Beiträge vom Oktober, 2024

Warum NIEMAND mehr Kunde bei der POSTBANK sein sollte

Mittwoch, 30. Oktober 2024 7:52

Ich vermute, es wäre justiziabel, schrübe ich, dass die Postbank die schlechteste Bank der Welt ist. Darum soll sie mal „nur“ auf Platz 2 kommen. Das ist auch ziemlich schlecht.

Unsere kleine Firma hat seit Jahrzehnten bei der Postbank ein Konto, also aus einer Zeit, als man noch im PostAMT (so hieß das damals) Geld abheben konnte. Am Schalter. Das ist Geschichte. Postämter gibt es nicht mehr, aber eben auch fast keine Postfilialen, wenn man von Beistelltischen in Supermärkten und Spätis absieht. Ob man dort seine Finanzgeschäfte abwickeln will, soll jeder selbst entscheiden. Zum Glück wurde der Bankverkehr ja überwiegend auf Online-Banking umgestellt. Privat habe ich sogar auch noch aus der Postamt-Zeit ein Postbank-Konto. Gerade das Online-Banking funktionierte bis vor etwa 2 oder 3 Jahren wirklich gut, weil man sich in nur einen Account einloggte und dann Zugriff auf alle Konten hatte, an denen man irgendwie beteiligt war, sei es privat oder geschäftlich mit anderen.

Dann kam die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank schluckte die Postbank. Was sie damit will, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Und mit dieser Übernahme begann das vollständige Chaos. Obiger Zugriff über einen Account war Geschichte. Man brauchte nun für jedes Konto einen eigenen. Aber welchen? Man bekam des Öfteren Post, dass man mehrere Gleichzeichen und Doppelpunkte dem Anmeldenamen voranstellen sollte, bis auch das nicht mehr ging. Nervenzehrende Telefonate führten irgendwann dazu, dass mir gesagt wurde: „Am Telefon darf ich Ihnen das eigentlich ja gar nicht sagen, aber ihre Zugangsdaten sind so-und-so.“ Phishing reverse oder wie nennt man das?

Ungefähr zur gleichen Zeit wie die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank veränderte sich die Gesellschafterstruktur unseres kleinen Ingenieurbüros. Und damit ging das Theater dann richtig los. Eigentlich sollte es ja eine Kleinigkeit sein: Man legt alten und neuen Gesellschaftervertrag vor, die neuen Gesellschafter legitimieren sich und fertig. Ja. Nix da.

Die Versuche, die neuen Gesellschafter als Kontoinhaber aufzunehmen, laufen nun seit fast drei Jahren. Wir sind derzeit beim ACHTEN Anlauf. Nach unserer Zählung gab es zum achten Mal Forderungen der Postbank, was wir alles beibringen sollten. Mal VideoIdent, mal sollten sich die neuen Kollegen persönlich in einer Postfiliale vorstellen, mal sollten wir alle Gesellschafterverträge SEIT UNTERNEHMENSGRÜNDUNG beibringen: Haben wir ALLES gemacht, aber nichts hat bis dato funktioniert.

Vor kurzem gipfelte die ganze Geschichte darin, dass die Postbank uns den Zugang zu unserem Geschäftsgirokonto wegen angeblich ungeklärter Gesellschaftsverhältnis ohne weitere Ankündigung gesperrt hat. Wir konnten noch sehen, wie sich Geld anhäuft, weil das das Konto war, auf das unsere meisten Eingänge gingen. Wir bekamen das Geld aber nicht herunter. Es kam aber keine Fehlermeldung oder so. Sondern das Geld kam einfach nicht auf dem anderen Konto an. Es gab wohl eine „Vormerkung“, die verschwand dann aber wieder. Durch Stützung mit Privatvermögen war es uns dann möglich, die laufenden Kosten (Gehälter, Steuern, Miete, um die größten Posten zu nennen) zu bezahlen. Das muss wohl dieses unternehmerische Risiko sein, von dem ich schon so viel gehört habe.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich in sog. Hotlines verbracht habe. Am Ende habe jedenfalls deren Strategie wohl herausgefunden: Freundlich bleiben bringt gar nichts. Die MitarbeiterInnen dort in der ersten Reihe sind anscheinend dafür geschult, vielleicht eine Kartensperre zu bearbeiten. Aber alles abseits der ausgetretenen Pfade sollen sie vermutlich mit salbungsvollen Worten abwimmeln – in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst erledigt – was es bei uns aber nicht tat. Der Kontostand auf dem Postbankkonto stieg und stieg, das andere Geschäftskonto drohte leerzulaufen. Kein schöner Anblick.

In den sog. Hotlines kommt man nach meiner Erfahrung anscheinend nur weiter, wenn man dort jemanden persönlich beleidigt oder eine Straftat ankündigt. Erst dann wird die Angelegenheit, wie es aussieht, zur nächsten „Berater“-Stufe eskaliert, angeblich zur „Beschwerdeabteilung“. Dort saß dann allerdings zum ersten Mal jemand, bei der ich das Gefühl hatte, sie würde sich vielleicht doch kümmern. Davor musste ich allerdings der ersten Hotline-Person vorwerfen, dass sie lügt und behaupten, dass ich das beweisen kann.

Jedenfalls bekam ich es dann hin, dass das Girokonto wieder freigeschaltet wurde. Allerdings muss man dann schon schwere Geschütze auffahren, wie zu fragen, ob man die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder gleich entlassen soll. Vielleicht hat auch geholfen, dass ich verraten habe, eine einstweilige Verfügung sei in Vorbereitung und dass wir in Kürze an der Otto-Suhr-Allee 6-16 einreiten werden  – mit Presse im Schlepptau. Aus Kulanz habe man das Konto freigeschaltet, weil ja die Gesellschaftsverhältnisse weiterhin unklar seien. Dem habe ich vehement widersprochen, weil die Person durch Vorlesen aus unserem aktuellen Gesellschaftervertrag bewies, dass sie den Vertrag haben. Damit war nichts unklar, weswegen man von Kulanz wohl nicht reden kann, abgesehen davon, dass die Postbank fast drei Jahre verstreichen ließ, um mit uns irgendwelche Fragen zu klären oder Probleme auszuräumen. Es gibt auch noch ein Tagesgeldkonto, da ist aber fast nichts drauf und das ändert sich auch nicht, ist also egal. Das Tagesgeldkonto ist übrigens Stand heute immer noch gesperrt. Wir haben nun zum wiederholten Male Unterlagen eingereicht, die längst mehrfach vorliegen. Jetzt warten wir ab, was passiert.

Zwischenzeitlich, also noch vor Aufhebung der Sperre, bekamen wir es hin, durch ein selbst ausgestelltes SEPA-Lastschriftmandat Geld von dem einen Konto zum anderen abzuziehen. Die Möglichkeiten sind aber arg beschränkt. Meine erste Tat in den letzten Tagen der Sperre war, bevor ich die Nummer der sog. Hotline wählte, eine Sofortüberweisung anzustoßen (denn einloggen konnte ich mich ja). Als das ging, habe ich das Konto sofort leergeräumt und alles auf das andere Geschäftskonto überwiesen. Das Geld ist also im Großen und Ganzen erst mal gerettet, den Kunden haben wir eine neue Bankverbindung mitgeteilt, so dass das Problem in dieser Form auch nicht mehr auftreten kann. Aber ob und wann das eigentliche angebliche Problem wirklich gelöst wird, steht in den Sternen.

Der Treppenwitz ist nun, dass die Postbank für 2025 eine Preiserhöhung ihrer (Nicht-)Leistungen androht. Man hat damit ein Sonderkündigungsrecht. Ich prophezeie mal, wovon wir Gebrauch machen werden. Und wenn es nicht so wahnsinnig aufwendig wäre, alle Lastschriftmandate zu ändern, würde ich auch mein privates Konto bei der POSTBANK KÜNDIGEN.

Thema: Ach geh mir wech, Draußen nur Kännchen, nich so dolle | Kommentare deaktiviert für Warum NIEMAND mehr Kunde bei der POSTBANK sein sollte | Autor:

Alle wollen krank sein, aber nicht arbeiten

Donnerstag, 10. Oktober 2024 8:53

Kürzlich bin ich über einen Threads-Thread auf einen Gedanken gekommen, der bestimmt nicht alt, aber mir in meinem beschränkten Ein-Mann-Hirn noch nicht gekommen war. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in der Firma äußern immer mehr Personen den Wunsch, weniger Zeit mit Arbeit zu verbringen. Kurzer Gedankenausflug: Viele reden in diesem Zusammenhang gern von „Work-Life-Balance“, was ja nicht mehr bedeutet, als dass man sich in einem ständigen Kampf zwischen „Arbeit“ und „Leben“ befindet. Wenn es erst mal soweit gekommen ist, viel Spaß. Denn wer es nicht schafft, seine Arbeit in sein Leben zu integrieren, sondern sich dabei erwischt, beides gegeneinander auszuspielen, wird wohl Zeit seines Arbeitslebens nicht glücklich werden können. Arbeiten sollte idealerweise mehr als nur notwendiges Übel sein und integraler Bestandteil des Lebens sein.

Aber zurück zum Thema. Personen reduzieren also ihre wöchentliche Arbeitszeit, weil ihnen Freizeit wichtiger ist. Gleichzeitig reduziert sich dadurch auch der Beitrag für die Krankenkasse. Die medizinischen Leistungen, die man im Bedarfsfall erhalten möchte, sind aber die gleichen. Da fragt man sich ja doch, wie das funktionieren soll. Wenn zwei Arbeitskräfte sich einen Job teilen, ist der Krankenkassenbeitrag in der Summe gleich groß, aber es sind eben zwei Personen, die krank werden können. Gerade als Selbstständigem, der nicht gefragt wird, ob und wie viel Zeit er mit Arbeit verbringt, kommt einem da schon der Gedanke, dass diejenigen, die freiwillig ihre Arbeitszeit reduzieren, weiterhin die vollen Beiträge zahlen sollten, bzw. zur Aufrechterhaltung des Solidarsystems zahlen müssten.

Ja, das ist unpopulär. Und ja, die Frage ist, wie man freiwillige Arbeitszeitreduzierung von unfreiwilliger trennen soll, wenn man z. B. an Alleinerziehende denkt. Weiß ich auch nicht. Was ich aber weiß: Irgendwo muss die  Kohle herkommen. Und sich von der voll arbeitenden Solidargemeinschaft seine Freizeit finanzieren zu lassen, kann wohl nicht die Lösung sein.

Thema: danke es geht, Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen, Wie getz? | Kommentare (1) | Autor: