Carlchen-Pokal 2014
Vor 24 Jahren erfuhr ich das erste Mal von der Existenz des Heidbergrings. Einem Fiat-500-Novizen wurden schillernde Bilder von einer sagenumwobenen Zwergenrennstrecke geschildert. Die Realität sah direkt vor meinen Augen damals allerdings anders aus. Da stand nämlich Milles 500er mit abgeschmirgelter Regenrinne und leicht onduliertem Dachholm. Da stand für mich erst mal fest: Rennsport ist gefährlich. Die Freunde der Querbeschleunigung mögen’s nicht, wenn die Beschleunigung nicht mehr zur Quer-, sondern entlang der Z-Achse einwirkt.
Seit ein paar Jahren veranstaltet ilmotore, die Firma um Natascha und Torsten, so eine Art Revival des damaligen Renntages, benannt nach dem Stammhalter „Carlchen-Pokal“. Seitdem hadere ich damit, dort teilzunehmen oder wenigstens hinzufahren. Das Teilnehmen lasse ich mal besser sein. Erstens fehlt das passende Renngerät und zweitens halte ich mich für alles andere als einen begnadeten Rennfahrer. Da ich mich ja inzwischen sowieso mehr auf’s Fotografieren als auf’s Autofahren verlegt habe, packte ich eben den Kofferraum mit Fotozeugs voll (die Stehleiter, die ich doch nicht brauchte, passte sogar nur auf den Beifahrersitz) und machte mich auf den Weg zum 275 km entfernten Heidbergring bei Geesthacht.
Knapp 3 Stunden später stand ich vor dem Tor, und mein Grinsen ging von Ohr zu Ohr, weil mich zorniges Zweizylindergebrumme begrüßte. Allerdings unterbrochen erst von einem Quietschen eines BMW E46 und dann einigen Knack- und Knirschgeräuschen. Der hatte sich mal gleich den Stoßfänger geliftet. Ne Rolle Gaffatape später fuhr aber wieder. Dennoch merkte man schon, dass der Kurs für normale Autos eigentlich zu eng ist. Die 500er dagegen passten hervorragend in die Landschaft. Der etwa 850 Meter lange Ring liegt wie in einem Kessel, ringsum von einem hohen Wall umgeben, ziemlich idyllisch im Grünen. Die Milane kreisen darüber und die Lerche trällert ihr Lied dazu, wenn die Motoren ihren Dienst aufnehmen. Großartig!
Großartig auch, viele nette Leute wiederzutreffen: Natascha und Torsten sowieso. Guzzi-Philipp habe ich jahrelang nicht gesehen. BOR-NO-Andreas, aber auch Ralf. Letzter gab mir zu verstehen, dass er auch nicht mit allem einverstanden ist, was im Forum von Moderatorenseite aus läuft. Im Grunde hat er vieles bestätigt, was ich mir schon gedacht hab. Leider fehlt ihm wohl der Mut, mal etwas zu bewegen. Sei’s drum. So ist das halt im Despotismus. Karsten ließ von Rike grüßen, Steffen, Düsi, Philipp, Anja, Guido und viele mehr. Dummerweise fehlen mir zu vielen Gesichtern ja immer noch oder immer wieder die Namen. Man bot mir an, mal mitzufahren oder mir sogar ein Auto zu leihen. Beides habe ich aber dankend abgelehnt. Wenn, dann würde ich nur mit nem eigenen Auto fahren. Dennoch danke!
Ich packte dann mein Foto-Geraffel und machte mich auf den Weg, die besten Fotospots zu erkunden. Das geht eigentlich ganz gut, weil es viele Möglichkeiten gibt, auf verschiedenen Höhen an die Strecke zu kommen. Dabei hatte ich meine Leica mit den drei Linsen (15, 35 und 90 mm) und die Nikon D5000 mit dem 70-200 (4,5-5,6) (faktisch also 105 bis 300 mm). Letzteres habe ich mal wieder viel benutzt, aber die Schärfe und der Autofokus sind halt so ne Sache. Wenn man sich die Fotos von der Leica und der Nikon in Lightroom nebeneinander in 100%-Ansicht anschaut, sind die Nikon-Bilder eben deutlich matschiger. Dafür ist es mit der Leica schwieriger, überhaupt den richtigen Schärfepunkt zu treffen. Aber ich will es ja nicht anders.
Am imposantesten drehte für meinen Geschmack immer noch Philipp mit seinem Guzzi-D seine Runden. Das Auto ist einfach eine Wucht! Aber auch die konventioneller frisierten 500er waren eine Schau. Die „Fremdfahrzeuge“, 126er, 128er, X1/9 etc. lockerten das Feld auf. Für meinen Geschmack eher fehl am Platz war der lustige quietschende Honda. Die Jungs darin hatten aber wohl ihren Spaß. Den TT und den E46 habe ich mehr oder weniger ausgeblendet, der E30 war aber sehr hübsch anzusehen. Alles in allem hat sich die Fahrt echt gelohnt: Jede Menge Fotos, rund 700, von denen ich 175 „entwickelt“ habe. Weil sich jemand über die Vokabel „entwickeln“ amüsierte: Keines der Fotos wandert so, wie es aus der Kamera kommt, ins Netz. Alle sind nachbearbeitet, meistens die Ausrichtung und der Bildausschnitt. Häufig der Kontrast und „Tiefen/Lichter“, Weißabgleich, Vignettierung, Rauschunterdrückung usw. Das dauert dann schon ein paar Stunden.
Ein paar Ausfälle gab es leider auch. Schon vor meinen Eintreffen hatte Düsis Puch Probleme mit der Kraftübertragung. Dem schönen 128er hat es vorne links die Radaufhängung zerrissen, und der 126er hat „den Mille gemacht“, sich nämlich auf die Seite gelegt. Außer ein bisschen Blechschaden ist aber nichts passiert. Hoffen wir mal, dass alle Schäden leicht zu reparieren sind, damit ich vielleicht im kommenden Jahr neue Fotos von den tollen Autos machen kann. Das hängt wahrscheinlich mehr von mir als von den Schraubern ab.
Hier der Link zu meinem flickr-Album.
Achso, und ein Filmchen habe ich auch noch gedreht. Das kann ich aber nicht so gut. Aber man bekommt einen Eindruck, was so abging.
Dienstag, 24. Juni 2014 9:48
Schöne Bilder hast du wieder gemacht!