Mittwoch, 17. August 2011 20:17
„Ich fahr nicht! Elendes Scheißwetter“
Erst der Anruf bei Rainer und die Überzeugungskraft meiner Beifahrerin bewegten mich dann doch dazu, meinen Hintern in den voll gepackten (mir verbliebenen) Fiat 500 Kombi samt Anhänger zu schwingen und nicht nur den Motor, sondern auch gleich den Scheibenwischer einzuschalten. Und der sollte für die nächsten zwei Stunden nicht wieder ausgeschaltet werden. Eigentlich… Ich hatte die Windschutzscheibe mit RainEx eingerieben. So perlte der Regen auch ohne Wischer ab, die ohnehin das Wasser nur ein bisschen von der einen in die andere Ecke schieben. Jedenfalls, wenn man schnell genug fuhr. Im Stau ging das eher nicht so gut.
Selbst der Gang wenige Meter vom Parkplatz zum vereinbarten Treffpunkt mit Rainer und Vivien in der Raststätte Linumer Bruch genügte, um gründlich nass zu werden.

Dann ging es weiter Richtung Nordwesten. Schon nach kurzer Fahrzeit war die Scheibendichtung nicht mehr das, was ihr Name versprach, und so verbrachten wir die ansonsten relativ eintönige Fahrt damit, kleine Läppchen erst unter die Scheibendichtung zu klemmen, um das Wasser aufzusaugen, das sonst auf die Knie tropft. Danach wurden die Stofffetzen auf der an der Handbremse ausströmenden Heizungsluft wieder getrocknet. So ging das eine ganze Zeit lang, bis wir in die Nähe von Hamburg kamen, das ja berühmt ist für sein gutes Wetter. Der Regen ließ nach, als wir kurz vor Hamburg nach Norden abbogen um Kiel, respektive Heidkate, anzusteuern. Rund 50 Kilometer vor dem Ziel konnten wir dann sogar das Dach aufklappen!

Auf dem Treffenplatz war schon allerhand los. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich die weite Anreise lohnt und man das Treffen mit einem Kurzurlaub verbinden kann. So hatten sich viele schon einige Tage vor dem eigentlichen Beginn des Treffens am Freitag die besten Plätze gesichert. Aber auch wir konnten nicht meckern. Ein feiner Platz für unser Zelt war schnell gefunden, von dem aus es nicht weit zum Deich und damit zur Ostsee war.

Besonders gefreut hat mich, meinen Bruder nicht nur wiederzutreffen, sondern insbesondere auch mit seinem Fiat, der erst zwei Tage vorher getüvt wurde und mal wieder eine längere Strecke unter die Räder nehmen durfte. Aber auch sonst kennt man sich natürlich in der Szene, wobei es immer wieder schwierig ist, den Forumsnamen real existierende Personen zuzuordnen. Dass mich eine Person nicht mehr grüßt: Willkommen im Kindergarten.
Abends kam es natürlich, wie es kommen musste: Man traf sich, redete, trank einen Schluck, redete, trank einen Schluck und so weiter. Es war nicht all zu spät, als meine Beifahrerin und ich ins Zelt krochen. Das beste Giveaway ever, das es bei der Anmeldung zum Treffen gab, waren übrigens die Ohrenstöpsel. Selten habe ich so selig und lange geschlummert! Toppen kann man das Schlaferlebnis nur noch mit einer Schlafmaske (son Ding für vor die Augen). Dann ist es nicht nur leise, sondern auch noch dunkel.

Die Kieler sind ja hervorragend organisiert. Schon beim ersten Gang Richtung Klohäuschen sah man fleißige Menschen Brötchen schmieren und Kaffee kochen und so weiter. Für wirklich wenig Geld konnte man sich prima satt futtern. Dazu trug natürlich den Rest des Tages auch die Fressbude bei. Mit dem Dönermann gab es leider wohl etwas Stress, was angeblich der Grund war, dass Klaus und Artur meinten, die Nacht Wache schieben zu müssen. Ich habe schon bessere Ausreden zum Durchmachen gehört. Jedenfalls hat es noch bis in den Nachmittag gedauert, bis die beiden, die wie aufgezogen rumrannten, endlich in der Waagerechten waren.

Teilemarkt war auch. Sogar sehr reichhaltig. Da ich ja meinen Fiat-Fahrzeugbestand um 50% reduziert habe, ist mein Teilebedarf entsprechend zurückgegangen. So haben nur ein paar echte Kleinigkeiten den Besitzer in meine Richtung gewechselt. Jedenfalls gab es ansonsten eigentlich für jeden Geschmack und Bedarf etwas: Dir ist auf der Anreise ne Schraube weggeflogen? Kein Problem, sie ist garantiert zu bekommen. Du hast Lust auf neue, größere Herausforderungen? Da hatte Guido mit seiner schweizerkäsigen Multipla was im Angebot. Apropos Schweizer: Die lustige Reisegruppe aus der Schweiz, die quasi auf der Durchfahrt meinen N eingepackt hat, war auch da. So konnte ich noch einmal mein „Werk“ begutachten. Ja. Gefällt mir immer noch. Aber dennoch bereue ich den Verkauf immer noch nicht. Immerhin konnte ich die Fotos schon mit meinem „Trostpflaster“ machen.

Die Ausfahrt hat wohl einige Teilnahmerekorde gebrochen. Ich habe etwas von einer dreistelligen Teilnehmerzahl gehört. Das Ziel kam mir zwar bekannt vor, aber das macht nix. Die Gegend ist ja auch einmalig schön. Da ich mir ein Verfahren wg. gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr nicht leisten kann, reihe ich mich (wenn ich überhaupt selber fahre) immer recht weit hinten ein. Dieses Absperren von zum Teil stark befahrenen Straßen ist zwar irgendwie unumgänglich, aber ich bete jedes Mal, dass nichts passiert.
Lustig fand ich ja die holländischen Jungs, die mehr auf als in ihrem Fiat saßen.

Nach der Ausfahrt ging’s in die Ostsee! Hach, herrlich. Nur an den Strand legen, is nich. Man will mich immer wieder ins Meer zurückziehen… Der Rest des Abends verlief so ähnlich wie am Vortag, allerdings aufgelockert durch die Verlosung. Leider hat das massive Losekaufen einer gewissen Randgruppe, die sich aus dem Internet kennt, nicht ganz den gewünschten Erfolg gebacht. Aber bei Cemil ist der freundlicherweise von einem Händler mit allerdings putzigen Geschäftsgebahren gestiftete Rumpfmotor auch gut aufgehoben. Aufgrund von Cemils frankophiler Motorenader wird der Fiat-Motor sicher lange halten.
Das war es dann auch schon fast. Noch einmal verstöpselt schlafen, frühstücken, blödeln, alles einpacken und los. Diesmal mit zwei Gespannen: Rainer und Wanda mit blauem L und Piccolino, meine Beifahrerin und ich mit Kombi und Klaufix. Zwei Stunden vor Berlin fing es dann auch wieder an zu regnen. Alle, denen ich tags drauf erzählt habe, was wir für herrliches Wetter hatten, haben mir erst geglaubt, nachdem ich statt Schwimmhäuten einen leichten Sonnenbrand vorgezeigt habe.

Hab ich doch gleich gesagt, dass es sich lohnt, loszufahren. 