Beiträge vom September, 2012

Polleralarm um #barngate

Donnerstag, 27. September 2012 14:48

Oijoijoi! Da ist ja mal was los, hier in der südlichen Schönhauser Allee! Es hat nämlich ein neues Café eröffnet. Jawoll. Gut. Das allein ist jetzt nicht sooo was besonderes. Nein.

„Stein“ des Anstoßes ist ein Betonpoller, der den Eingang der Scheunen-Kaffeerösterei, frei übersetzt ins Deutsche, versperrt. Man spricht in dem Laden wohl nur englisch. Apropos englisch. Ich mag ja das englische Wort für Beton. Während man im Deutschen gut zwischen Betonung und Betonierung unterscheiden muss, hat der Engländer dieses Problem mit dem Begriff „concrete“, wobei die Begrifflichkeiten „handfest“ und „Beton“ allerdings durchaus bedeutungsverwandt sind.

Wie auch immer. Im Eingang der BetonKaffeerösterei steht nun also ein „Pollino„. Ein braver, stiller Geselle, 90 cm hoch, 170 kg schwer. Klingt sympathisch, oder? Verhindern soll unser grauer Freund, dass Kinderwagen in das Etablissement geschoben werden. Ob mit Menschenjungem drin oder nicht: Darauf kommt es nicht an, weil er der Sicherheit dient. Und das ist gar nicht so weit hergeholt. Kinderwagen haben die Eigenschaft, Fluchtwege zu versperren, so Cliff Barnes der Betreiber  auf seiner Facebook-Seite.  Denn, während es Versuche mit feststehenden Säulen als „Wellenbrecher“ vor Ausgängen gibt, um den Strom der brandgefährdeten Koffeinjunkies vor dem Ausgang zu teilen, so dass es nicht zu einer Verstopfung kommt, würden sich hingegen Kinderwagen mit ihrer volvoesken (volvo = lat. ich rolle) Eigenschaft durch den hipsterhaften Schub von hinten gleich zu hunderten in der Pforte (engl. = gate) des Kaffeenariums verheddern. Und das will ja keiner. Damit also alle rauskommen, bevor sie kaffeebraun geröstet werden, darf kein Kinderwagen rein, wofür es wissenschaftliche Belege gibt. Fast könnte man meinen, dass der Laden alle Nase lang in die Luft fliegen müsste, wenn man das hier auf dem mit „Welcome“ überschriebenen Bild (auch bei Facebook) liest: High risk of fire and smoke in our manufacturing space. Wuff!

Nur, wer Kinderwagen aussperrt, mag auch keine Kinder. Klar. Ja ne. So ist das ja nicht gemeint, lässt der Betreiber verlauten. Kinder ja, aber ohne eigenen vierrädrigen Untersatz. Kann man glauben. Muss man aber nicht. Vielleicht also doch Anflüge einer separatistischen Vereinigung kinderloser Bohnenfreunde? Andere Lokalitäten lassen auch bestimmte Leute vor der Tür, die nicht genehm sind. Man denke nur an Schlachtereien. „Wir müssen draußen bleiben.“ steht unter dem Konterfei eines traurigst dreinblickenden Cockerspaniels. Und wie wir alle wissen, sind Hunde auch nur Menschen.

In der Oase des tiefschwarzen Zappelwassers ist man zu allem Überfluss gegenüber Musik (gibt’s nicht) feindlich eingestellt. Man soll sich unterhalten. Hab ich noch nie geschafft, wenn ich allein in einem Café saß. Mich spricht auch keiner an (zum Glück). Wie man dem Welcome-Bild ebenfalls entnehmen kann, soll man sich mit dem stolzen Barista unterhalten, wie er die Gerätschaften bedient, die auch in der Kulisse von „Das Boot“ schon Verwendung gefunden haben könnten. Überall gluckert und zischt es. Vorne oben 10 hinten unten 15, denke ich so. Aber mal im Ernst: Das ist doch nichts für Stammkundschaft. Oder macht der, wie heißt das Gesöff doch gleich? Richtig, Kaffee vergesslich, so dass man bei jedem Besuch neu erklärt bekommen muss, wie man Kaffee kocht? Zum eigenen Glück kann man also die Stille neben, hinter, über und unter dem Geblubber genießen!

Nun sind wir aber doch bei meinem persönlichen Ausschlusskriterium angekommen: Es gibt keinen Zucker für den Kaffee. Und das, wo wir doch wissen, dass guter Kaffee schwarz wie der Teufel, süß wie die Sünde, heiß wie die Hölle zu sein hat.  Zucker im Kaffee: Also, echt! Da könnt man am Ende auch geraspelten Hartkäse über die Nudeln tun, oder einen Spritzer Zitrone in den Tee. Gibt schon perverse Leute …

Schade also, dass der Laden wohl  nichts für mich ist, wo mir die Ruhe und Entspanntheit bei einer Tasse Kaffee und einem Blick in die weite virtuelle Welt gut gefallen würde! Aber auch Laptops sind kommunikationshemmend, meint man. Gut. Während ich mich frage, ob ich meinen Bürodesktoprechner mitnehmen dürfte, würde ich also stumm auf dem Barhocker sitzen und mich nicht unterhalten, während ich das in einem anderen Laden mit der ganzen Welt tun dürfte. Und da sind wir dann auch beim www angekommen. Heute ist ja alles Facebook. Und weil alles Facebook ist, ist man ohne Facebook nichts. Facebook ist ja social media, und so plattformmäßig. Leute unterhalten sich miteinander. Mittels zielgerichtet durch Leitungen und Äther geschossener Elektronen und so. Aber da wissen wir ja, dass man in der Kaffeescheune davon nicht so viel hält. Und bevor eine Unterhaltung mittels Computer  erst aufkommt, löscht man lieber die Kommentare, die einem nicht passen. Nicht nur aus den Kaffeebohnen, nein, auch aus dem Internet möchte man eben nur das Beste herausholen.

Ich hol mir jetzt nen Kaffee. Mit einem Zuckerwürfel drin. Unsere Maschine sagt mir, dass es 240 ml braunen Nasses sein werden, die gleich in mich hineinfließen.

Btw.: Hier noch eine eben geschossene Bilderserie:

 

Skandal: Ein Bulli versperrt den Blick auf den Skandal-Poller! Rechts am Bildrand Hunderte 2 protestierende Prenzl-Mütter mit Kindern in Tragetüchern (Können die sich keinen Kinderwagen leisten?)

Da ist er: Der Skandal-Poller!

Unbeabsichtigt geschossenes Foto mit einer Aussagekraft, stark wie amerikanischer Kaffee.

Nahaufnahme. Man kann gerade das kleine Schildchen erkennen mit dem „Kinderwagen verboten“-Symbol.

Ulli Zelle habe ich zwar nicht gesehen, aber die Leitmedien der westlichen Hemisphäre der RBB war auch schon da, um die protestierenden Prenzlmütter zu interviewen.

Und mal ganz im Ernst: Ist es nicht ne geile Stadt, die selbst für solche kruden Ideen nicht nur ein Ladenlokal, sondern auch Kapazitäten frei hat, sich darüber aufzuregen? Stark, oder?

😉

Thema: Das Leben, das Universum und der ganze Rest | Kommentare (6) | Autor:

Rennen mit Sti(h)l

Sonntag, 16. September 2012 21:30

Jaja. Das Wortspiel ist uralt. Aber egal. Es passt halt. Warum? Darum:

Neulich fragte mich Rad-ab-Sven Jens, ob ich Lust hätte, mir das DTM-Rennen in Oschersleben anzugucken. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal an einer Rennstrecke stand. Mal wieder ein bisschen Rennluft schnuppern? Diesen Geruch von (hoffentlich) optimal verbranntem Hochoktanigem und dem süsslichen Duft niedrigviskosen Synthetiköl: Hach, wer auch nur ein bisschen Benzin im Blut hat, weiß, was ich meine. Die Karten für drei Nachbarjungs und mich kamen aus dem Dunstkreis der Firma Stihl. Die stellen nicht nur Kettensägen her, sondern auch elektrische Laubbläser, die man in der DTM zur Standkühlung der Autos nutzt. Toll.

DTM Oschersleben 2012

Was nicht so toll war, dass wir die letzten 5 km Anreise nicht gerade im Renntempo vorankamen, wenn man mal von Schneckenrennen absieht. Es ist immer das gleiche: Die Rennstrecken werden irgendwo in die Pampa gepflastert und sind ja soweit ganz hübsch, aber wie man bei etwas mehr Zuschauerzuspruch angemessen dahinkommen soll, darüber macht sich keiner Gedanken. Wir parkten unser Auto auf dem erstbesten Parkplatz mit dem Resultat, dass daraufhin nicht nur noch gut 20 min. Fußmarsch folgten (was mir ja mal ganz gut tut), sondern auch das „Warm-up“ ohne uns Begann. Die hätten ja auch mal warten können!

DTM Oschersleben 2012

Egal. Wir hatten die Strecke erreicht und die DTM-Autos, wahlweise mit BMW-M3-, Mercedes-C-Klasse- oder Audi-A5-Hülle drehten schon fröhlich ihre Runden. Erste Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen. Besonders gut gefielen mir die flammenwerfenden Mercedesse. Fortan war ich für Mercedes. Ich bin ja so lange aus dem Thema raus, dass ich keine besondere Ahnung hatte, wer da überhaupt hinterm Steuer sitzt. Peinlich. Aber irgendwie auch egal.

DTM Oschersleben 2012

Ich mag Autorennen. Und eigentlich auch Tourenwagen rennen. Ein bisschen schade ist daher, dass die DTM-Autos nichts mit Tourenwagen in dem Sinne zu tun haben, wie ich ihn mal kennengelernt habe: Seriennahe Sportwagen, oft mit 4 Türen und Kofferraum. Aber auch das ist egal, wenn es so wie mir hauptsächlich darum geht, schnelle Autos im Kreis fahren zu sehen und vor allem auch das Flair drumherum ein bisschen aufzusaugen. Überall farbenfrohes Gepränge von den diversen Sponsoren und Rennteilnehmern. Viele Leute holten sich Winkelemente und Sitzpolster und so. Ich hatte aber mit meiner Fotoausrüstung schon genug zu schleppen (wobei ich immer an die Vollformat-DSLR-Freaks denken muss), so dass ich nicht noch zusätzlichen Ballast durch die Gegend tragen muss. Ich holte mir nur die schlechteste Pommes meines Lebens.

DTM Oschersleben 2012

Nach dem Warm-Up der DTM-Autos fuhren dann verschiedenfarbige Porsche 911 im Kreis. Porsches klingen ja immer gut und sind schön anzusehen. Hach, doch. Schon klasse, wenn diese Autos mal so schnell bewegt werden, wie sie aussehen. Leider war das nach einer halben Stunde schon wieder Geschichte. Danach kam erst mal nichts. Denn um 14.00 Uhr ging das Rennen los. Vorher durften noch ein paar Leute „Taxi“ fahren, also mal auf dem Beifahrersitz eine Rennstrecke erleben. Ne, das wäre ja nichts für mich! Wenn, dann selbst fahren. In diesem Zusammenhang fuhr dann auch das einzige ältere Auto, ein Mercedes SL (R107) herum. Der klang vor allem beim Gaswegnehmen gut!

DTM Oschersleben 2012

Wir haben dann erst eine Zeit auf der Haupttribüne in der Sonne geschmort, es war ja Wahnsinnswetter! Ich bin dann aber doch mal rüber Richtung Fahrerlager. Naja, das war nicht so doll. Erst gab es kein Hinkommen, weil gefühlt eine halbe Million Menschen durch eine Kartenkontrolle und anschließend eine enge Fußgängerbrücke mussten und sich dann natürlich alles vor den Boxen stapelte. Ich bin ja nicht so der Drängler und auch nicht der Größte. Darum sehe ich dann meistens Hinterköpfe. Einmal sah ich sogar einen jungen Mann mit Edding. Der hätte mir sicherlich ein Autogramm auf meinen hässlichen Sonnenhut geschrieben. Aber ich wusste gar nicht, wer das ist. Und würden Sie sich ihren Hut von einem fremden, wenn auch gut aussehenden Mann einfach so beschriften lassen? Seh’n’se.

DTM Oschersleben 2012

Dann wurde es langsam hektischer. Alle Zuschauer wurden wie eine Viehherde aus der Boxengasse getrieben. Ok, geht wohl auch nicht anders. Ich bin dann wieder auf die Haupttribüne, um festzustellen, dass es da irgendwie nicht toll zum Gucken ist. Also wieder raus und noch mal Richtung Start-Ziel, wo man uns vorher mit unseren Karten „Haupttribüne Gold“ abgewiesen hatte. Nun durften wir rein, und ganz am Ende hatte man auch einen super Blick auf die Startvorbereitungen und damit auch auf die Stihl-Laub-oder-Kühlluft-Bläser. Und auf diverse Fahrgestelle.

DTM Oschersleben 2012

Joa. Das Rennen sollte dann bald losgehen. Ein paar der schnellen Herren erleichterten sich vorher noch an der Leitplanke. Hihi. Und die Gridgirls gucken zu. Hoho. Dann der Start! Nachdem seine Kumpels schon am Rennen zugange waren, fuhr Herr Ekström  dann auch irgendwann los. Wir sind dann noch mal hierhin, mal dorthin gegangen und haben geguckt, wie die alle schön im Kreis fuhren. Aso, wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Karten für die „Hasseröder-Tribüne“ nehmen. Da kann man interessantere Streckenabschnitte sehen und sitzt im Schatten. Von 22 gestarteten kamen im Laufe der Zeit immer weniger an uns vorbei. Zum Schluss waren es wohl nur noch 13 oder 14.

DTM Oschersleben 2012

Man verliert ja auch echt den Überblick. Keine Ahnung, wer wann wo auf welcher Position fährt. Ich dachte mir, es wäre doch wohl ein Leichtes, kleine Displays in die Seitenscheiben zu bauen, auf denen die aktuelle Platzierung (bzw. die in der letzten Runde) angezeigt wird. Wäre ne super Idee, oder?

DTM Oschersleben 2012

Ganz ehrlich? Wir haben uns das Ende nicht angesehen. In Anbetracht der chaotischen Anreise (zumindest der letzten Kilometer) wollten wir die Abreise entspannt angehen und haben uns schon zwei oder drei Runden vor Ende verabschiedet. Schön war’s. Danke!

Ape auf dem Rückweg

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[Fusselflieger] Graupner Condor (1958)

Dienstag, 11. September 2012 22:01

Na gut. Ist kein Flieger. Aber noch ne neue Rubrik? Ne, ne. Ich könnte ja ein Tragflächenboot davon bauen.

Wovon..?

Von der Condor. Die hat mein Vater 1957/1958 gebaut. Genau gesagt zwischen dem 28.12.1957 und dem 4.3.1958. So hat er es handschriftlich im Modell vermerkt. Das Boot hat er dann wohl offensichtlich zu Weihnachten als Modellbausatz geschenkt bekommen. Alles einzelne Holzteile. Nix da mit GFK-Rumpf oder so! Schön, Spanten und Leisten passend sägen und dann schleifen, schleifen, schleifen. Auch die kleinen Fensterrahmen: Alles fein mit der Laubsäge ausgesägt!

Es stand dann jahrelang in seinem Arbeitszimmer auf dem Schrank, wo wir es als Kinder immer bewundert haben.

Als ich so 14 oder 15 war, haben wir (meine beiden älteren Brüder und ich) das Boot reaktiviert und mit einer Fernsteuerung (2 Kanal!) ausgestattet. Das größte Problem war der Rumpf, der etliche Lücken und Spalten zwischen den einzelnen Leisten aufwies. Den haben wir damals, wenn mich nicht alles täuscht, mit Polyester-Harz abgedichtet. Fortan schwamm das Bötchen wieder und wir kloppten uns drum, wer wie viel Minuten vom Akku leer fahren durfte. Dann geriet das Boot wieder in Vergessenheit und es stand wieder auf dem Regal herum, diesmal im Keller, und staubte ein.

Ich fragte meinen Vater dann neulich, ob es für ihn in Ordnung wäre, das Boot wieder flott zu machen. Neuer Motor, neue Fernsteueranlage, vielleicht ein paar Spaßfunktion, aber vor allem neuer Lack und so.

Nun hab ich erst mal den Ist-Zustand festgehalten. Sieht eigentlich gar nicht so schlimm aus. 🙂

Graupner Condor-001

Graupner Condor-002

Graupner Condor-011

Graupner Condor-030

Graupner Condor-039

Graupner Condor-045

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