Beiträge vom Mai, 2014

iiiIIIIIEEeeeeiiii3

Montag, 26. Mai 2014 20:32

Zzzzzzzzzisch …

i3-011Ich bin eben BMW i3 gefahren. Bloggerkollege Thomas Gigold, der natürlich viel fleißiger, fundierter und ausdauernder über Autos bloggt, stellte den Kontakt zu BMW Berlin her, um mich zu einer Proberunde mit dem i3 einzuladen.  Das ist das erste reine Elektroauto von BMW. Gleich vorweg: Fährt super! Wenn man gemein ist, und das bin ich ja, könnte man sagen, der fährt so super, wie er furchtbar aussieht. Ich komme nicht drumherum, aber ich muss da noch ein bisschen drauf rumreiten. Ich verstehe BMW an der Stelle einfach nicht. Für mich – ich fahre ja selbst einen (älteren) BMW – steht die Marke BMW für dynamische, sportliche Fahrzeuge. Weniger für Vernunftkisten, die auch so aussehen. BMW hat in der Vergangenheit ja schon öfter Mut zu auffälligem Design bewiesen, dabei aber für meinen Geschmack nicht unbedingt ein glückliches Händchen gehabt. Lange Zeit übersetzten alte Fans der Marke BMW mit „Bangle muss weg“. Bis vor kurzem war Chris Bangle ja der Chefdesigner, der z. B. solche Unglücke wie das 6er Coupé mit dem Kofferraumdeckelgeschwür zu verantworten hat. (Beim Z3 hat er sich zum Glück noch nicht so richtig getraut.)

i3-012wi3-001Egal. Mit dem i3 hat Bangle m. W. nichts zu tun. Es fehlen auch die typischen hängenden Linien und konkaven Blechflächen. Stattdessen folgt man hier dem Trend, dass die Designelemente eines Fahrzeugs für mindestens drei Modelle ausreichen. So ähnlich hat Mercedes das ja mit der A-und B-Klasse vorexerziert. Auch da: Von allem zuviel. Ich hätte mir den i3 im Interesse dessen, wofür BMW steht, dynamischer gewünscht. Für meinen persönlichen Geschmack auch gern als kombihaftes Coupé. Ich habe vorhin mal mit Photoshop rumdilettiert. Ich hab davon echt keine Ahnung und kann allenfalls Pickel wegmachen oder Farben anpassen. Jedenfalls habe ich mal stumpf ein paar Markierungen ausgeschnitten und woanders eingefügt. Die Gürtellinie samt Dach insgesamt etwas tiefer, die Schießscharten seitlich hinten nach unten gezogen, den Schweller durchgängig schwarz und so. Wenn das jetzt gut gemacht wäre, sähe das von der Seite schon mal besser aus. Hinten müsste man dann auch noch was machen. Die Heckscheibe würde mit der Unterkante sicherlich die Seitenlinie der Fenster aufnehmen. Oder so.

i3-008Der i3 will ja ein Stadtauto sein. Und in der Stadt biegt man häufig rechts ab. Was macht man da? Richtig, man versucht nach hinten rechts Radfahrer zu orten. Da hat man dann diesen Blick. Das ist schon arg wenig, was man da sieht. Bei meiner Lösung hätte man schon ein etwas größeres Sichtfeld, und damit ein wichtiges Argument, das man als Sicherheitsfeature für das gemeinschaftliche Auskommen im Verkehr mit schwächeren Verkehrsteilnehmern bringen könnte. Stattdessen folgt man leider dem Trend, die Gürtellinie hinten hochzuziehen. Dabei finde ich diese riesigen hinten hochgezogenen Blechflächen mit den schmalen Sehschlitzen an der Seite alles andere als schön und eben auch aus meiner beruflichen Sicht schlecht. Für Kinder sind die runtergezogenen Fenster in den Fondtüren natürlich schön zum Rausgucken.

Sonst sitzt man natürlich gut. Man hat eine leicht erhöhte Sitzposition, die vielen ja so wichtig ist und sich daher gleich einen panzerspähwagenesken SUV zulegen, mit dem sie dann die Gören 500 Meter weit zur Kita befördern und dabei so viel Platz einnehmen, auf der woanders 10 Leute wohnen. An dem Erfolg dieser Fahrzeuggattung zeigt sich auch, dass man hierzulande über Wirtschaftlichkeit keine Autos verkaufen kann. Denn so ein SUV ist ja nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern verbraucht auch mehr Sprit als ein „normales“ Auto. Zudem braucht man häufig auch fettere Reifen und so. Alles teurer. Also: Die Karre muss was hermachen, damit sie gekauft wird. Vielleicht wäre BMW gut beraten gewesen, dem i3 ein martialischeres Äußeres zu geben. Aber der i3 ist -wenn man sich mit seinen Linien anfreunden kann- dafür zu nett. So wie der Audi A2. Dem fehlte auch das Bissige. Erst die Gebrauchtwagenkäufer haben dessen wirklichen Qualitäten erkannt.

i3-005Hinten hat der i3 auch ne Sitzbank. Der Fußraum hat keinen fetten Mitteltunnel. Das ist toll, weil man viel besser durchrutschen kann. Meine DS hatte ja auch einen glatten Wagenboden, und aus Kindertagen ist mir das vom Citroën GS Break meiner Eltern noch gut in Erinnerung. Die Türen hinten sind „Selbstmördertüren“, also hinten angeschlagen. Man kann sie nur öffnen, wenn die vordere Tür auch offen ist. Hm. Weiß nicht. Dem kann ich nicht viel abgewinnen. Ist ein netter Gag, benötigt aber viel Stabilität in den Strukturen drumherum, weil man keine B-Säule hat. Bestimmt gewöhnt man sich aber dran, wenn man seine Aktentasche hinter den Sitz stellen will, erst die Fahrertür und dann die Fondtür zu öffnen. Man muss ja eh beide Türen auf- und zumachen, auch bei nem anderen Viertüren, wenn man etwas hinten unterbringen will.

i3-009Im Kofferraum merkt man, dass man irgendwo Technik unterbringen musste. Der Kofferraum ist nämlich kein tiefes Loch wie bei anderen Autos heutzutage, sondern erinnert mich an meinen Fiat 500 Kombi, bei dem die Ladekante mit dem Kofferraumboden eine Ebene bildet. Andere Autoblogger wissen ja immer gleich, wie viel in den Kofferraum reinpasst. Ich weiß das nicht. Ich finde die Größe daher ok. Der Wocheneinkauf würde reinpassen und auch noch ein paar Kisten Pils extra für Vatti, wenn man die Sitze umklappt. Was will man mehr? Vielleicht einen Fahrradträger. Ich glaube, ne Anhängerkupplung gibt es für den i3 nicht. Aber BMW hat bestimmt ne Zubehörlösung, um den Transport der beiden Hippster-Fixies zu bewerkstelligen.

i3-007Das weitere Innendesign finde ich großartig! Das Holz ist geöltes Eukalyptus, was ja besonders schnell nachwächst. Vorsichtig sollte man dann sein, wenn man einen Koala im Haushalt hat. Der sollte hinten sitzen, nicht dass er vorne die Verkleidungen anknabbert. Die Armaturenbrett- und Türverkleidungen sehen aus wie aus einem dunklen recyceltem Fasermaterial. Das hat mir auch sehr gut gefallen, weil es hier im positiven Sinne die Andersartigkeit unterstreicht. Statt eines Tachos hat man ein Display vor sich, das man gut ablesen kann. Außerdem noch einen mittig angebrachten Bildschirm mit allerlei weiteren Infos wie Navi, Radio und so.

Mir ist die Geschwindigkeitsanzeige allerdings zu träge. Denn der i3 geht im Stadtverkehr so ab, dass die Anzeige, das ist kein Witz, mit der Geschwindigkeit hinterher hinkt. So ist es mir ein paar Mal passiert, dass ich mich jenseits der 60 km/h wiedergefunden habe, obwohl ich nur auf knapp über 50 beschleunigen wollte. Kurven konnte ich nicht so ausgiebig testen. Der Schwerpunkt liegt wohl recht tief, so dass die Fuhre sicherlich auch gut ums Eck geht. Auch hier kann ich nur sagen, dass die Form diese Dynamik gern auch nach außen transportieren dürfte. So sieht es wohl eher ein bisschen unbeholfen aus, wenn der Kasten, der höher als breit ist, um die Ecke gerauscht kommt. Der Wendekreis ist noch kleiner als der meines Z3, und das will was heißen (echt jetzt!).

i3-013Woran man sich schnell gewöhnt, ist die Funktion des GasStrompedals. Wenn man nicht gerade scharf bremsen muss (wie ich, weil ein Radfahrer bei roter Ampel in falscher Richtung die Straße überquert), braucht das Bremspedal praktisch nicht. Nimmt man den Fuß vom Gas, hat man eine sehr wirkungsvolle Motorbremse. Dabei wird die Energie nicht wie beim herkömmlichen Bremsen in Feinstaub und Wärme umgewandelt, sondern in elektrische Energie zurück in den Akku gestopft. Das ist super! Ich schätze die Verzögerung auf etwa 2 bis 3 m/s2. Das merkt man dann schon. Viel stärker bremst man im normalen Verkehr höchstens, wenn relativ plötzlich ne Ampel auf rot umspringt. Ich habe mich allerdings gefragt, was das Auto macht, wenn die Griffigkeit nicht gegeben ist, also bei Straßenglätte. Dann müsste wohl dauernd das ESPDSC regeln oder so.

i3-004Der freundliche BMW-Mann hat mir auch noch das Aufladen mit den verschiedenen Möglichkeiten gezeigt, zu Hause (mit einem Wandladegerät, langsames Aufladen bei den Schwiegereltern über die Schukosteckdose, oder Schnellladen an einer öffentlichen Ladesäule. Letztere hatte irgendwie einen doofen Stecker, der nicht richtig einrasten wollte. Daran merkt man, dass man es hier mit einer Technik zu tun hat, die noch in den Kinderschuhen steckt. Überhaupt das Aufladen. Das dauernd natürlich schon seine Zeit. 80% hat man zwar relativ schnell wieder drin (ich glaube, das war ne Dreiviertelstunde), die letzten 20% dauern dann aber noch mal so lange. Das bringt diese Akkutechnologie eben so mit sich.

i3-003Im Grunde müsste man jede Gelegenheit, bei der man anhält, zum Laden nutzen können. Das ist aber kaum praktikabel, weil man ja nicht ständig mit der Kabeltrommel irgendwo nach Strom betteln will. Öffentliche Ladestationen gibt es zu wenige, und ob einem die Reichweite reicht, muss jeder für sich entscheiden. Ich halte die realistischen gut 100 km, es mögen auch 130 km sein, für zu wenig. Zwar ist es richtig, dass man meistens weniger am Tag fährt. Aber allein in meinem Beruf kann es schon mal sein, dass ich morgens erst ins Büro, dann zu einer Fahrzeugbesichtigung nach Tegel fahre, danach noch eine Unfallstelle in Grünau angucke, dann wieder ins Büro und später nach Hause. Da komme ich dann vielleicht gerade noch mit dem letzten Elektron an, aber das wäre mir zu stressig. Eine Gesamtreichweite, bei der bei den Benzinkarren fast schon die Reserveleuchte kommt, halte ich für schlecht vermittelbar, um so ein Auto wirklich an den Ottonormalverbraucher zu bringen. Da sollte es schon eine Tagesetappe eines Wochenendausflugs sein, sagen wir 500 km. Das wäre so die Zahl, wo die Leute zu überlegen anfangen würden, ob die Elektrogurke was für sie wäre. Und im Grunde haben sie ja auch alle Recht, wenn sie sagen: „Ich kann beim ferngesteuerten Auto meines Sohnemanns die Akkus auch tauschen. Warum geht das hier nicht?“ Die Tankstelle als Akkuwechselstube. DAS muss man den Leuten erstmal klar machen, warum das nicht geht. M. E. wäre das immer noch zu überlegen, würde aber bedeuten, dass sich die Hersteller miteinander weltweit ins Benehmen setzen. Kannste vergessen. Man kann ja froh sein, dass man den ganzen Kofferraum nicht mit Steckeradaptern füllen muss.

i3-010Aus beruflicher Sicht interessiert mich natürlich auch die Sicherheit oder die Wege der Kaltverformung. Das ist bei einem Auto, das aus neuartigen Werkstoffen gebaut ist, ja so eine Sache. Wie für die Kanzlerin nach vielen, vielen Jahren das Internet noch Neuland ist, ist das ja mit neuen Werkstoffen im Autobau auch so. Ist man in einen Unfall verwickelt und nicht unbedingt schuld, kommt das Auto ja nicht gleich in die Reparatur, sondern ein Schadensachverständiger schätzt erst mal die Schadenhöhe. Mal ein Beispiel: Jeder (oder?) weiß, dass ein Auto einen Anprall an einer festen Barriere mit bis zu 4 km/h ohne Schaden übersteht. Soweit die Theorie. Denn in der Praxis mag der Schaden noch so klein sein: Wenn sich am Thermoplastbauwerk, der Stoßfängerverkleidung, auch nur die kleinste Aufwölbung zeigt, ist ne neue fällig. Und weil die Gutachter keinen Röntgenblick haben, wird – oft auf Verdacht – der Querträger samt Pralldämpfern darunter gleich mit aufgeschrieben. Ein Bekannter berichtete von einem Fall mit einem Rennrad aus Carbon. Das hatte einen Kratzer am oberen Rahmenrohr abbekommen, bei dem ein paar Fasern gerissen waren. Irreparabel. Neuer Rahmen. Wenn nun nach einem Unfall sich irgendwo ein kleiner Spliss in der Kohlefaser zeigt, oder auch nur der Verdacht besteht, dass es eine solche Belastung gegeben haben könnte, möchte ich wetten, dass da viele teure Reparaturen kalkuliert werden, weil man es eben nicht so genau weiß. Ist ja Neuland, so ein Auto. Und misslungene Unfallreparaturen, bei denen die einstmalige berechnete Crashsicherheit nicht mehr gegeben ist, sind leider keine Seltenheit. Dieses Problem betrifft aber nicht nur den i3, sondern auch andere Fahrzeuge mit Verbundwerkstoffen in den tragenden Strukturen. Der i3 ist halt gerade ein sehr prominenter Vertreter auf dem Markt, und BMW wirbt ja auch mit den Vorteilen dieser Technologie, die man zweifellos nicht in Abrede stellen kann.

i3-002Nichtsdestotrotz: Ich finde den i3 toll, habe mich aber trotzdem einmal dabei erwischt, wie ich fast gedacht hätte: „Na hoffentlich erkennt dich keiner in dem Ding!“ Aber die Form ist natürlich Geschmackssache. Darüber darf man ja angeblich nicht streiten. Ich bin mir sicher, dass sich BMW mit einem ästhetischeren Auto, das mehr Dynamik verkörpert, einen größeren Gefallen getan hätte. Denn so muss man die inneren Werte wahrhaftig erfahren, damit man auf den Geschmack kommt. Elektroautofahren ist toll! Echt jetzt. Das ist so dermaßen elegant, quasi geräuschlos dahinzugleiten, dass man sich fragt, warum man den Irrweg über den Zerknalltreibling überhaupt eingeschlagen hat. Denn, wenn man die gleiche Forschung wie in Verbrennungskraftmaschinen in die Elektro- vor allem die Akkutechnik gesteckt hätte, würde man heute mit einem Auto wie dem i3 wohl 1000 km und mehr am Stück fahren und die Akkus in 5 Minuten aufladen können.

Also, danke BMW, für die Probefahrt, aber sorry, dass ich doch ein paar Kritikpunkte aufzählen musste. Wer sich selbst ein Bild vom i3 machen möchte, und das sollte man, wenn man an innovativen Autos interessiert ist, kann man sich als Berliner oder Speckgürtler hier melden: bmwi3berlin. Da läuft gerade eine Aktion bis Ende Juni.

Nachtrag:

Der supernette Probefahrermann, mit dem ich mich echt gut unterhalten habe, dessen Namen ich aber leider vergessen habe, hatte mich vorher gefragt, ob ich beim Fahren fotografiert werden darf, daraus würde dann ein Film zusammengeschnitten. Den kann man hier sehen. Ich kann versichern, dass man eigentlich normal sitzt, und nicht mit dem Kopf nach unten. Außerdem bohre ich mir nicht dauernd in der Nase, sondern stütze meine schwere Rübe mit dem Arm auf der bequemen Mittelarmlehne ein bisschen ab. 🙂

Thema: Elektrisiert, rolling rolling rolling | Kommentare (5) | Autor:

2x nein, weil's besser ist für THF

Freitag, 23. Mai 2014 17:18

Tempelhof
Ich bin ja Fliegerei-Freund. Von daher ist es aus meiner Sicht um Tempelhof eh geschehen. Im Grunde also egal, was da nun passiert? Übermorgen dürfen die wahlberechtigten Berliner über zwei Gesetzesvorschläge abstimmen. Wenn man sich die im Wortlaut durchliest, muss man schon genau hinschauen, was die Initiatoren eigentlich von einem wollen. Bis vor kurzem wusste ich auch gar nicht, dass man über beide Vorschläge getrennt abstimmen kann.

Fangen wir mal mit den Senatsplänen an:

Senatspläne

 

Das klingt schon alles sehr vage, und scheint etliche Hintertürchen offen zu lassen. Außerdem ist es so formuliert, dass es sich eigentlich ganz freundlich anhört. Obwohl schaut man genauer hin: „Historische Spuren … werden bewahrt.“ Pfff. Spuren. Spurenelemente. Etwas, das man nur mit intensiver Suche findet. Dass mit der „Möglichkeit einer Randentwicklung“ eigentlich eine 100%ige, nicht nur eine in meinen Augen zu starke Bebauung und zudem diese völlig überflüssige Landesbibliothek verbunden ist, ist hier schön verschleiert. Allein, dass ich mit einem „Ja“ auch für diese Bibliothek stimmen würde, lässt mir hier nur die zweite Alternative, das „Nein“. Denn, solange angeblich der Nutzen der riesigen Flächen des Tempelhofer Flughafengebäudes unklar ist, man kann es ja angeblich so schlecht zu irgendwas gebrauchen, muss man keinen neuen Lagerraum für Bücher bauen. Im Ernst mal: Man wird ja wohl ein paar Bücherregale in einem alten Flughafen aufstellen können! Sanieren muss man die Gebäude so oder so, wenn sie nicht verfallen sollen. Eigentlich sollte man über Abriss nachdenken, wenn sie zu nichts zu gebrauchen sind. Da pfeif‘ ich doch auf den Denkmalschutz.

Vom Schöneberger Südgelände nach TempelhofJemand sagte mir neulich mal, so eine Bibliothek sei ein „Ort der Begegnung“. So ein Quatsch. Kann man ja mal versuchen, dort jemandem zu begegnen, also mit ihm zu sprechen. Dann wird man doch gleich von allen Seiten angePssst! Nene. Bücher gehören gescannt und ins Netz. Das sollte man mal vorrangig ins Auge fassen, und keinen Protzbau, den keiner braucht.

Die sog. Randbebauung finde ich im Kern nicht schlecht. Nur scheint mir der Rand etwas arg breit auszufallen. Mich beschleicht außerdem das Gefühl, dass sich die Grüppchen schon gebildet haben, die die Filetstücke und sicher aufteilen wollen. Darum muss die Bebauung, wie sie derzeit geplant ist, erst mal in der Schublade verschwinden. Denn, es ist ja wohl klar, dass die derzeitig Regierenden jedwedes Vertrauen verspielt haben, was größere Bauvorhaben und ihre Planungen betrifft. Die profilierungssüchtigen Versager sollen doch bitte erst mal reumütig von dannen ziehen.

Also pro „100% Tempelhofer Feld“?

Was wollen die denn eigentlich?

100THF

Naja. Klingt ja ganz gut soweit. Nur, ein bisschen Planung und gewisse Regeln wären vielleicht nicht verkehrt. Z. B. diese völlig unmotiviert aufgestellten Hochbeete. Ey, sorry jetzt mal. Aber das sieht einfach scheiße aus, wo man wie die Farmer im Wilden Westen angefangen hat, irgendwas in Hüfthöhe anzupflanzen. Kann ja aussehen, wie es will, aber dafür finde ich die Lage doch arg prominent. Diese zusammengefuddelten Gestelle und was das alles ist, verletzen jede Heimwerkerehre. Naja, egal.

KiteAchso, und die Kitesurfanfänger, die mit einem Skateboard, einem für sie zu großen Drachen und ungefähr 10 km Schnur mal eben ganz allein sämtliche Radfahrer, Fußgänger, Hunde und sonstige Freizeitsuchenden von der Landebahn fegen. Können die vielleicht erst mal in Schönefeld üben? Vielleicht am BER, da soll Platz für sowas sein.

Und die Modellflieger. Ich bin ja auch Modellflieger und meine, dass man in THF hervorragend fliegen kann. Aber mitten im Bereich einer Hauptzufahrt des Geländes, wo alle Nase lang andere Besucher die Flugbahn kreuzen? Viel zu gefährlich! Und so könnte man noch mit anderen Aktivitäten und temporären Einrichtungen dort weiter machen.

Das bedeutet, man müsste das vorhandene Gelände erst mal sinnvoll einteilen. Modellflieger irgendwo am Rand in einer Ecke, die nicht so belebt ist, aber vielleicht auch so, dass man mit einer Karre,  nem Fahrrad samt Anhänger gut dort hinkommt. Schön wäre auch, wenn es Möglichkeiten, abschließbare Boxen vielleicht, gäbe, um solche Karren oder andere Dinge, die man nicht immer wieder mit nach Hause nehmen muss, einschließen kann. Und, warum nicht ein Café oder einen Imbiss im südlichen Teil? Ist eine Bademöglichkeit nicht auch ne gute Sache? Muss ja nicht gleich riesig sein. Usw.

P-38 LightningMit zaghafter Planung könnte man die vorhandene Fläche so umgestalten, dass sie vielen Aktivitäten mehr entgegenkommen würde, auch wenn das Chaos, das die Berliner dort ja angeblich so lieben, etwas darunter leiden würde. Weniger Chaos führt m. E. zu Entspannung und Beruhigung der Gemüter, was man sich ja in der Freizeit wünscht.

Nunja. Und dann meine ich, dass man durchaus auf einem schmaleren Bereich am Rand bauen sollte. Z. B. am Columbiadamm. Ich finde wirklich, dass dort Platz genug ist, um ein- oder zweireihige Bebauung umzusetzen. Vielleicht wäre auch ein Streifen am T-Damm oder östlich Richtung Neukölln so bebaubar, dass der Eindruck der weiten Fläche erhalten bleibt, und trotzdem ein paar tausend Leute vielleicht sogar günstigen Wohnraum in attraktiver Lage erhalten können (wobei ich der Meinung bin, dass Wohnungen mit fließend Warmwasser und Zentralheizung keine Luxusbebauung darstellen, auch wenn manch Linksverdreher das meint). Denn eine Stadt wie Berlin kann es sich nicht leisten, eine solche große Fläche komplett für den Wohnungsbau ungenutzt zu lassen. Ich halte die 100%-Forderung an der Stelle auch für relativ egoistisch. Diejenigen, die das fordern, haben bestimmt eine Wohnung in  THF-Nähe oder so, dass sie gut dorthin kommen können.

Vom Schöneberger Südgelände nach TempelhofDas Problem ist nur, dass die sog. Volksvertreter ihre Aufgabe ja nicht ernst nehmen und das umsetzen, was das Volk will. Stattdessen ist man viel zu sehr gefangen in seiner Parteiherrlichkeit. Hier fehlt eine viel wahrhaftigere Wahrnehmung von „Volkes Stimme“. Die ist nicht so schwer zu hören, wenn man sich Mühe gibt. Allerdings muss man dafür selbst mal einen Moment still sein.

Insgesamt bin ich zum jetzigen Zeitpunkt der Meinung, dass weder die eine noch die andere Idee taugt. Da man auf dem Stimmzettel ja keine Vorschläge oder Kritik vermerken sollte, bleibt es also dabei: Ein Doppel-nein könnte -sollte- für die sog. Verantwortungstragenden ein Zeichen sein, einen Kompromiss zu finden. Sehr behutsame Bebauung, eine sinnvolle Raumplanung mit angepasster Umgestaltung der Flächen, die aber den Grundcharakter nicht verändern.

Und als letztes frage mich ja ohnehin, wie lange solche Gesetze Bestand haben, egal, was es nun wird. Kann denn nicht eine kommende Regierung solche Beschlüsse einfach wieder aufheben?

Vom Schöneberger Südgelände nach Tempelhof

Thema: Halleluja Berlin | Kommentare (1) | Autor:

Pro Dashcam

Samstag, 17. Mai 2014 12:29

Ja. Ich bin böse. Ich bin kein bedingungsloser Datenschutzverfechter und außerdem habe ich eine Dashcam im Auto, die ja von einigen Juristen, darunter auch vom Lawblogger Udo Vetter, gegeißelt wird. Seit dem Meteroriteneinschlag in Russland sind sie einer breiten Masse bekannt, weil sich viele fragten, wo denn die ganzen Filmschnippsel dazu herkommen. So eine Dashcam ist inzwischen in einigen Ländern Europas verboten.

reflashIch dagegen finde sie eine tolle Einrichtung. Erst mal aus beruflicher Sicht. Einige meiner Berufskollegen leiden ja manchmal an Fantasielosigkeit, wenn es darum geht, einzuschätzen, wie sich so mancher im Straßenverkehr verhält, bevor man irgendwelche ach so typischen Verhaltensweisen voraussetzt. Da ist es schon mal nützlich, eine Verkehrssituation jenseits des „Normalen“ zeigen zu können. Aber dieser Einsatzzweck ist natürlich auf das große Ganze bezogen eine Seltenheit. Die meisten Leute werden sowas im Auto haben, um gegebenenfalls einen Unfall oder eine gefährliche Situation, die ihnen widerfährt, aufzeichnen zu können. Oder man kann aufzeichnen, wenn man geblitzt wird. Vielleicht sogar, um nachzuweisen, dass man die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten hat. Das ist doch geradezu ein Muss, wo doch bei Verkehrsrechtlern in aller Munde ist, wie unzuverlässig die bösen Blitzerfallen sind.

Es gibt ja einige Stimmen, das habe ich sogar schon mal von einer Juristen für Verkehrsrecht gehört oder gelesen, die es eigentlich besser wissen müsste, die meinen, dass man sich im Falle eines Unfalles darauf verlassen kann, dass die Polizei alles Erforderliche unternimmt. Sorry, aber da muss man deutlich sagen, das ist Bullshit. Viele Unfälle sind zwar nicht gefährlich, weil nur etwas Blech verbogen ist, aber für die Beteiligten dennoch ärgerlich. Ich könnte es finanziell auch nur schlecht verschmerzen, wenn mir jemand meine Karre kaputt fährt und, vorausgesetzt, ich habe mich richtig verhalten, ich sein Verschulden nicht nachweisen kann, weil die Polizei eben bei Sachschäden in der Regel nicht mehr macht, als die Kennzeichen und Namen der Beteiligten zu notieren. Fotos machen? Skizze? Ohne Personenschaden bestimmt nicht (es sei denn, ein Polizeibeamter ist Unfallbeteiligter, dann wird schon mal von der Regel abgewichen …). Damit im Nachhinein sein Recht durchzusetzen, ist verdammt schwierig und gelingt nur in wenigen Fällen. Vor allem, wenn man erst mal vor Gericht als Kläger den sog. Vollbeweis führen muss, wird es richtig schwierig. Endet das Verfahren in einer Quotelung, geht der „Gewinn“ häufig in den Prozesskosten unter, wenn man nicht gerade über eine Rechtsschutzversicherung verfügt, die das Risiko hoffentlich trägt. Dass man ein Urteil oft erst nach Jahren bekommt, ist dann das nächste Problem. Und den Zeitaufwand, den man mit der Klärung hat, ersetzt einem eh keiner. Warum also etwas verbieten, dass doch im Grunde allen Beteiligten das Leben erleichtert? Es werden doch eben keine privaten Daten erhoben, weil das, was gefilmt wird, öffentlich stattfindet und im direkten Interessebereich des Filmenden liegt.

Udo Vetter schreibt auch, dass mit einer Dashcam ja der öffentliche Raum permanent überwacht werde. Das ist natürlich so nicht richtig. Die Dashcams, wie ich sie z. B. habe, speichert nichts permanent, sondern nur, wenn ich das will. Also, wenn ich einen „Speicher das jetzt“-Knopf drücke, oder wenn eine Triggerschwelle (Beschleunigungsgrenze) überschritten wird. Dann werden die 15 sec vor und nach dem Triggerereignis als Datei abgespeichert. Permanente Überwachung sieht nach meinem Verständnis anders aus. Ich frage mich darüber hinaus, ob das Filmen mit so einer Kamera im Auto nicht sowieso von der Panoramafreiheit geschützt ist. Denn, wo ist denn der Unterschied, ob ich mir so ne Kamera an die Windschutzscheibe klebe oder ob ein Rentner damit durch die Gegend läuft und alles und jeden, der ihm vor die Linse kommt, filmt? Vor diesem Hintergrund müsste doch jedes Filmen in der Öffentlichkeit, auf der Personen zu sehen sind, verboten sein. Wobei, Dashcams zeigen häufig ja nur die Autos, nicht mal die Personen darin. Wo ist also das Problem? Bei Fußgehenden und Radfahrenden (und Cabriofahrenden …) mag das vielleicht anders sein. Aber den Unterschied zum Urlaubsvideo sehe ich formal trotzdem nicht.

Mal ehrlich: Privat können die Leute meinetwegen machen, was sie wollen. Aber wenn sie sich in der Öffentlichkeit, z. B. im Straßenverkehr, meinen, wie die Axt im Walde aufführen zu müssen, kann ihnen ein bisschen das Gefühl, ggf. kontrolliert zu werden, nicht schaden. Ich sehe zu häufig, was aus leichtfertigem oder vorsätzlichem Fehlverhalten im Straßenverkehr resultiert. Glücklicherweise kann ich keinen wirklichen selbst gefilmten Unfall zeigen. Will ich auch gar nicht können.

Nachtrag: Es wäre mir ein Leichtes, einen ähnlichen Film mit Rotlichtverstößen von Pkws zusammenzustellen.

 

Thema: abgelichtet, rolling rolling rolling | Kommentare (3) | Autor:

La sicurrezza passiva

Donnerstag, 8. Mai 2014 14:57

Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich kann kein italienisch. Leider. Nur für ein paar Verhandlungen um Ersatzteile Ende der 1980, Anfang der 1990er Jahre hat es mal gereicht.

Via Facebook wurde mir eben diese sagenhafte Video in die Timeline gespült (danke, Isa).

Bislang dachte ich, dass Mercedes seinerzeit, in den 1960er Jahren, praktisch allein auf dem Gebiet der passiven Sicherheit geforscht hat. Oder vielleicht noch Volvo. Weit gefehlt! Fiat war ganz vorne mit dabei, wenn man sich die vielfältigen Versuche anschaut, die man dort durchgeführt hat. Ein echter Leckerbissen für Freunde des alten und verbogenen Blechs. Frontalaufprall, Gurtproblematik, gepolsterte Aufprallzonen, auslaufende Tanks bzw. deren Crashsicherheit, Überschlag, Leitplankenversuche, sogar mit Bussen, und dann auch noch viele Versuche mit ferngesteuerten Autos im Maßstab 1:1. Toll!

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Für den Fachmann erkennbar, wie im 500 D der Tank des Nachfolgemodells getestet wurde (bei etwa 17:20). Dass es dem Insassen dabei egal gewesen sein dürfte, ob der Tank explodiert oder nicht, sei mal dahingestellt …)

 

 

Thema: rolling rolling rolling | Kommentare (2) | Autor: