Wir bauten ein Haus. Und es wurde fertig.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Einmal im Leben baut man ein Haus für sich selbst. Naja, manche vielleicht auch öfter, manche gar nicht.

Egal. Wer ein Haus baut, überlegt sich das gut: Was kostet das überhaupt, woher kommt die Kohle, steht mir der Finanzrahmen für die Abzahlung voraussichtlich für die nächsten 20 bis 30 Jahre zur Verfügung? Das sind die Fragen, die den jungen Bauherren als erstes umtreiben.

Mein Dorf IIch habe auch schon ein Haus gebaut. Naja, nicht so ganz. Meine Liebste, mich und eine befreundete Familie zog es in die gleiche Gegend. Wir beschlossen, ein Doppelhaus zu bauen, wie man so sagt, also bauen zu lassen. Es wurden Pläne geschmiedet, Grundstücke angesehen, Termine mit Banken, Bauunternehmen, Architekten vereinbart, bis irgendwann der Plan reifte: Wir nehmen – zur Kostenersparnis – die Ausschreibung der einzelnen Gewerke und die Bauleitung selbst in die Hand. Die Planung ließen wir von einer Architektin machen. Viele andere Details konnte meine Liebste als Frau vom Fach durchdenken. Meinem Freund und mir war es auf dem Weg zur Arbeit möglich, es so einzurichten, dass wir praktisch täglich zweimal an der Baustelle anhalten und nach dem rechten sehen konnten. Als Maschinenbauingenieure sind wir zwar nicht direkt vom Fach, aber einen gewissen Blick und Verständnis für technische Dinge hat man ja doch. Zur Not war sogar ein Blitzbesuch in der Mittagspause machbar.

Und wenn wir nicht hätten gewährleisten können, dass wir mehr oder weniger ständig mit entsprechendem Sachverstand den Baufortschritt hätten überwachen können, hätten wir das nie und nimmer gemacht. Was man da so zu sehen bekommt: Ich erinnere mich noch wie heute, wie der Maurerlehrling den Kran bedienen durfte und mit einem Speiskübel, der wild hin- und herschaukelte, gleich mal eine Kellerwand, die ein anderer gerade errichtet hatte, einreißt. Oder wie der Blitz in den Kran eingeschlagen ist und damit bei den schon in die umliegenden Häuser eingezogenen Nachbarn die Elektronik der Heizungsanlagen zur Strecke gebracht hat. Für uns war schlimmer, dass erst mal der Kran ausgefallen war. Die Pflastersteine (gerumpelt), die nicht vor Hausnummer 98, sondern vor 78 abgekippt wurden. „Das Badezimmer hat ja gar keinen Lichtschalter mehr.“ Bedröppelte Gesichter bei Fliesenleger und Verputzer, die gegenseitig mit dem Finger aufeinander zeigten und wie aus einem Mund sagten: „Er ist schuld!“ Der eine hat die Dose übergeputzt, ohne dass so ein kleines Fähnchen durch den Putz schaute, der andere hat dann gleich mal seine Fliesen drüber geklebt. Da musste der Bauherr erst zeigen, wie er anhand der selbst aufgenommenen Baufortschrittsfotos und einer fotogrammetrischen Auswertung die Bohrkrone an den nagelneuen Fliesen ansetzte  und die Schalterdose millimetergenau wieder zu Tage förderte. Undsoweiterundsofort. Baustandard halt.

Erster Spatenstich war im Sommer. Zur Jahreswende konnten wir einziehen. Gut, es war noch nicht alles fertig, ein paar Fußbodenfliesen fehlten hier und da noch, und Zufahrt und Garten mussten noch angelegt werden. Aber alles war überschaubar und im Großen und Ganzen auch handwerklich ohne Extremkatastrophen verlaufen. 5 Monate bis zum Einzug sind für ein gemauertes Haus mit Keller keine schlechte Zeit. Da werden mir sicherlich andere Bauleute zustimmen. Wir haben den Kostenrahmen eingehalten und mit einiger Eigenleistung blieb noch die Möglichkeit, das Bafög-Darlehen auf einen Schlag zurückzuzahlen.

Wenn ich aber technisch keine Ahnung und habe, mir der Baufortschritt vor allem Anfangs eher nicht so wichtig ist, ich nicht erkenne, dass 3 Wochen vor Bezug allerallerallerspätestens der Zeitpunkt ist, an dem nach erfolgter Abnahme die Ausbesserungen vorgenommen worden sein müssten und ich zu dem nicht mein eigenes Geld in den (märkischen) Sand setze: Dann, ja dann endet das im Desaster: Jeder macht auf der Baustelle, was er will. Handwerker stehen sich gegenseitig im Weg rum oder kommen gar nicht, weil man keinen Druck macht. Man hat keinen Überblick, was im Verborgenen überhaupt passiert ist. Nur dann, wenn man wirklich überhaupt keine Ahnung hat und gleichzeitig an völliger Selbstüberschätzung leidet, kann man erst auf den dummen Gedanken kommen, dass man das billigste Angebot eines Generalunternehmers durch eigenverantwortliche Ausschreibung und Bauleitung unterbieten kann. Es konnte einfach nicht gutgehen, was da in Schönefeld geplant war. Unmöglich. Das war Scheitern mit Ansage.

Loburg15Aber wie schön, dass sich ein paar Leutchen hinstellen und die „Verantwortung“ übernehmen! Die Verantwortung, da fragt mal ein paar Bauherren, die Verantwortung wirkt sich normalerweise direkt auf den eigenen Kontostand aus. Jede Panne,  die man nicht postwendend einem Betrieb anlasten kann, zahlt man selbst. Tür im Gästeklo stößt ans Waschbecken, weil das doch eine Nummer größer sein sollte? Du hast es bestellt, ohne nachzudenken? Zahlst du selbst. Nicht ausreichend Parkett bestellt,weil du den Verschnitt falsch berechnet hast und jetzt ist die Charge nicht mehr lieferbar? Viel Spaß mit dem Farbunterschied. Oder einmal alles auf Anfang: Rausreißen und neumachen. DU warst es, der die Lieferadresse für die Pflastersteine falsch angegeben hat? Dann frag gleich mal, was der Lkw und der Radlader kosten, um die Steine wieder aufzuladen und 100 m weiterzubringen.

