Kennen Sie Heidkate?
Nein? Kann ich mir vorstellen. Nicht mal diverse Wetter-Apps können mit dem Namen des kleinen Orts an der Ostseeküste nahe Kiel etwas anfangen. Dabei ist es da echt schön! Woher ich das weiß? Ich war am vergangenen Wochenende dort. Zwei Jahre sind rum, und so war es wieder Zeit für das Fiat 500 Ostsee-Treffen. Beim 2011er Treffen habe ich dort meinen alten Fiat 500 N das letzte Mal gesehen und schon fröhlich mit meiner Olga rumgeknippst. Der N war diesmal nicht da, aber das Knippsen hat wieder gut geklappt (finde ich).
Das mit den Wetter-Apps sollte übrigens durchaus wichtig sein, wie sich am Samstag Abend herausstellte. Aber von Anfang an. Wir (meine Beraterin in allen Lebenslagen, kurz Bialla) und ich hatten uns am Freitag nur kurz in unsere Büros verdrückt, um die wichtigsten Dinge auf einen anderen Stapel umzuschichten, und waren dann gegen 10.30 Uhr mit dem kleinen Wunderkombi vollgetankt (also das Auto, nicht wir) nach Heidkate gestartet. Knapp 400 km lagen vor uns, die wir langsam angingen. Es sollte ja sooo heiß werden! Und da wollte ich den kleinen Kombinationskraftwagen nicht quälen. Also fuhren wir so um die 95 km/h, immer etwas schneller als die Lkws. Das ist am stressfreiesten, wie ich über die Jahre festgestellt habe.
Und was man da so erlebt: Irgendwo auf der Höhe von Neuruppin tat es plötzlich einen enormen Knall. Also ECHT LAUT!!!! Genau auf unserer Höhe muss wohl im Gegenverkehr einem Lkw ein Reifen geplatzt sein. Und das machte ziemlich laut BUMM. Im Rückspiegel sah ich noch eine Staubwolke. Dann waren wir der Situation auch schon entglitten. Kurz darauf hatten wir eine bessere Sicht auf die Ereignisse. Um die großen (die meist weniger Kfz-Steuern zahlen als ich für die kleine Gurke) nicht zu stören, fahre ich natürlich brav auf der rechten Spur und auch dort, entgegen meiner politischen Gesinnung ziemlich, weit rechts. Da die meisten Gefahren von hinten lauern, gucke ich dabei fast mehr in den Rückspiegel als nach vorn. Auf der linken Spur herrschte dichter Verkehr mit einem „Ziehharmonika-Stau“. Im Grunde eine extrem langwellige Longitudinalschwingung. Jedenfalls nimmt Geschwindigkeit und Abstand der Fahrzeuge zyklisch ab und zu. Und klar, dass einer der „Wellenreiter“ immer mal pennt. Ich sah jedenfalls links vor mir jede Menge Bremslichter, dummerweise im Rückspiegel jemanden, der sich mit unverminderter Geschwindigkeit näherte. Ich zog die kleine Kiste rasch auf die Standspur und da flog auch schon eine nichtssagende Mittelklasselimousine links an mir und rechts an dem versetzt neben mir fahrenden SUV vorbei. Das war knapp!
Die nächste Situation folgte wenig später. Vielleicht waren wir, bzw. unser kleiner aufreizend schöner Italiener der Auslöser dafür, dass der Wohnmobilist links hinter mir, wie viele andere Normalkarrenchauffeure auch, mehr auf uns achtete als auf den Verkehr vor ihm, der sich mal wieder entschloss, stark zu bremsen. Tja. „Schön“ (für einen Unfallanalytiker ergibt sich im Straßenverkehr mitunter eine ganz andere Ästhetik als für einen Normalsterblichen) zu sehen war, wie offensichtlich die Bremswirkung der vorderen Fahrzeuge besser war als die des Wohnmobils. Vielleicht stand aber auch noch das Frühstück auf dem Tisch, das gerade seinen der Physik folgenden Weg nach vorn antrat, der Wohnmobilist den Tassen, Messern und Tellern dies aber nicht gönnte und so nicht beim Bremsen alles gab. Wer weiß. Jedenfalls machte es kurz „knock“ am Heck des Vordermanns. Schon war der von hinten anströmende Verkehr für die nächste Zeit etwas schwächer. War nicht viel passiert, so was hat man als Profi ja im Blick.
