Beitrags-Archiv für die Kategory 'Das Leben, das Universum und der ganze Rest'

Un-Wort Nicht-Gast

Mittwoch, 21. August 2013 15:43

„Toilettenbenutzung für Nicht-Gäste 50 ct“ liest man allenthalben an gastronomischen Betrieben vor allem in hochfrequentierten Innenstadtlagen. Mit den 50 ct habe ich ja kein Problem. Besser man legt den halben Taler auf den Tresen, als dass man sich irgendwie verstohlen hinein- und wieder herausschleichen muss. So ist das ne klare Angelegenheit.

Nur dieser Begriff „Nicht-Gast“. Furchtbar, oder? Da muss doch eine Lösung her! Aber so ein richtig schönes Wort will mir einfach nicht einfallen. Man sollte diese „Notdürftigen“ doch nicht als „Nicht-Irgendwas“ bezeichnen, sondern sie vielleicht auch willkommen heißen durch eine positive Ansprache.

Pullergäste, Pieselleute, Toilettengäste, Schachtgänger: Alles Kagge. Wird wohl doch noch ne Zeitlang beim Nicht-Gast bleiben, oder?

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Mehr Kohle? Toitoitoi.

Donnerstag, 1. August 2013 9:50

Heute tritt das reformierte Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz in Kraft, und damit kommt eine spürbare Erhöhung der Stundensätze für Unfallanalytiker nach 19 Jahren Wartezeit. Das JVEG ist Teil des 2. Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes. Nicht alle sind von den Vergütungsgesetzen begeistert. Und auch ich bin schon gespannt, ob nun eine Sozialneiddebatte starten wird, die ich mir von wie auch immer Prozessbeteiligten anhören darf, weil es natürlich auch Gruppen gibt, die nicht so gut abschneiden. Und ich habe auch Verständnis dafür, wenn Kläger, Angeklagte, Betroffene über die höheren Kosten eines Gerichtsverfahrens jammern. Schließlich steigt damit auch das Prozessrisiko. Aber um mich herum wird auch alles teurer. Wenn ich mir das Geld 1:1 in die Tasche stecken könnte, wie mal ein Richter und auch diverse Kostenbeamten meinten. Ja, das wär super. Leider wird nämlich gerade von Beamten gern mal vergessen, dass von dem Geld die ganzen laufenden (Firmen-)kosten zu bezahlen sind, mal ganz abgesehen von den Steuern. Und wie die Kosten in den letzten 19 Jahren gestiegen sind, muss ich wohl keinem erzählen.

19 Jahre hat es gedauert, bis endlich eine wirksame Erhöhung durchgesetzt wurde. 19 Jahre, in denen andere Berufsgruppe stetig und damit allmählich ihre Stundensätze angehoben haben. Das fällt natürlich weniger auf. Dadurch wird es nicht leichter, einen sprunghaften Anstieg verständlich zu machen. Dass man natürlich über fast 2 Jahrzehnte im Grunde stetig zunehmende Mindereinnahmen hatte, wird da schnell vergessen.

Achso. Und man muss ja nicht meinen, dass ich hab heute einfach höhere Rechnungen schreiben kann. Erst mal gibt es Übergangsregelungen, so dass z. B. die bereits eingegangen Aufträge (mit ein ganz paar Ausnahmen) nach altem Gesetz abzurechnen sind. Und dann ist da die Vorschussregel in Zivilverfahren. Das Gericht gibt quasi vor, welche Kosten es für das Gutachten als angemessen ansieht. Da kann der Stundensatz noch so hoch sein: Kostenrahmen ist Kostenrahmen. Reicht er nicht aus, muss man eine Erhöhung beantragen, über die die Parteien dann befinden müssen. Und gerade bei geringen Streitwerten wird da schon sehr genau hingesehen.

Dennoch: Es wird mehr Luft zum Atmen, Investieren und Schaffen von neuen, qualifizierten Arbeitsplätzen geben, weil wir nun auch wieder die Forschung stärker vorantreiben können. Die will ja auch bezahlt werden. Denn, wenn überhaupt im Bereich Unfallrekonstruktion  (nicht verwechseln mit Unfallforschung als solcher) an Hochschulen und Universitäten geforscht wird, läuft das vielfach in Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros und wird so auch mitfinanziert.

Kurz zum Unterschied zwischen Unfallforschung und Forschung im Bereich Unfallrekonstruktion: Letzteres umfasst die Erforschung und damit Verbesserung der Methoden, um geschehene Unfälle möglichst detailliert rekonstruieren zu können. Das ist im Grunde eine wesentliche Voraussetzung für die Unfallforschung. Dort geht es darum, die Folgen der Unfälle, vor allem bei Personenschäden, zu analysieren und daraus abzuleiten, wie man z. B. Fahrzeuge verbessern, Straßenführungen entschärfen kann etc. Wenn man aber gar nicht so genau weiß, wie der Unfall abgelaufen ist, nutzt die beste Ursachenforschung nichts. Leider ist gerade die Forschung auf dem Gebiet der Unfallrekonstruktion völlig unterrepräsentiert. Wie da manche Ergebnisse in der besser versorgten Unfallforschung entstanden sind, darf man gar nicht erzählen …

So, und heute Abend gibt es auf die dann wohl anstehende „Gehaltserhöhung“ ein Gläschen Schaumwein. Oder zwei. Prosit!

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Bis jemand freie Meinung anders definiert.

Donnerstag, 25. Juli 2013 8:16

Schulterzucken. Egales Schulterzucken. Das ist so ziemlich die emotionalste Reaktion, die ich in meinem engeren Kreis auf die Frage bekomme, was man denn so davon hält, dass der gesamte elektronische Kommunikationsverkehr überwacht wird: Handy, Telefon, E-Mail, Fax.

„Ich habe ja nichts zu verbergen.“, hört man dann noch.

Ja Leute. Klar. Weil ihr es gewohnt seid, sagen zu können, was  ihr denkt.
Solange ihr keine extremistischen Meinungen verbreitet, die strafbewehrt sind.

Und was, wenn jemand daherkommt, und die Strafbewehrtheit anders definiert?

Was wenn plötzlich der Satz „Merkel regiert wie eine lahme Ente“ mit Knast belegt ist?

Sagt später nicht, wir hätten euch nicht gewarnt.

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Warum ich mich nicht empöre

Freitag, 19. Juli 2013 9:20

Eigentlich müsste ich ja einen Rant nach dem anderen über Prism und wie dieses ganze Brimborium heißt schreiben. Oder über das 2. Kostenrechtsmodernisierungsgesetz. Oder den „Atomausstieg“ und die Energiewende.  Aber ich tue es nicht. Ich tue es deswegen nicht, weil ich von den machtgeilen Politikern gar nichts anderes erwarte, als wie sie sich aufführen.

Was mir in der Politik fehlt, sind Menschen mit Visionen. Politiker, die mir glaubhaft machen können, dass es ihnen darum geht, eine Strategie zu entwickeln, wo z. B. Deutschland (aber auch andere Länder) in 20, 30 oder 50 Jahren stehen soll. Solche Glaubwürdigkeit erlangt man nicht durch Klientelpolitik. Auch nicht durch Fraktionszwang bei Abstimmungen, Ächtung von Abweichlern oder Unterdrückung Andersdenkender.

Derzeit sehe ich größtenteils taktierende Hansel, die nur im 4-jährigen Zyklus der Legislaturperioden von der linken Tasche (Steuerzahler) in die rechte Tasche (eigene und die ihrer besten Kumpels)  wirtschaften. Und damit man darüber die Kontrolle behält, kommen ihnen die diversen Spähprogramme und Eindringmöglichkeiten in die Privatsphäre ihrer Untertanen nur recht. Ich höre es doch bis hierher, wie sie sich höhnisch ins Fäustchen lachen.

 

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Von Gewinnen und Verantwortung

Sonntag, 26. Mai 2013 20:53

Keine Ahnung, ob das stimmt, was der Spiegel da schreibt, dass der BER jeden Monat 20 Millionen Euro an Betriebskosten verursacht, ohne dass irgendjemand davon einen Nutzen hat. Niemand? Moment, keiner? Außer natürlich denjenigen, an die diese Betriebskosten zu zahlen sind. Ein großer Teil geht wohl in die Energiekosten.

Nun wären die 20 Millionen nicht 20 Millionen, wenn man nicht die Energieversorger wie auch die anderen Versorger von Grundbedürfnissen wie Wasser, Abwasser, Wärme, aber auch öffentlichem Personennahverkehr oder Datenübertragung dazu gedrängt hätte, Gewinne zu erwirtschaften.

Gewinne. Warum? Für wen eigenlich? Wer hat denn etwas von den Gewinnen von Energieversorgern etc? Das sind doch eigentlich nur ein paar Aktionäre und die Manager, und wer sonst noch in den Teppichetagen von Bonuszahlungen profitiert (wobei viele auch dann ihr Geld kriegen, wenn ein Unternehmen vor die Wand gefahren wird. Das Unternehmen muss nur eine „kritische“ Größe erreicht haben, dass es keinesfalls sterben darf.) Naja, und da schließt sich oft der Kreis, dass einige der Gewinnempfänger gleichzeitig Verantwortungsträger sind.

Verantwortung übernehmen bedeutet bei denjenigen in öffentlichen Ämtern ja nur eines: Einmal in der Öffentlichkeit sagen zu müssen, „Ich übernehme die Verantwortung.“ Das war’s bekanntermaßen. Keine finanzielle Verantwortung, in ihrem Mikrokosmos auch keine persönlichen Konsequenzen. In manchen Fällen droht allenfalls der Verlust öffentlichen Ansehens und vielleicht eines Amtes. Das ist dann aber schon die härtere Nummer. Ansonsten wird eigentlich jeder „Verantwortungsträger“ von einem engmaschigen Netz sanft aufgefangen: Übergangsgeld, Ruhegeld, irgendwas wird es schon geben. Dafür ist gesorgt. Im Übrigen auch aus öffentlichen Geldern. Und da könnte man ja schon mal fordern, dass dieses Netz etwas grobmaschiger für diejenigen wird, die die Entscheidungen seinerzeit getroffen haben. Das müssten sie fairerweise aber schon wissen, wenn sie die Entscheidungen treffen.

Nun ist es ja so, dass zwar viele so dahersagen, dass sie auch gern Wowis oder Muttis Job machen würden. Aber ich glaube, wenn man genau hinsieht, will das dann doch keiner: Scheiß Arbeitszeiten, ständig unter Beobachtung, man kann es keinem recht machen, die Vergangenheit wird minutiös auseinandergepopelt und wehe, die Presse findet heraus, dass man mal einen Pfandbon über 75 ct nicht beim Fundbüro abgegeben, sondern selber eingelöst hat. Dann ist aber was los! Also bleiben eigentlich nur ein paar Leutchen über, die es in der freien Wirtschaft nicht recht geschafft haben, einen übersteigerten Drang zur Macht haben, gleichzeitig aber gewisse Defizite in den gängigen Moralvorstellungen aufweisen.