Verantwortung übernehmen. Pah. Das ist nicht lache. Ja klar. Jedes politisch gewollte Bauwerk hat eine imaginäre Kostengrenze, von der man meint, dass man – wider besseres Wissen – die wahrscheinliche Summe (die man eh noch mindestens verdoppeln muss) lieber nicht sagt. Das ist Betrug am Bürger. Nichts anderes. Geht dahin, wo der Pfeffer wächst, und ihr werdet es schaffen, dass die Pfefferpflanzen eingehen.

 

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Leica-Porn

Freitag, 4. Januar 2013

Im Moment ist das Licht ja nicht so reizend zum Fotografieren. Schön, dass Deutsche Welle TV ein paar feine Berichte über meinen Lieblingskamerahersteller zum Zeitvertreib liefert.

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Fotojahresrückblick 2012

Montag, 24. Dezember 2012

Ich habe kein fotografisches Gedächtnis, sondern ein Foto-Gedächtnis, und das heißt flickr. Seit einigen Jahren schaue ich mir um Weihnachten herum noch mal meine Fotos des vergangenen Jahres an. Und, was stelle ich als erstes fest? Ich habe anscheinend vergessen, die Fotos vom Jahreswechsel zu flickrn. Na priml. Kann eigentlich gar nicht sein, dass es keine Fotos gibt, denn wir waren in Luxemburg bei Freunden, und da habe ich auf jeden Fall fotografiert. Auch wenn ich in mich gehe: Keine Fotos, keine Details. Tja. Scheint aber nicht schlimm gewesen zu sein, sonst wüsste ich noch etwas. Ich müsste wohl meine Festplatte noch mal zu Rate ziehen.

So fängt mein Fotojahr  erst am 9. Januar mit einem Besuch in der Berlinischen Galerie an. Das Highlight kam erst zu meinem Geburtstag Ende des Monats. Da haben wir einen Ausflug nach Dessau zum dortigen Bauhaus und den Meisterhäusern gemacht. Das war total entspannt und sehr schön. Natürlich gab’s viel zu fotografieren. Damit das überhaupt geht, reinige ich den Sensor meiner Leica mit Bremsenreiniger. Am Abend vorher lud ein lieber Nachbar zum „Spanischen Abend“. Ich erfinde die Maffitos als typisches spanisches Tapas-Gericht.

Maffitos

Bauhaus Dessau

Im Februar friert Deutschland ein. Wir fahren bei -15°C nach Bremen, um alte Autos anzugucken. Das Fiat-500-Forum macht mal wieder einen Stand. Ich mache mich ein wenig nützlich und treffe ein paar Leute. Die Ausstellung ist recht übersichtlich, vor allem finde ich es besonders schön, dass man endlich die nicht perfekten Autos, die alten Karren, denen man die Spuren der Zeit nicht herauspoliert hat, in den Mittelpunkt stellt. Die Kälte hat uns noch länger im Griff. Die Bucht friert zu, und während im Hintergrund der Eisbrecher die Spree freihält, damit das Kraftwerk Klingenberg weiter mit Kohle beliefert werden kann, drehen davor die Schlittschuhläufer ihre Runden.

Bremen Classic Motorshow 2012

Auf der Rummelsburger Bucht

Im März geht’s nach München. Ein Seminar steht an. Seminare sind toll! Man muss zwar die Lernzeit irgendwie überbrücken, aber in den Pausen und am Abend kann man endlich mal wieder mit netten Kollegen rumblödeln. Ein anderes Highlight bindet aber auch meine Konzentration. Das Zusammenpuzzeln einer Kodak Retina IIc. Ich behalte einige Teile übrig. Dennoch, nach etlichen Jahren lege ich wieder einen Film in einer Kamera ein. Ich kann’s noch, und meine reparierte Kamera hält sage und schreibe einen halben 24er Film lang. Danach gibt es noch ein paar künstlerisch wertvolle Doppelbelichtungen, bevor der Filmtransport vollends streikt. Ein weiteres Highlight im März ist zweifellos die Techno Classica in Essen, nicht nur wegen der alten Autos, sondern auch wegen des Rahmenprogramms. Den Landschaftspark Duisburg kannte ich z. B. noch nicht.

Kodak Retina IIc

Ruhrgebiet my love

Der 1. April hat’s in sich: Erst erholen vom Beatbox Battle im Astra am Vorabend, dann zuschauen beim Halbmarathon. Zum ersten Mal bekomme ich einen Eindruck davon, wie schnell die Läufer der Spitzengruppe wirklich sind. Sagenhaft! Danach geht’s zum Leidwesen der Nachbarstochter, aber zur Freude des Nachbarn und mir noch in die Autoabteilung des Technikmuseums. Außerdem schaue ich mir das erste Eishockey-Spiel live an. Ostern hole ich den neuen Motor für meinen Fiat 500 Kombi in Hamburg bei ilmotore ab. Danach habe ich noch ein paar Tage frei. Langsam wird es Frühling!

Berliner Halbmarathon 2012

500

Es ist Mai! Es wird warm in Berlin. Am 1. Mai geht’s erst in die Gerhard-Richter-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie, danach zum MyFest nach Kreuzberg. Am ersten Wochenende im Mai ist mal wieder Bremer Fiat-500-Treffen. Ich fahre hin, aber mit 4 Zylindern zu viel. Egal. Das ist entspannend. Ich hatte auch nicht viel Zeit. Ich mache ein lustiges Foto. Zu den Oldtimertagen am Meilenwerk fahre ich mit dem Heinkel. Der Fiat hat keinen TÜV. Am Monatsende muss ich auf’s Fahrrad. Es steht eine dreitägige Tour an der Oder an. Ich erinnere mich vor allem an eines: Ständigen Gegenwind! Ich fluche und weine mich leise in einem zu teuren Brandenburger Hotelzimmer ohne Vorhänge dafür mit unfreundlichen Betreibern in den Schlaf. Am Monatsende geht’s zu Pfingsten noch mal nach Luxemburg. Diesmal lade ich auch Fotos hoch, vergesse aber, die eindeutig zu taggen.

