Beitrags-Archiv für die Kategory 'Klingt gut!'

Vorschlag zum Bürokratieabbau

Dienstag, 6. Mai 2025 9:18

Bürokratieabbau klingt erst mal schön, ist aber eine gefährliche Sache, wenn man näher hinschaut. Denn Bürokratie dient in der Regel dazu, Verwaltungsprozesse möglichst gerecht (im besten Sinne demokratisch) zu gestalten. Man versucht, nicht jeden Einzelfall individuell zu behandeln, sondern Muster zu erkennen und diese nach festgelegten Regeln zu behandeln, sodass jede/r schon vorher weiß, woran man ist. Je feingliedriger diese Muster werden, desto umständlicher wird es. Inzwischen sind wir in einem Stadium angekommen, dass die Bürokratie zur Demokratie-Müdigkeit führt. Viele Leute sind genervt, weil sie den Eindruck haben, dass die Parteien, die bislang in der Regierungsverantwortung waren, es irgendwie durch die Bank in den Sand gesetzt haben. Bürokratieabbau, das sieht man ja gerade in den USA führt dann schnell dazu, dass Angehörige von Minderheiten Probleme bekommen, ihre Rechte durchzusetzen, bzw. ihrer Rechte sogar beschnitten werden. Bürokratieabbau schlägt dann in staatliche Willkür um. Man behandelt den Einzelfall nach adhoc aufgestellten erratischen Regeln. Dass das zu Problemen führt, liegt auf der Hand. Leider sind hierzulande die WählerInnen der Partei, die in Regierungsverantwortung noch nichts verkackt hat, zu doof zu erkennen, dass sie mit großer Sicherheit nicht auf der GewinnerInnen-Seite stehen wird, wenn ihre „Alternative“ ans Ruder käme.

Ich dachte gerade so, ob eine Möglichkeit wäre, Bürokratie dadurch abzubauen, dass man die Arbeitsverteilung umwandelt. Dazu ein Beispiel:

Ich hatte die Idee, auf einem Grundstück einen kleinen Schuppen zu errichten. Dafür habe ich mich an die Baubehörde der Gemeinde gewandt. Antwort: Da müsse ich mich an die Baubehörde des Landkreises wenden. Nächste Antwort: Ja, das könnte unter gewissen Voraussetzungen seitens der Baubehörde genehmigungsfähig sein, aber man riet dringend, das Forstamt und die Naturschutzbehörde zu kontaktieren. Von dort kamen dann interessante Begründungen, weswegen meine Idee, einen Schuppen zu bauen, geradezu absurd ist.

Ich hab mir die Frage gestellt: Warum muss ich erst herausfinden, wer alles bei einem Genehmigungsverfahren ein Wörtchen mitzureden haben könnte? Mal vollkommen abgesehen davon, dass mein Bauvorhaben wohl auch dann nicht umsetzbar sein dürfte: Warum gibt es nicht eine Art „Anfrageneingangsbehörde“, die sich dann darum kümmern muss, für den Bürger/die Bürgerin alle erforderlichen Stellen abzufragen, die vielleicht etwas dazu zu sagen haben könnten? Wenn innerhalb einer bestimmten, festgelegten Zeit, sagen wir zwei Monate, die Antwort bei der antragstellenden Person nicht vorliegt, gilt der Antrag als genehmigt. Jetzt wird man sich fragen: Was ist das für ein Bürokratieabbau, wenn es noch eine Behörde mehr gibt? Ganz einfach: Wer eine Anfrage stellt, muss sich nur an eine einzige Behörde wenden, die dann intern alle Abläufe in die Gänge zu bringen hat. Da gäbe es dann auch bestimmt Synergieffekte, dass die Stellen besser miteinander zusammenarbeiten würden, wenn sie plötzlich selbst merken, wie nervtötend das ist. Bestimmt hatte die Idee schon jemand anders und hat aber auf Granit gebissen, weil deutsche Behörden eben flexibel und transparent wie ein Klumpen kalter Teer sind. Und mir ist auch klar, dass man damit nicht alles vereinfachen kann. Aber es wäre ein Anfang.

Lieber Herr Merz, der sie heute wohl zum Kanzler gewählt werden: Nehmen Sie den Vorschlag gern unentgeltlich auf.

Thema: Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen, Klingt gut! | Kommentare (0) | Autor:

Kugellager in der Wandergitarre

Sonntag, 13. April 2025 20:18

Ich bin ja großer Fan der bulgarischen Kremona-Wandergitarre. Das liegt daran, dass die sehr kompakt ist und sich von mir gut spielen lässt, weil die einen sehr schmalen Hals hat.

Inzwischen habe ich zwei dieser extrem hässlichen Gitarren. Eine hab ich für 25 Euro auf dem Flohmarkt gekauft, die andere für 40 Euro bei (damals noch ebay-)kleinanzeigen. Aus der zweiten ist beim Herumstehen im Büro der Hals heraus gebrochen. Ich dachte, jetzt machst du die richtig schick, wenn du eh Hand anlegen musst.

Naja. Sagen wir mal so: Man kann wieder gut drauf spielen und klingt auch so, wie ich mir das vorstelle dank magnetischem Tonabnehmer, den ich erst bei der einen, dann auch bei der anderen (der halslosen) nachgerüstet habe. Aber schön ist anders. Sieht sehr nach „heavy relic“ aus. Und da das cool ist, finde ich es auch gut.

Jedenfalls ist der Soundumfang ziemlich groß. Bei diesem Song sind alle Gitarrenspuren mit der reparierten Kremona eingespielt.

Was ich bei der zweiten beim Wiederaufbau und heute nun auch bei der ersten Kremona gemacht habe: Ich habe neue Mechaniken eingebaut und die zusätzlich mit Kugellagern ausgerüstet. Die Gitarren haben einen Kopf mit „Fenstern“ wie bei einer klassischen Gitarre, also nicht einfach so eine Platte, wie man sie von E- oder Westerngitarren kennt. Darin verbaut sind eigentlich diese klassischen Wirbelmechaniken mit Kunststoffhülsen, die direkt im Holz gelagert sind, auf dem vierten Foto oben zu sehen.

Darunter sind günstige „Harley-Benton“-Mechaniken von Thomann zu sehen, die einen viel kleineren Durchmesser (6 statt 10 mm) haben. Den Unterschied im Durchmesser zwischen diesen Wirbeln und den Löchern im Holz habe ich nun mit je zwei Rillenkugellagern 6x10x3mm ausgeglichen.

Das hat zweierlei Vorteile: Da ich auf diesen Gitarren „Pyramid Gypsy Jazz“-Stahlsaiten, also insbesondere keine Nylonsaiten spiele (wäre auch schlecht mit nem magnetischen Tonabnehmer), reagieren die Saiten beim Stimmen viel empfindlicher als Nylonsaiten, für die die Wirbel mit größerem Durchmesser ok sind. Auf die kleineren wird pro Umdrehung weniger aufgewickelt, sind also feinfühliger zu stimmen. Die Lagerung mit den Kugellagern führt dann dazu, dass die Reibung der Wirbel in den Bohrungen am Kopf der Gitarre minimiert ist. Das Knacken bzw. Rasten, das bei den alten Mechaniken gern mal auftrat, ist damit Vergangenheit. Ein günstiger Umbau, der sich gelohnt hat. Wobei günstig? Die erste Gitarre war genauso teuer wie der Umbau. Tja. Irgendwas ist ja immer.

 

Thema: funky, Klingt gut!, Neues aus der Bastelbude | Kommentare deaktiviert für Kugellager in der Wandergitarre | Autor: