Beitrags-Archiv für die Kategory 'Wie getz?'

Alle wollen krank sein, aber nicht arbeiten

Donnerstag, 10. Oktober 2024 8:53

Kürzlich bin ich über einen Threads-Thread auf einen Gedanken gekommen, der bestimmt nicht alt, aber mir in meinem beschränkten Ein-Mann-Hirn noch nicht gekommen war. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in der Firma äußern immer mehr Personen den Wunsch, weniger Zeit mit Arbeit zu verbringen. Kurzer Gedankenausflug: Viele reden in diesem Zusammenhang gern von „Work-Life-Balance“, was ja nicht mehr bedeutet, als dass man sich in einem ständigen Kampf zwischen „Arbeit“ und „Leben“ befindet. Wenn es erst mal soweit gekommen ist, viel Spaß. Denn wer es nicht schafft, seine Arbeit in sein Leben zu integrieren, sondern sich dabei erwischt, beides gegeneinander auszuspielen, wird wohl Zeit seines Arbeitslebens nicht glücklich werden können. Arbeiten sollte idealerweise mehr als nur notwendiges Übel sein und integraler Bestandteil des Lebens sein.

Aber zurück zum Thema. Personen reduzieren also ihre wöchentliche Arbeitszeit, weil ihnen Freizeit wichtiger ist. Gleichzeitig reduziert sich dadurch auch der Beitrag für die Krankenkasse. Die medizinischen Leistungen, die man im Bedarfsfall erhalten möchte, sind aber die gleichen. Da fragt man sich ja doch, wie das funktionieren soll. Wenn zwei Arbeitskräfte sich einen Job teilen, ist der Krankenkassenbeitrag in der Summe gleich groß, aber es sind eben zwei Personen, die krank werden können. Gerade als Selbstständigem, der nicht gefragt wird, ob und wie viel Zeit er mit Arbeit verbringt, kommt einem da schon der Gedanke, dass diejenigen, die freiwillig ihre Arbeitszeit reduzieren, weiterhin die vollen Beiträge zahlen sollten, bzw. zur Aufrechterhaltung des Solidarsystems zahlen müssten.

Ja, das ist unpopulär. Und ja, die Frage ist, wie man freiwillige Arbeitszeitreduzierung von unfreiwilliger trennen soll, wenn man z. B. an Alleinerziehende denkt. Weiß ich auch nicht. Was ich aber weiß: Irgendwo muss die  Kohle herkommen. Und sich von der voll arbeitenden Solidargemeinschaft seine Freizeit finanzieren zu lassen, kann wohl nicht die Lösung sein.

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Wireless tethered drone – das non-flying object

Mittwoch, 27. September 2023 20:59

Ich hab mir da ja was überlegt. Ich möchte gern beruflich Drohnen als fliegende Kameras nutzen. Ich selbst habe schon vor vielen Jahren angefangen, damit zu expermentieren, als aj Kaufhausdrohnen noch gar nicht zu denken war. Erst habe ich die Dinger selber gebaut, dann fertige gekauft, weil die ruhiger fliegen und die eingebauten Kameras besser sind, als das, was ich mitfliegen lassen konnte.

Inzwischen ist es leider durch diverse Gesetzesänderungen und EU-Verordnungen so, dass man eigentlich nirgendwo mehr einfach so fliegen darf. Naja, „nirgendwo“ stimmt nicht. Aber da, wo es für mich interessant wird: In Städten, über Straßen und in Wohngebieten spricht praktisch immer etwas dagegen. Nähe zu Bundesstraßen, Autobahnen, Bahnanlagen, Kraftwerken, Krankenhäusern, Gefängnissen und überhaupt Flugverbotszonen: Vergiss es.

Schauen wir uns doch aber mal an, was zu Luftfahrzeugen im Gesetz steht:

(2) Luftfahrzeuge sind

1. Flugzeuge
2. Drehflügler
3. Luftschiffe
4. Segelflugzeuge
5. Motorsegler
6. Frei- und Fesselballone
7. (weggefallen)
8. Rettungsfallschirme
9. Flugmodelle
10. Luftsportgeräte
11. sonstige für die Benutzung des Luftraums bestimmte Geräte, sofern sie in Höhen von mehr als dreißig Metern über Grund oder Wasser betrieben werden können.

Raumfahrzeuge, Raketen und ähnliche Flugkörper gelten als Luftfahrzeuge, solange sie sich im Luftraum befinden. Ebenfalls als Luftfahrzeuge gelten unbemannte Fluggeräte einschließlich ihrer Kontrollstation, die nicht zu Zwecken des Sports oder der Freizeitgestaltung betrieben werden (unbemannte Luftfahrtsysteme)

Interessant ist Satz 11. Luftfahrzeuge sind also alle fliegenden Gerätschaften, die in Höhen von mehr als dreißig Metern betrieben werden können. Jedenfalls verstehe ich auch den zweiten Nachsatz „Ebenfalls als Luftfahrzeuge gelten unbemannte Fluggeräte einschließlich ihrer Kontrollstation, die nicht zu Zwecken des Sports oder der Freizeitgestaltung betrieben werden (unbemannte Luftfahrtsysteme)“ unter dieser Prämisse. 30 m. Hm. Lass mich mal ins Unreine denken:

Wenn ich an einen 3 m hohen Fesselballon ein Band von 25 Meter Länge mache und das Band in 2 Meter Höhe über Grund festhalte, ist es kein Luftfahrzeug. Recke ich mich noch ein bisschen mehr, so dass ich die 30 Meter überschreite, ist es ein Luftfahrzeug.

Wenn ich an meine Drohne ein am Erdboden befestigtes Band anbringe, das 30 m lang ist, und die Drohne aufsteigen lasse, ist sie kein Luftfahrzeug. Ist das Band länger, kann ich es gleich weglassen, denn dann ist es ein Luftfahrzeug. Es gibt tatsächlich Drohnen mit „Bändern“ (tethered drones). Die Verbindung ist aber für dauerhafte Stromversorgung gedacht, damit die Dinger einfach mehr oder weniger unbegrenzt fliegen können, nicht um Gesetze auszureizen.

Drohnen von z. B. DJI wissen mit ihren Sensoren sehr genau, in welcher Höhe über Grund sie fliegen. Das wird einem im Display auf dem angeschlossenen Smartphone angezeigt. Und man kann die Flughöhe in der Software vorgeben. Ich kann sagen: Drohne, flieg nicht höher als 30 m, und dann macht die das nicht. Sie „kann“ nicht höher als 30 m fliegen, genau wie der Ballon mit mechanischer Verbindung. Spielt es nun eine Rolle, ob die Begrenzung mechanisch oder software-technisch eingebaut ist?

Mein altes Motorrad hatte ein Leistungsdrosselung, damit man sie mit einer bestimmten Fahrerlaubnis fahren darf. Mit wenigen Handgriffen kann man die Drossel ausbauen. Schon reicht die ggf. vorhandene Erlaubnis nicht mehr. Am Auto sind Winterreifen angebracht, mit denen man „nur“ 180 km/h fahren darf. Tatsächlich kann das Auto aber schneller fahren. Modernen Fahrzeugen kann man vorgeben, dass bei Überschreitung von 180 km/h ein Licht aufblinkt. Fährt man schneller, erlischt die Betriebserlaubnis.

Ich habe schon ein paar Leute gefragt. Die sagen, meine Idee sei Unsinn. Du darfst nicht fliegen, wenn deine Drohne theoretisch höher fliegen kann. Ich bringe dann das Beispiel mit dem Fesselballon. Oder mit dem Drachen an der Leine. Was wäre das für ein Fluggerät, das technisch nicht in der Lage ist, höher als 30 m zu fliegen? Ein Fußball? Wenn man ordentlich treten kann, bekommt man den vielleicht auch über 30 m. Man muss sich vielleicht anstrengen oder sogar ein Katapult benutzen. Aber der Ball als solcher kann höher fliegen. Eigentlich ginge nur eine Art Rakete, die nur so viel Antriebsleistung hat, dass sie maximal die potentielle Energie aufbringen kann, die für die Lageänderung von 30 m nötig ist. Naja. Oder man zieht in den Denkprozess eben auch zusätzliche technische Beschränkungsmaßnahmen ein, womit wir bei der „wireless tethered drone“ sind. Sie ist dann kein Luftfahrzeug mehr. Ein fliegendes Ding, das nicht fliegt. Das non-flying object. Welcome wtd nfo. Dazu hätte ich ja gern mal die Meinung eines Fachanwalts für Luftrecht fragen:

  1. Ist der Satz mit den 30 Metern so zu verstehen, dass Geräte – egal ob manntragend oder nicht – grundsätzlich erst dann Luftfahrzeuge sind, wenn sie höher als 30 m fliegen können?
  2. Ist die software-seitige Beschränkung ausreichend, um die Vorgabe „kann nicht höher als 30 m fliegen“ zu erfüllen?

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Carbonbelt – Der Gürtel für die Sicherheitskontrolle

Dienstag, 12. April 2022 20:19

Ich bin genervt. Das kommt öfter vor. Genervt bin ich aber IMMER, wenn ich durch die alberne Sicherheitskontrolle der Zweigstelle Kirchstraße des Amtsgerichts Tiergarten muss. Da hat man schon einen von der IHK ausgestellten Sachverständigenausweis, aber trotzdem muss man sich halb nackig machen. Das mit dem Gürtel nervt mich besonders. Irgendwann baue ich mir eine Gürtelschnalle aus Carbon, murmele ich vor mich hin, während ich mal wieder den Gürtel in meine zu weite Anzugshose reinfummele.

Nachdem ich mir eine Rolle Kohlefaser-Rovings bestellt habe, also im Grunde aufgewickelte, nebeneinanderliegende Kohlefasern, fräse ich aus einer kleinen MDF-Platte (ein Mustertäfelchen einer Schrankoberfläche) eine Form: Ein eckiges U und noch eine gerade Nut.

In die mit Wachs ausgepinselten Nuten lege ich geflochtene Rovings und fülle alles mehr schlecht als recht mit Epoxidharz auf. Das lasse ich dann aushärten und stelle fest, dass sich einige Luftblasen ergeben haben. Die fülle ich noch mal nachträglich mit Epoxidharz auf. Um den Rohling aus der Form zu bekommen, muss ich sie zersägen. Kein Problem: Richtig gelungen ist sie eh nicht. Falls es mehr als ein Exemplar geben sollte, baue ich lieber noch eine schönere Form.

Der Rohling sieht leider nicht sonderlich schön aus. Egal. Ich bohre zwei fluchtende Löcher in die Enden des „U“s. Da kommt später ein passender Kohlefaserstift aus dem Fundus zur Verbindung mit dem Gürtel hinein. Ein weiteres Loch bohre ich in den Stift, der später in die Gürtellöcher greift. Ich schleife noch etwas unmotiviert an den Carbonteilen rum und „veredele“ die Oberfläche mit Sekundenkleber. Dadurch glänzt die Schnalle etwas, und man kann ein bisschen in sie hineinsehen. Da schimmern dann die geflochtenen Kohlefasern ein bisschen durch.

Als nächstes entferne ich von einem alten Gürtel, den ich für meinen Prototyp verwende, die alte Schnalle, aber auch sämtliche anderen Metallteile: Nieten und Klammern. Das wird nun alles verklebt und mit Zwirnsfaden vernäht. Die Löcher im Gürtel vergrößere ich etwas.

Dann setze ich die Schnalle an den Gürtel, stecke den Stift durch und verklebe ihn mit Sekundenkleber. Fertig. Jetzt bin ich gespannt, was die nächste Sicherheitskontrolle zu meinem Werk sagt.

P.S.:

Mein Blog hat heute Geburtstag und ist 16 Jahre alt geworden, wenn ich richtig gerechnet habe.

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Coronisch unterbelichtet #8 – juristisch fragwürdige Genesung

Dienstag, 15. März 2022 8:01

Es zieht sich, kann ich nur sagen.

Die eigentliche Infektion war nach ca. 10 Tagen oder so überwunden. Aber die belegte Stimme will nicht besser werden, außerdem sind Rachen und Nase immer noch ziemlich verschleimt. Auszuhalten, aber unangenehm, nervt, und es ist so recht keine wirklich positive Entwicklung zu spüren. Ok, das ging mir nach einer heftigen Erkältung, vielleicht war es ja auch eine richtige Grippe, schon mal so. Aber diesmal schwingt die Befürchtung mit, es könne was zurückbleiben. Long Covid, ick hör dir trappsen. Dass ich relativ viel sprechen muss (berufliche Diktate) und auch wieder ein bisschen singe, ist der Stimme auch nicht zuträglich. Nutzt aber nix.