Und so fließen brav, wie es sich die „Macher“ ausgedacht haben, jede Menge öffentliche Gelder in die Hände einiger weniger. Müsste nicht vielmehr „übrig gebliebenes“ Geld investiert werden, um die Dienstleistung zu verbessern, oder müssten nicht, wenn das Geld nicht gebraucht wird, die abgeforderten Rechnungsbeträge sinken? Das Berliner S-Bahnchaos sollte mahnendes Beispiel sein, wohin übersteigerte Gewinnerwartungen in anscheinend diktatorisch geführten Wirtschaftsunternehmen führen.

Nun ist es aber auch so, dass Staatsunternehmen wie z. B. damals die Post oder die Bundesbahn nicht unbedingt den allerbesten Ruf hatten. Insbesondere an den Schnittstellen zum Normalbürger war nicht alles zum Besten bestellt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Man regierte mit überzogener Selbstherrlichkeit in einem starren Behördensystem, das eigentlich nur die Selbsterhaltung interessierte. Das will ja auch keiner mehr.

Und was hilft dagegen? Am ehesten wohl eine Kombination aus Privatwirtschaft und Allgemeinverantwortung. Man muss Anreize schaffen, dass ein Unternehmen erfolgreich funktioniert. Aber man muss eben auch verhindern, dass vom Erfolg nur ein paar ganz wenige profitieren, die große Masse, vor allem die, die die Zeche bezahlen müssen, aber nichts davon hat. Leider sehe ich in dieser Richtung keine oder aber zumindest viel zu wenige ernst gemeinte Ansätze.

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Zen und die Kunst ein Buch zu erhalten

Sonntag, 24. Februar 2013 2:21

Blogger-Kollege Männig schreibt hier über die ach so tolle, doch nicht vorhandene Haptik von Büchern.

Gerade heute schrob jemand im gedruckten Tagesspiegel, den wir derzeit als freundliche Urlaubsspende eines Nachbarn erhalten, wie viel toller Bücher auf Papier doch gegenüber ihren digitalen Pendants seien. Dass die Bücher nach Olivenöl, Thymian und was weiß ich duften, weil beim Kochen jemand darauf gekleckert habe. Oder so.

Jens-Arne Männig hat ausgerechnet eines der Bücher herausgesucht, das ich mir als Oberstufenschüler bewusst gekauft habe, also nicht geschonken gekrochen bekommen hatte: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Es war damals eine Empfehlung meines Deutschlehrers Meier, wie z. B. auch Briefe in die chinesische Vergangenheit. Meier gab immer mal wieder Literaturlisten heraus, die er seinen sprachumnebelten Schülern, die nunmal Deutsch an einem technischen Fachgymnasium für die allgemeine Hochschulreife belegen mussten, in bester Absicht angedeihen ließ. Leider ist er viel zu früh verstorben.

Ganz ehrlich? Ich habe Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten nie vollständig gelesen. Die ersten 50 und die letzten 30 Seiten vielleicht. Oder so. Der Witz ist: Am Ende hat mir das Buch trotzdem gefallen und habe mir gerade neulich noch überlegt, mir es noch mal zu kaufen (oder zu beschaffen).

Und gerade heute ging ich zum Media-Markt, um mal die diversen Lesegeräte zu probieren: eBook-Reader, iPad: Sowas halt. Ergebnis: Ernüchternd. iPad-normal: (Mir als Lesegerät) viel zu schwer, aber geiles Display (Netzhaut-, äh, Retina-Display). iPad-Mini: Zu schlechtes Display im Vergleich zu den eBook-Readern. Größe und Gewicht sind ok. Das leuchtende Display nervt sehr schnell. E-Ink-Reader sind super, wenn man nur lesen will. Kindle ist doof, weil nur Amazon-Welt. Nicht-Kindle sind doof, weil ich nicht weiß, wie sie in der Amazon-Welt funktionieren. Überhaupt wirken die E-Ink-Reader irgendwie unausgegoren, wenn man einmal ein Apple-Produkt in der Hand hatte. Außerdem waren bei den Ausstellungsgeräten die Buchstaben in den Displays eingebrannt, wie ich es noch aus der Zeit der Monochrom-Monitore kenne, als Bildschirmschoner noch einen Sinn hatten.

Ich danke Blogger-Kollege Männig für seine Haptikanalyse. Wenn ein Tisch wackelt, kann man besser etwas Papier drunter klemmen, als ein pdf-Dokument oder einen E-Book-Reader. Ansonsten spricht aus meiner Sicht nicht mehr viel gegen* für gedruckte Werke. Was nervt, sind die technischen Beschränkungen, die aus monetären Gründen erfunden wurden. Die Vergänglichkeit von Druckwerken auf Papier, die Männig geradezu beispielhaft darstellt, zeigt aber auch, dass auch pdfs sich beim Kopieren abnutzen sollten, wenn man den Autoren und Verlagen eine Daseinsberechtigung zugestehen möchte.

via

*Ganz dumm verschrieben.

 

Thema: Das Leben, das Universum und der ganze Rest, Draußen nur Kännchen | Kommentare (2) | Autor:

Fotojahresrückblick 2012

Montag, 24. Dezember 2012 16:21

Ich habe kein fotografisches Gedächtnis, sondern ein Foto-Gedächtnis, und das heißt flickr. Seit einigen Jahren schaue ich mir um Weihnachten herum noch mal meine Fotos des vergangenen Jahres an. Und, was stelle ich als erstes fest? Ich habe anscheinend vergessen, die Fotos vom Jahreswechsel zu flickrn. Na priml. Kann eigentlich gar nicht sein, dass es keine Fotos gibt, denn wir waren in Luxemburg bei Freunden, und da habe ich auf jeden Fall fotografiert. Auch wenn ich in mich gehe: Keine Fotos, keine Details. Tja. Scheint aber nicht schlimm gewesen zu sein, sonst wüsste ich noch etwas. Ich müsste wohl meine Festplatte noch mal zu Rate ziehen.

