Ich war im Berghain. Das ist für einen dicklichen Mann über 50 sicher nicht so ganz selbstverständlich. Durch gewisse Umstände ist mir die Ehre zu teil geworden, einen Gästelistenplatz von Primal State zu bekommen. Der hat da als Opener aufgelegt, das erste Mal im Berghain, was ja wohl eine Art Ritterschlag ist. Jedenfalls ging sein Set von 0 bis 4 Uhr (um 5 lag ich im Bett, erstaunt, dass ich solange durchgehalten habe).
Angefangen von Fragen, was man anzieht, über wann taucht man frühestens da auf (als wir um 0:15 Uhr ankamen, war die Schlange, an der wir rechts vorbeischlendern konnten, bestimmt 100 m lang oder länger, das Ende konnten wir nicht sehen), bis warum man eigentlich nicht fotografieren darf (hab ich schnell kapiert), wurde natürlich vorher einiges durchgekaut. Den Ratschlag, Ohrenstöpsel mitzunehmen, hab ich beherzigt, was sehr gut war. Die „Musik“ ist für meinen Geschmack komplett furchtbar. Damit komme ich nicht klar. Die Anlage knallt einem die Bässe nicht nur um die Ohren, sondern auch ins Gedärm. Der ganze Betonklotz vibriert. Das ist schon ein Erlebnis. Naja, und dazu das nicht enden wollende Hämmern mit 140 BPM (oder so) und mehr mit reichlich industrial sounds und wenig Melodien. Die Lichtshow trägt ihr Übriges zum Erlebnis bei. Das Strobo-Geflacker ging mir am Anfang auf die Nerven, das hat sich dann aber gelegt. Der Licht-DJ am Main Floor hat dann eigentlich einen ganz guten Job gemacht.
Das Publikum ist sehr divers, aber mehr männlich als weiblich, ziemlich jung und sexuell mitunter stark aufgeladen. Fetisch, Lack und Leder, sehr wenig bis fast gar nichts an, ist alles dabei. Entweder trägt man schwarz oder Haut, wenig weiß, praktisch nichts Farbiges. Die berüchtigten Darkrooms gibt es, hab ich mir aber nicht angesehen. Vor den beiden Toiletteneingängen auf der Main-Floor-Ebene stand ich erst etwas ratlos, wo nun Männchen und Weibchen reingehen soll. Da das bei vielen Personen eh nicht unbedingt eindeutig ist, geht eben alles durcheinander. Eher Multisex-Toiletten als Unisex. In den Toilettenkabinen werden überwiegend wohl andere Dinge veranstaltet als die natürlichen Ausscheidungsvorgänge. Der Besuch einer Kabine findet auch selten allein statt. An den Wasserhähnen spült man sich nicht nur die Hände ab, sondern vielleicht auch mal die Nase.
Gerade die totale Freizügigkeit geht nur, weil man eben nicht fotografieren darf. Auch Minderheiten in irgendeiner Form können da sein, wie sie wollen, ob mit Hundemaske oder nur ein paar Lederriemen. Die Stimmung war in der Zeit, in der wir da waren, absolut super und friedlich. Das mag in dunklen Ecken möglicherweise anders sein. Sowas hab ich aber nicht mitgekriegt. Aber zum Beispiel die Warnungen, die man auch auf der Webseite des Berghain findet, sind mit Sicherheit ernst gemeint. Ich kann nur sagen, dass man in den offenen Bereich sehr respektvoll und freundlich miteinander umgegangen ist. Außer an der Tür. Vermutlich dürfen an der Gästeauslese, am Sicherheitscheck und an der Kasse nur waschechte Berliner, sprich superunfreundliche Leute arbeiten. An der Garderobe wurde es etwas besser, das Thekenpersonal war dann sehr freundlich.
Die Getränkepreise sind moderat. Man könnte meinen, die Auslese wird an der Tür, nicht im Portemonnaie entschieden (wobei 25 Euro Eintritt jetzt auch nicht wenig sind).
Das Gebäude fand ich absolut geil. Ein alter Kraftwerksbau im stalinistischen Neoklassizismus. Innen viel Beton und Stahl, tolle Beleuchtung, wenn auch sehr düster und schummerig. Aber das muss ja wohl. Die diversen Bar-Bereiche sind jedenfalls cool gestaltet. Und weil viel und alles mögliche geraucht wird, ist die Luft zum Schneiden. Besonders warm war es nicht.
Seit ein paar Runden mache ich bei Befragungen zum Atlas der deutschen Sprache mit. Ich finde das superspannend, in welchen deutschsprachigen Regionen welche Begriffe und Wendungen synonym gebraucht werden. Gerade ist die dreizehnte Runde dran (bitte hier entlang zum Teilnehmen).
Was mich ja komplett aus den Socken gehauen hat, ist, wie viele Begriffe es für das Gerät gibt, von dem ich bislang dachte, dass es gar keinen, sagen wir, professionellen Namen hat. Ich bin dann mal gespannt, wie der PÜMPEL (what else?) wo genannt wird.
An mein Mopped habe ich ein anderes Rücklicht angeschraubt. Das originale war mir zu klobig.
Das neue Rücklicht hatte ich quasi mal als Wechselgeld erhalten. Auf dem Flohmarkt vor vielen, vielen Jahren hatte ich eine Kiste mit NSU-TT-Rückleuchten erstanden, die ich mal an meinen Anhänger bauen wollte (was ich nie umgesetzt habe). Ich wollte den Preis etwas drücken, aber statt Nachlass bekam ich noch ein Rücklicht oben drauf. Offensichtlich von einem Moped oder Motorrad.
Als wir am letzten Sonntag so durch die Knorrpromenade wanderten, sahen meine kleinen Augen, die die Umwelt ständig nach fahrbarem Gerät scannen, ein kleines Moped hinter einer Laterne stehen, eine Yamaha 50 (mir) unbekannten Baujahres. Und an diesem Moped war doch tatsächlich so ein Rücklicht angeschraubt, das bei mir erst 20 Jahre verstaubte und jetzt an meinem Mopped prangt. Dort sah es recht original aus.
Ich dachte immer, das Rücklicht sei von einer Honda. Warum auch immer. Und, dass seitlich Reflektoren in den Vertiefungen fehlen würden. Das ist offensichtlich nicht der Fall.
Leider stand das Moped so doof zwischen Laterne und Autos, dass es sich nicht gut fotografieren ließ. Immerhin ist nun die mich lange quälende Frage geklärt, woher das Rücklicht stammt. Endlich kann ich wieder ruhig schlafen. Das sind die Freuden des kleinen Moppedschraubers.
Heute nachmittag poppten in meiner Facebook-Timeline plötzlich viele kleine, langweilig aussehende Clips auf.
Jemand hatte diesen Youtube-Kanal entdeckt. Und da finden sich echte Perlen! Harmlose Optik, völlig ernsthafte Tonlage, aber so göttlich schräg. Ich hab Tränen gelacht. Meine Favoriten:
… oder „Zen und die Kunst, eine Waschmaschine zu tragen.“
Sich anzuschreien ist unter Partner, Mitwohnis, Mitmenschen etc. nicht gut, manchmal aber unumgänglich, vor allem, wenn die Emotionen hochkochen oder das Adrenalin brodelt.
Seitdem wir eine neue Waschmaschine haben, sind wir diesbezüglich einen bedeutenden Schritt weiter. Denn die alte wollte die Treppe hinunter, die neue Waschmaschine die Treppe hinauf getragen werden. Und wie das so ist auf einer engen Treppe geht das nicht ohne Probleme mit der Folge, dass man sich anschreit:
„Pass doch auf!“
„Zieh nicht so!“
„Schieb nicht so!“
„Höher, hööher!“
„Aua, du klemmst mir den Arm ab!“
„Mein Fuß, Mann!“
„Scheiße, schon wieder ne Macke in der Treppenstufe!“
„Fuck, ich kann nicht mehr halteeeeen!“
„Gestreift gefällt mir das Treppenhaus eh besser.“
„Wieso ist da noch Wasser drin?“
…
Inzwischen erledigen wir solcherlei Dinge so: „Wieder mit anschreien?“ – „Jo.“ – „Ok, dann los!“
Und schon geht das alles viel entspannter. Anschreien tun wir uns natürlich, aber das ist total entspannt, weil wir ja wissen, dass es nicht böse gemeint ist. Sollte man auch in anderen Bereichen des Lebens so machen.
Woah, das war lange her, dass ich mal auf einer Bühne stand, um Musik zu machen. Ich war dabei früher auch immer hin und her gerissen. Einerseits gefiel es mir, andererseits war es aber auch immer purer Stress.
In meiner alten Heimat hatte ich mit Copyshop eine Coverband, die immer mal wieder auf der Kirmes oder einer Party spielte. Vielleicht so einmal im Vierteljahr oder so. Wohl eher seltener. Mit meinem Umzug nach Berlin fand meine musikalische Karriere allerdings ein abruptes Ende. Ich spielte im Oktober 2006 noch einmal auf dem Gala-Abend der Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Unfallforschung und Unfallrekonstruktion in Dresden als Überraschungsauftritt mit Wolfgang H. aus M. und Jürgen G. aus S., aber das war natürlich nur eine einmalige Sache zum Spaß. Interessant war immerhin, dass wir vorher kein einziges Mal zusammen proben konnten, stattdessen wurden mp3-Dateien und Texte hin- und hergeschickt. Hat aber alles gut geklappt, naja und dort bahnte sich dann auch eine berufliche Veränderung an, weil sich dort Gespräche zu einem Wechsel nach Berlin ergaben. Über 8 Jahre ist das schon wieder her. Es gibt sogar noch ein Bild aus einem Video von dem Auftritt mit meinem „Karrieresprung“:
In Berlin stand das Musikmachen dann erst mal nicht mehr unter einem so guten Stern. Lange Zeit stand das ganze Musikgeraffel rum, zwischendurch habe ich mal ein gutes Jahr in einer Band als Bassist gespielt, die in der lautesten Platte Berlins probte. Ich glaube, die Band hieß Paperpilots oder so. Ich weiß es nicht mehr. Die Proben waren äußerst unregelmäßig und wurden gern mal eine halbe Stunde vor Beginn abgesagt, die Musik war gut (auch wieder Coversachen, aber sehr groovy und funky), nur waren die anderen auf ihren Instrumenten eindeutig besser als ich. Beinahe hätte es dann noch eine Twitterband (ich glaube, mit mbukowski, efrane und fakirsessel) gegeben, daraus ist aber nichts geworden.
Danach kamen wieder ein paar Jahre musikalische Abstinenz, bis ich bei Michael und Udo als Bassist einstieg. Wir nannten uns dann „Big as(s) Funk“ und machten rockigen Funk. Oder funkigen Rock. Manchmal auch Blues. Das war dann furchtbar. Funk war aber gut. Sehr gut. Es ist einfach meine Musik. Richtig gut wurde es, als Bonus dazustieß, weil der super singen und Texte schreiben kann. Die Einigkeit in der Musik ließ sich allerdings nur schwer auf die persönliche Ebene übertragen und so kam es, wie es kommen musste: Bonus stieg aus. Ich hing dann kurz zwischen den Stühlen und entschied mich dann, auch den Stecker bei Big as Funk zu ziehen. Tut mir immer noch leid für die Rest-Combo, war aber besser so. Jedenfalls für mich.
Bonus hat mich dann in sein Singer/Songwriter-Projekt eingebaut, als Bassist und zweite Stimme, also das, was ich eh schon immer gemacht habe, nur jetzt viel leiser. Und weniger stressig. Funk ist zwar einfach die beste Musik, die es gibt, allerdings für einen wie mich, der nun nicht der Super-Virtuose auf dem Bass ist, vielleicht nicht unbedingt zum Selbermachen, sondern eher zum Anhören.
Anders dagegen Bonus‘ neues Projekt. Singer/Songwriter. Eigentlich son Ding, von dem ich mich wundere, dass es mir gefällt. Aber hey, es macht Spaß! Richtig Spaß! Nach Jahren voller Krach mag ich nun die leisen Töne. Liegt vielleicht am Alter. Die Stücke sind toll, wir verstehen uns gut, also let’s rock.
Und so sah das dann aus. Ganz ruhig und gesittet.
Das war letzten Freitag im „Flop“ bei der Open-Stage. Dort sind wir als „Roomservice“ aufgetreten, haben vier (von acht möglichen) Stücken gespielt, noch etwas getrunken und sind wieder gegangen. Alles super! Kein Stress, gar nichts. Tjoa, und jetzt wollen wir öfter mal so ne Open Stage entern. Vielleicht wieder am kommenden Freitag. Vielleicht diesmal in Kreuzberg. Mal sehen.
Aufnahmen gibt’s leider noch keine, aber das kommt schon noch.
Das war wieder ne runde Sache! Zum 32. Mal fand am ersten Maiwochenende (wie immer) das Bremer Fiat-500-Frühjahrstreffen statt. Im 24. sten Jahr bin auch ich dabei. So ganz viele Treffen (maximal zwei oder drei) habe ich dabei nicht ausgelassen. Wenn überhaupt!
Tja. Und was stellt man so fest in 24 Jahren? Richtig. Man wird älter. Und älter werden auch im Durchschnitt die Treffenbesucher. Denn, wie sollte es anders sein, es fehlt der Nachwuchs. Wer will oder kann sich von der jungen Generation (so man überhaupt einen Führerschein gemacht hat) schon so eine unsichere, kleine, lahme, laute und auch noch relativ teure Gehhilfe leisten? Und eben weil dieses Auto unbequem ist, und man das mit dem Älterwerden auch zunehmend merkt, bleiben auch immer mehr von denjenigen weg, die man früher noch regelmäßig getroffen hat. Oder man hat familiäre Dinge zu erledigen: Konfirmation, Kommunion, Konspiration, Kondolation: Irgendwas ist ja immer, das einen von einem herrlichen Campingwochenende abhält und man die ersten schönen Tage des Jahres stattdessen lieber in kalten, dunklen, feuchten Kirchen oder stickigen Festsälen verbringt. Und so nimmt allenfalls die Zahl der Tagesbesucher zu. Wobei das oft Leute sind, die früher eben auch über Nacht geblieben sind.
Manche Gründe für einen Tagesbesuch statt Wochenendausflug kann ich gut verstehen. Mit dem Älterwerden ist leider auch verbunden, dass einige unter schweren Krankheiten zu leiden haben. Das wird mehr und mehr Gesprächsthema. Und so fand ich es wirklich bemerkenswert und schön, z. B. Thomas begrüßen zu können. Es hat mich wirklich gefreut, mich mit ihm unterhalten zu können. Ich wünsche ihm alles nur erdenklich Gute!
Auch Teilehändler glänzten durch Abwesenheit. Klar. Der Online-Shop machts möglich, dass man sich mit seinen Brocken nicht mehr auch noch am Wochenende in Bewegung setzen muss. Vielleicht traut sich der ein oder andere aber auch nicht mehr mit der teils grauenhaften Qualität der Teile vor die Tür. Dabei hat so mancher doch immer ein paar Teile nötig, gell, Ralf?
Von denen, die sich aber eben doch nicht haben abhalten lassen, sind dafür m. E. mehr Leute auf eigener Achse mit ihrem 500er gekommen. Das ist natürlich schön, vor allem für die Fotos, wo die Fremdkarren ja doch irgendwie das Bild stören. Aber ich will mal nicht zu laut rumunken. Schließlich war ich auch das eine oder andere Jahr mangels Zeit, Lust oder fahrbereitem 500er mit einem Fremdfabrikat auf dem Backsberg. Egal: Dabei sein ist alles, kann ich nur allen zurufen, die meinen, sich ohne 500er nicht blicken lassen zu können. Alles Quatsch. Es kommt auf die Leute an. Dabei habe ich gar nicht verstanden, warum (zumindest gefühlt, denn Zahlen kenne ich nicht) so wenige gekommen sind: Gerade nach dem langen Winter muss man doch geradezu danach lechzen, endlich wieder bei herrlichem Wetter eine längere Fahrt zu unternehmen. Sich den Wind durchs offene Dach um die Nase wehen zu lassen und sich auch bei Temperaturen nachts knapp über dem Gefrierpunkt nicht die Laune verderben zu lassen, sondern lieber ein paar leere Wasserflaschen zu Wärmflaschen umzufunktionieren.