Bremer Treffen

Im Oderbruch

Der Juni fängt mal wieder automobil an. Thomas Gigold organisiert ein leider viel zu schwach frequentiertes Bloggertreffen in Leipzig. Ich schaue mich bei der Gelegenheit auf der AMI um und kann mich seit langer Zeit mal wieder für ein modernes Auto begeistern, allerdings ist der ausgestellte Mercedes CLA nur eine Studie. Das von Robert Basic und Nicole Y. Männl organisierte LearnTank ist wesentlich besser besucht. Der (ehemalige?) Probefahrer Alex Kahl besucht mich anlässlich des LearnTanks. Ich bin zu träge, um zu verstehen, worum es geht und fotografiere stattdessen. Johnny Häusler und seine alten und neuen „Plan B“-Jungs haben die Instrumente abgestaubt und treten zum zweiten Frühling der Band im Lido an. Ich schmuggle mich auf die Gästeliste und fotografiere. Außerdem ist DMY in Tempelhof. Ich bin Fan von beidem: DMY und Tempelhof. In der Kombination ist das alles sehr großartig! Ein paar Tage später halte ich einen Vortrag im neuen HQ einer größeren Versicherung und sehe, wo das Geld steckt.

Plan B

Me

Der Juli beginnt auch schon wieder mit Autos. Praktisch gar nicht auf dem Radar hatte ich bislang die Ami-Car-Szene. Und so merke ich erst im Sommer, was da jährlich in Finowfurt in der Brandenburger Pampa abgeht. Das Race 61. Der Nachbar samt Tochter und ich gucken dort kurz vorbei. Ich fotografiere und beschließe, im nächsten Jahr mit dem Fiat teilzunehmen. Schaun wir mal… Sonst ist nicht viel los. Wir besuchen noch eine beinahe einsame Insel, auf der ich eine Blume fotografiere.

Race 61

Taglilie

Dann ist auch schon August. Wir haben Spaß beim Mauerpark-Karaoke. Natürlich nur als Zuhörer. Freunde machen Urlaub in Krakow am See. Wir fahren erst dorthin, dann noch zur Hanse-Sail. Danach geht es mit Don Giovanni eine Woche lang aufs Wasser. Voll geil! Außerdem schaffe ich es tatsächlich, noch ein zweites Fiat-500-Treffen in diesem Jahr anzusteuern, diesmal in Klein-Marzehns im Fläming.

Huhu, Vorschoter!

Fiat 500 Treffen Klein Marzehns 2012

Auch in der ersten Septemberwoche haben wir noch Urlaub, erledigen aber einige Dinge zu Hause. Am 1. September besuchen wir den jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee.  Meine Eltern kommen zu Besuch. Wir gehen in die Gärten der Welt in Marzahn. Außerdem bringt mir mein Vater sein 1958 gebautes Modellboot mit, das ich restaurieren möchte. Mit den Nachbarjungs geht’s nach Oschersleben zum DTM-Rennen. Endlich mal wieder Rennluft schnuppern! Am Monatsende ist Berlin-Marathon. Wir gucken uns erst die Spitze auf der Michaelbrücke vorbeilaufen an, fahren wieder nach Hause, um 2 Stunden wieder loszufahren und dem Nachbarn kurz vor der Zielgeraden zuzujubeln.

DTM Oschersleben 2012

Berlin Marathon 2012

Im Oktober besuche ich schon wieder ein Seminar in München. Ich habe etwas Freizeit und schaue mir das BMW-Museum an auf der Suche nach Spuren des Z3-Coupés. Ich finde genau nichts und muss daher mein eigenes QP in der Tiefgarage fotografieren. Kurzentschlossen gehen wir (nun wieder in Berlin) zum Jazz in den Ministergärten und schauen und hören uns meinen Cousin mit der Jazzkantine an. Ich mache Fotos davon. Das Festival of Lights findet fast ohne mich statt. Ich bin irgendwie auch ein bisschen krank und mache einen Spaziergang durch den Kiez und über die Karl-Marx-Allee.

MY QP

Herbst am Medaillonplatz

November. Langsam wird es Herbst in Berlin. Darum fahren wir nach Leipzig. Ne, deswegen nicht. Dort wird Geburtstag gefeiert. Am nächsten Tag gehen wir dort in den Zoo. Lohnt sich, sollte man unbedingt in Leipzig gemacht haben. Ich fotografiere einen Elefanten in Seitenansicht. Fehlt für einen Unfallanalytiker wie mich eigentlich nur die Messlatte im Bild. Außerdem gehe ich aufs Tempelhofer Feld zum Modellfliegen. Das ist historisch gesehen toll, aber stressig, weil dauernd Leute über die Landebahn laufen, radeln, rollschuhen und so weiter. Wir machen mal wieder einen Spaziergang, diesmal nach Karlshorst. Ich fotografiere einen Mann in der Tram. Er sieht ein bisschen aus wie mein Schwiegervater. Ich sage ihm nichts davon.

Zoo Leipzig

Tram 21

Man merkt, dass mich die dunkle Jahreszeit voll im Griff hat. Die Foto-Frequenz lässt im Dezember deutlich nach. Am 3. Advent geht es zum Holy Shit Shopping, meinem persönlichen Advents-Vorweihnachts-Konsum-Highlight, dieses Jahr (wieder) im Postbahnhof. Die Location in der alten Münze fand ich persönlich abgefahrener und fotogener. Nachdem mich im letzten Jahr so ne Tusse blöd angepflaumt hat, warum ich ihre Sachen abfotografieren würde, während ich gerade ihre von anderen Künstlern erstellten, von ihr abfotografierten StreetArt-Motive in einem Winkel von 15° schräg über den Tisch fotografierte, habe ich in diesem Jahr deutlich weniger geknippst, was insbesondere daran lag, dass ich vorher nach Erlaubnis gefragt hatte. Das hemmt einfach ungemein. Brav wie ich bin, habe ich die Fotos mit dem Web-Auftritt der Anbieter verlinkt. Das letzte Bild in meinem Rückblick wollte ich eigentlich einfach schwarz lassen. Es hätte für meinen Abschied aus dem Fiat-500-Forum stehen sollen, meiner über 10-jährigen Heimat im Netz. Vorsichtig ausgedrückt, haben wir uns auseinandergelebt. Soll es ja geben. Ich hab mich dann aber eines besseren besonnen und ein Foto vom Heiligabendmittag ausgewählt, das ich von meiner neuen Heimat aus aufgenommen habe.