Ich hatte fünf Tage nach dem positiven Antigen-Test dann doch noch einen PCR-Test gemacht, weil ich dachte, so eine Genesenenbescheinigung, die ich ja nicht bekomme, wenn ich nicht amtlich „positiv“ war, könne vielleicht irgendwann mal hilfreich sein. Jedenfalls hatte ich meinen PCR-Test per Mail beim Gesundheitsamt eingereicht. Postwendend kam dann eine Art Eingangsbestätigung mit allerlei Informationen und das war es dann. Nach zwei Wochen hab ich dann mal nachgefragt, wie es denn mit einer Genesenenbescheinigung so aussieht. Wieder kam eine automatische Antwort. Darin war dann Folgendes zu lesen:

Genesenennachweis

Das Gesundheitsamt Lichtenberg stellt nach mehreren gerichtlichen Verfahren und Beschlüssen aufgrund von zu unsicherer rechtlicher Situation seit dem 16.02.2022 keine „Genesenennachweise“ mehr aus. Die Ausstellung eines Covid-19-Genesenen-Zertifikats ist gem. § 22 Abs. 6 des Infektionsschutzgesetzes – IfSG durch die zur Durchführung oder Überwachung der Testung berechtigte Person oder nachträglich von jedem Arzt oder Apotheker vorzunehmen. Zu aktuellen Informationen zu Gültigkeit und Laufzeit des Zertifikats informieren Sie sich bitte bei den oben genannten Stellen.

Da frag ich mich ja wirklich, weswegen die Rechtssicherheit beim Arzt oder der Apotheke eher gewährleistet sein soll als bei einer Behörde. Ok. Die Gesundheitsämter sind alle überfordert. Aber das sieht mir doch arg nach Abschieben der Verantwortung aus. Ein Armutszeugnis. Naja. Ich bin in die nächste Apotheke gestolpert, habe mein ausgedrucktes Test-Ergebnis vorgezeigt und umgehend einen Zettel mit QR-Code bekommen. Danach bin ich 28 Tage nach dem positiven PCR-Test offiziell genesen. Ich dachte, das ging schneller. Aber evtl. habe ich da auch einfach eine Menge durcheinander gebracht mit Isolation, Quarantäne und was es da noch alles gibt.

So. Und jetzt gebe ich mich wieder meinem Röllchen Gelo Revoice hin.

 

Nachtrag:

Gerade kam vom Gesundheitsamt doch noch eine Bescheinigung. Jetzt weiß ich wenigstens, von wann bis wann ich mich isolieren musste: Bis vor 11 Tagen. 😉

 

 

 

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Disclosure (eng) = Disclaimer (deu)

Samstag, 20. November 2021 10:54

Was ich schon seit einigen Jahren vermute,

dürfte nun wohl offiziell sein, wenn das „amtliche“ Berlin-Portal , aber vor allem sogar das über jeden Zweifel erhabene Online-Magazin „Übermedien“ das kleine Wörtchen „Disclaimer“, das auf Englisch „Haftungsausschluss, Dementi“ bedeutet, mit der Definition des Wortes „disclosure“ = „Offenlegung“ verwendet. Mit meinen jämmerlichen Restbeständen des in grauer Vorzeit erworbenen kleinen Latinums kann ich mir sogar irgendwie zusammenreimen, warum „dis“ und „closure“ das Gegenteil von geschlossen (halten) bedeutet. Vielleicht ist es aber auch griechisch. Was weiß ich. Ich will mal nicht zu viel klugscheißen. Bei sprachlichen Sachen befinde ich mich da auf dünnem Eis.