Wir waren nach gut 4,5 Stunden Fahrt aus Berlin am frühen Freitagabend wohlbehalten angekommen und schüttelten uns als erstes mal den Lärm aus den Ohren. Wobei, so ein vollgepackter 500er mit drei Schlafsäcken, 2 dicken Isomatten, geräumigem Zelt, 2 Stühlen, Klamotten, 2 Modellflugzeugen, 1 Kasten Bier und etwas Verpflegung ist ja gar nicht mehr sooo laut. Schon nach wenigen Stunden ist das Rauschen in den Ohren wie weggeblasen.
Das Tolle am Bremer Treffen ist ja, dass man sich immer mehr auf die einzigartige Verpflegung verlassen kann. Seit etlichen Jahren bereitet Harald nicht nur Freitag abends frische Pizza mit allerlei verschiedenem Belag, sondern backt Samstag und Sonntag auch noch Brötchen auf dem Platz. Wo gibt es das schon? Sehr positiv hat sich auch ausgewirkt, dass Axel relativ früh am Samstag wegmusste, so dass, wie Udo meinte, man das Essen nicht nur schmecken, sondern – ganz neu – auch sehen konnte! Essen vor Sonnenuntergang war sonst so ne Sache. Allerdings wäre die Kombination aus beidem: Axel bleibt bis Sonntag und es gibt trotzdem früh Essen, noch besser. Wie sonst auch fing ja doch der eine oder andere nach der Rückkehr von der Ausfahrt an zu grillen. Trotz reichhaltigem Kuchenbüffet fehlt manchem eben ein herzhaftes Mittagessen.
Seit einigen Jahren nutze ich die Gelegenheit der herrlichen Wümme-Wiesen zum Modellfliegen. So auch dieses Jahr. Eigentlich hatte ich mal damit angefangen, um Fotos aus der Luft zu machen. Das hat etwas nachgelassen, seit ich ambitionierter am Boden fotografiere, aber so ne kleine Keychain-Cam hatte ich doch dabei, um sie vorn auf meinen Experimentalflieger zu packen (davon demnächst mehr). Und so ist wenigstens ein kurzer Film zustande gekommen, auf dem man leider in erster Linie sieht, wie leer es war. Und am Ende ist der Flieger auch noch abgestürzt (und durchgebrochen).
Lagerfeuer gab’s auch, diesmal allerdings vor allem am Samstag Abend etwas kleiner als sonst, da man – trotz steigender Treffenplatzkosten – weniger Holz als in früheren Jahren zum Verbrennen hatte. Ging aber auch, waren ja nicht so viele Leute, die sich um das Feuer scharten. Man musste zwar immer ein paar Meter zurück und dann wieder vor mit seinem Stühlchen, je nach dem, ob und wer gerade Holz nachlegte, aber so bleibt man ja in Bewegung.
Tjoa. Und ruckzuck war der Abend rum. In der Nacht machte ich den Fehler, die Socken auszuziehen. Da war’s dann etwas frisch an den Füßen, ging aber. Am nächsten Morgen grüßte die Sonne wieder mit voller Kraft vom Himmel. Herrlich, wenn man dann das erste Mal die Nase aus dem Zelt steckt! Dann in Ruhe frühstücken und dummes Zeug quatschen und die Sachen zusammenpacken. Muss ich noch erwähnen, dass wir wieder heile mit dem kleinen Kombi in Berlin angekommen sind und bei einer Reisegeschwindigkeit von knapp 100 km/h rund 5 l/100km verbraucht haben? Muss ich nicht? Doch, ich finde schon. Ist doch super! In diesem Sinne: Bis zum nächsten Jahr!
Jaja. #boff3 oder ausgeschrieben die „Belly off“-Aktion einiger auch mir bekannter Blogger habe ich ja nicht offiziell mitgemacht. Ich hätte eh keine Siegchancen, also warum öffentlich zum Horst machen? Und außerdem wollte ich mich nicht irgendwie unter Druck setzen, schaffe ich es derzeit doch zum ersten Mal, wirklich an meinem Gewicht zu arbeiten (also in Richtung weniger, die andere Richtung beherrsche ich besser). Und das ist mir so wichtig, dass ich mich keinem Einfluss von außen aussetzen möchte. Denn, wer mich kennt, weiß, dass das überfällig war (oder ist).
Gegenüber meinem Highscore irgendwann in 2011/2012 habe ich jetzt 15 Kilo runter. Damals habe ich es aber vermieden, mich systematisch zu wiegen. Irgendwann hat es in meiner Rübe dann *klick* gemacht. Seit ich nun also auf mein Gewicht achte, etwa seit Anfang Dezember, bin ich jetzt dabei, am 12. Kilo zu arbeiten. Das ist schon nicht schlecht: Die Hosen schlackern, die Hemden spannen nicht mehr so und das Beste: Ich passe so langsam wieder in meine geliebte Wildlederjacke, die ich Anfang der 90er während meines Studiums in einem Second-Hand-Laden in Hannover an der Lister Meile gekauft habe. Die, gammelig und verschlissen wie sie ist, habe ich nie weggegeben. Ich hatte immer die Hoffnung: Eines Tages passt du da wieder rein. Tja. Und in dieser Saison ist es soweit. Zum Leidwesen meines Umfeldes, das sich nun mit mir in dieser ollen Joppe in der Öffentlichkeit sehen lassen muss: Ick freu mir!
Von Anfang an war mir wichtig, mich jetzt nicht irgendwie zu quälen. Die geänderte Ernährung sollte sich im Alltag umsetzen lassen und außerdem mit meinem einigermaßen diffizilem Geschmack vereinbaren lassen. Denn mit Gemüse (außer ein paar Erbsen und vielleicht Blumenkohl, wenn es sein muss), Salat (außer ein bisschen Rohkost und Blattsalat) und Obst (außer Äpfeln) kann man mich jagen! Glücklicherweise mache ich mir wenigstens nicht viel aus Kuchen oder Schokolade. Dafür könnte ich schon morgens eine Tüte Chips in mich hineinstopfen, gern garniert mit einem parnierten Schnitzel oder so. Und daran musste ich nun arbeiten, aber eben nicht radikal, sondern verträglich.