Häute Lederwerkstatt Füssen

Stralau

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Digitaler Rassismus

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Das Internet ist ein Abbild der Gesellschaft. Von himmelhoch jauchzend bis abgrundtief schlecht findet man alles. Es schließen sich Interessengruppen zusammen, um ihre Vorlieben an einem bestimmen Ding, Hobby, Thema zu vertiefen, sei es auf Blogs, Internetforen oder sonstigen Sammelstellen von digital abgelieferten Äußerungen. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Dummerweise treiben solche Einrichtungen im Netz aber auch immer mal fragwürdige Blüten. Bashing drückt es eigentlich viel zu soft aus, was man hier und da im Netz so findet. Wie uns Sascha Lobo kürzlich den Digitalen Hass erklärt hat, gehe ich noch einen Schritt weiter. Es ist der Digitale Rassismus, der in vielen Netzmikroorganismen Einzug hält. Man glaubt sich in der Gruppe so stark fühlen zu können und spürt Tendenzen in Themensträngen auf, man fühlt sich von „den anderen“ auch insoweit unbeobachtet, dass man sich dazu herablässt, eine ganze Gruppe zu verunglimpfen und sich so gleichzeitig auf eine höhere Stufe zu heben. So in etwa kann man doch Rassismus definieren.

Vor einiger Zeit hatte ich über den automobilen Rassismus schwadroniert. Liest man sich durch einige Kommentarspalten von automarkenaffinen Netzangeboten, stellt man schnell fest, dass natürlich BMWs nicht nur besser als Mercedesse sind, sondern dass damit auch gleichzeitig der Fahrer des Münchner Produkts ein besserer, wertvollerer Mensch ist als der armselige Wicht in seiner Stuttgarter Chaise. Aber es geht dann eben mit einigen soweit durch, dass sie Hasstiraden anstimmen, die man in einer Diskussion, in der man die Automarken durch Religions- oder Völkerangehörige ersetzen würde,  in eine ganz eindeutig braune Ecke stellen würde, und das zu recht.

Was auch unter sogenannten Fußballfans gilt, nämlich dass „Schalker“ selbstredend zur wertvolleren Bevölkerungsgruppe im Gegensatz zu „den Bayern“ zählen, greift nun auch auf das Internet über. Kürzlich las ich einen Themenstrang, in dem jemand ganz unbedarft fragte, wer denn auch bei Facebook sei. Statt „ich“ oder „ich nicht“, wussten natürlich etliche Verbalinkontinenzler etwas dazu beizutragen. Ein paar Bonmots gefällig?

Für mich ist “ Fäissbuck “ ( war natürlich drinnen ) die ideale Plattform für Exhibitionisten, Adabeis und Leute mit Hang, zum inhaltslosen Ausdruck.

Ich brauche Facebook so nötig wie Hundescheisse am Schuh !

Gesichtsbuch ist ab einem gewissen Alter je nach Synapsenentwicklung genauso belanglos wie Witze auf Toilettenpapier oder Serviettenringe

Zugegeben. Das ist alles relativ harmlos. Aber man erkennt schon daran eindeutige Tendenzen: Wir stellen als erstes fest, dass es die Facebookhasser besonders komisch finden, den Namen falsch zu schreiben. Das kennt man auch von Automarken. Kaum einer schreibt Ziedröhn Citroën richtig (ich auch oft genug nicht, weil ich die Punkte auf dem „e“ nicht schnell genug finde), geschweige denn, dass er das Wort richtig sprechen kann. Nicht schlimm. Eigentlich. Bestimmt gibt es sowas auch mit Fußballvereinen. Da ich mich damit nicht auskenne, kann ich kein Beispiel liefern.

Wer bei Facebook ist, wird mal gleich in eine Ecke mit Exhibitionisten und Leuten gestellt, die nichts hinkriegen. Auch der Kraftausdruck des Tierexkrements hätte im Zusammenhang: Ich brauche [Namen einer Weltreligion oder eines Volkes einsetzen] so nötig wie Hundescheiße am Schuh! gleich eine ganz andere Wirkung entfaltet, bedeutet aber, dass im Hirn desjenigen, der das geschrieben hat, eigentlich die gleichen Denkprozesse ablaufen, als dass er damit alle, die zur Gruppe der Facebookmitglieder gehören so scheiße findet, wie man Hundescheiße am Schuh finden kann. Ist ja auch eklig. Oder man ist als Facebooker eben einfach dumm.

Dabei hat sich das Thema eigentlich ganz harmlos entwickelt, bis jemand die erste verbale Entgleisung liefert. Er sieht, dass das keinen wirklichen Widerspruch in der gleichen Tonart findet. Viel mehr fühlen sich auch nun andere ermutigt, in die gleiche Kerbe zu hauen. Eben genau so, wie einer anfängt, vorm Asylantenheim „Ausländer raus“ zu krähen, bis es die ganze Menge skandiert. Diejenigen, die das abstößt, haben längst die Flucht ergriffen, um nicht angegriffen zu werden.

Typisch ist auch, dass sich die Facebookhasser offenkundig mit der Plattform nicht großartig auseinander gesetzt haben. Facebook ist erst mal nur eine Software. Es kommt ja darauf an, was man daraus macht. Einige schreiben, sie hätten sich da angemeldet und das wäre langweilig gewesen, was sie da gefunden hätten. Dabei kommt es ja gerade darauf an, selbst zu suchen, was für einen interessant ist oder mit wem man in Kontakt treten möchte. Andere beklagen, es hätten sich nach der Anmeldung gleich sooo viele Leute gemeldet, die mit ihnen befreundet sein wollten. Ich glaube davon kein Wort. Könnte es nicht so gewesen sein, dass sie sich mehr Aufmerksamkeit versprochen hatten? Wollten sie vielleicht lieber von ihren wirklichen Freunden gefunden werden, als von Spammern, die mit allem und jedem Freund sein wollen? Auch das vermeintliche Auskennen, aber die dann doch durchscheinende Unkenntnis ist charakteristisch für die Erniedrigung einer ganzen Gruppe im Sinne des Rassismus.

Facebook-Hass ist nur ein Beispiel für digitalen Rassismus. Das lässt sich auch auf andere Netzwerke übertragen. Na, wie denkst du über die, die immer noch bei Stayfriends sind? Irgendwelche Hinterwäldler, die noch mit Modem und AOL online gehen. Hab ich recht? Oder der alte Microsoft-Apple-Zwist. Auch da können einige nicht aus ihrer kleinen Rassistenhaut und hauen stattdessen munter auf andere ein, nur weil sie es wagen, eine andere Computermarke zu kaufen.

Was die Leute denken, kann man ihnen nicht verbieten. Was sie aber davon, sofern sie vorher gedacht haben, bleibend im digitalen Netz abliefern, wird man in Zukunft genauer beobachten müssen, da der digitale Umgang miteinander immer selbstverständlicher werden wird, nur dass das gesprochene Wort verhallt, das gepostete Wort aber bleibt, oder es früh genug in den digitalen Orkus gespült wird. Es ist nur verdammt schwer, ohne Zensur auszuüben, Meinungsfreiheit zu berücksichtigen, aber eben anderer Leute Würde nicht zu verletzen, dabei den richtigen Mittelweg zu finden.

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Dias digitalisieren #1

Mittwoch, 21. November 2012

Ich bin seit 16 Jahren oder so verheiratet. Damals ™ ließ man sich noch einen Diaprojektor zur Hochzeit schenken, schließlich fotografierte man noch mit Filmen, und Dias sind einfach toll! Allerdings stehen die schönen Urlaubsbilder seit etwa 14 Jahren unbesehen im Schrank. Zeit, daran etwas zu ändern. Btw.: Weiß zufällig einer meiner mir persönlich bekannten Leser, wem ich oben genannten Projektor geliehen haben könnte? Mir ist so, als ob ich den verliehen habe. Jedenfalls habe ich ihn zu Hause nicht gefunden.

Neulich schrob ich von dem Link, wo jemand Dias nicht eingescannt hat, wie man das so kennt, sondern sie abfotografiert hat. Das wollte ich ja nun auch ausprobieren. Vor Jahren hatte ich mal ein paar Dias abziehen lassen. Da sah man auch jeden Fleck und so. Nichts da, vorher mal den Staub zu entfernen. Jedenfalls war mir klar: Entweder machst du das selbst oder gar nicht.

Nun habe ich zwar eine Vollformatkamera, mit der ich das Dia quasi 1:1 abbilden könnte. Allerdings habe ich dafür kein passendes Makroobjektiv. Jetzt stellte mir Fabi kürzlich leihweise ein Balgengerät mit Nikon-Anschluss zur Verfügung. Toll. Das Ding hat schon etliche Jahre auf dem Buckel, aber selbst meine relativ moderne D5000 lässt sich anschließen. Klar, dass man dann alles manuell einstellen muss. Leider versagt sogar die Belichtungsautomatik, wenn kein „intelligentes“ Objektiv angeschlossen ist. Aber das ist nun wirklich keine Hürde.

Also hab ich mit dem Balgengerät erst mal ein bisschen rumprobiert. Klappt. Kein Problem: Scharfstellen geht von Hand gut mit Liveview. Dank Klappdisplay geht das auch ohne Verrenkungen auf dem Schreibtisch. Mit der Bildschirmlupe kann man auch weit genug hineinzoomen, um die Einstellung wirklich genau zu checken.

Ich dachte dann, ich bräuchte Tageslicht als Hintergrundbeleuchtung für meine Dias. Also hab ich das Geraffel erst mal mit ins Büro genommen. Tja. Denkste. Tageslicht hat man wohl, wenn man in den Himmel schaut. Aber gerade aus dem Fenster heraus schaut man inmitten einer Metropole wie Berlin selbst vom 4. Stock aus nirgendwo in den Himmel. Überall im Hintergrund hats Häuser oder so Zeug. Und von einer Vorrichtung, die ich beliebig kippen und drehen kann, also auch gen Himmel, war oder bin ich noch weit entfernt.

Denn erst mal hab ich eine Papphalterung für die Dias gebaut, die ich in der  entsprechenden Entfernung rechtwinklig vor dem Balgengerät aufgestellt habe. Tja. Fehlte immer noch die Hintergrundbeleuchtung. Was leuchtet schön gleichmäßig weiß und hell? Richtig. Ein Laptop. Genauer gesagt in meinem Fall mein Macbook Air mit einem geöffneten, großgezogenen Finder-Fenster eines leeren Ordners. Da kann man auch die Papphalterung direkt anlehnen. Von wegen! Denn dann merkt man beim Scharfstellen, dass das Display keineswegs gleichmäßig weiß leuchtet, sondern ein Gitternetz mit kleinen Kästchen aufweist. Man schafft es dann einfach nicht, das Dia, das zwar in einer anderen Schärfeebene liegt, scharfzustellen. Selbst wenn man die Entfernung einigermaßen richtig eingestellt hat, sieht man das Raster noch leicht, siehe mittleres Bild oben in der Reihe.

Also habe ich den Abstand zum beleuchteten Display etwas vergrößert. Den Aufbau sieht man in der Bilderreihe weiter oben. Priml! Das klappt so schon ganz gut, denn, dieses Ergebnis ist doch schon gar nicht so schlecht, Bild rechts. Man muss dabei beachten, dass der Schärfepunkt des Originals leider nicht auf meinem Gesicht liegt, sondern etwa auf dem linken Vorderrad. Ein bisschen zurecht geschnitten sieht das doch schon richtig nach was aus! Eine bessere Ausrichtung, so dass man weniger Arbeit mit dem Beschneiden hat, kann man dann immer noch machen.

Der Knirps auf dem Bild bin übrigens ich (soweit ich weiß) mit meinem ersten Auto. Wir nannten es übrigens „Matra“. Ich weiß allerdings nicht, um welches Modell es sich dabei handeln soll. Jedenfalls sieht dem Auto kein mir bekannter Matra so richtig ähnlich. Egal.

Viel mehr habe ich noch nicht probiert, weil mir nämlich eine neue Idee gekommen ist, das Ganze zu automatisieren. Nämlich mit meinem alten (verschollenen) Diaprojektor. Der sollte ja auch so gebaut sein, ein Dia einigermaßen gleichmäßig zu beleuchten. Wenn ich nun das Objektiv herausnehme und stattdessen die Kamera mit Balgengerät in der optischen Achse befestige, müsste das doch klappen: Ich stelle das Dia scharf, löse aus und habe es digitalisiert. Ein Druck aufs Knöpfchen des Projektors und das nächste Dia wird geladen, auslösen, fertig, nächstes Bild. Und so weiter. Ok, wahrscheinlich wird man jedes Mal die Schärfe kontrollieren müssen. Aber ich glaube, das probiere ich als nächstes. Und wer bis hierhin brav gelesen hat, für den gibt’s hier noch ein Extra-Gimmick-Bild: Ich als Jüngling beim Kuchenfuttern.

 

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BMW Z3 Coupé: Warum gibt es das eigentlich?

Donnerstag, 15. November 2012

Um ehrlich zu sein: Weiß ich auch nicht.

BMW-MuseumNeulich war ich im BMW-Museum in München. Ich hatte am Rande einer Tagung etwas Zeit, war allein unterwegs und dachte, ich könnte dort auf Spurensuche gehen. Wer sich für BMW interessiert, sollte sich das auf jeden Fall ansehen. Wer allerdings meint, etwas zum Z3 Coupé herauszufinden, wird arg enttäuscht.

Den Roadster findet man 2x. Zum einen als „normalen“ 4-Zylinder, zum anderen in der „M“-Abteilung als M-Roadster. Spätestens dort hätte man ja ein Coupé aufstellen können. Man könnte den Verdacht haben, dass sich BMW entweder für das Auto schämt (dafür gäbe es m. E. triftigere Gründe) oder selbst gar nicht weiß, dass man es mal gebaut hat. Wohl eher nicht. Aber ich habe dennoch auf dem Rundgang durch das Museum keinen einzigen Hinweis auf „mein“ Auto gefunden, nicht einmal in der Coupé-Sonderausstellung. Gut, dort werden nur die „großen“ Coupés behandelt, und groß ist mein Autochen nun wirklich nicht, auch wenn eine Prenzlmutter neulich was anderes meinte.

Da ich nun nicht gerade Automobilhistoriker bin, habe ich bislang davon abgesehen, genauer zu recherchieren, woher das Z3 Coupé eigentlich stammt. Gerade eben ist mir ein Bild über den Weg gelaufen, das mir bislang unbekannt war, und zwar von einem Z1 Coupé Prototyp aus dem Jahre 1991. Das Auto hat ja nun doch erhebliche Ähnlichkeit mit dem späteren Z3. Damit dürfte zumindest ein Puzzleteilchen gefunden sein. Mit der Zeit werden mir schon noch mehr über den Weg laufen.

Hier ein Link zu einem Foto vom BMW-Prototyp.

Hier aus ähnlicher Perspektive mein Auto:
Z3
Z1 Coupé von der Seite (BMW-Foto)

Und zum Vergleich:
Z3QP

Hach, Geschmack macht einsam ;):
Turnschuh

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Linkomat: Dias und Negative scannen

Sonntag, 11. November 2012

Wie ich ja schon mal schrob, werde ich mein Blog (wieder) vermehrt als Lesezeichendings nutzen. Wer also nie Dias und Negative zu scannen braucht, muss nicht weiterlesen. Viel kommt aber auch nicht.

Erster Link

Zweiter Link

 

 

 

 

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Kreatives Recycling

Freitag, 2. November 2012

Eben dachte ich noch, ich könnte mir den Link ja bei Facebook irgendwie merken, indem ich dort etwas poste. Habe ich schon mal gedacht und etwas, das ich irgendwann gern wiederfinden wollte, dort in Erinnerung halten. Hat natürlich „dank“ der unglaublich superen Suchfunktion von FB nicht geklappt. Hier in meinem Blog finde ich im Gegensatz dazu eher etwas wieder.

Vielleicht sollte ich daher wieder mehr hier einfach mal einen Link posten, der mir gut gefällt.

Wohlan:

http://www.boredpanda.com/creative-reuse-upcycling-repurposing-ideas/

Da gefallen mir einige Sachen ausgesprochen gut!

 

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Polleralarm um #barngate

Donnerstag, 27. September 2012

Oijoijoi! Da ist ja mal was los, hier in der südlichen Schönhauser Allee! Es hat nämlich ein neues Café eröffnet. Jawoll. Gut. Das allein ist jetzt nicht sooo was besonderes. Nein.

„Stein“ des Anstoßes ist ein Betonpoller, der den Eingang der Scheunen-Kaffeerösterei, frei übersetzt ins Deutsche, versperrt. Man spricht in dem Laden wohl nur englisch. Apropos englisch. Ich mag ja das englische Wort für Beton. Während man im Deutschen gut zwischen Betonung und Betonierung unterscheiden muss, hat der Engländer dieses Problem mit dem Begriff „concrete“, wobei die Begrifflichkeiten „handfest“ und „Beton“ allerdings durchaus bedeutungsverwandt sind.

Wie auch immer. Im Eingang der BetonKaffeerösterei steht nun also ein „Pollino„. Ein braver, stiller Geselle, 90 cm hoch, 170 kg schwer. Klingt sympathisch, oder? Verhindern soll unser grauer Freund, dass Kinderwagen in das Etablissement geschoben werden. Ob mit Menschenjungem drin oder nicht: Darauf kommt es nicht an, weil er der Sicherheit dient. Und das ist gar nicht so weit hergeholt. Kinderwagen haben die Eigenschaft, Fluchtwege zu versperren, so Cliff Barnes der Betreiber  auf seiner Facebook-Seite.  Denn, während es Versuche mit feststehenden Säulen als „Wellenbrecher“ vor Ausgängen gibt, um den Strom der brandgefährdeten Koffeinjunkies vor dem Ausgang zu teilen, so dass es nicht zu einer Verstopfung kommt, würden sich hingegen Kinderwagen mit ihrer volvoesken (volvo = lat. ich rolle) Eigenschaft durch den hipsterhaften Schub von hinten gleich zu hunderten in der Pforte (engl. = gate) des Kaffeenariums verheddern. Und das will ja keiner. Damit also alle rauskommen, bevor sie kaffeebraun geröstet werden, darf kein Kinderwagen rein, wofür es wissenschaftliche Belege gibt. Fast könnte man meinen, dass der Laden alle Nase lang in die Luft fliegen müsste, wenn man das hier auf dem mit „Welcome“ überschriebenen Bild (auch bei Facebook) liest: High risk of fire and smoke in our manufacturing space. Wuff!

Nur, wer Kinderwagen aussperrt, mag auch keine Kinder. Klar. Ja ne. So ist das ja nicht gemeint, lässt der Betreiber verlauten. Kinder ja, aber ohne eigenen vierrädrigen Untersatz. Kann man glauben. Muss man aber nicht. Vielleicht also doch Anflüge einer separatistischen Vereinigung kinderloser Bohnenfreunde? Andere Lokalitäten lassen auch bestimmte Leute vor der Tür, die nicht genehm sind. Man denke nur an Schlachtereien. „Wir müssen draußen bleiben.“ steht unter dem Konterfei eines traurigst dreinblickenden Cockerspaniels. Und wie wir alle wissen, sind Hunde auch nur Menschen.

In der Oase des tiefschwarzen Zappelwassers ist man zu allem Überfluss gegenüber Musik (gibt’s nicht) feindlich eingestellt. Man soll sich unterhalten. Hab ich noch nie geschafft, wenn ich allein in einem Café saß. Mich spricht auch keiner an (zum Glück). Wie man dem Welcome-Bild ebenfalls entnehmen kann, soll man sich mit dem stolzen Barista unterhalten, wie er die Gerätschaften bedient, die auch in der Kulisse von „Das Boot“ schon Verwendung gefunden haben könnten. Überall gluckert und zischt es. Vorne oben 10 hinten unten 15, denke ich so. Aber mal im Ernst: Das ist doch nichts für Stammkundschaft. Oder macht der, wie heißt das Gesöff doch gleich? Richtig, Kaffee vergesslich, so dass man bei jedem Besuch neu erklärt bekommen muss, wie man Kaffee kocht? Zum eigenen Glück kann man also die Stille neben, hinter, über und unter dem Geblubber genießen!

Nun sind wir aber doch bei meinem persönlichen Ausschlusskriterium angekommen: Es gibt keinen Zucker für den Kaffee. Und das, wo wir doch wissen, dass guter Kaffee schwarz wie der Teufel, süß wie die Sünde, heiß wie die Hölle zu sein hat.  Zucker im Kaffee: Also, echt! Da könnt man am Ende auch geraspelten Hartkäse über die Nudeln tun, oder einen Spritzer Zitrone in den Tee. Gibt schon perverse Leute …

Schade also, dass der Laden wohl  nichts für mich ist, wo mir die Ruhe und Entspanntheit bei einer Tasse Kaffee und einem Blick in die weite virtuelle Welt gut gefallen würde! Aber auch Laptops sind kommunikationshemmend, meint man. Gut. Während ich mich frage, ob ich meinen Bürodesktoprechner mitnehmen dürfte, würde ich also stumm auf dem Barhocker sitzen und mich nicht unterhalten, während ich das in einem anderen Laden mit der ganzen Welt tun dürfte. Und da sind wir dann auch beim www angekommen. Heute ist ja alles Facebook. Und weil alles Facebook ist, ist man ohne Facebook nichts. Facebook ist ja social media, und so plattformmäßig. Leute unterhalten sich miteinander. Mittels zielgerichtet durch Leitungen und Äther geschossener Elektronen und so. Aber da wissen wir ja, dass man in der Kaffeescheune davon nicht so viel hält. Und bevor eine Unterhaltung mittels Computer  erst aufkommt, löscht man lieber die Kommentare, die einem nicht passen. Nicht nur aus den Kaffeebohnen, nein, auch aus dem Internet möchte man eben nur das Beste herausholen.

Ich hol mir jetzt nen Kaffee. Mit einem Zuckerwürfel drin. Unsere Maschine sagt mir, dass es 240 ml braunen Nasses sein werden, die gleich in mich hineinfließen.

Btw.: Hier noch eine eben geschossene Bilderserie:

 

Skandal: Ein Bulli versperrt den Blick auf den Skandal-Poller! Rechts am Bildrand Hunderte 2 protestierende Prenzl-Mütter mit Kindern in Tragetüchern (Können die sich keinen Kinderwagen leisten?)

Da ist er: Der Skandal-Poller!

Unbeabsichtigt geschossenes Foto mit einer Aussagekraft, stark wie amerikanischer Kaffee.

Nahaufnahme. Man kann gerade das kleine Schildchen erkennen mit dem „Kinderwagen verboten“-Symbol.

Ulli Zelle habe ich zwar nicht gesehen, aber die Leitmedien der westlichen Hemisphäre der RBB war auch schon da, um die protestierenden Prenzlmütter zu interviewen.

Und mal ganz im Ernst: Ist es nicht ne geile Stadt, die selbst für solche kruden Ideen nicht nur ein Ladenlokal, sondern auch Kapazitäten frei hat, sich darüber aufzuregen? Stark, oder?

😉

Thema: Das Leben, das Universum und der ganze Rest | Kommentare (6)

Rennen mit Sti(h)l

Sonntag, 16. September 2012

Jaja. Das Wortspiel ist uralt. Aber egal. Es passt halt. Warum? Darum:

Neulich fragte mich Rad-ab-Sven Jens, ob ich Lust hätte, mir das DTM-Rennen in Oschersleben anzugucken. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal an einer Rennstrecke stand. Mal wieder ein bisschen Rennluft schnuppern? Diesen Geruch von (hoffentlich) optimal verbranntem Hochoktanigem und dem süsslichen Duft niedrigviskosen Synthetiköl: Hach, wer auch nur ein bisschen Benzin im Blut hat, weiß, was ich meine. Die Karten für drei Nachbarjungs und mich kamen aus dem Dunstkreis der Firma Stihl. Die stellen nicht nur Kettensägen her, sondern auch elektrische Laubbläser, die man in der DTM zur Standkühlung der Autos nutzt. Toll.

DTM Oschersleben 2012

Was nicht so toll war, dass wir die letzten 5 km Anreise nicht gerade im Renntempo vorankamen, wenn man mal von Schneckenrennen absieht. Es ist immer das gleiche: Die Rennstrecken werden irgendwo in die Pampa gepflastert und sind ja soweit ganz hübsch, aber wie man bei etwas mehr Zuschauerzuspruch angemessen dahinkommen soll, darüber macht sich keiner Gedanken. Wir parkten unser Auto auf dem erstbesten Parkplatz mit dem Resultat, dass daraufhin nicht nur noch gut 20 min. Fußmarsch folgten (was mir ja mal ganz gut tut), sondern auch das „Warm-up“ ohne uns Begann. Die hätten ja auch mal warten können!

DTM Oschersleben 2012

Egal. Wir hatten die Strecke erreicht und die DTM-Autos, wahlweise mit BMW-M3-, Mercedes-C-Klasse- oder Audi-A5-Hülle drehten schon fröhlich ihre Runden. Erste Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen. Besonders gut gefielen mir die flammenwerfenden Mercedesse. Fortan war ich für Mercedes. Ich bin ja so lange aus dem Thema raus, dass ich keine besondere Ahnung hatte, wer da überhaupt hinterm Steuer sitzt. Peinlich. Aber irgendwie auch egal.

DTM Oschersleben 2012

Ich mag Autorennen. Und eigentlich auch Tourenwagen rennen. Ein bisschen schade ist daher, dass die DTM-Autos nichts mit Tourenwagen in dem Sinne zu tun haben, wie ich ihn mal kennengelernt habe: Seriennahe Sportwagen, oft mit 4 Türen und Kofferraum. Aber auch das ist egal, wenn es so wie mir hauptsächlich darum geht, schnelle Autos im Kreis fahren zu sehen und vor allem auch das Flair drumherum ein bisschen aufzusaugen. Überall farbenfrohes Gepränge von den diversen Sponsoren und Rennteilnehmern. Viele Leute holten sich Winkelemente und Sitzpolster und so. Ich hatte aber mit meiner Fotoausrüstung schon genug zu schleppen (wobei ich immer an die Vollformat-DSLR-Freaks denken muss), so dass ich nicht noch zusätzlichen Ballast durch die Gegend tragen muss. Ich holte mir nur die schlechteste Pommes meines Lebens.

DTM Oschersleben 2012

Nach dem Warm-Up der DTM-Autos fuhren dann verschiedenfarbige Porsche 911 im Kreis. Porsches klingen ja immer gut und sind schön anzusehen. Hach, doch. Schon klasse, wenn diese Autos mal so schnell bewegt werden, wie sie aussehen. Leider war das nach einer halben Stunde schon wieder Geschichte. Danach kam erst mal nichts. Denn um 14.00 Uhr ging das Rennen los. Vorher durften noch ein paar Leute „Taxi“ fahren, also mal auf dem Beifahrersitz eine Rennstrecke erleben. Ne, das wäre ja nichts für mich! Wenn, dann selbst fahren. In diesem Zusammenhang fuhr dann auch das einzige ältere Auto, ein Mercedes SL (R107) herum. Der klang vor allem beim Gaswegnehmen gut!

DTM Oschersleben 2012

Wir haben dann erst eine Zeit auf der Haupttribüne in der Sonne geschmort, es war ja Wahnsinnswetter! Ich bin dann aber doch mal rüber Richtung Fahrerlager. Naja, das war nicht so doll. Erst gab es kein Hinkommen, weil gefühlt eine halbe Million Menschen durch eine Kartenkontrolle und anschließend eine enge Fußgängerbrücke mussten und sich dann natürlich alles vor den Boxen stapelte. Ich bin ja nicht so der Drängler und auch nicht der Größte. Darum sehe ich dann meistens Hinterköpfe. Einmal sah ich sogar einen jungen Mann mit Edding. Der hätte mir sicherlich ein Autogramm auf meinen hässlichen Sonnenhut geschrieben. Aber ich wusste gar nicht, wer das ist. Und würden Sie sich ihren Hut von einem fremden, wenn auch gut aussehenden Mann einfach so beschriften lassen? Seh’n’se.

DTM Oschersleben 2012

Dann wurde es langsam hektischer. Alle Zuschauer wurden wie eine Viehherde aus der Boxengasse getrieben. Ok, geht wohl auch nicht anders. Ich bin dann wieder auf die Haupttribüne, um festzustellen, dass es da irgendwie nicht toll zum Gucken ist. Also wieder raus und noch mal Richtung Start-Ziel, wo man uns vorher mit unseren Karten „Haupttribüne Gold“ abgewiesen hatte. Nun durften wir rein, und ganz am Ende hatte man auch einen super Blick auf die Startvorbereitungen und damit auch auf die Stihl-Laub-oder-Kühlluft-Bläser. Und auf diverse Fahrgestelle.

DTM Oschersleben 2012

Joa. Das Rennen sollte dann bald losgehen. Ein paar der schnellen Herren erleichterten sich vorher noch an der Leitplanke. Hihi. Und die Gridgirls gucken zu. Hoho. Dann der Start! Nachdem seine Kumpels schon am Rennen zugange waren, fuhr Herr Ekström  dann auch irgendwann los. Wir sind dann noch mal hierhin, mal dorthin gegangen und haben geguckt, wie die alle schön im Kreis fuhren. Aso, wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Karten für die „Hasseröder-Tribüne“ nehmen. Da kann man interessantere Streckenabschnitte sehen und sitzt im Schatten. Von 22 gestarteten kamen im Laufe der Zeit immer weniger an uns vorbei. Zum Schluss waren es wohl nur noch 13 oder 14.

DTM Oschersleben 2012

Man verliert ja auch echt den Überblick. Keine Ahnung, wer wann wo auf welcher Position fährt. Ich dachte mir, es wäre doch wohl ein Leichtes, kleine Displays in die Seitenscheiben zu bauen, auf denen die aktuelle Platzierung (bzw. die in der letzten Runde) angezeigt wird. Wäre ne super Idee, oder?

DTM Oschersleben 2012

Ganz ehrlich? Wir haben uns das Ende nicht angesehen. In Anbetracht der chaotischen Anreise (zumindest der letzten Kilometer) wollten wir die Abreise entspannt angehen und haben uns schon zwei oder drei Runden vor Ende verabschiedet. Schön war’s. Danke!

Ape auf dem Rückweg

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