Von Gewinnen und Verantwortung

Keine Ahnung, ob das stimmt, was der Spiegel da schreibt, dass der BER jeden Monat 20 Millionen Euro an Betriebskosten verursacht, ohne dass irgendjemand davon einen Nutzen hat. Niemand? Moment, keiner? Außer natürlich denjenigen, an die diese Betriebskosten zu zahlen sind. Ein großer Teil geht wohl in die Energiekosten.

Nun wären die 20 Millionen nicht 20 Millionen, wenn man nicht die Energieversorger wie auch die anderen Versorger von Grundbedürfnissen wie Wasser, Abwasser, Wärme, aber auch öffentlichem Personennahverkehr oder Datenübertragung dazu gedrängt hätte, Gewinne zu erwirtschaften.

Gewinne. Warum? Für wen eigenlich? Wer hat denn etwas von den Gewinnen von Energieversorgern etc? Das sind doch eigentlich nur ein paar Aktionäre und die Manager, und wer sonst noch in den Teppichetagen von Bonuszahlungen profitiert (wobei viele auch dann ihr Geld kriegen, wenn ein Unternehmen vor die Wand gefahren wird. Das Unternehmen muss nur eine „kritische“ Größe erreicht haben, dass es keinesfalls sterben darf.) Naja, und da schließt sich oft der Kreis, dass einige der Gewinnempfänger gleichzeitig Verantwortungsträger sind.

Verantwortung übernehmen bedeutet bei denjenigen in öffentlichen Ämtern ja nur eines: Einmal in der Öffentlichkeit sagen zu müssen, „Ich übernehme die Verantwortung.“ Das war’s bekanntermaßen. Keine finanzielle Verantwortung, in ihrem Mikrokosmos auch keine persönlichen Konsequenzen. In manchen Fällen droht allenfalls der Verlust öffentlichen Ansehens und vielleicht eines Amtes. Das ist dann aber schon die härtere Nummer. Ansonsten wird eigentlich jeder „Verantwortungsträger“ von einem engmaschigen Netz sanft aufgefangen: Übergangsgeld, Ruhegeld, irgendwas wird es schon geben. Dafür ist gesorgt. Im Übrigen auch aus öffentlichen Geldern. Und da könnte man ja schon mal fordern, dass dieses Netz etwas grobmaschiger für diejenigen wird, die die Entscheidungen seinerzeit getroffen haben. Das müssten sie fairerweise aber schon wissen, wenn sie die Entscheidungen treffen.

Nun ist es ja so, dass zwar viele so dahersagen, dass sie auch gern Wowis oder Muttis Job machen würden. Aber ich glaube, wenn man genau hinsieht, will das dann doch keiner: Scheiß Arbeitszeiten, ständig unter Beobachtung, man kann es keinem recht machen, die Vergangenheit wird minutiös auseinandergepopelt und wehe, die Presse findet heraus, dass man mal einen Pfandbon über 75 ct nicht beim Fundbüro abgegeben, sondern selber eingelöst hat. Dann ist aber was los! Also bleiben eigentlich nur ein paar Leutchen über, die es in der freien Wirtschaft nicht recht geschafft haben, einen übersteigerten Drang zur Macht haben, gleichzeitig aber gewisse Defizite in den gängigen Moralvorstellungen aufweisen.

Und so fließen brav, wie es sich die „Macher“ ausgedacht haben, jede Menge öffentliche Gelder in die Hände einiger weniger. Müsste nicht vielmehr „übrig gebliebenes“ Geld investiert werden, um die Dienstleistung zu verbessern, oder müssten nicht, wenn das Geld nicht gebraucht wird, die abgeforderten Rechnungsbeträge sinken? Das Berliner S-Bahnchaos sollte mahnendes Beispiel sein, wohin übersteigerte Gewinnerwartungen in anscheinend diktatorisch geführten Wirtschaftsunternehmen führen.

Nun ist es aber auch so, dass Staatsunternehmen wie z. B. damals die Post oder die Bundesbahn nicht unbedingt den allerbesten Ruf hatten. Insbesondere an den Schnittstellen zum Normalbürger war nicht alles zum Besten bestellt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Man regierte mit überzogener Selbstherrlichkeit in einem starren Behördensystem, das eigentlich nur die Selbsterhaltung interessierte. Das will ja auch keiner mehr.

Und was hilft dagegen? Am ehesten wohl eine Kombination aus Privatwirtschaft und Allgemeinverantwortung. Man muss Anreize schaffen, dass ein Unternehmen erfolgreich funktioniert. Aber man muss eben auch verhindern, dass vom Erfolg nur ein paar ganz wenige profitieren, die große Masse, vor allem die, die die Zeche bezahlen müssen, aber nichts davon hat. Leider sehe ich in dieser Richtung keine oder aber zumindest viel zu wenige ernst gemeinte Ansätze.

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Datum: Sonntag, 26. Mai 2013
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2 Kommentare

  1. 1

    Tja, das mit den 20 Millionen scheint wohl zu stimmen. Irre. Ich sage: Notbremse ziehen, alles abschalten, Stopp und nix BER. Mit den gesparten 20 Millionen pro Monat reicht es schnell für eine ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zum Leipziger Flughafen. Und wenn man noch ein bisschen länger jeden Monat 20 Mio. auf die hohe Kante legen würde, wäre sogar ein Transrapid drin.

  2. 2

    […] Bisher habe ich, wenn ich diese These auch mal in einem Gespräch geäußert habe, nur mitleidiges Kopfschütteln geerntet. Ich bin sehr zufrieden, dass das offensichtlich auch andere ernsthafte Leute nicht ganz anders sehen als ich. […]