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Kennen Sie Heidkate?

Mittwoch, 31. Juli 2013 9:15

Nein? Kann ich mir vorstellen. Nicht mal diverse Wetter-Apps können mit dem Namen des kleinen Orts an der Ostseeküste nahe Kiel etwas anfangen. Dabei ist es da echt schön! Woher ich das weiß? Ich war am vergangenen Wochenende dort. Zwei Jahre sind rum, und so war es wieder Zeit für das Fiat 500 Ostsee-Treffen. Beim 2011er Treffen habe ich dort meinen alten Fiat 500 N das letzte Mal gesehen und schon fröhlich mit meiner Olga rumgeknippst. Der N war diesmal nicht da, aber das Knippsen hat wieder gut geklappt (finde ich).

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Das mit den Wetter-Apps sollte übrigens durchaus wichtig sein, wie sich am Samstag Abend herausstellte. Aber von Anfang an. Wir (meine Beraterin in allen Lebenslagen, kurz Bialla) und ich hatten uns am Freitag nur kurz in unsere Büros verdrückt, um die wichtigsten Dinge auf einen anderen Stapel umzuschichten, und waren dann gegen 10.30 Uhr mit dem kleinen Wunderkombi vollgetankt (also das Auto, nicht wir) nach Heidkate gestartet. Knapp 400 km lagen vor uns, die wir langsam angingen. Es sollte ja sooo heiß werden! Und da wollte ich den kleinen Kombinationskraftwagen nicht quälen. Also fuhren wir so um die 95 km/h, immer etwas schneller als die Lkws. Das ist am stressfreiesten, wie ich über die Jahre festgestellt habe.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Und was man da so erlebt: Irgendwo auf der Höhe von Neuruppin tat es plötzlich einen enormen Knall. Also ECHT LAUT!!!! Genau auf unserer Höhe muss wohl im Gegenverkehr einem Lkw ein Reifen geplatzt sein. Und das machte ziemlich laut BUMM. Im Rückspiegel sah ich noch eine Staubwolke. Dann waren wir der Situation auch schon entglitten. Kurz darauf hatten wir eine bessere Sicht auf die Ereignisse. Um die großen (die meist weniger Kfz-Steuern zahlen als ich für die kleine Gurke) nicht zu stören, fahre ich natürlich brav auf der rechten Spur und auch dort, entgegen meiner politischen Gesinnung ziemlich, weit rechts. Da die meisten Gefahren von hinten lauern, gucke ich dabei fast mehr in den Rückspiegel als nach vorn. Auf der linken Spur herrschte dichter Verkehr mit einem „Ziehharmonika-Stau“. Im Grunde eine extrem langwellige Longitudinalschwingung. Jedenfalls nimmt Geschwindigkeit und Abstand der Fahrzeuge zyklisch ab und zu. Und klar, dass einer der „Wellenreiter“ immer mal pennt. Ich sah jedenfalls links vor mir jede Menge Bremslichter, dummerweise im Rückspiegel jemanden, der sich mit unverminderter Geschwindigkeit näherte. Ich zog die kleine Kiste rasch auf die Standspur und da flog auch schon eine nichtssagende Mittelklasselimousine links an mir und rechts an dem versetzt neben mir fahrenden SUV vorbei. Das war knapp!

