Beiträge vom Februar, 2009

Desktop heißt Arbeitsfläche

Mittwoch, 25. Februar 2009 9:33

Desktop (Klick auf das Foto gibt ein lustiges Suchbild)

Als ich in grauer Vorzeit mit meiner Berufstätigkeit begann, konnte man von Digitalfotos nur träumen. Man hatte wohl schon mal von sowas gehört, aber richtig daran glauben, mochte man noch nicht. Alles war „analog“ (wobei das irgendwie Unsinn ist). Na, zumindest waren die Fotos noch welche zum Anfassen, richtig auf Fotopapier mit Chemie und so.

Das hat sich natürlich längst überlebt. Aufgrund der Kostenersparnis sind natürlich fast alle  Schadengutachter dazu übergegangen, ihre Fotos digital zu knippsen. Anfangs haben sich zwar einige aufgeregt, dass es ja nicht so kostengünstig sei, jedes Mal einen neuen Chip einlegen zu müssen (kein Scherz!). Aber inzwischen ist wohl auch der letzte dahinter gekommen, dass man den Inhalt auf den Speicherkarten löschen und neu beschreiben kann.

Für die Gilde der Unfallanalytiker, die i. d. R. Unfälle erst bearbeiten, wenn rund ein Jahr vergangen ist und der Prozess den entsprechenden Stand der Dinge erreicht hat, sind allerdings neue Probleme eingetreten: Komische Bilderverwaltungssysteme und krankhafter Sparzwang führen zu stark verkleinerten Dateien, die auf Anforderung für die Unfallanalyse zur Verfügung gestellt werden. Das ist ziemlich ärgerlich, denn je nach Aufgabenstellung lassen sich die offenen Fragen oft schlechter klären als mit Papierfotos, zumal sich noch nicht durchgesetzt hat, dass einzig die Dateien, die aus der Kamera kommen, die Originale sind und nicht irgendwelche Ausdrucke, denen ein schlechter Drucker seine persönliche Note aufgezwängt hat.

Aber das wollte ich alles gar nicht schreiben.

Früher konnte man jedenfalls die Papierfotos (aus der Akte herausreißen und) auf dem Schreibisch verteilen. Man konnte Fotos direkt nebeneinander liegend miteinander vergleichen, Schäden zuordnen etc. Am Anfang, vor fast 11 Jahren, brauchte ich den Computer nur für den Gutachtentext.

Als es mit der Digitalfotografierei losging, saß man dann i. d. R., wenn es einem gutging, vor einem 17″-Röhrenmonitor und suchte zwischen einzelnen Pixeln die Fotos von den kaputten Autos. Schon vor Jahren, als auf die Ingenieure in meiner alten Firma neue Rechner niederregneten (na, das war was!) bin ich als erster dazu übergegangen, auch den zweiten Anschluss an der Grafikkarte mit einem weiteren (vom eigenen Taschengeld für die Firma gekauften) Monitor zu versehen und das Desktop zu erweitern. Das war seinerzeit noch keineswegs selbstverständlich!

Ich vertrete den Standpunkt, dass sich der Desktop, also die Arbeitsfläche vom Schreibtisch auf den Monitor verlagert hat und man deswegen dort im Prinzip genau so viel Oberfläche zum Angucken der Fotos braucht wie vorher auf dem Schreibtisch. Für mich ist es zumindest hilfreich, diese Möglichkeit zu haben.

Dazu kommt dann das nächste Problem: Alle Produkte und Resultate der Arbeit werden auf DIN A4-Format festgehalten. Hochkant natürlich. Darum habe ich vor kurzem schon mal einen der beiden TFTs hochkant gestellt.  Doch der Wunsch nach einem dritten Monitor war groß. Also habe ich mir erstmal eine weitere Grafikkarte zugelegt, und zwar eine GeForce 6200, die man in einen normalen PCI-Slot stecken kann. Da hatte ich nun zwei neue Monitoranschlüsse (von denen ich aber aus Gründen der Übersichtlichkeit nur einen benutzen werde). Ein arbeitsloser 15″-TFT musste erstmal zu Versuchszwecken herhalten, bis mein freundlicher „Büroausstatter“ einen weiteren „richtigen“ Monitor genehmigte, einen Samsung SyncMaster 2043BW. Meine beiden anderen Samsung 203B sind verlässliche Dinger, also warum nicht wieder einen Samsung nehmen?

Schon jetzt merke ich, dass es sehr angenehm ist, z. B. mehr Fotos auf den Monitoren ausbreiten zu können. Ich habe nun die beiden alten Samsungs hochkant gestellt und den neuen, ein sog. Widescreen (16:10, 1680×1050) quer. Das ergibt eine breitere Taskleiste. Auf den Hochkantscreens kann man bei der heutigen Vielzahl an Menüleisten, Ribbons und was da sonst so rumhängt, endlich ein DIN A4-Blatt in Originalgröße anzeigen lassen, außerdem reicht die Größe aus, um zwei Querformat-Bilder in angenehmer Größe übereinander betrachten zu können. Vor allem das Hochkant-Format ist ein echter Gewinn!

Dennoch: So richtig rund läuft die Sache noch nicht, auch wenn im Großen und Ganzen alles ganz gut funktioniert. Der Media-Player-Classic hat beim Öffnen eines Videos den Rechner gestern extrem ausgebremst, dass ich ihn einmal sogar resetten musste. Manche Videos werden auf den Hochkantscreens nicht wiedergegeben.  Das ist nicht schön. Außerdem hat der neue Samsung ein gewisses Eigenleben, weil hin und wieder (komischerweise meistens, wenn Kollege K. auftaucht) irgendwelche Menüs aufblinken oder sich der Monitor auch mal unvermittelt ausschaltet. Außerdem scheint die Firmware einen Bug zu haben: Stellt man die Helligkeit über das OSD auf ziemlich „dunkler“ (<50) ein, reagiert der Monitor nur noch extrem langsam auf Menübefehle, die man zu meinem Leidwesen nicht mehr über richtige Drucktasten, sondern in der unteren Gehäusekante versteckte Sensor“tasten“ eingibt.

Dennoch: Meinen @work-Rechner aufzurüsten, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Den Rest kriege ich sicherlich noch in die Gänge.

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[moto] Erstes Lebenszeichen: Der Heinkel

Samstag, 21. Februar 2009 18:47

Die warme Jahreszeit klopft vielleicht noch nicht gerade vernehmbar an die Tür, aber mit ziemlicher Sicherheit kann man davon ausgehen, dass der Winter langsam zu Ende geht. Damit hat auch die triste Warterei, endlich mal wieder einen der liebgewonnenen Oldtimer zu bewegen, ein Ende. In dieser Saison soll sich zu den beiden Fiats noch ein weiteres Gefährt gesellen, nämlich der Heinkel Tourist-Roller, den mir jog zum Aufpäppeln überlassen hat.

Heinkel2Endlich hat es sich ergeben, dass ich mir mal ein paar Stunden, zusammen mit meinem Bruder Zeit genommen habe, um endlich anzufangen: Züge wechseln, den verkniesten Vergaser reinigen, neue Kerzen, neue Kontakte, frisches Öl, Ventile einstellen (ja, zum Glück ist es ein Viertaker). Die Elektrik wurde provisorisch zusammengefummelt, weil leider der Zündschlüssel fehlt. Aber siehe da: Die Standzeit hat der Roller ganz gut überstanden. Diverse Lichter glimmten auf, und auch die Dynastartanlage gab Geräusche von sich. Die ersten Zündungen durfte der Heinkel-Opa dann auch in die geheizte Werkstatt puffen, bis der erste wirkliche Probelauf auf der Terrasse stattfand. Hurra, er läuft!