 

Btw.: Der Duden weiß noch nichts davon:

🙂

 

 

 

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Eine Frage zur Gleichbehandlung

Samstag, 17. Oktober 2020 16:25

Auf Twitter hab ich mir neulich mal wieder eine blutige Nase geholt. Worum es genau ging, weiß ich schon gar nicht mehr. Ach ja, doch: Angeblich haben nur Frauen das Recht, eine Meinung zu Abtreibung haben zu dürfen. Ich habe aber auch eine Meinung dazu (Frauen sollten selbst entscheiden dürfen). Die darf ich aber nicht haben, weil ich nicht gebärfähig bin (Dass nicht alle Frauen gebärfähig sind, spielte wiederum keine Rolle. Man darf als Mann darauf dann auch nicht aufmerksam machen). Naja. Das lief insgesamt eher unglücklich.

Ich habe die Tweets gelöscht. Das war von Anfang an mein Plan, wenn die Diskussion aus dem Ruder läuft, womit ich zu 90% gerechnet habe. Das ist immer so, wenn sich selbsternannte Gerechtigkeitsdurchsetzungsbeauftragte einschalten, insbesondere solche mit dem Hang zum Missverstehenwollen, der Twitter ja seit einigen Jahren anlastet.

Jetzt gibt es da wieder so einen Vorfall. Außer in meiner Echokammer weiß ich nicht, wo ich darüber schreiben soll. Da, wo es hingehört, nämlich in die ständige Redaktionskonferenz des Techniktagebuchs, traue ich mich nicht, es zu schreiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass das nicht gut geht, liegt erfahrungsgemäß auch dort deutlich über 50%. Also, bleibt mir nur, es in meinem ureigenen Blog zu schreiben. Hier bin ich Herr und Hausmeister in einer Person.

Also, worum geht’s:

Es gibt von Kathrin Passig einen jüngst erschienen Beitrag im Techniktagebuch:

Das Michael-Rutschky-Gedenk-Multitool

(Übrigens, Michael Rutschky scheint auch eine bemerkenswerte Person gewesen zu sein, das nur nebenbei, siehe hier. Die in dem Artikel beschriebenen Mechanismen sind auch auf andere Kreise übertragbar und waren für mich in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreich. Darum geht es jetzt aber nicht.)

In dem Beitrag von Kathrin Passig im Techniktagebuch kommt folgender Satz vor:

„Männerkörper sind nämlich im richtigen Leben gar nicht wie der von John Wick.“

Ich habe mit dem Satz kein Problem. Er dürfte wohl absolut zutreffen. Was ich mich aber frage, ist, was passieren würde, wenn ich in einem Beitrag ungefähr folgenden Satz schrübe:

„Frauenkörper sind nämlich im richtigen Leben gar nicht wie der von Lara Croft.“

Ich vermute, da würde aber ein ordentliches Getöse aus absehbarer Richtung kommen. Vielleicht sogar zu recht. Aber kann dann Kathrins Satz unkommentiert so stehen bleiben?

Auf Twitter wurde mir nicht mal zugestanden, bei ähnlichen Problemen naiv oder unsicher sein zu dürfen. Nicht, nicht wissen zu dürfen, was angemessen ist. Ob es derzeit zumindest in Ordnung ist, Männer eher zu schelten als Frauen, weil sich das Rad jetzt mal andersrum dreht als in den letzten paar hundert Jahren? Vielleicht ist das ja richtig so. Unter Gleichbehandlung könnte man das zwar nicht subsumieren, aber vielleicht muss man es der versammelten Männerschaft eben erst mal einbimsen, damit sie lernt, wie sie sich zu verhalten hat.

Ich nehmen an, ich werde keine Antwort auf die Frage bekommen, die in sich nicht irgendeinen tadelnden Unterton hat, eine Kränkung oder eine Maßregelung. Damit werde ich dann wohl leben müssen. Ich finde den Satz übrigens überflüssig und nicht besonders witzig.

 

 

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Selbstreinigungsfunktion

Donnerstag, 2. Juni 2016 10:05

Gerade lese ich beim Techniktagebuch-Kollegen Thomas Wiegold, dass er in seinem Blog „Augen geradeaus“ Schwierigkeiten mit Kommentarpöblern hat.

Nach meinem Stress im Fiat-500-Forum habe ich mir ja einige Gedanken dazu gemacht, wie man eine Community besser (was auch immer das sein könnte), sagen wir demokratischer organisieren könnte. Eine Idee war, dass man allen Lesern die Möglichkeit gibt, Kommentare von allen anderen ausblenden zu können. Löschen wäre vlt. zu viel gesagt, weil eine Wiederherstellungsfunktion schon gegeben sein sollte. Ein Kommentator könnte seinen eigenen Beitrag nicht wieder hervorholen, nur andere.