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Die nächste Situation folgte wenig später. Vielleicht waren wir, bzw. unser kleiner aufreizend schöner Italiener der Auslöser dafür, dass der Wohnmobilist links hinter mir, wie viele andere Normalkarrenchauffeure auch, mehr auf uns achtete als auf den Verkehr vor ihm, der sich mal wieder entschloss, stark zu bremsen. Tja. „Schön“ (für einen Unfallanalytiker ergibt sich im Straßenverkehr mitunter eine ganz andere Ästhetik als für einen Normalsterblichen) zu sehen war, wie offensichtlich die Bremswirkung der vorderen Fahrzeuge besser war als die des Wohnmobils. Vielleicht stand aber auch noch das Frühstück auf dem Tisch, das gerade seinen der Physik folgenden Weg nach vorn antrat, der Wohnmobilist den Tassen, Messern und Tellern dies aber nicht gönnte und so nicht beim Bremsen alles gab. Wer weiß. Jedenfalls machte es kurz „knock“ am Heck des Vordermanns. Schon war der von hinten anströmende Verkehr für die nächste Zeit etwas schwächer. War nicht viel passiert, so was hat man als Profi ja im Blick.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Eigentlich reichten die Ereignisse damit für einen Freitag. Der Rest der Anreise war relativ unspektakulär. Tanken, futtern, trinken: Das musste zwischendurch noch sein. Nach dem Ankommen erst mal „Hallo hoch x“, und auch das Zelt war trotz steinhartem Boden (aber dank Hammer im Werkzeugkoffer) ziemlich schnell aufgebaut und das sogar, ohne dass meine Bialla und ich uns wie sonst schon mal vorgekommen argumentativ auseinandersetzen mussten, was die beste Reihenfolge beim Aufstellen der Zeltstangen ist und warum man damit besser nicht in die automobilen Pretiosen der Nachbarn piekst. Zugegebenermaßen bin eigentlich ich Derjenige, der sich beim Zeltaufstellen eher dumm anstellt, was aber auch daran liegt, dass mich oft Konstruktionsmängel aufregen.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Doch dann kam der Hammer. Und zwar nicht der aus meiner Werkzeugkiste, sondern, dass ein lieber Freund, der ebenfalls aus Berlin angereist war, am Freitag Vormittag beim Einkaufen zusammengebrochen und auf ziemlich direkten Weg auf die Intensivstation einer Kieler Klinik verfrachtet wurde. Als Techniker würde man sagen, dass eine ernsthafte Pumpenstörung vorlag. Glücklicherweise funktionierte die Rettungskette wohl perfekt, so dass ihm schnell und effizient geholfen wurde. Schon am Nachmittag drang die ersten Entwarnung zu uns durch. Dennoch überschattete das Ereignis natürlich das Treffen. Gute Besserung, mein Lieber, von dieser Stelle!

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Nachdem wir den ersten Schock überwunden hatten, war das Zelt schnell eingeräumt. Erste Tat: Badehose suchen. Zweite Tat: In die Fluten der Ostsee springen. Die sollte angeblich 20°C warm sein. Mag sein. Fühlte sich erst kälter an. Aber wenn man erst mal drin ist: Herrlich!

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Das „Kieler Treffen“, wie es ja auch heißt, ist ja ein Rundum-Sorglos-Paket. Immer gibt es etwas zu Futtern oder zu Trinken oder beides! Zwar hatten die „Deichterrassen“ samt Dönerbude geschlossen (eigentlich ein hübsches Vereinsheim für den Kieler Club, oder)? Aber die drei Damen vom Grill (wobei eine Dame ein Herr war), hatten die Meute essenstechnisch bestens im Griff mit verschiedenen Bratwürsten, Bratkartoffeln und Spiegelei, Pilzen, Steakbrötchen und so weiter. Und das zu äußerst moderaten Preisen! Gleiches gilt für die Saufbude: Bier, Wein und so zu Preisen, die a) glücklich und b) besoffen machen. *hicks* Die Bierbude wurde ebenso von den Veranstaltern betrieben wie auch die Frühstücksbude. Jawoll, es gibt allmorgendlich frisch geschmierte Brötchen. Man kann quasi fast ohne Unterbrechung von der Bierbude fünf Meter rüberstolpern zur Brötchenbude. Jedenfalls überschneiden sich die Öffnungszeiten am frühen Morgen fast. Wahnsinn! Danke für diesen tollen Service. Man fühlt sich einfach wohl und gut aufgehoben.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Am Samstag schlurfte ich erst mal über den Teilemarkt. Nein, eigentlich wurde ich geradezu dazu aufgefordert! Und prompt zeigte das auch Wirkung, weil ich gleich die erstbeste Ampel, die mich angrinste, kaufte. Meine erste Ampel! Hach!

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Den Rest des Tages brutzelten wir ansonsten wie die Bratkartoffeln. Nur nicht in der Pfanne, sondern auf dem Treffenplatz direkt hinter dem Deich. Und da man sich nur 100 Meter weit schleppen muss, bis man im kühlen Nass landet, nimmt man diese Erfrischung einfach so oft wahr, wie die Betriebstemperatur zu hoch steigt und man wie ein Teekessel zu pfeifen beginnt. Zwischendurch habe ich es immer mal geschafft, ein paar Fotorundgänge zu machen. Eigentlich schreibe ich ja diesen ganzen Text nur, um ein paar meiner Bilder unterzubringen.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Traditionell gibt es ja eine Ausfahrt durch die Probstei. So heißt da die Gegend (glaube ich). Es ging nach Laboe (ich sage ja immer „Labo-é“), drehte ein paar Kreise um die staunenden Touristen und kullerte wieder zurück. Glücklicherweise konnte ich bei Rollicento als Beifahrer einsteigen. Denn fotografieren und fahren gleichzeitig ist ja doch nicht so gut. Außerdem hatte ich an meinem zusammengefusselten Gepäckträger das Zeltvordach als Schattenspender angeknotet. Der war also unentbehrlich.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Das Ostseetreffen hat ja nun wirklich den Namen „internationales“ Treffen verdient. Wo sie alle herkommen. Holland, Niederlande, aus den Benelux-Ländern, Dänemark, Norwegen, Skandinavien: Wahnsinn!

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Mit dem späten Nachmittag zog eine Gewitterfront auf. Es kursierten schon ein paar Meldungen von unwetterartigen Regenfällen, und auch eine Wetter-App, die wenigstens „Schonbergerstrand“ kannte, meldete nichts Gutes. Man konnte dann auch sehr deutlich die aufziehende Front sehen. Und ein paar Minuten später öffnete der Himmel seine Schleusen.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Glücklicherweise waren die Hagelkörner nicht so groß, dass sie die kleinen Blechblasen ondulierten. Alles blieb heil. Vorerst. Denn auf die erste Front sollte nach kurzer Pause mit Sonnenschein eine zweite folgen. Dem Wettergott wurden nun ein paar Zelte und Pavillons geopfert, um ihn milde zu stimmen. Das ging einigermaßen, auch wenn auf die Schnelle noch ein paar Schlafsäcke und Handtücher organisiert werden wollten. Klappte aber alles. Dann konnte man sich wieder der inneren Anwendung von auch gern berauschenden Flüssigkeiten zuwenden.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Am Sonntag Morgen hatte es sich erst ziemlich abgekühlt. Das war o.k.. So konnte man alles zusammenpacken, freilich, nachdem die Frühstücksbude mehrfach frequentiert wurde, ohne großartig ins Schwitzen zu kommen. Ins Schwitzen kam dann aber noch meine Bialla: Schließlich musste der Fiat (samt Dethleffs Camper Klappwohnwagen) unseres Herzpatienten nach Berlin verfrachtet werden. Und da nur eine zusätzliche Fahrerin zur Verfügung stand, musste sie ran, obwohl sie jetzt nicht sooo viel Spaß daran hat. Das Gespann nahm dann aber doch Rainer unter seine Fittiche. Meine Beifahrerin hatte schon am Samstag eine Probefahrt in Rainers Orange gedreht. Und so fuhren wir am Sonntag Morgen gegen halb zehn der immer höher steigenden Sonne und der Hauptstadt entgegen.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Im Grunde war die Fahrerei (zum Glück) unspektakulär. Keine wild gewordenen Lkw-Reifen, heißblütigen Wohnmobile oder nicht zu bremsenden Alltagskaleschen. Nur wieder Tanken, Futtern, Trinken und weiter bis zu Rainer nach Hause und die Orange abstellen. Dennoch war meine Bialla froh, als sie sich aus der kleinen Karre schälen konnte. Die letzten 12 Kilometer nach Hause zählten dann quasi nicht mehr. Traditionell gebe ich ja eigentlich den Spritverbrauch an. Das ist diesmal aber schlecht, weil wir Kombi und Orange aus einer Zapfsäule betankten. Aber es dürften so knapp 5 Liter/100 km gewesen sein.

Fiat 500 Ostsee-Treffen 2013

Seitdem ich meinen Entenflieger mit extrem kleinem Packmaß habe, ist es ja noch leichter geworden, Luftaufnahmen zu machen. Zugegebenermaßen erkennt man zwar nicht viel, ich habe aber trotzdem meinen Spaß daran.

Liebe Kieler: Wir sehen uns in zwei Jahren hinterm Deich wieder, o.k.? Danke an alle, die das Treffen möglich gemacht haben!

Alle meine Fotos von dem Treffen findet man hier.

 

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Fahrradhelme sind wie Smartphonehüllen

Samstag, 20. Juli 2013 11:43

Wer beim Radfahren keinen Fahrradhelm trägt, hat auch nichts Schützenswertes in der Birne. Sag ich mal so als provokante These.

Eigentlich wollte ich schon lange etwas darüber schreiben, hab auch schon einen angefangenen Beitrag im Backend. Jetzt ist Opa Hans mir aber zuvor gekommen. Da er sowieso viel besser schreiben kann als ich, verlinke ich hiermit äußerst gern auf seinen Beitrag.

Ich möchte nur noch einen physikalischen Aspekt der Schutzwirkung ergänzen. Opa Hans schreibt, dass der Helm zusätzlichen Verzögerungsweg bei einem Aufprall mit dem Kopf bewirkt. Das stimmt natürlich. Hinzukommt aber noch, dass die eingeleiteten Kräfte auf den Schädel sich auf eine größere Einwirkfläche verteilen. Die Flächenpressung auf den Schädel wird dadurch geringer. Trifft der Kopf ungeschützt auf eine Bordsteinkante, wirkt die Kante wie eine Axt im Holzscheit. Mit Helm dazwischen werden die Kräfte in der Polsterung auf eine größere Fläche ausgedehnt, womit sie in ihrer Aggressivität abgeschwächt werden. Das ist der gleiche Effekt wie bei Smartphonehüllen: Zusätzlicher Verzögerungsweg und Verteilung der Kräfte durch anschmiegsames, stoßdämpfendes Material.

Und jeder weiß, ohne Hülle sieht das Handy besser aus. Wenn es runterfällt, muss man oft teuer dafür bezahlen. Das kann beim Radfahren genauso sein. Ohne Helm bleibt die Frisur erhalten, man sieht besser aus. Nur dass man beim Unfall dort unter Umständen mit seinihrer* Gesundheit oder dem Leben bezahlt. Dennoch sind weder das Handy noch der Kopf mit der Hülle / dem Helm gegen jede Gewalteinwirkung geschützt. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber man kann die Grenzen verschieben.

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* Ein weiterer Versuch, geschlechtsneutrale Wörter zu erfinden, die sich ganz gut lesen lassen, wie z. B. auch ersie.

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Unfallschwerpunkt: Blitzen oder forschen?

Montag, 15. Juli 2013 21:50

Wir haben da was entdeckt. Eine Kreuzung in Berlin. Gut, das ist nichts Besonderes. Eine Kreuzung mit einer Rotlichtkamera. Das grenzt die Auswahl schon ein.

Achtung, jetzt kommen einige Vermutungen: Die Kreuzung ist wohl ein Unfallschwerpunkt. Deswegen hat man da wohl diese Rotlichtkamera aufgestellt. Und nun haben wir die eine oder andere Rotlichtfahrt zu untersuchen gehabt. Da fiel etwas sehr Merkwürdiges auf: Die meisten Rotlichtfahrten fanden nicht etwa zu Beginn der Rotphase statt, so in den ersten drei Sekunden oder so. Sondern nach 15 bis 25 Sekunden. Das lässt den Schluss zu, dass da etwas nicht stimmt. Zwar legen es sicherlich einige drauf an, noch bei Dunkelgelb über die Kreuzung zu huschen. Aber dass der Großteil fährt, wenn damit zu rechnen ist, dass eine andere Richtung grün hat, grenzt nicht nur an Russisch Roulette, sondern zeigt auch, dass es hier ein Phänomen geben muss, dass es zu untersuchen gilt.

Nun ist es kein Wunder, dass es häufig kracht, wenn einer bei rot und einer bei grün fährt. Nur weiß man natürlich nicht, wer bei rot gefahren ist und wie lange ersie schon rot hatte, es sei denn, man hat ausnahmsweise sehr zuverlässige Zeugen. Das ist aber praktisch nie der Fall. Ich würde ja gern mal in die Akten der Unfälle gucken, die sich an der Kreuzung ereignet haben. Ich möchte wetten, dass dort sehr oft jemand zuvor links abgebogen ist und dann ausgesagt hat, dass er grün hatte. Denn, man kann an der betreffenden Stelle tatsächlich Gefahr laufen, die eigentliche Ampel zu übersehen und stattdessen die nächstfolgende zu beachten, die bei dieser Konstellation grün zeigt.

Mit der Rotlichtkamera hätte man jetzt eine sehr gute Möglichkeit, die Fälle genauer zu untersuchen. Man könnte die Leute mal nicht bestrafen, sondern erst mal befragen, woher sie kamen und ob sie den Eindruck hatten, bei grün gefahren zu sein. Wenn man sie straffrei davon kommen ließe, würden sie vielleicht sogar erzählen, wie das wirklich war und sich nicht eine Geschichte zurecht legen. Im nächsten Schritt sollte man sich darüber Gedanken machen, ob man z. B. die Ampelphasenfolge der nächsten Ampel verändert oder ob man die Ampeln selbst anders anordnet.

Vielleicht könnte man so zum einen die Unfallzahlen senken und zum anderen die Anzahl der Rotlichtvergehen reduzieren. Mich würde ja jetzt interessieren, ob dem Verkehrssenator letzteres so recht wäre. 😉

 

 

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Race 61 in Finowfurt

Sonntag, 30. Juni 2013 14:15

Natürlich wurde die Veranstaltung überschattet von dem Absturz des Sportflugzeugs. Und klar wäre die Veranstaltung anders verlaufen, wenn der Unfall nicht geschehen wäre. Die Zeit lässt sich aber nicht zurückdrehen.

Race 61

Irgendwann hatte ich mir mal überlegt, entweder das ganze Wochenende dorthin zu fahren, oder zumindest von Samstag auf Sonntag zu bleiben. Daraus ist dann doch nur eine Stippvisite geworden. Aber immerhin. Ist halt auch die Frage, ob ich mit meiner kleinen Schüssel überhaupt zwischen die ganzen Ami-Boliden gehöre. Da ich auch eher nicht zu den kontaktfreudigsten Leuten gehören, wäre es für mich zwischen den ganzen Grüppchen dort wohl ziemlich einsam gewesen. Ist ja schon eine Welt für sich, von der ich zugegebenermaßen sehr wenig Ahnung habe. Während es mir relativ leicht fällt, die gängigen europäischen Modelle aus den 50er bis 70er Jahren einzuordnen, fällt mir das bei den Ami-Karren schwer. Ist aber auch egal, bis auf die Tatsache, dass ich Alltagskram nicht von echten Raritäten unterscheiden kann.

Race 61

Im letzten Jahr gefiel mir bei meinem ersten Besuch die Atmosphäre, auch wenn ich nicht jedem der Besucher und Teilnehmer über den Weg trauen würde. Man kommt ja nicht aus seiner (Unfallanalytiker-)Haut. Und wenn ich mir überlege, wie entsetzt alle Leute über den Flugzeugabsturz waren, muss man sich doch vor Augen halten, dass gerade mit dem großen Besucherzulauf das aus meiner Sicht teilweise doch recht arglose Herumfahren mit den hochmotorisierten Gefährten nicht ganz ungefährlich ist, um es mal vorsichtig auszudrücken. Auf der Tribüne machte sich nach dem Absturz beklommenes Schweigen breit und keiner in meiner Umgebung gab einen unpassenden Kommentar von sich. Klar kehrten einige relativ schnell zur Tagesordnung zurück, besonders wohl die, die etwas weiter von der Unfallstelle entfernt waren und eben nicht Augenzeugen waren. Ob die Wortwahl dieses Moderators, den ich schon mal irgendwo gesehen hatte, aber dessen Name mir nicht geläufig ist, dass „der Kunstflieger abgeschmiert ist“, so passend war? Naja. Kann man drüber streiten. Die Entscheidung, das Rennen für den Samstag erst herauszuschieben und dann abzusagen, war bestimmt richtig. Allerdings, als ich das Gelände am frühen Nachmittag verließ, war man am Eingang wohl noch nicht darüber informiert. Weder Ordner noch Besucher. Ich denke, hier wird man sich noch mal Gedanken über das Informationskonzept machen müssen. Denn, es ist im Grunde nicht auszuschließen, dass es auch auf dem Gelände zu einem Unfall kommt. Wie es sich dann versicherungstechnisch mit den vielen nicht zugelassenen Fahrzeugen verhält? Wer weiß das schon. Nur: Wenn jemand privat haften muss, bei dem aber nichts zu holen ist, sieht das Opfer alt aus. Möglicherweise hat der Veranstalter dafür aber auch eine Lösung parat. So genau bin ich ja auch nicht informiert.

Jetzt aber Schluss damit.

Fährt man zu einem „normalen“ Oldtimer-Treffen wie z. B. in Paaren/Glien, sieht man ja schon viele Oldtimerfritzen, die nicht ganz richtig ticken. Am weitesten verbreitet ist sicherlich das zum Auto passende Outfit: Der MG-Fahrer trägt karierten Tweed, der Citroën-Chauffeur hat eine Baskenmütze auf dem Kopf und ein Baguette unterm Arm, der Fiat-Fahrer hat eine Flasche Chianti im Schlepptau und eine festgewachsene Sonnenbrille. Und der Ami-Fahrer? Genau: Jeans, kariertes Hemd und Tolle. Dazu Hamburger und Hotdog. Ist ja nicht so, dass ich das ablehne. Ganz im Gegenteil. Nur merkt man den meisten der Typen auf den normalen Oldtimertreffen an, dass sie im Alltagsleben die meisten dieser äußerlichen Zeichen dann doch ablegen, um unauffällig ihren Sachbearbeiterjob ausüben zu können.

Race 61

Anders dagegen viele Race61-Teilnehmer: Mein Eindruck ist, dass viel mehr ihren dort nach außen getragenen Stil leben: American Outlaws, Rockabillies und so. Wie gesagt, ich kenne mich da ja nicht aus. Aber schön anzusehen ist es! Ich hatte auch den Eindruck, dass im Gegensatz zu den üblichen Oldtimerveranstaltungen, wo die Herren der Schöpfung ihre relativ lustlosen Weibchen hinter sich herziehen, viel mehr Frauen aktiv in der Szene mitmischen. Ob jetzt mit Pettycoat und grell geschminkt oder mit Latzhose und schmutzigen Händen: Egal. In dem ganzen Gepränge sind sie alles anderes als nur so dabei. Klingt doof in der heutigen Zeit, ist aber in der Autoszene nun mal nicht selbstverständlich. Wobei, am Steuer sitzen meistens doch die Typen. Ihre Mädels chauffieren sie dann gern auf der Pickup-Ladefläche.

