebnisse. Kaufbörsen, Verbraucherbörsen, Verbraucherportale, Billigheimerseiten, e-Commerce hier, Dingens-Shop da, Produktvergleich, Preisvergleich, Rezensionen (wie sich das schon anhört!). Du wolltest eigentlich nur ein paar Informationen zu dem Begriff? Pech gehabt! Diese Information kannst du suchen wie die Stecknadel im Heuhaufen. Findest du etwas, das auf den ersten Blick nach Information aussieht, kannst du dir nicht sicher sein, ob da nicht jemand, der irgendwie irgendwo mitverdient, eine verdeckte Werbeanzeige geschrieben hat. Ach, es ist ein Blogger? Was heißt das schon. Sicherlich ist der von einem Konzern refinanziert oder versucht krampfhaft als Internethure sein Taschengeld aufzubessern. Die Perversion geht soweit, dass Leute damit ihr Geld verdienen, dass der Begriff, den sie vertreten, möglichst weit oben in der Trefferliste steht. Modernes Klinkenputzen eben. Verwerflich ist das nicht. Eher zwangsläufig.
Neuerdings ist ja nicht nur alles web2.0, sondern auch noch social. Social network, social media, social commerce. Social- dass ich nicht lache! Nichts als klare Geschäftsinteressen stehen dahinter. Niemand betreibt so eine Plattform ohne Eigennutz. Manchmal findet man noch jemanden, der einen Haufen Zeit darin investiert, dass andere ihren Spaß haben, sich mit ihrem Hobby auseinandersetzen oder Erfahrungen austauschen können. Gerade im unkommerziellen, eher handwerklichen Hobbybereich findet man das öfter als dort, wo das Hobby fest mit dem Kommerz verbandelt ist. Allerdings hat man es dann meistens mit Profis zu tun, die es verstehen, die „social“ Komponente in ihren Kommerz einzubinden. Dort, wo man weniger internet-affin ist, trifft man eher auf einfacher gestrickte Zeitgenossen, die nicht checken, was ihnen schadet und was ihnen nützt.
Und warum ich das alles schreibe? Weil ich zu doof bin, daran mitzuverdienen. Man benutzt meine flickr-Fotos kommerziell, ohne dass ich mich dagegen wehre. Man verschwendet meine Zeit als Streitschlichter, der versucht hat, es allen recht zu machen. Jetzt bastele ich an einer informativen Internetseite, schreibe irgendwelche Reparaturanleitungen und bin zu blöd, daran zu verdienen, dass jemandem damit geholfen wird. Andere haben gar kein Problem damit, ihr Wissen zu verkaufen, für ihre Leistung Geld zu verlangen und geben sich schon gar nicht mit undankbaren Zeitgenossen ab.
Die Erfolgsgeschichte des Internet ist untrennbar mit denjenigen verbunden, die gegen alle Widerstände und nicht zu ihrem persönlichen Gewinn, sondern aus Idealismus und vielleicht auch mal ein bisschen aus Eitelkeit ihre Zeit geopfert haben, um Wissen zu mehren und anderen zu helfen. Wenn es nicht bald ein neues Internet gibt (womit nicht zu rechnen ist), kapituliere ich. Dann hat der Kommerz auch über mein soziales Engagement gesiegt. Vor denjenigen, die unermüdlich bei der Stange bleiben, ziehe ich meinen Hut.
So long.
Montag, 5. Januar 2009 22:47
Ich bin keine Hure! 😥
Dienstag, 6. Januar 2009 0:12
Schwenzel hat dich gelobt. Wie tief muss jemand sinken…
Hier: http://wirres.net/article/articleview/5103/1/6/ (Will)
Dienstag, 6. Januar 2009 0:50
Sehr gut geschrieben; das klau ich und verkaufe es an meine Werbepartner, danke schon mal…
(Als hätt ich Werbepartner, tz…)
LG,
Social Tux 2.0
Dienstag, 6. Januar 2009 8:52
Aber das gibt es doch schon:
http://de.wikipedia.org/wiki/Internet2
🙂
Dienstag, 6. Januar 2009 10:17
Genau. Alle schreien nach einer Aufwertung des Ehrenamts. Sogar die Bundesregierung fährt eine Kampagne. Dabei ist das Internet voll von ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Dienstag, 6. Januar 2009 10:31
„Soziales Engagement“? Als es noch kein Internet gab, wurde dir auf eine persönliche Weise „gedankt“. Mit einem Lächeln, einem Händeschütteln oder etwa einem selbstgebackenen Kuchen. Die Anonymisierung und die gewaltige Streuwirkung des Internets bringen Kritiker näher, entfernen aber auch diejenigen, die dir danken. Ist es im Zuge dessen also gerechtfertigt, finanzielle Gegenleistungen anzukreiden? Denn Geld ist unpersönlich. Wie das Internet.
Wenn du dich darüber aufregst, dass Flickr mit deinen Fotos Geld macht, dann stell sie woanders online und verkauf sie. Beispielsweise bei Fotolia. Oder lad sie auf den eigenen Server (und wunder dich über steigende Kosten). Das ist ja das Schöne am Internet – alles kann, nichts muss.
Wer soll im Internet für Idealismus geradestehen? Und wer definiert Ideale? Es ist vorteilhaft, sich über die Natur des Menschen im Klaren zu sein und sich damit abzufinden. 💡
Dienstag, 6. Januar 2009 10:37
Du bist mir vielleicht ein Dödel! Glaubst du ernsthaft, ein hobbymäßig schrammelnder Möchtegern-The-Edge echauffiert sich über den Erfolg von U2? Natürlich nicht! Im Wissen um die eigene Unwürdigkeit wird er die Band bis zum Sanktnimmerleinstag verehren. So wie du Steve Jobs oder Doktor Kimble. Lets face it: du bist ein elender Neidhammel, der — säße er oben in der Nahrungskette — für die da unten (jawohl, auch meine Wenigkeit) nicht mehr als Verachtung übrig hätte. Du willst Geld verdienen mit dem was du tust? Tja, das ist in der Tat manchmal schwierig. Ich sitze den ganzen Tag im Park und mir hat noch nie jemand ein angemessenens Salär überwiesen. Auch deshalb, weil ich nicht mal ein Konto habe. Suhl dich von mir aus privat weiter in Selbstmitleid, aber bitte verschon deine Umwelt in Zukunft mit derlei von ankotzender Hybris gespickten Postings.
Dienstag, 6. Januar 2009 10:48
@Till: Lies es doch einfach nicht. Geh in deinen Park und erfriere, aber erspare mir bitte auch deine verbale Inkontinenz.
Dienstag, 6. Januar 2009 11:02
Will, auch wenn Till heute mal wieder sein satanisches Gemüt auf der Zunge trägt: Mit deinem Aufsatz schießt du dich selbst ganz schnell in die Reigen der Doppelmoralisten. Von denen gibt’s im Internet ja auch eine ganze Menge. Von daher passt du dich nur an. Übrigens auch mit deinem Kommentar „Lies es doch einfach nicht“. Besuch DU doch einfach die Seiten nicht, die du im Internet „ergoogelst“. Tst.
Dienstag, 6. Januar 2009 11:15
Vielleicht hast du Recht. Nur ist es eben verdammt schwer, überhaupt noch informative Seiten zwischen den ganzen kommerziellen Seiten zu finden. Das ist mein Problem. Ich lese sie ja gar nicht, finde aber die Seiten, die ich lesen möchte, nicht mehr.
Die Geschichte mit den flickr-Fotos bezog sich übrigens hierauf: http://willsagen.de/?p=371
Dienstag, 6. Januar 2009 11:28
Will, du kannst dich bei ix bedanken. Ein Verriss bei ihm und ich hätte dich gut gefunden. Discrediting by association works.
„Den Satz du bauen musst richtig“ (Yoda QWERTZi). Wir alle sind unwürdig angesichts von „Ist es im Zuge dessen also…“!
Dienstag, 6. Januar 2009 11:32
… grübel …
Dienstag, 6. Januar 2009 11:36
Na, du bist mir schon ein Spaßvogel (Eulenspiegel): Wieso macht man seine Meinung von der anderer abhängig? Mal angenommen, ich fände U2 jetzt supertoll. Du würdest U2 dann nicht mehr gut finden, weil ich sie gut finde?
Dienstag, 6. Januar 2009 11:49
Ganz recht. Ich richte mich da ganz nach dir. Nett, gell?
So, jetzt ma Tacheles. Ich habe von Hubertus Heil die Aufgabe bekommen, diesen Fred zu hijacken. Virales Marketing à la Kampa.
Dienstag, 6. Januar 2009 12:11
Was für ein Kindergarten…
Schon wieder ein Grund, für ein neues Internet zu plädieren.
Dienstag, 6. Januar 2009 12:15
Will und Till: Engel links, Teufel rechts?
Dienstag, 6. Januar 2009 12:31
Kommentare, die so gar nichts mit dem Thema zu tun haben, werden nicht veröffentlicht.
Dienstag, 6. Januar 2009 14:57
„Zu doof, daran mitzuverdienen“? Ach was, sobald man anfängt, drüber nachzudenken, wie man seine idealistisch-eitlen (so isses!) Liebhaberprojekte versilbern könnte, hat man schon verloren. Mach es, wie du es gut findest, oder mach es für den Markt – beides geht nicht zusammen. Finde ich. Aber stimmt schon, nach unabhängigen Infos sucht man heute länger als noch vor wenigen Jahren. Und wenn ich als Anbieter unabhängiger Inhalte anfangen soll, mein Google-Ranking zu verbessern, dann kann ich’s auch gleich für Geld machen …
Dienstag, 6. Januar 2009 15:00
Vielleicht gibt es ja auch eine (leistungsfähige) Suchmaschine, die man bemühen kann, wenn man Informationen sucht und keine Kaufangebote.
Dienstag, 6. Januar 2009 15:07
„Vielleicht gibt es ja auch eine (leistungsfähige) Suchmaschine, die man bemühen kann, wenn man Informationen sucht und keine Kaufangebote.“
Das wäre vergleichbar mit einer von Israel abgeworfenen Streubombe, die am Ende gezielt nur „Terroristen“ trifft und killt. Unrealistisch.
Dienstag, 6. Januar 2009 16:01
Den Vergleich finde ich ziemlich geschmacklos.
Dienstag, 6. Januar 2009 16:46
Hat ja auch niemand behauptet, dass der Geschmack haben soll. So ist das mit den Kriegen. Obwohl … schaut man sich die lachenden Gesichter am Ende des Videos an, zum jüngsten Treffen bei Speis und Trank – muss wohl doch geschmeckt haben. Aber kaum den Opfern, die während dieses amüsanten Treffs zu Boden gingen …
http://www.france24.com/en/20090101-france-israel-gaza-sarkozy-livni
Mittwoch, 7. Januar 2009 11:09
Schätze mal, die „Suchmaschine“ für brauchbare Infos gibt es schon – in Gestalt deines individuellen sozialen Netzwerks (also deines echten, nicht so eines gleichnamigen vorfabrizierten Werbeeinnahmengenerators):
Hinweise von verlässlichen Freunden, die deine Interessen sehr genau kennen, auf interessante Websites – oder auf Leute, die dir solche nennen könnten – sind in der Regel höher zu gewichten als Suchmaschinenergebnisse.
Nützliche Tools für solche Netzwerkerei gibt’s ja auch en masse, wobei die halt auch wieder zweischneidige Schwerter sind: Aus Privatsphären-Erwägungen mache ich z.B. meine Blogroll oder die delicious-Bookmarks nicht jedermann zugänglich, was im Sinne deines Ursprungspostings natürlich sehr schade ist …
Donnerstag, 8. Januar 2009 19:18
Im Falle ger gemopsten Bilder muß man tatsächlich nicht gleich abmahnen. Aber wie wär’s, einfach eine Rechnung zu schreiben? Das ignorieren die dann tatsächlich nicht mehr. Entweder sind die Bilder dann dort verschwunden, oder Du hast Geld …
Donnerstag, 8. Januar 2009 19:22
Da sie nicht der Vereinbarung wie in dem Beitrag beschrieben nachgekommen sind, wäre das wohl in der Tat der richtige Weg. Was nimmt man denn für ein Foto pro Tag oder Monat, ohne gleich den Rahmen zu sprengen. Damit käme man ja auch nicht weiter.
Donnerstag, 8. Januar 2009 19:31
Ich habe neulich ein paar meiner Fotos aus dem Netz an einen Verlag für ein Print-Magazin verkauft. Qualitativ schätze ich die eher schlechter als Deine ein … aber 20 Euro je Bild für die nicht exklusive und auf die eine Ausgabe beschränkte Nutzungserlaubnis war kein Problem. Ich weiß nicht ob das viel oder wenig ist, erscheint mir aber in Ordnung. Und die haben vorher freundlich gefragt.
Donnerstag, 8. Januar 2009 21:12
@Andreas
20 Euro für Print ist wenig. Verkauf Dich das nächste Mal teurer. 😉
Donnerstag, 8. Januar 2009 23:19
Na, aber die Bilder sind ja nichts besonderes und das Blättchen auch keine Hochglanzpostille. Allerdings hat der Herr Redakteur auch ganz schön schnell zugestimmt 😮 Was ist denn so üblich?
Donnerstag, 22. Januar 2009 12:24
[…] Ich hätte gern ein neues Internet. Besser kann man es nicht ausdrücken. Lesen, lesen und noch einmal lesen… […]
Donnerstag, 22. Januar 2009 13:47
[…] sondern von einer Sitzgelegenheit die Rede war. Bei solchen Vollpfosten kann man sich nur noch ein neues Internet […]
Donnerstag, 22. Januar 2009 18:00
[…] interessierten Bloggern sehr viel leichter finden als etwa mit einer Google-Suche, die doch leider eine Flut derjenigen kommerziellen Angebote hervorspült, die eigentlich mit einem solchen Widge…. Natürlich wurde es auch häufiger hier […]
Freitag, 23. Januar 2009 21:41
+1
Sonntag, 25. Januar 2009 22:14
[…] Ich hätte gerne ein neues Internet. […]
Montag, 26. Januar 2009 12:31
[…] Ich hätte gerne ein neues Internet […]
Sonntag, 15. März 2009 10:27
[…] habe ich nach einem neuen Internet gerufen. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich es längst gefunden: Das Internet, das mir die […]