Es wäre wirklich spannend, zu sehen, was dabei herauskommt, gerade in einem Blog, in dem rege kommentiert wird. (Deswegen muss ich das hier gar nicht erst versuchen. Ich wüsste auch gar nicht, wie man das programmiert.)

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Bild lügt und macht kaputt

Dienstag, 23. Dezember 2014 15:43

Bild_luegtDass das stimmt, sollte man als normal-schlauer Deutschsprachler ja eigentlich wissen. Und das ist ja das Problem. Man nutzt die Dummheit der Menschen aus, um seine eigene wirre Botschaft zu transportieren, um die Stimmung aufzuheizen, aber vor allem, um Umsatz zu machen. Wie skrupellos man bei der Bild vorgeht, zeigt dieser Tage ja gerade die völlig verdrehte Geschichte, Politiker würden fordern, Christen sollten im Weihnachtsgottesdienst muslimische Lieder singen. Blödsinn.

Unweigerlich musste ich dabei an den Slogan „Bild lügt und macht kaputt“ denken. Der ist mir so dermaßen geläufig, dass ich dachte, den kennt ja wohl jeder. Vor allem hatten wir ja früher alle  irgendwo so einen Aufkleber. Auf dem Auto, der Schultasche, dem  Kleiderschrank, dem Moped, dem Fahrrad, der Zimmertür, dem Gitarrenkoffer. Irgendwo war einer. Klare Sache.

Also, so ein Aufkleber muss wieder her. Aber nixda. Weder bei Amazon, noch bei ebay erhältlich. Das ist schon eigenartig. Auch bei Google: Kein Hinweis auf den Slogan. Folgerichtig finde ich auch in der Google-Bildersuche den Aufkleber als Bildchen nicht.

Ja, habe ich das denn geträumt? Oder – und alle Verschwörungstheoretiker werden mir jetzt zustimmen – hat der Verlagskonzern diesen Slogan etwa aus der Geschichte getilgt ..?

 

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[Berlin] Termin-im-Bürgeramt-Blockierer #wasfehlt

Mittwoch, 19. November 2014 10:07

Wenn man nichts besseres zu tun hat, geht man bekanntlich zum Bürgeramt. Weil es da so schön ist. Äh, ne falsch. Wenn man mal zum Bürgeramt muss, ist das in 99,9% der Fälle nicht freiwillig, sondern notwendiges Übel. Das bedeutet auch, dass man einen solchen Besuch so weit hinausschiebt, bis es echt drängt. So weit, so schlecht. Spontan hingehen ist ganz schlecht. Man kommt in der Regel nicht dran, weil morgens um 5 Uhr nur drei Wartemarken frei vergeben werden oder so. Wenn überhaupt.

Man muss also im Internet einen Termin vereinbaren. Dafür gibt es eine tatsächlich recht gut funktionierende Internetseite bei den einzelnen Bürgerämtern. Meine Feststellung ist leider, entgegen der Erfahrung anderer, dass man auch mit Termin mitunter bis zu einer Dreiviertelstunde warten muss. Keine Ahnung, ob es da auch eine vorrangige Notfallversorgung wie im Krankenhaus gibt oder so.

Bildschirmfoto 2014-11-19 um 06.59.48

Hat man sein „Produkt“ (z. B. neuer Reisepass) erst einmal ausgewählt, klickt man auf „Termin suchen“ und wird feststellen, dass aus einem Besuch in einigermaßen absehbarer Zeit nichts wird:

Bildschirmfoto 2014-11-19 um 07.00.05

 

Hurra. Wir stellen fest: In meinem bevorzugten Bürgeramt in Mitte ist von heute (19.11.2014) bis Jahresende nichts mehr zu wollen.

Es gibt aber auch noch den Button „berlinweit suchen“. Da hat man meistens mehr Glück, etwas früher einen Termin zu bekommen, muss sich dann allerdings z. B. nach Heiligensee, Reinickendorf, Marzahn oder Biesdorf bewegen. Das waren so die Favorites, die bei meiner Suche immer wieder aufpoppten. Dieses Bürgeramt 1 ist z. B. in Neu-Hohenschönhausen.