Das macht Mut, um nun die Technik soweit auf Vordermann zu bringen, so dass die Mühle pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen dem TÜV vorgeführt und angemeldet werden kann. Sicherlich gibt es da noch diverse Rückschläge, denn, wie sich zeigt, ist der alte Herr etwas inkontinent, und die Schaltung einzustellen, scheint ein besonderes Kapitel zu sein, was jog wohl auch schon seinerzeit den Spaß am Roller verlieren ließ.

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Kulturoffensive #3: Funk bis das Trommelfell platzt

Montag, 16. Februar 2009 9:52

Gestern war erstmal der Höhepunkt unserer Kulturoffensive: „Tower of Power“ und Maceo Parker live im Postbahnhof am Ostbahnhof.

towerofpower_1Seit 41 Jahren gibt es die Funkformation „Tower of Power“ nun. Die Besetzung ändert sich wohl gern mal, von den alten Recken sind aber auch noch zwei oder drei dabei.  Ansonsten hatte ich die Geschichte der Band nicht wirklich verfolgt habe.  Aber ich wusste, dass sie Musik abliefern, die intelligent ist und in die Beine geht. Darum hatte ich echt Bock auf das Konzert. Und Maceo Parker ist sowieso eine der großen Funk-Legenden in einer Reihe mit George Clinton, Bootsy Collins und dem Godfather James Brown. 40 Euro waren mir allerdings eigentlich zu heftig. Glück gehabt:  Karten gab’s zum Geburtstag. Hurra!

Wir waren gegen 19.30 Uhr da, 20.00 Uhr sollte es offiziell losgehen. Zwischen Viertel nach acht und halb neun war es dann auch relativ zeitig so weit. Es war, als wir kamen, schon recht voll in der Halle. Wir haben uns dann direkt hinter dem Mischer ans Gitter gestellt, so dass wir einigermaßen Sicht, wenn auch aus etwas größer Entfernung, auf die Band hatten. Aber vor allem der Sound sollte hier gut sein! Die Band legte mit einem Gebläse-Gewitter los, dass es nur so krachte. Solche spitzen Bläserattacken mit dieser Präzision! Einfach genial. Dazu ein Groove, der schon nach den ersten Sekunden direkt in die Beine ging, so dass der gut gefüllte Saal sofort mitwippte. Man merkt den „Jungs“ (eher Daddies) auf der Bühne ihre Spiellaune wirklich an. Sie leben den Funk (den sie als Soul bezeichnen)! Zu keiner Zeit wurde es in den nächsten anderthalb Stunden langweilig. Beim vorletzten Stück setzte dann auch Maceo Parker mit ein. Dann kam eine Zugabe. Wir fragten uns, unwissend wie wir waren, ob’s das nun war mit Maceo Parker (kann ja wohl nicht!). Nene, nur ne halbe Stunde Umbaupause, bis Maceo mit seiner Band weitermachte.

Während „Tower of Power“ eher kürzere Stücke (wobei kurz immer noch schätzungsweise ca. 5 bis 7 Minuten sind) in einem Set hintereinander wegspielten, ist Maceo Parker dem (P-)Funk mit seinen gerne mal 15 minütigen Stücken verschrieben. Ich finde diese Stücke immer wieder faszinierende: Der pumpende Groove marschiert in eins durch, mal hier ein Solo, mal dort, mal leiser, mal lauter.

maceoparker1Und da sind wir auch schon beim Thema: Laut. Bei „Tower of Power“ war ja noch alles gut. Ein älterer und erfahrener Mischer machte einen guten Job.  Für Maceo Parker nahm dann aber son Komiker mit alberner Puschelfrisur an den Knöpfen Platz, der sich nicht wundern sollte, wenn heute ein paar Anzeigen wegen (versuchter) Körperverletzung eingehen. Der hat den Schuss nicht mehr gehört. Um uns herum (so auch wir) steckten sich die Leute irgendwas in die Ohren: Gehörschutzstöpsel oder schlicht Papierkügelchen. Schlussendlich hat diese Pappnase uns und etliche andere im wahrsten Sinne mit seinem Krach vorzeitig aus der Halle geblasen.

Ich habe selbst schon ne Menge laute Musik gemacht, so dass mir nach den Proben die Ohren piepten. Da rauschten die Muscheln manchmal noch am nächsten Morgen. Aber diese Lautstärke muss einfach nicht sein. Meinetwegen kann er bei einem Death-Trash-oder-Sonstwas-Metal-Gig so aufdrehen. Funk hat das einfach nicht nötig, zumal in dem Krachbrei, der durch die Ohrenproppen nicht besser wird, alle Nuancen der Solisten untergehen. So hat ein einziger Wahnsinniger dafür gesorgt, dass wir auf einem Sonntag Abend einerseits doch nicht viel zu spät nach Hause kamen, aber andererseits ein fahler Beigeschmack eines ansonsten wahrhaft erstklassigen Konzerts zurückblieb.

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Kulturoffensive #2: Piet Klocke

Sonntag, 15. Februar 2009 15:38

Gestern Abend ging’s weiter in unserem Kulturprogramm, diesmal mit Piet Klocke und im Schlepptau Simone Sonnenschein. Veranstaltungsort war das Studio im Admiralspalast, also die Dachkammer. Ich persönlich mag das Theater nicht so sehr. Man kommt herein und schaut erstmal auf die irgendwie provisorisch wirkende Rückseite der „Tribüne“. Der Saal als solcher ist dann, um es neutral auszudrücken, einfach nüchtern. Architekturinteressierten wird die Stahl-Holz-Dachkonstruktion gefallen.

klockeIch kannte Piet Klocke bislang nur aus kurzen Einspielungen im TV und wollte ihn schon lange mal live sehen. In erster Linie, um mir darüber klar zu werden, ob ich den nun genial oder nur verrückt finde. Ehrlich gesagt bin ich mir heute nicht wirklich sicherer als vorher.

Seine Art, Sätze anzufangen, nicht zu Ende zu bringen oder anders als vermutet, ist genial. Er verstrickt sich immer tiefer in irgendwelchen an Peinlichkeit zunehmenden Wortaneinanderreihungen. Auch die ungelenken Gesten sind einfach Klasse. Vor sich hat er eine kurze Klaviatur, neben sich ein (Windows-)Notebook, das quasi als Sequenzer oder so dient. Da drückt er immer mal wieder eine Taste, und schon beginnen treibende Drum’n’Bass Loops oder auch ganze Songs. Das macht das Geschehen sehr abwechslungsreich, zumal Angelika Kleinknecht (Simone Sonnenschein) sehr angenehme Töne aus ihrem Saxophon dazuzaubert.

studioAllerdings frage ich mich jetzt, wo ich das hier schreibe, ob es sich lohnt, auf den Inhalt der Vorstellung einzugehen. Denn es ist der Eindruck zurückgeblieben, dass man ihn gesehen haben muss, um das leibhaftige Chaos im Vortrag zu erleben und auch seine, die interessantesten Gesichter ziehende Partnerin zu sehen, aber vor allem, Saxophon spielen zu hören. Aber, und das ist das große Aber, eben weil es so wenig auf den Inhalt ankommt, reicht es wohl, Piet Klocke einmal (oder sagen wir einmal in 10 Jahren oder so) gesehen zu haben.

Ich habe keine große Erfahrung mit Live-Comedy. Ich vermute bald, dass mir der Abnutzungseffekt auch bei anderen Größen der Szene passiert. Erst bei politischem Kabarett mit direktem Zeitbezug wird es das Problem bei mir nicht geben. Daher wird das wohl eine der nächsten Kleinkunst-Aktionen: Mathias Richling oder so. Das muss mal sein. Alles in allem waren es angenehme anderthalb Stunden Netto-Spaß.  Für Eintrittspreise von über 20 Euro erwarte ich persönlich allerdings etwas mehr. Wahrscheinlich habe ich aber auch eine Schieflage zwischen meiner Erwartung und dem Niveau heutiger Kartenpreise zu korrigieren.

Etwas befremdlich fand ich den Schluss der Veranstaltung. Jeder weiß, dass es natürlich eine Zugabe gibt. Und so schlecht war die Vorstellung nun wirklich nicht, dass alle nach dem ersten Vorhang rausrennen mussten. Als die beiden jedenfalls wieder auf die Bühne kamen, guckten sie schon irritiert, als die Leute reihenweise die Treppe hinunterstapften und verschwanden. Ich vermute ja, dass alle diejenigen zur Garderobe gestiefelt sind, um ihre Jacken abzuholen, war doch da bis zum Beginn der Vorstellung eine Schlange halb durchs Foyer.

Einige haben sich aber eines besseren besonnen und sind zumindest in den seitlichen Gängen stehen geblieben. Hat sich auch gelohnt, wie ich meine, denn die Zugabennummer zum Thema „Schöpfungsgeschichte“ war dann auch wirklich genial.

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Kulturoffensive #1: "Hilde"

Samstag, 14. Februar 2009 23:29

Im Rahmen unserer Aktion „Kultur galore“ war gestern Abend die Premiere von „Hilde“ im Special-Programm der Berlinale.

f-stadt-palastEs war die erste wirklich große Kinopremiere, der meine Teuerste und ich beiwohnten. Das Spektakel fand im Friedrichstadtpalast statt. Das ist eigentlich ja kein Kino, sondern ein Revuetheater. Also hatte man eine ziemlich große Leinwand aufgebaut, damit die rund 1.600 Leute etwas sehen konnten. Ganz großes Kino also. Um den Eingang des Friedrichstadtpalasts zu erreichen, durften/mussten wir sogar über den roten Teppich gehen/schreiten.

Wir hatten Karten „Parkett C rechts“ (die kosteten übrigens 9,50 Euro. Sehr moderat, wie ich meine). Hörte sich erst ziemlich weit vorn/unten/außen an. Wir trösteten uns zunächst damit, dass wir dann die Künstler besser aus der Nähe sehen könnten, weil die sich sicherlich auf der Bühne versammeln würden. Es kam dann aber anders, weil unsere Plätze ziemlich weit oben, schätzungsweise in der 20. Reihe waren. Wir waren auch schon eine Stunde vor Vorstellungsbeginn (21.00 Uhr) dort. Beste Sicht auf die Leinwand und die eintreffenden Stars.  Nur ist es ziemlich eng im Friedrichstadtpalast, wenig Beinfreiheit. Das merkte ich am Ende der Veranstaltung an meinen verdrehten Knien. Einige deutlich später kommenden Leute, meist in schicker Abendgarderobe, muckierten sich, dass Frühkommer ihre Plätze mit ihren Jacken belegt hatten und noch ein Getränk schlürften. „Das ist ja wie im Robinson-Club mit den Handtüchern auf den Liegestühlen.“ Im Gegensatz zum Robinson-Club, wo es an einem selbst liegt, wann man aufsteht, um sein Handtuch zu werfen, öffneten im F-Stadt-Palast für alle gleichzeitig die Tore, Verehrteste.

saalWir saßen also brav eine gute halbe Stunde auf unseren Plätzen, bis das Licht verdunkelt wurde und mit ordentlichem Applaus das Staraufgebot und Produktionsteam begrüßt wurde. Das war schon toll für uns „Ex-Landeier“. So dicht dran ist man ja doch selten. Schön war auch, dass der Film ohne Werbung startete.

Der Film zeigt den Abschnitt von Hildegard Knefs Leben zwischen dem zweiten Weltkrieg und dem großen Auftritt in der Philharmonie 1966. Ich wüsste nicht, welche deutsche Schauspielerin die Knef besser darstellen könnte als Heike Makatsch. Sie hat „das gewisse Etwas“. Sprache, Stimme, Aussehen: Es passt wirklich sehr gut. Perfekt sage ich mal nicht, aber sie ist verdammt dicht dran. Möglicherweise stört genau das gerade die wahren Knef-Verehrer: Die Knef kann man nicht kopieren. Darum bringt Heike Makatsch, die alle Songs selbst singt, ihre eigene Interpretation ohne am Original zu scheitern (denn, mal ehrlich: Richtig gut singen im klassischen Sinne konnte Hildegard Knef auch nicht). Allerdings singt Makatsch schätzungsweise eine Terz höher.

Um den zeitlichen Rahmen abzustecken, beginnt der Film quasi kurz vorm Ende: Knef kommt vor dem Konzert in Tempelhof an und fährt von dort zur Philharmonie. Dort, in der Künstlergarderobe, kommen Erinnerungen an die Vergangenheit hoch, die in den Kriegsjahren beginnen. Eindringlich werden die letzten Kriegstage in Berlin geschildert, ihr Verhältnis zu ihrer Familie und zu den (diversen) Männern. Man erfährt ihre tiefgreifenden Veränderungen ihres Lebens beim Wechsel nach Hollywood. An dieser Stelle hatte der Film m. E. einige Längen. Kein Wunder: In Hollywood war es wohl für die Knef auch nicht so spannend. Der Film führt dann am Beispiel retrospektiver Geschichten aus dem Leben der Knef auf den große Showdown, den Philharmonieauftritt, hin. Während die Lieder zuvor nur im Off zu hören sind, trägt Makatsch nun „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ raumgreifend vor.

buehneOb man den Film gut oder mittelmäßig findet, hängt vom Anspruch ab. Sieht man das Dokumentarische im Vordergrund, wird man wohl enttäuscht, da der Film sehr episodenhaft und nicht eine minutiöse Nacherzählung ist, die jedes Detail mit der gleichen Intensität darstellt. Wenn man, so wie ich, eher auf etwas mehr als 2 Stunden gute Kinounterhalt mit vertretbarem Tiefgang aus ist, ist man bei „Hilde“ gut aufgehoben. Nicht nur, dass die Stimmung zum Kriegsende und in den Nachkriegsjahren gut rüber kommt: Durch ein paar schnoddrige bis alberne Bemerkungen gibt es auch ein paar wohldosierte Lacher. Uns hat der Film gefallen, zu hohe Ansprüche an die jüngere Kulturgeschichte sollte man aber nicht stellen. Und eines wird auch klar: Wer immer noch meint, Heike Makatsch sei doch diese ehemalige Viva-Moderatorin wird durch ihre schauspielerische Leistung zweifelsohne eines Besseren belehrt.

Dennoch scheint der Film beim Publikum nicht als der große „Brüller“ angekommen zu sein. Am Schluss, als das Team und die anwesenden Schauspieler auf die Bühne gerufen wuren, gab es zwar ordentlich Beifall, aber der große Begeisterungssturm blieb aus. So stand, als sich das Publikum aus dem Saal begab, das Grüppchen immer noch unten auf der Bühne und wirkte etwas verloren. Das scheint aber eine Eigenheit des Berliner Publikums zu sein. Dazu mehr in der nächsten Folge von „Kultur galore“.

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Neue Heimat, neue Wörter #2

Freitag, 13. Februar 2009 9:06

Heute:

Die „Urlaubslage“. Oder auch „Geburtstagslage“.

Geht man (länger) in Urlaub, ist eine Urlaubslage fällig (z. B. heute von einer Kollegin). Das gleiche gilt an Geburtstagen. Während man in meiner alten Heimat aus verschiedenen Gründen „einen ausgibt“, wird in Berlin eine „<Anlass>-Lage“ gereicht. Schnittchen, Brötchen, kalte Platten, allgemein Büfett, Kekse, Kuchen, Torte usw. usf.

Nun muss ich noch herausfinden, was für Lagen es denn so gibt. Neben obigen Lagen käme z. B. nächstens eine „Autolage“ (Kollege hat ein neues Auto bekommen) in Frage. Ein weitaus bekannterer Begriff könnte auch eine neue Bedeutung bekommen: Die „Lebenslage“ würde bestens zur Geburt allfälligen Nachwuchses passen.