So fängt mein Fotojahr  erst am 9. Januar mit einem Besuch in der Berlinischen Galerie an. Das Highlight kam erst zu meinem Geburtstag Ende des Monats. Da haben wir einen Ausflug nach Dessau zum dortigen Bauhaus und den Meisterhäusern gemacht. Das war total entspannt und sehr schön. Natürlich gab’s viel zu fotografieren. Damit das überhaupt geht, reinige ich den Sensor meiner Leica mit Bremsenreiniger. Am Abend vorher lud ein lieber Nachbar zum „Spanischen Abend“. Ich erfinde die Maffitos als typisches spanisches Tapas-Gericht.

Maffitos

Bauhaus Dessau

Im Februar friert Deutschland ein. Wir fahren bei -15°C nach Bremen, um alte Autos anzugucken. Das Fiat-500-Forum macht mal wieder einen Stand. Ich mache mich ein wenig nützlich und treffe ein paar Leute. Die Ausstellung ist recht übersichtlich, vor allem finde ich es besonders schön, dass man endlich die nicht perfekten Autos, die alten Karren, denen man die Spuren der Zeit nicht herauspoliert hat, in den Mittelpunkt stellt. Die Kälte hat uns noch länger im Griff. Die Bucht friert zu, und während im Hintergrund der Eisbrecher die Spree freihält, damit das Kraftwerk Klingenberg weiter mit Kohle beliefert werden kann, drehen davor die Schlittschuhläufer ihre Runden.

Bremen Classic Motorshow 2012

Auf der Rummelsburger Bucht

Im März geht’s nach München. Ein Seminar steht an. Seminare sind toll! Man muss zwar die Lernzeit irgendwie überbrücken, aber in den Pausen und am Abend kann man endlich mal wieder mit netten Kollegen rumblödeln. Ein anderes Highlight bindet aber auch meine Konzentration. Das Zusammenpuzzeln einer Kodak Retina IIc. Ich behalte einige Teile übrig. Dennoch, nach etlichen Jahren lege ich wieder einen Film in einer Kamera ein. Ich kann’s noch, und meine reparierte Kamera hält sage und schreibe einen halben 24er Film lang. Danach gibt es noch ein paar künstlerisch wertvolle Doppelbelichtungen, bevor der Filmtransport vollends streikt. Ein weiteres Highlight im März ist zweifellos die Techno Classica in Essen, nicht nur wegen der alten Autos, sondern auch wegen des Rahmenprogramms. Den Landschaftspark Duisburg kannte ich z. B. noch nicht.

Kodak Retina IIc

Ruhrgebiet my love

Der 1. April hat’s in sich: Erst erholen vom Beatbox Battle im Astra am Vorabend, dann zuschauen beim Halbmarathon. Zum ersten Mal bekomme ich einen Eindruck davon, wie schnell die Läufer der Spitzengruppe wirklich sind. Sagenhaft! Danach geht’s zum Leidwesen der Nachbarstochter, aber zur Freude des Nachbarn und mir noch in die Autoabteilung des Technikmuseums. Außerdem schaue ich mir das erste Eishockey-Spiel live an. Ostern hole ich den neuen Motor für meinen Fiat 500 Kombi in Hamburg bei ilmotore ab. Danach habe ich noch ein paar Tage frei. Langsam wird es Frühling!

Berliner Halbmarathon 2012

500

Es ist Mai! Es wird warm in Berlin. Am 1. Mai geht’s erst in die Gerhard-Richter-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie, danach zum MyFest nach Kreuzberg. Am ersten Wochenende im Mai ist mal wieder Bremer Fiat-500-Treffen. Ich fahre hin, aber mit 4 Zylindern zu viel. Egal. Das ist entspannend. Ich hatte auch nicht viel Zeit. Ich mache ein lustiges Foto. Zu den Oldtimertagen am Meilenwerk fahre ich mit dem Heinkel. Der Fiat hat keinen TÜV. Am Monatsende muss ich auf’s Fahrrad. Es steht eine dreitägige Tour an der Oder an. Ich erinnere mich vor allem an eines: Ständigen Gegenwind! Ich fluche und weine mich leise in einem zu teuren Brandenburger Hotelzimmer ohne Vorhänge dafür mit unfreundlichen Betreibern in den Schlaf. Am Monatsende geht’s zu Pfingsten noch mal nach Luxemburg. Diesmal lade ich auch Fotos hoch, vergesse aber, die eindeutig zu taggen.

Bremer Treffen

Im Oderbruch

Der Juni fängt mal wieder automobil an. Thomas Gigold organisiert ein leider viel zu schwach frequentiertes Bloggertreffen in Leipzig. Ich schaue mich bei der Gelegenheit auf der AMI um und kann mich seit langer Zeit mal wieder für ein modernes Auto begeistern, allerdings ist der ausgestellte Mercedes CLA nur eine Studie. Das von Robert Basic und Nicole Y. Männl organisierte LearnTank ist wesentlich besser besucht. Der (ehemalige?) Probefahrer Alex Kahl besucht mich anlässlich des LearnTanks. Ich bin zu träge, um zu verstehen, worum es geht und fotografiere stattdessen. Johnny Häusler und seine alten und neuen „Plan B“-Jungs haben die Instrumente abgestaubt und treten zum zweiten Frühling der Band im Lido an. Ich schmuggle mich auf die Gästeliste und fotografiere. Außerdem ist DMY in Tempelhof. Ich bin Fan von beidem: DMY und Tempelhof. In der Kombination ist das alles sehr großartig! Ein paar Tage später halte ich einen Vortrag im neuen HQ einer größeren Versicherung und sehe, wo das Geld steckt.

Plan B

Me

Der Juli beginnt auch schon wieder mit Autos. Praktisch gar nicht auf dem Radar hatte ich bislang die Ami-Car-Szene. Und so merke ich erst im Sommer, was da jährlich in Finowfurt in der Brandenburger Pampa abgeht. Das Race 61. Der Nachbar samt Tochter und ich gucken dort kurz vorbei. Ich fotografiere und beschließe, im nächsten Jahr mit dem Fiat teilzunehmen. Schaun wir mal… Sonst ist nicht viel los. Wir besuchen noch eine beinahe einsame Insel, auf der ich eine Blume fotografiere.

Race 61

Taglilie

Dann ist auch schon August. Wir haben Spaß beim Mauerpark-Karaoke. Natürlich nur als Zuhörer. Freunde machen Urlaub in Krakow am See. Wir fahren erst dorthin, dann noch zur Hanse-Sail. Danach geht es mit Don Giovanni eine Woche lang aufs Wasser. Voll geil! Außerdem schaffe ich es tatsächlich, noch ein zweites Fiat-500-Treffen in diesem Jahr anzusteuern, diesmal in Klein-Marzehns im Fläming.

Huhu, Vorschoter!

Fiat 500 Treffen Klein Marzehns 2012

Auch in der ersten Septemberwoche haben wir noch Urlaub, erledigen aber einige Dinge zu Hause. Am 1. September besuchen wir den jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee.  Meine Eltern kommen zu Besuch. Wir gehen in die Gärten der Welt in Marzahn. Außerdem bringt mir mein Vater sein 1958 gebautes Modellboot mit, das ich restaurieren möchte. Mit den Nachbarjungs geht’s nach Oschersleben zum DTM-Rennen. Endlich mal wieder Rennluft schnuppern! Am Monatsende ist Berlin-Marathon. Wir gucken uns erst die Spitze auf der Michaelbrücke vorbeilaufen an, fahren wieder nach Hause, um 2 Stunden wieder loszufahren und dem Nachbarn kurz vor der Zielgeraden zuzujubeln.

DTM Oschersleben 2012

Berlin Marathon 2012

Im Oktober besuche ich schon wieder ein Seminar in München. Ich habe etwas Freizeit und schaue mir das BMW-Museum an auf der Suche nach Spuren des Z3-Coupés. Ich finde genau nichts und muss daher mein eigenes QP in der Tiefgarage fotografieren. Kurzentschlossen gehen wir (nun wieder in Berlin) zum Jazz in den Ministergärten und schauen und hören uns meinen Cousin mit der Jazzkantine an. Ich mache Fotos davon. Das Festival of Lights findet fast ohne mich statt. Ich bin irgendwie auch ein bisschen krank und mache einen Spaziergang durch den Kiez und über die Karl-Marx-Allee.

MY QP

Herbst am Medaillonplatz

November. Langsam wird es Herbst in Berlin. Darum fahren wir nach Leipzig. Ne, deswegen nicht. Dort wird Geburtstag gefeiert. Am nächsten Tag gehen wir dort in den Zoo. Lohnt sich, sollte man unbedingt in Leipzig gemacht haben. Ich fotografiere einen Elefanten in Seitenansicht. Fehlt für einen Unfallanalytiker wie mich eigentlich nur die Messlatte im Bild. Außerdem gehe ich aufs Tempelhofer Feld zum Modellfliegen. Das ist historisch gesehen toll, aber stressig, weil dauernd Leute über die Landebahn laufen, radeln, rollschuhen und so weiter. Wir machen mal wieder einen Spaziergang, diesmal nach Karlshorst. Ich fotografiere einen Mann in der Tram. Er sieht ein bisschen aus wie mein Schwiegervater. Ich sage ihm nichts davon.

Zoo Leipzig

Tram 21

Man merkt, dass mich die dunkle Jahreszeit voll im Griff hat. Die Foto-Frequenz lässt im Dezember deutlich nach. Am 3. Advent geht es zum Holy Shit Shopping, meinem persönlichen Advents-Vorweihnachts-Konsum-Highlight, dieses Jahr (wieder) im Postbahnhof. Die Location in der alten Münze fand ich persönlich abgefahrener und fotogener. Nachdem mich im letzten Jahr so ne Tusse blöd angepflaumt hat, warum ich ihre Sachen abfotografieren würde, während ich gerade ihre von anderen Künstlern erstellten, von ihr abfotografierten StreetArt-Motive in einem Winkel von 15° schräg über den Tisch fotografierte, habe ich in diesem Jahr deutlich weniger geknippst, was insbesondere daran lag, dass ich vorher nach Erlaubnis gefragt hatte. Das hemmt einfach ungemein. Brav wie ich bin, habe ich die Fotos mit dem Web-Auftritt der Anbieter verlinkt. Das letzte Bild in meinem Rückblick wollte ich eigentlich einfach schwarz lassen. Es hätte für meinen Abschied aus dem Fiat-500-Forum stehen sollen, meiner über 10-jährigen Heimat im Netz. Vorsichtig ausgedrückt, haben wir uns auseinandergelebt. Soll es ja geben. Ich hab mich dann aber eines besseren besonnen und ein Foto vom Heiligabendmittag ausgewählt, das ich von meiner neuen Heimat aus aufgenommen habe.

Häute Lederwerkstatt Füssen

Stralau

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Digitaler Rassismus

Mittwoch, 5. Dezember 2012 11:05

Das Internet ist ein Abbild der Gesellschaft. Von himmelhoch jauchzend bis abgrundtief schlecht findet man alles. Es schließen sich Interessengruppen zusammen, um ihre Vorlieben an einem bestimmen Ding, Hobby, Thema zu vertiefen, sei es auf Blogs, Internetforen oder sonstigen Sammelstellen von digital abgelieferten Äußerungen. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Dummerweise treiben solche Einrichtungen im Netz aber auch immer mal fragwürdige Blüten. Bashing drückt es eigentlich viel zu soft aus, was man hier und da im Netz so findet. Wie uns Sascha Lobo kürzlich den Digitalen Hass erklärt hat, gehe ich noch einen Schritt weiter. Es ist der Digitale Rassismus, der in vielen Netzmikroorganismen Einzug hält. Man glaubt sich in der Gruppe so stark fühlen zu können und spürt Tendenzen in Themensträngen auf, man fühlt sich von „den anderen“ auch insoweit unbeobachtet, dass man sich dazu herablässt, eine ganze Gruppe zu verunglimpfen und sich so gleichzeitig auf eine höhere Stufe zu heben. So in etwa kann man doch Rassismus definieren.

Vor einiger Zeit hatte ich über den automobilen Rassismus schwadroniert. Liest man sich durch einige Kommentarspalten von automarkenaffinen Netzangeboten, stellt man schnell fest, dass natürlich BMWs nicht nur besser als Mercedesse sind, sondern dass damit auch gleichzeitig der Fahrer des Münchner Produkts ein besserer, wertvollerer Mensch ist als der armselige Wicht in seiner Stuttgarter Chaise. Aber es geht dann eben mit einigen soweit durch, dass sie Hasstiraden anstimmen, die man in einer Diskussion, in der man die Automarken durch Religions- oder Völkerangehörige ersetzen würde,  in eine ganz eindeutig braune Ecke stellen würde, und das zu recht.

Was auch unter sogenannten Fußballfans gilt, nämlich dass „Schalker“ selbstredend zur wertvolleren Bevölkerungsgruppe im Gegensatz zu „den Bayern“ zählen, greift nun auch auf das Internet über. Kürzlich las ich einen Themenstrang, in dem jemand ganz unbedarft fragte, wer denn auch bei Facebook sei. Statt „ich“ oder „ich nicht“, wussten natürlich etliche Verbalinkontinenzler etwas dazu beizutragen. Ein paar Bonmots gefällig?

Für mich ist “ Fäissbuck “ ( war natürlich drinnen ) die ideale Plattform für Exhibitionisten, Adabeis und Leute mit Hang, zum inhaltslosen Ausdruck.

Ich brauche Facebook so nötig wie Hundescheisse am Schuh !

Gesichtsbuch ist ab einem gewissen Alter je nach Synapsenentwicklung genauso belanglos wie Witze auf Toilettenpapier oder Serviettenringe

Zugegeben. Das ist alles relativ harmlos. Aber man erkennt schon daran eindeutige Tendenzen: Wir stellen als erstes fest, dass es die Facebookhasser besonders komisch finden, den Namen falsch zu schreiben. Das kennt man auch von Automarken. Kaum einer schreibt Ziedröhn Citroën richtig (ich auch oft genug nicht, weil ich die Punkte auf dem „e“ nicht schnell genug finde), geschweige denn, dass er das Wort richtig sprechen kann. Nicht schlimm. Eigentlich. Bestimmt gibt es sowas auch mit Fußballvereinen. Da ich mich damit nicht auskenne, kann ich kein Beispiel liefern.

Wer bei Facebook ist, wird mal gleich in eine Ecke mit Exhibitionisten und Leuten gestellt, die nichts hinkriegen. Auch der Kraftausdruck des Tierexkrements hätte im Zusammenhang: Ich brauche [Namen einer Weltreligion oder eines Volkes einsetzen] so nötig wie Hundescheiße am Schuh! gleich eine ganz andere Wirkung entfaltet, bedeutet aber, dass im Hirn desjenigen, der das geschrieben hat, eigentlich die gleichen Denkprozesse ablaufen, als dass er damit alle, die zur Gruppe der Facebookmitglieder gehören so scheiße findet, wie man Hundescheiße am Schuh finden kann. Ist ja auch eklig. Oder man ist als Facebooker eben einfach dumm.

Dabei hat sich das Thema eigentlich ganz harmlos entwickelt, bis jemand die erste verbale Entgleisung liefert. Er sieht, dass das keinen wirklichen Widerspruch in der gleichen Tonart findet. Viel mehr fühlen sich auch nun andere ermutigt, in die gleiche Kerbe zu hauen. Eben genau so, wie einer anfängt, vorm Asylantenheim „Ausländer raus“ zu krähen, bis es die ganze Menge skandiert. Diejenigen, die das abstößt, haben längst die Flucht ergriffen, um nicht angegriffen zu werden.

Typisch ist auch, dass sich die Facebookhasser offenkundig mit der Plattform nicht großartig auseinander gesetzt haben. Facebook ist erst mal nur eine Software. Es kommt ja darauf an, was man daraus macht. Einige schreiben, sie hätten sich da angemeldet und das wäre langweilig gewesen, was sie da gefunden hätten. Dabei kommt es ja gerade darauf an, selbst zu suchen, was für einen interessant ist oder mit wem man in Kontakt treten möchte. Andere beklagen, es hätten sich nach der Anmeldung gleich sooo viele Leute gemeldet, die mit ihnen befreundet sein wollten. Ich glaube davon kein Wort. Könnte es nicht so gewesen sein, dass sie sich mehr Aufmerksamkeit versprochen hatten? Wollten sie vielleicht lieber von ihren wirklichen Freunden gefunden werden, als von Spammern, die mit allem und jedem Freund sein wollen? Auch das vermeintliche Auskennen, aber die dann doch durchscheinende Unkenntnis ist charakteristisch für die Erniedrigung einer ganzen Gruppe im Sinne des Rassismus.

Facebook-Hass ist nur ein Beispiel für digitalen Rassismus. Das lässt sich auch auf andere Netzwerke übertragen. Na, wie denkst du über die, die immer noch bei Stayfriends sind? Irgendwelche Hinterwäldler, die noch mit Modem und AOL online gehen. Hab ich recht? Oder der alte Microsoft-Apple-Zwist. Auch da können einige nicht aus ihrer kleinen Rassistenhaut und hauen stattdessen munter auf andere ein, nur weil sie es wagen, eine andere Computermarke zu kaufen.

Was die Leute denken, kann man ihnen nicht verbieten. Was sie aber davon, sofern sie vorher gedacht haben, bleibend im digitalen Netz abliefern, wird man in Zukunft genauer beobachten müssen, da der digitale Umgang miteinander immer selbstverständlicher werden wird, nur dass das gesprochene Wort verhallt, das gepostete Wort aber bleibt, oder es früh genug in den digitalen Orkus gespült wird. Es ist nur verdammt schwer, ohne Zensur auszuüben, Meinungsfreiheit zu berücksichtigen, aber eben anderer Leute Würde nicht zu verletzen, dabei den richtigen Mittelweg zu finden.

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Polleralarm um #barngate

Donnerstag, 27. September 2012 14:48

Oijoijoi! Da ist ja mal was los, hier in der südlichen Schönhauser Allee! Es hat nämlich ein neues Café eröffnet. Jawoll. Gut. Das allein ist jetzt nicht sooo was besonderes. Nein.

„Stein“ des Anstoßes ist ein Betonpoller, der den Eingang der Scheunen-Kaffeerösterei, frei übersetzt ins Deutsche, versperrt. Man spricht in dem Laden wohl nur englisch. Apropos englisch. Ich mag ja das englische Wort für Beton. Während man im Deutschen gut zwischen Betonung und Betonierung unterscheiden muss, hat der Engländer dieses Problem mit dem Begriff „concrete“, wobei die Begrifflichkeiten „handfest“ und „Beton“ allerdings durchaus bedeutungsverwandt sind.

Wie auch immer. Im Eingang der BetonKaffeerösterei steht nun also ein „Pollino„. Ein braver, stiller Geselle, 90 cm hoch, 170 kg schwer. Klingt sympathisch, oder? Verhindern soll unser grauer Freund, dass Kinderwagen in das Etablissement geschoben werden. Ob mit Menschenjungem drin oder nicht: Darauf kommt es nicht an, weil er der Sicherheit dient. Und das ist gar nicht so weit hergeholt. Kinderwagen haben die Eigenschaft, Fluchtwege zu versperren, so Cliff Barnes der Betreiber  auf seiner Facebook-Seite.  Denn, während es Versuche mit feststehenden Säulen als „Wellenbrecher“ vor Ausgängen gibt, um den Strom der brandgefährdeten Koffeinjunkies vor dem Ausgang zu teilen, so dass es nicht zu einer Verstopfung kommt, würden sich hingegen Kinderwagen mit ihrer volvoesken (volvo = lat. ich rolle) Eigenschaft durch den hipsterhaften Schub von hinten gleich zu hunderten in der Pforte (engl. = gate) des Kaffeenariums verheddern. Und das will ja keiner. Damit also alle rauskommen, bevor sie kaffeebraun geröstet werden, darf kein Kinderwagen rein, wofür es wissenschaftliche Belege gibt. Fast könnte man meinen, dass der Laden alle Nase lang in die Luft fliegen müsste, wenn man das hier auf dem mit „Welcome“ überschriebenen Bild (auch bei Facebook) liest: High risk of fire and smoke in our manufacturing space. Wuff!

Nur, wer Kinderwagen aussperrt, mag auch keine Kinder. Klar. Ja ne. So ist das ja nicht gemeint, lässt der Betreiber verlauten. Kinder ja, aber ohne eigenen vierrädrigen Untersatz. Kann man glauben. Muss man aber nicht. Vielleicht also doch Anflüge einer separatistischen Vereinigung kinderloser Bohnenfreunde? Andere Lokalitäten lassen auch bestimmte Leute vor der Tür, die nicht genehm sind. Man denke nur an Schlachtereien. „Wir müssen draußen bleiben.“ steht unter dem Konterfei eines traurigst dreinblickenden Cockerspaniels. Und wie wir alle wissen, sind Hunde auch nur Menschen.

In der Oase des tiefschwarzen Zappelwassers ist man zu allem Überfluss gegenüber Musik (gibt’s nicht) feindlich eingestellt. Man soll sich unterhalten. Hab ich noch nie geschafft, wenn ich allein in einem Café saß. Mich spricht auch keiner an (zum Glück). Wie man dem Welcome-Bild ebenfalls entnehmen kann, soll man sich mit dem stolzen Barista unterhalten, wie er die Gerätschaften bedient, die auch in der Kulisse von „Das Boot“ schon Verwendung gefunden haben könnten. Überall gluckert und zischt es. Vorne oben 10 hinten unten 15, denke ich so. Aber mal im Ernst: Das ist doch nichts für Stammkundschaft. Oder macht der, wie heißt das Gesöff doch gleich? Richtig, Kaffee vergesslich, so dass man bei jedem Besuch neu erklärt bekommen muss, wie man Kaffee kocht? Zum eigenen Glück kann man also die Stille neben, hinter, über und unter dem Geblubber genießen!

Nun sind wir aber doch bei meinem persönlichen Ausschlusskriterium angekommen: Es gibt keinen Zucker für den Kaffee. Und das, wo wir doch wissen, dass guter Kaffee schwarz wie der Teufel, süß wie die Sünde, heiß wie die Hölle zu sein hat.  Zucker im Kaffee: Also, echt! Da könnt man am Ende auch geraspelten Hartkäse über die Nudeln tun, oder einen Spritzer Zitrone in den Tee. Gibt schon perverse Leute …

Schade also, dass der Laden wohl  nichts für mich ist, wo mir die Ruhe und Entspanntheit bei einer Tasse Kaffee und einem Blick in die weite virtuelle Welt gut gefallen würde! Aber auch Laptops sind kommunikationshemmend, meint man. Gut. Während ich mich frage, ob ich meinen Bürodesktoprechner mitnehmen dürfte, würde ich also stumm auf dem Barhocker sitzen und mich nicht unterhalten, während ich das in einem anderen Laden mit der ganzen Welt tun dürfte. Und da sind wir dann auch beim www angekommen. Heute ist ja alles Facebook. Und weil alles Facebook ist, ist man ohne Facebook nichts. Facebook ist ja social media, und so plattformmäßig. Leute unterhalten sich miteinander. Mittels zielgerichtet durch Leitungen und Äther geschossener Elektronen und so. Aber da wissen wir ja, dass man in der Kaffeescheune davon nicht so viel hält. Und bevor eine Unterhaltung mittels Computer  erst aufkommt, löscht man lieber die Kommentare, die einem nicht passen. Nicht nur aus den Kaffeebohnen, nein, auch aus dem Internet möchte man eben nur das Beste herausholen.

Ich hol mir jetzt nen Kaffee. Mit einem Zuckerwürfel drin. Unsere Maschine sagt mir, dass es 240 ml braunen Nasses sein werden, die gleich in mich hineinfließen.

Btw.: Hier noch eine eben geschossene Bilderserie:

 

Skandal: Ein Bulli versperrt den Blick auf den Skandal-Poller! Rechts am Bildrand Hunderte 2 protestierende Prenzl-Mütter mit Kindern in Tragetüchern (Können die sich keinen Kinderwagen leisten?)

Da ist er: Der Skandal-Poller!

Unbeabsichtigt geschossenes Foto mit einer Aussagekraft, stark wie amerikanischer Kaffee.

Nahaufnahme. Man kann gerade das kleine Schildchen erkennen mit dem „Kinderwagen verboten“-Symbol.

Ulli Zelle habe ich zwar nicht gesehen, aber die Leitmedien der westlichen Hemisphäre der RBB war auch schon da, um die protestierenden Prenzlmütter zu interviewen.

Und mal ganz im Ernst: Ist es nicht ne geile Stadt, die selbst für solche kruden Ideen nicht nur ein Ladenlokal, sondern auch Kapazitäten frei hat, sich darüber aufzuregen? Stark, oder?

😉

Thema: Das Leben, das Universum und der ganze Rest | Kommentare (6) | Autor:

Damals ™: Der Meister und Plan B

Donnerstag, 21. Juni 2012 9:30

Gestern schickte ich dem Meister den Link zu meinen Fotos vom Plan B-Konzert.

Völlig gegen die Gewohnheit erreichte mich beinahe ein Roman mit ein paar Anekdoten von damals ™. Jaja, Rosenmontag Mitte/Ende der 80er in Osnabrück. Mich haben die Machenschaften im und rund um das Zelt selbstredend angewidert und abgeschreckt. 😉

Plan B

Den Inhalt der Mail möchte ich meinen zwei, drei Lesern nicht vorenthalten. (Um den Anfang zu verstehen, ich hatte gefragt: „Du warst damals bei Plan B?“)

Dat stimmt! Ein denkwürdiger Tag. Allerdings war ich da schon so besoffen, dass ich kaum was von deren Auftritt mitbekommen hatte. Eigentlich mochte ich deren Musik auch nicht sooo. Für meine Ohren zu gitarrenrocklastig. Ich war da ja mehr so EBM-mäßig und ähnlich unterwegs.
Das war im Karnevalszelt am Kamp, so um 1986 oder 87 rum. Eigentlich sollten die Ärzte kommen, die aber u.A. wegen ihres Films schon so populär waren, dass sie abgesagt hatten (waren wohl auch zu teuer). Das „Zelt“ war damals auf Initiative des städtischen Jugendbeauftragten Kindervater organisiert worden, um die Karnevalsausschreitungen der letzten Jahre einzudämmen und die Jugendlichen „von der Straße“ zu holen. Übrigens mit Erfolg. Im vorhergehenden Jahr z.B. hatten die Punks am Rosenmontag oder Ossensamstag die Kaufhalle alkoholmäßig leergeplündert. Ein Schmankerl schwirrt mir noch im Kopf rum: Kassiererin: „Wollen Sie gar nicht bezahlen?“ Punk, mit zwei 10er Trägern Herforder unter jedem Arm, lautstark: „Helau…Helau!“ Und geht raus. Damals ein Brüller….
Mein Kumpel Rainer wurde übrigens bei der Festivität festgenommen, weil er zu einem Ordnungshüter „Bullen sind alle Hauptschüler“ gesagt hat. Anschließend wurde er auf dem Revier von zwei Beamten mittelschwer misshandelt, bis deren Vorgesetzter panisch dazwischen ging. Direkt danach wurde er wieder entlassen mit den Worten: „Wir lassen die Sache dann mal auf sich beruhen“. Dazu muss man wissen, dass die Bullen spätestens seit den Ausschreitungen am alten Hydepark, Punks und andere nicht „normal“ aussehende Jugendliche hassten. Aber von Bauarbeitern wurde man auch schon mal angespuckt. Kinder, wie sich der Zeitgeist geändert hat….

Junge, sind die alt geworden! ;-))

Wir auch nicht? 😉

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