Bildschirmfoto 2014-11-19 um 07.01.02

Nun ist es aber so, dass die Terminvergabe anscheinend sehr dynamisch ist. So habe ich schon öfter festgestellt, dass man nur die Seite oft genug aktualisieren muss, bis man einen Termin am gleichen Tag im Wunsch-Bürgeramt bekommt:

Termin

Könnte das jetzt mal jemand mit Ahnung bitte programmieren:

Eine Internetseite, auf der ich mein behördliches Vorhaben und auch mehrere in Frage kommende Bürgerämter auswählen kann und die dann die Berlin-Bürgeramt-Seiten so lange refresht, bis ein Wunschtermin mit einem Vorlauf von sagen wir einer Stunde frei ist und diesen gleich blockiert?

 

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Ich bin kein Blogger mehr: Journalizer

Sonntag, 3. Juni 2012 11:57

Am Mittwoch war im beim Learntank in Berlin. Nicole Y. Männl und Robert Basic hatten zum wiederholten Mal etliche Leute (vor allem sog. Blogger) zusammengetrommelt. Mal im großen Rahmen, mal in kleineren Gruppen sprach man über dieses oder jenes im Internet. Gestern war ich in Leipzig. Im Rahmen der AMI haben sich dort ein paar von diesen Blogger getroffen. Hinzu kamen Leute aus PR/Medienagenturen und aus Industrieunternehmen. Man beschnupperte sich und sprach sachlich miteinander.

Es ging immer wieder um „die Blogger“. Irgendwie muss man diese Leute, die ins Internet schreiben, doch in eine Schublade stecken können! Nicht so einfach. Einer zappelt immer übern Rand. Von irgendeinem guckt immer etwas aus einer Ritze. Manch einer schreit auch laut auf, wenn man die Schublade zuknallt.

Ich dachte immer, der Begriff „Blog“ kommt von „Web-Log“, also einem Logbuch, das man im Internet führt. Ein Logbuch hält erst mal Geschehnisse fest. Es ist dient erst mal nur dem Selbstzweck, geführt zu werden. So, wie eben auch ein Tagebuch. Da schreibt man in erster Linie hinein, um Geschehnisse oder Zusammenhänge zu reflektieren. Manchmal nimmt man es in die Hand, blättert ein wenig darin herum und guckt, was einen früher so bewegt hat.

Dieser Selbstzweck ist anscheinend zunehmend in Vergessenheit geraten oder abgelöst worden. Das betrifft vor allem Themenblogger. Ob Auto-, Mode- oder Designthemen: Wer heute bloggt, will Reichweite haben. Möglichst viele Leser, um daraus möglichst hohe Einnahmen zu generieren, wie auch immer. Ob direkt mit eingeblendeter Werbung oder indirekt dadurch, dass sie ihren Namen als Marke streuen.

Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, nur ist es nach meinem Verständnis nicht mehr dieses „Bloggen“. Interessant fand ich auch, dass man als „Blogger“ ganz gern damit kokettiert, selbst ja keine Blogs zu lesen. „Warum sollte ich das tun? Interessiert mich doch nicht, was die anderen schreiben. Dazu habe ich eh keine Zeit.“ ist so das, was man dazu hört. Kein Wunder, dass das mit dem gegenseitigen Verlinken nicht mehr klappt, wenn man sich nicht liest.

Jene Blogger sind also eigentlich nichts anderes als Online-Publisher. So ein echter Blogger, das ist so einer wie ich *grins*. Der schreibt, was gerade seinen Hirnwindungen in Wallung hält. Da aber der Begriff „Blogger“ nun annektiert wurde, muss ich mir wohl was neues einfallen lassen. Ich habe mal bei „leo“ geguckt: Da steht zu „Tagebuch“ nicht nur „log“, sondern auch journal und diary. Während „Diarist“ etwas nach Diarrhö klingt, hört sich „Journalist“ gar nicht schlecht. Ach, Mist. Der Begriff ist schon belegt. Naja, dann eben Journalizer. Klingt super, oder?

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