Inwieweit es auch eine „Krankheitslage“ gibt, wenn man vorhat, länger krank zu feiern oder nach der Krankheit die Arbeit wieder aufnimmt, habe ich noch nicht herausgefunden. Ebenso wenig Sinn machen in diesem Zusammenhang „Ablage“, „Schieflage“, „Ruhelage“ und „Insektenp-lage“. (Na, der war jetzt echt schlecht. Auf zum Büfett bzw. ans Büffet!!! :D)

Grüße aus der stabilen Seitenlage

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BMW – Bangle Muss Weg

Dienstag, 3. Februar 2009 20:42

So deuteten Etliche die Initialen  des Berliner Motorrad-Werks der Bayrischen Motoren-Werke in den letzten Jahren. Der amerikanische Hausdesigner Chris Bangle hatte gehörig für Unruhe gesorgt. Optische Unruhe mit pummeligen Formen, die nicht zu Ende gestaltet wirkten. Traurige Augen, Durchhängende Seitenlinien, die die Autos wie Hängebauchschweine aussehen lassen oder Geschwüre am Heck, deren Linien für mindestens drei Entwürfe gereicht hätten. Egal, die Leute kauften es trotzdem. Zum Glück hat BMW wenigstens keine großartigen Qualitätsprobleme gehabt. Oder die Entwürfe der Konkurrenz waren auch nicht viel besser wie Mercedes mit unterschiedlich ineinander gewachsenen Eierscheinwerfern oder Audi mit dem einfallslosen TV-Total-„Singleframe“-Grill und den insgesamt sich nur durch die Größe zu unterscheidenden Modellen.

Dennoch: Autos wirken dann, wenn sie polarisieren. Autos, deren äußere Form dem Betrachter nicht egal ist, sondern zu Gemütsregungen führen, und sei es, dass er ein „wie hässlich“ ausstößt. Immerhin ein Zeichen, dass er das Design und das Auto wahrgenommen hat. Werbung ist, wenn man drüber spricht. Kaum zu glauben, dass der wunderbare Z8 auch von ihm stammen soll. Da muss er wohl (aus seiner Sicht) einen schlechten Tag gehabt haben.

Nicht zuletzt geben Fahrzeuge wie der X5 und X3 BMW und Bangle anscheinend Recht: Ziemlich überflüssige Autos verkaufen sich wie geschnitten Brot, weil sie eben vor der heimischen Garage noch protziger aussehen als der jämmerliche fahrbare Untersatz des Nachbarn. Ein, wenn auch selten öffentlich geäußertes, aber umso öfter zutreffendes Kaufargunemt.

Nun verlässt Chris Bangle also BMW. Seinen Platz soll ein Niederländer einnehmen. Einfältig wie ich bin, frage ich mich, ob wir demnächst mehr orangefarbene BMWs auf den Straßen rumfahren sehen. Eine ziemlich unterrepräsentierte Farbe im oberen Preissegment.

:smile:

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Kultur galore

Montag, 2. Februar 2009 21:27

Galore. Dieses Wort wollte ich in jüngster Zeit immer mal verwenden, aber irgendwie gab es keinen Anlass. Nun ist es soweit, weil es stimmt: Übernächstes Wochende gibt es die volle Dröhnung Kultur:

Freitag Abend (Freitag, der 13.) geht’s in den Friedrichstadtpalast. Da läuft im Spezialprogramm der Berlinale der Film „Hilde“ mit Heike Makatsch in der Hauptrolle.

Samstag Abend sind wir wieder ganz in der Nähe, Admiralspalast. Piet Klocke und Simone Sonnenschein. Ja, das muss auch mal sein! Den wollte ich immer schon mal

Sonntag Abend wird es dann funky, wird es groovy, wird es heiß: Tower of Power und Maceo Parker im Postbahnhof am Ostbahnhof. Das ist prima, das ist nämlich quasi ein Heimspiel.

Genial, ich freu‘ mich! Kapla!

:grin:

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