Als erstes bin ich morgens von Brot auf Müsli umgestiegen. Das hält länger satt. Aber was es da für furchtbare Sorten gibt! Z. B. mit getrockneten Bananenscheiben, gefühlt 50% Rosinen und so Zeugs. Gehmirwech! Inzwischen gibt es einen Mix aus Beerenmüsli von Rewe, angereichert mit irgendwie so süßen, ungesund wirkenden Crispy-Haferdingern und ein paar Dinkelhonigpops gegen die Langeweile im Mund. Für den Vormittag nehme ich mir dann noch einen bis zwei Äpfel mit. Das reicht dann bis zur Mittagspause gegen eins oder halb zwei. Dann muss es aber auch ordentlich was auf den Teller geben: Kohlenhydrate müssen her! Ein Teller Nudeln, dazu ein paar Scheiben Weißbrot und ein kleiner Teller Salat beim Italiener schräg gegenüber, ein Hamburger mit Pommes und Salatbeilage beim Türken neben dem Italiener oder ein Teller gebratene Nudeln oder Reis mit Huhn beim Asiaten nebenan. Tja. Und das war’s dann für den Rest des Tages. Erstaunlicherweise -ich weiß nicht warum- komme ich damit gut klar. Also mir knurrt abends nicht der Magen oder so. Wo früher gern mal mit der Beraterin in allen Lebenslagen eine Flasche Wein geköpft und dazu eine Tüte Chips in uns umgefüllt wurde, gibt’s jetzt ne große Kanne Tee. Das ist schon ein bisschen hart. Aber eben nötig. Wenn mich dann doch ein Hungergefühl plagt, gibt es eine Scheibe Käse. Ob das unbedingt die fettarme Variante sein muss, die derzeit meist im Einkaufswagen landet, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Hauptsache, es funktioniert. Weil ich ja mehr auf Deftiges stehe, ist das mit dem Käse ok.
Tja. So sind vor allem bis Weihnachten schnell die ersten 5 oder 6 Kilo gepurzelt. Durch die Feiertage kam das ganze dann etwas ins Stocken und läuft auch nicht mehr so flüssig wie am Anfang. Aber der Trend weist eindeutig nach wie vor nach unten, pro Woche so etwa ein halbes Kilo. Das ist ok. Wie gesagt, ich will mich ja nicht quälen. Und weil ich das nicht will, ist am Wochenende Vernunftpause. Also Pause von der Ess-Vernunft. Dann gibt es Chips und Bier und Wein, und morgens ein schönes Frühstück mit Brötchen und so. Das ist zwar kontraproduktiv für den Abwärtstrend auf der Waage, aber gut für’s Gemüt. Ohne Frage hilfreich ist natürlich auch, dass meine Beraterin in allen Lebenslagen ebenfalls brav mitzieht. Sie ist auch schon viel leichter. Auch wenn in der Woche mal eine Veranstaltung ist oder wir eingeladen sind, stehe ich nicht da wie ein Trauerkloß, sondern bin „dabei“. Vielleicht nicht mehr so wie früher, aber gesündigt habe ich da ja auch wohl mehr als genug. Dann kann ich in der zweiten Lebenshälfte (man muss ja realistisch sein), vielleicht ein bisschen was wieder gut machen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Hoffentlich noch etwas länger, denn es tut mir gut!
Eine Woche lang „Don Giovanni“. Ich versteh ja nichts von Opern. Das erste, was ich daher mit „Don Giovanni“ verbinde, ist nicht etwa die Oper von Mozart über einen Frauenhelden, sondern das herrliche Boot von Anna-Blume-Bootcharter, mit dem wir 7 Tage lang über die Gewässer nördlich von Berlin schippern durften. Hier ist es:
Schick, oder? Man glaubt gar nicht, wie viele Leute gar nicht fassen können, dass es sich dabei um ein Charterboot handelt. In jedem Hafen und jeder Schleuse wird man auf das tolle Boot angesprochen. Wer sich auch auf der Straße mit stilvollem Beförderungsgerät umgibt, ist mit sowas auf dem Wasser einfach glücklich. Es macht echt Spaß, so etwas Schönes zu bewegen. Wer will da schon z. B. in so einer Charterdose Modell Joghurtbecher sitzen? Es war das erste Mal, dass wir (meine Beraterin in allen Lebenslagen und ich) allein auf große Tour gegangen sind. Von Mildenberg (Zehdenick) aus sollte es nach Rheinsberg gehen und zurück, mit ein paar Abstechern, mal hierhin, mal dorthin. Freitag mittag ging es los. Chartermeister Günter meinte, bis Bredereiche würden wir es trotz der vier Schleusen noch gut schaffen. Das stimmte. In aller Seelenruhe konnten wir unsere ersten Schleusen- und Anlegeerfahrungen machen, bevor wir uns erst im Gasthaus „Zur Fähre“ in Bredereiche stärkten und danach in die kleine, aber feine Kajüte verkrümelten, hier im unaufgeräumten Teil absichtlich etwas unterbelichtet.
Wichtig neben einem bequemen Boot ist natürlich auch noch eine verlässliche Mannschaft. Darum darf ich an dieser Stelle unseren kleinen pelzigen Vorschoter vorstellen, der sich immer mal wieder ins Bild geschummelt hat. Da wir schon ahnten, dass der direkte Weg nach Rheinsberg uns zu schnell ans Ziel bringen würden, fuhren wir erst mal nach Lychen. Dort im Hafen gab es zwar keine Dusche, davor konnte man aber in die Fluten springen. Das machten wir erst zaghaft über die Badeleiter am Heck, wobei insbesondere das Eintauchen in der Bauchnabelregion dauerte, nach Kontrolle der Wassertiefe dann aber mit zunehmenden Temperaturen auch gern mit einem Sprung von Deck. In Lychen gab uns der Hafenmeister den Tipp, das Restaurant am Stadttor zu besuchen. Dort gab es neben lecker Essen auch noch Livemusik. Statt Eintritt zu nehmen hat man dort die Preise moderat angehoben. Finde ich voll in Ordnung. Die Band „Goodbye Gravity“ hat in angenehmer Lautstärke viele bekannte Stücke gecovert. Ein schöner Abend geht mit einem sternenklaren Himmel zu Ende:
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich nur bis nach Fürstenberg. Die Strecke hatten wir aber schnell hinter uns gebracht, so dass wir weiter bis nach Priepert geschippert sind. Tjoa. Da lag man dann im Yachthafen neben zig anderen Booten. Immerhin musste ich das erste Mal rückwärts „einparken“. Das hat aber erstaunlich gut geklappt, auch weil der dortige Hafenmeister die nötige Zuversicht ausstrahlte. Überhaupt waren die Leute dort insgesamt sehr freundlich!
Am nächsten Tag haben wir dann Rheinsberg erreicht. Glücklicherweise waren wir dort schon recht zeitig, weil es doch ziemlich anfing zu gewittern. Man hörte hinterher wahre Schauergeschichten von gekenterten Booten auf der Müritz und so! Wir haben uns stattdessen das nette Städtchen und Schloss Rheinsberg samt Park angesehen. Wirklich ein lohnendes Ziel der Reise!
Am Steg hatten wir für kurze Zeit einen netten Nachbarn mit einem hübschen Holz-Jollenkreuzer. Ein herrliches Boot! Aber auch unglaublich aufwendig im Unterhalt. Der Nachbar hatte nur kurz zum Einkaufen angelegt. Bier war alle. Im Bildhintergrund kann man noch gut den Gewitterhimmel erkennen.
Am nächsten Tag ging es dann im Prinzip schon auf den Rückweg. Das Ziel war nun Fürstenberg. Dafür müssen wir uns bei nächsten Mal unbedingt mehr Zeit nehmen! Denn, eins stand schon deutlich vor dem Ende unserer Reise fest: Es wird ein nächstes Mal geben! Es gibt ja noch so viel zu entdecken.
Wir hatten ja genug Zeit, also wurde mal wieder geankert. Es ging nicht nur im Kopfsprung in die Fluten, sondern ich konnte auch mein mitgebrachtes Modellwasserflugzeug noch einmal ausprobieren. Ich hatte eine winzige Kamera untergeschnallt, und heraus gekommen ist dieses Video. Ziel war natürlich, schöne Überflüge über das Boot zu filmen. Naja, Bildqualität und Fluggeschwindigkeit stehen dem entgegen, aber ist doch trotzdem ganz schön geworden:
Von Fürstenberg aus wären wir im Prinzip schon in einem Rutsch wieder nach Mildenberg gekommen. Aber was sollten wir da? Also haben wir Templin angesteuert. Das hieß: 6 Schleusen und zum Teil langsame Fahrt in den Templiner Gewässern. Aber wir kamen an den vier Schleusen zwischen Bredereiche und dem Abzweig nach Templin gut durch, wenn man von einem kleinen Zwischenfall absieht:
Wir wunderten uns schon, warum das Ausfahren aus der Schleuse der Schleusung vor uns so lange dauerte, bis eine Frau von der stattlichen Yacht kletterte und vom Schleusentor aus den wartenden Booten zurief: „Kann uns mal einer rausschleppen? Unser Motor springt nicht mehr an!“ Wir lagen an erster Position und ich hatte ja inzwischen auch eine zweistellige Stundenzahl am Steuerrad gestanden. Also nichts wie los. Alles in der gebotenen Ruhe und Umsicht: Wenden, rückwärts heranfahren, Leine von meiner Beraterin in allen Lebenslagen annehmen lassen. Und Schub. Ups. Keine Maschine? Also auch kein Rückwärtsgang. Zunächst übrigens nicht mal jemand am Steuerstand, weil vor lauter Aufregung die gesamte Charterfamilie meinen Bootsfahrkünsten zuschaute. Irgendwann war der Vater wieder am Ruder.
Mir war inzwischen klar geworden, dass ich erstens keinesfalls zu viel Schwung in die Sache bringen durfte, weil der Kahn ja nicht bremsen konnte. Und zweitens war der Anleger nicht lang genug für 2 Boote, also habe ich den Havaristen im Schlepp nur an den Anleger gezogen, Kommando zum Überwerfen der Leine an einen Passanten gegeben, der die Lage dank Hinweise meiner Beraterin in allen Lebenslagen gleich checkte, und bin abgedreht wieder in Richtung Schleuse. Einmal längs der wartenden Boote schallte mir der Applaus von dort entgegen. Wow!
Fährt man Richtung Templin, kann man an der Schleuse Kannenburg noch echten Handbetrieb erleben. Natürlich hat man für den Schleusenwärter einen kleinen Obolus griffbereit! In Templin angekommen hab ich meine Bootsfahrkünste vom Mittag gleich wieder revidiert. Könnte man jedenfalls meinen. Wir wollten eigentlich mit dem Heck zum See anlegen, dann hätten wir nämlich abends noch einen schönen Blick über den See gehabt. Der Hafenmeister gab uns aber zu verstehen, dass wir anders herum anlegen sollten. Also wenden. Kein Problem, wären da nicht die widersprüchlichen Kommandos, mal links, mal rechts, zu mir durchgedrungen. Mit dem Ohr an der seitlichen Plane vom Bootsverdeck hört man nicht so gut. Also bin ich mal so rum, mal so rum gefahren. Hätte man mich einfach machen lassen, wäre das wesentlich geschmeidiger gewesen. Na egal, wir sind ja angekommen, und das ohne Feindberührungen.
Hinter uns lag übrigens noch ein weiteres Boot der Anna-Blume-Flotte, der/die wunderschöne Edmond Dantès, hier beim Verlassen des Hafens am nächsten Morgen. Wir kamen mit den Chartergästen ein bisschen ins Gespräch. Sie hatten bei einem früheren Aufenthalt echt Pech gehabt: Ein „Mietyoghurtbecher“ aus einer Billigheimerflotte war wohl so dreckig, dass die Tomatensoße noch in der Kombüse klebte und die Bettwäsche fleckig gewesen sei. Wenn die Anfahrt über mehrere hundert Kilometer nicht gewesen wäre, wäre man gleich angeekelt umgekehrt. Aber so habe man das in Kauf genommen. Unglaublich, was einem woanders für sein gutes Geld vorgesetzt wird. Mit solchen Ängsten braucht man bei „unserer“ Flotte nicht zu leben. Das steht aber mal fest!
Wir sind noch ein bisschen nach Osten in den Templiner Gewässern rumgeschippert. Da es aber leider zu kühl war, war nichts mehr mit Ankern und Baden. Nachdem ich dieses Foto geschossen hatte, sind wir dann auch umgedreht. Aber das musste ich einfach festhalten. Ein Bild für die Götter!
So sind wir schon recht zeitig am Nachmittag wieder in Mildenberg gewesen. Dort konnten wir schon ein bisschen klar Schiff machen, bis der allerbeste Günter noch vorbeikam und uns beim Abpumpen des Schmutzwassers und beim Tanken half. Gut. Eigentlich war es andersherum: Wir haben ihm geholfen. Oder noch besser: Wir haben versucht, möglichst wenig im Weg zu stehen.
Nach Edmond Dantès traf in der Dämmerung auch noch das Mutterschiff der Flotte, die Anna Blume ein. So schliefen drei Boote der Flotte friedlich nebeneinander, samt Besatzung im Heimathafen, dem neuen Hafen am Ziegeleipark in Mildenberg.
Am nächsten Morgen erwartete uns erst der Dunst über den Gewässern und dann leider der angekündigte Regen.
Daher fiel die beabsichtigte Besichtigung des Ziegeleiparks leider aus. Aber auch das können und werden wir nachholen. Als Wermutstropfen blieb (zunächst) der Verlust des Eherings meiner Beraterin in allen Lebenslagen. Ein paar Tage später klingelte das Telefon mit einer unbekannten Nummern, aber bekannten Stimme: Günter hatte ihn gefunden und zwei Tage später lag er (der Ring) im Briefkasten. Danke! Es war ein super Urlaub. Wirklich toll, wie sehr man keine 100 km von Berlin entfernt so sehr in eine andere Welt eintauchen kann. Erholung von der ersten bis zur letzten Minute.
Seit etwa einem Jahr fotografiere ich nun mit der Leica M9-P. Auf dem Tacho stehen 13734 Auslösungen. Das sind pro Tag nicht mal 40 Fotos. Geht doch. 😉
Warum macht man eigentlich nach einem Jahr eine Art Rückblick? Doch irgendwie, weil man (ich) sich in den vergangenen 365 Tagen des Öfteren fragen lassen musste, wie man so viel Geld für so ein bisschen Kamera ausgeben kann. Tja, und da kann man dann auf die Idee kommen, dass man sich wohl dafür rechtfertigen muss. Die Leica wäre nie für mich in den Bereich des Möglichen gekommen, wenn nicht dafür mein selbst restaurierter, geliebter Fiat 500 gegangen wäre.
Es gibt ja Zeitgenossen, die einen Leica-Besitzer nur als einen stinkreichen Schnösel sehen, der sein wertvolles Stück in die Vitrine stellt und ansonsten a) nicht damit umzugehen weiß und b) in der Regel auch völlig talentbefreit ist. Das ist jedenfalls das, was man zwischen den Zeilen z. B. in einem Podcast heraushören konnte, der meine Bremsenreiniger-Geschichte aufgegriffen hat, und naja, so ein bisschen durch den Kakao gezogen hat. Dass ich damit nicht ganz einverstanden war und insbesondere mein Dank für die kurze Klickschwemme nicht groß genug war, die mir der, ich nenne ihn liebevoll den Jamie Oliver der Fotografie, verschafft hat, hat man mir dann auch ein bisschen übel genommen, scheint’s. Dabei ist es mir finanziell, worauf es anderen ja extrem ankommt, ziemlich egal, wie viele Leute sich hierher verirren. Rückblickend war die Sensorreinigung mit Bremsenreiniger sicherlich das nach außen Aufregendste. Es hat allerdings keine (erkennbaren) bleibenden Schäden hinterlassen. Und derzeit ist es glücklicherweise auch nicht nötig, den Sensor wieder zu reinigen, weil ich halt – im Gegensatz zu den Profis, die ich an meinen Sensor gelassen habe – wirklich gründlich gearbeitet habe. Aber lassen wir das Thema ruhen.
Mich für die „P“ entschieden zu haben, war eine gute Wahl. Nicht, weil vorne nicht Leica dransteht, sondern, weil die „P“ eine Displayscheibe aus Saphirglas hat. Ich glaube, sonst könnte ich nichts mehr erkennen vor Kratzern, wo ich die Leica doch jeden Tag bei mir habe, praktisch überall, wo ich geh‘ und steh‘. Ganz klare Sache: So ein Glas gehört an jede Leica. Bei dem Preis für die normale M9 und dem Qualitätsanspruch sollte das eigentlich selbstverständlich sein. Aber soll ich mich wirklich über den Preis der Kamera aufregen? Immer das selbe Thema? Wie viel ist so eine Kamera wert? Wie viel bezahlt man für den Namen? Namen waren mir immer schon egal. Wie auch bei Autos bin ich kein Markenfetischist. Die Frage ist: Gibt es eine Alternative? Und die beantworte ich immer noch mit „nein“. Nein, es gibt keine andere Kamera, die mir das bietet, was ich mir von der M9 versprochen und auch bekommen habe.
Gerade gestern habe ich noch mit meinem Kollegen Stefan, ebenfalls foto-ambitioniert, darüber gesprochen. Ich finde z. B. die Olympus OM-D oder die Fuji X1-Pro echt schnuckelig. Aber sie gefallen mir eben bei ganz bestimmten Punkten nicht, die ich an der Leica, vor allen an den Objektiven, so schätze: Das ist einmal das Fokussieren und das ist der Blendenring. Autofokus ist oft ne tolle Sache. Aber wenn man dadurch die Funktionalität eines butterweich laufenden, aber eben nicht undefinierten Fokusrings in Verbindung mit einem Suchersystem opfert, das dem Messsucher der Leica (noch) nicht das Wasser reichen kann, drehe ich lieber die ganze Zeit von Hand, um z. B. solche Fotos zu machen:
Und dann ist da das Vollformat. Ich vermisse Zoomobjektive praktisch nie. Für das, was ich mit meinen Fotos mache, komme ich mit den 18 MPixeln prima klar. Denn, ich kann mir aus meinen Bildern herrliche Ausschnitte machen, ohne Gefahr zu laufen, in einen pixeligen Bereich zu geraten. Klar. Alles hat seine Grenzen, aber das geht schon wirklich prima!
Vollformat kann aber auch Fluch sein: Denn, man muss die Blende schon ziemlich weit zu drehen, damit man Tiefenschärfe bekommt, wenn man sie will. Und da sind wir dann auch schon beim größten Manko der M9, dem Sensor, speziell seiner Licht(un)empfindlichkeit. Wo andere Kameras mit vierstelligen ISO-Werten locker hantieren und relativ rauscharme Bilder liefern, stößt die Leica mitunter schon im hohen dreistelligen Bereich an ihre Grenzen. Das ist echt Käse. Vor allem, weil es (natürlich) auch keinen Verwackelungsschutz gibt. Anstatt eine Videofunktion mit Liveview zu implementieren, wie es im Vorfeld der Photokina rumort, würde ich mir viel mehr eine überarbeitete M9 mit rauscharmem Sensor und Verwackelungsschutz wünschen. (Was diese monochrome M9 soll, habe ich btw überhaupt nicht verstanden. Aber ich bin ja auch kein ambitionierte Fotograf und schon gar kein Künstler, der sowas verstehen könnte.) Alles andere an der M9 kann so bleiben: Das Display wird ja oft gescholten. Hey. Ich will mir meine Bilder nicht auf einem kleinen Bildschirmchen ansehen. Da checke ich nur, ob der Bildausschnitt passt. Vielleicht zoome ich kurz rein, um die Schärfe zu kontrollieren. Für mehr brauche ich das nicht. „Entwickelt“ wird das Foto eh erst mit Lightroom. Die Möglichkeiten des Programm setze ich recht moderat ein. Ich möchte den ursprünglichen Charakter der Situation, in der ich das Foto aufgenommen habe, beibehalten. Mir gehen viele extrem bearbeitete Fotos da viel zu weit. Bunteste Himmel, dramatischste Wolken, aber auch Gesichter (natürlich in schwarz-weiß), die nur aus einer makellosen weißen Fläche zu bestehen scheinen. Ne, das ist nicht meine Fotografie. Ich fotografiere, die Welt so, wie sie mir vor die Linse kommt. Und so soll es hinterher auch aussehen.
Mit meiner Objektivwahl (35mm, 1:1,4 und 90mm 1:2,8) liege ich immer noch goldrichtig. Manchmal wünsche ich mir ein Weitwinkel (um 20 mm). Das kann ich mir aber nicht leisten. Mal sehen. Irgendwann vielleicht. Aber ich sage es auch ganz ehrlich: Sollte ein anderer Hersteller mit einer Sucherkamera um die Ecke kommen, die mir ordentliches manuelles Fokussieren, Vollformat und einen rauscharmen Sensor für weniger Geld bietet, bin ich nicht an die Leica gefesselt. (Vor allem, weil man auch oft an solchen Kameras die Leica-Objektive verwenden kann). Dumm nur, dass meine „Olga“, wie ich sie kurz nach dem Kauf in Anspielung an ihren martialischen und gleichzeitig minimalistischen Auftritt und die Billig-Kameras „Holga“ getauft habe, inzwischen so viele Kratzer, Macken und Verschleißspuren am Gehäuse hat, dass sie auf dem Gebrauchtmarkt wahrscheinlich in den unteren Rängen rangieren würde. Aber ich will sie ja auch gar nicht verkaufen. Eben weil es nach wie vor keine bessere Kamera für mich gibt. Vor allem keine klobige DSLR.