Eigentlich reichten die Ereignisse damit für einen Freitag. Der Rest der Anreise war relativ unspektakulär. Tanken, futtern, trinken: Das musste zwischendurch noch sein. Nach dem Ankommen erst mal „Hallo hoch x“, und auch das Zelt war trotz steinhartem Boden (aber dank Hammer im Werkzeugkoffer) ziemlich schnell aufgebaut und das sogar, ohne dass meine Bialla und ich uns wie sonst schon mal vorgekommen argumentativ auseinandersetzen mussten, was die beste Reihenfolge beim Aufstellen der Zeltstangen ist und warum man damit besser nicht in die automobilen Pretiosen der Nachbarn piekst. Zugegebenermaßen bin eigentlich ich Derjenige, der sich beim Zeltaufstellen eher dumm anstellt, was aber auch daran liegt, dass mich oft Konstruktionsmängel aufregen.
Doch dann kam der Hammer. Und zwar nicht der aus meiner Werkzeugkiste, sondern, dass ein lieber Freund, der ebenfalls aus Berlin angereist war, am Freitag Vormittag beim Einkaufen zusammengebrochen und auf ziemlich direkten Weg auf die Intensivstation einer Kieler Klinik verfrachtet wurde. Als Techniker würde man sagen, dass eine ernsthafte Pumpenstörung vorlag. Glücklicherweise funktionierte die Rettungskette wohl perfekt, so dass ihm schnell und effizient geholfen wurde. Schon am Nachmittag drang die ersten Entwarnung zu uns durch. Dennoch überschattete das Ereignis natürlich das Treffen. Gute Besserung, mein Lieber, von dieser Stelle!
Nachdem wir den ersten Schock überwunden hatten, war das Zelt schnell eingeräumt. Erste Tat: Badehose suchen. Zweite Tat: In die Fluten der Ostsee springen. Die sollte angeblich 20°C warm sein. Mag sein. Fühlte sich erst kälter an. Aber wenn man erst mal drin ist: Herrlich!
Das „Kieler Treffen“, wie es ja auch heißt, ist ja ein Rundum-Sorglos-Paket. Immer gibt es etwas zu Futtern oder zu Trinken oder beides! Zwar hatten die „Deichterrassen“ samt Dönerbude geschlossen (eigentlich ein hübsches Vereinsheim für den Kieler Club, oder)? Aber die drei Damen vom Grill (wobei eine Dame ein Herr war), hatten die Meute essenstechnisch bestens im Griff mit verschiedenen Bratwürsten, Bratkartoffeln und Spiegelei, Pilzen, Steakbrötchen und so weiter. Und das zu äußerst moderaten Preisen! Gleiches gilt für die Saufbude: Bier, Wein und so zu Preisen, die a) glücklich und b) besoffen machen. *hicks* Die Bierbude wurde ebenso von den Veranstaltern betrieben wie auch die Frühstücksbude. Jawoll, es gibt allmorgendlich frisch geschmierte Brötchen. Man kann quasi fast ohne Unterbrechung von der Bierbude fünf Meter rüberstolpern zur Brötchenbude. Jedenfalls überschneiden sich die Öffnungszeiten am frühen Morgen fast. Wahnsinn! Danke für diesen tollen Service. Man fühlt sich einfach wohl und gut aufgehoben.
Am Samstag schlurfte ich erst mal über den Teilemarkt. Nein, eigentlich wurde ich geradezu dazu aufgefordert! Und prompt zeigte das auch Wirkung, weil ich gleich die erstbeste Ampel, die mich angrinste, kaufte. Meine erste Ampel! Hach!
Den Rest des Tages brutzelten wir ansonsten wie die Bratkartoffeln. Nur nicht in der Pfanne, sondern auf dem Treffenplatz direkt hinter dem Deich. Und da man sich nur 100 Meter weit schleppen muss, bis man im kühlen Nass landet, nimmt man diese Erfrischung einfach so oft wahr, wie die Betriebstemperatur zu hoch steigt und man wie ein Teekessel zu pfeifen beginnt. Zwischendurch habe ich es immer mal geschafft, ein paar Fotorundgänge zu machen. Eigentlich schreibe ich ja diesen ganzen Text nur, um ein paar meiner Bilder unterzubringen.
Traditionell gibt es ja eine Ausfahrt durch die Probstei. So heißt da die Gegend (glaube ich). Es ging nach Laboe (ich sage ja immer „Labo-é“), drehte ein paar Kreise um die staunenden Touristen und kullerte wieder zurück. Glücklicherweise konnte ich bei Rollicento als Beifahrer einsteigen. Denn fotografieren und fahren gleichzeitig ist ja doch nicht so gut. Außerdem hatte ich an meinem zusammengefusselten Gepäckträger das Zeltvordach als Schattenspender angeknotet. Der war also unentbehrlich.
Das Ostseetreffen hat ja nun wirklich den Namen „internationales“ Treffen verdient. Wo sie alle herkommen. Holland, Niederlande, aus den Benelux-Ländern, Dänemark, Norwegen, Skandinavien: Wahnsinn!
Mit dem späten Nachmittag zog eine Gewitterfront auf. Es kursierten schon ein paar Meldungen von unwetterartigen Regenfällen, und auch eine Wetter-App, die wenigstens „Schonbergerstrand“ kannte, meldete nichts Gutes. Man konnte dann auch sehr deutlich die aufziehende Front sehen. Und ein paar Minuten später öffnete der Himmel seine Schleusen.
Glücklicherweise waren die Hagelkörner nicht so groß, dass sie die kleinen Blechblasen ondulierten. Alles blieb heil. Vorerst. Denn auf die erste Front sollte nach kurzer Pause mit Sonnenschein eine zweite folgen. Dem Wettergott wurden nun ein paar Zelte und Pavillons geopfert, um ihn milde zu stimmen. Das ging einigermaßen, auch wenn auf die Schnelle noch ein paar Schlafsäcke und Handtücher organisiert werden wollten. Klappte aber alles. Dann konnte man sich wieder der inneren Anwendung von auch gern berauschenden Flüssigkeiten zuwenden.
Am Sonntag Morgen hatte es sich erst ziemlich abgekühlt. Das war o.k.. So konnte man alles zusammenpacken, freilich, nachdem die Frühstücksbude mehrfach frequentiert wurde, ohne großartig ins Schwitzen zu kommen. Ins Schwitzen kam dann aber noch meine Bialla: Schließlich musste der Fiat (samt Dethleffs Camper Klappwohnwagen) unseres Herzpatienten nach Berlin verfrachtet werden. Und da nur eine zusätzliche Fahrerin zur Verfügung stand, musste sie ran, obwohl sie jetzt nicht sooo viel Spaß daran hat. Das Gespann nahm dann aber doch Rainer unter seine Fittiche. Meine Beifahrerin hatte schon am Samstag eine Probefahrt in Rainers Orange gedreht. Und so fuhren wir am Sonntag Morgen gegen halb zehn der immer höher steigenden Sonne und der Hauptstadt entgegen.
Im Grunde war die Fahrerei (zum Glück) unspektakulär. Keine wild gewordenen Lkw-Reifen, heißblütigen Wohnmobile oder nicht zu bremsenden Alltagskaleschen. Nur wieder Tanken, Futtern, Trinken und weiter bis zu Rainer nach Hause und die Orange abstellen. Dennoch war meine Bialla froh, als sie sich aus der kleinen Karre schälen konnte. Die letzten 12 Kilometer nach Hause zählten dann quasi nicht mehr. Traditionell gebe ich ja eigentlich den Spritverbrauch an. Das ist diesmal aber schlecht, weil wir Kombi und Orange aus einer Zapfsäule betankten. Aber es dürften so knapp 5 Liter/100 km gewesen sein.
Seitdem ich meinen Entenflieger mit extrem kleinem Packmaß habe, ist es ja noch leichter geworden, Luftaufnahmen zu machen. Zugegebenermaßen erkennt man zwar nicht viel, ich habe aber trotzdem meinen Spaß daran.
Liebe Kieler: Wir sehen uns in zwei Jahren hinterm Deich wieder, o.k.? Danke an alle, die das Treffen möglich gemacht haben!
Alle meine Fotos von dem Treffen findet man hier.
Mittwoch, 31. Juli 2013 10:57
Ay Will,
das ist ja mehr ein Verkehrsbericht denn ein Statement aus dem schönen Heidkate bei Kiel – wo ich ja lebe 😎
Was du vom Hinweg schreibst kann ich allerdings in diesen Wochen bestätigen. Die Leute fahren unaufmerksam, zu schnell und waghalsig, ich weiß nicht ob das an dem Wetter liegt oder mal wieder ein Komet die Erde umkreist? Gut dass euch nichts passiert ist!
Wenn ihr mal wieder hier oben seid und gar durch Labo-ée kachelt nehmt ein ein paar Minuten und schaut euch das U-Boot am Strand an. Ist cool, U96 live, Herr Kaleu. Und mit ein bisschen mehr Zeit kann man auch fein auf das Ehrenmal (dieser komische hohe Backstein-Penis) rauskraxeln, das macht Spaß und die Sicht geht fast bis nach Dänemark 😉
Viele Grüße von der Küste
Sandmann