Race 61

Liest man sich durch die diversen Oldtimergazetten, stößt man immer wieder auf das Thema Nachwuchssorgen. Leute, fahrt nach Finowfurt, wenn ihr junge Altauto-begeisterte Leute sehen wollt! Ihr könnt sie halt mit euerm werksoriginalen Opel Kapitän nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Aber etwas tiefer, rote Felgen zu Weißwandreifen, Dachgarten, gerne abgerockt: Da sieht die Welt schon ganz anders aus. Und ab da sind dem Treiben keine Grenzen gesetzt. Diese ganzen Extremumbauten: Geil!

Race 61

Und dann bekommen ja die Originalos gleich Pipi in die Augen, wenn eine Schraube von der falschen Seite in das historische Blech gedreht ist. Ich hab damit kein Problem. Jeder soll mit seinem Auto machen, was er will, und ihm seinen ganz persönlichen Geist einhauchen. Ich hab nie verstanden, warum das H-Kennzeichen nur den originalen Autos zuteil werden darf, und nicht einfach allen, die älter als 30 Jahre sind. Im Grunde beschneidet man ja die Kreativität der Leute und vor allem der jungen Leute. Die können sich meistens nicht mal eben eine der im gesetzten Oldtimer-Markt angekommenen Pretiosen leisten. Darum wird eben irgendein Allerweltswrack irgendwie zum Leben erweckt (oder auch mal ein originales Stück zum Wrack gemacht …). Wenn man die Betonköpfe ein wenig aufweichen könnte, müsste man sich jedenfalls um Nachwuchs in der Oldtimerszene keine Sorgen machen. Wobei es natürlich auch fraglich ist, ob die Finowfurter Hardliner überhaupt im Mainstream ankommen möchten. Eher nicht. Aber Schnittmengen gibt es überall. Leben und leben lassen.

Race 61

Wer weitere Fotos vom Race 61 sucht, wird hier fündig.

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"Alles fertig zum Crash? Chchchraschsch"

Dienstag, 25. Juni 2013 19:48

Die Überschrift muss man sich schwyzerdütsch ausgesprochen vorstellen. Das war nämlich von Donnerstag bis Samstag zehn Mal das Signal zum Start eines Crashversuchs. Wir waren mal wieder in der Schweiz, genauer in Wildhaus, um im Dienste der Wissenschaft Autos kaputt zu machen und Dummys umzufahren. Unsere Aufgabe bestand darin, in die Fahrzeuge die Messtechnik einzubauen, um die auftretenden Beschleunigungen zu messen. Und nun sind wir wieder etwas schlauer, was den Ablauf von Unfällen betrifft, um diese Erkenntnisse in der Verkehrsforensik umzusetzen.

Falls es jemanden interessiert, der kann sich hier einige Fotos anschauen: flickr.

Symbolfoto 1:

Beim Crash

Symbolfoto 2:

Schäden

Ich kann es wohl für mich verbuchen, einige der Versuche bestimmt als Erster ins Netz gestellt zu haben, und zwar mit Vine. Geht ja ganz gut!

Außerdem bin ich noch mit meinem neuen Modellflieger rumgeflogen, wobei zwei Filme entstanden sind.

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Rostflecken

Montag, 10. Juni 2013 8:19

… sind bekanntlich recht widerspenstig. Als alter Autoschrauber kennt man das. Worauf so ein unkreatives Würstchen wie ich natürlich nicht kommt, aus Rostflecken etwas Schönes zu machen.

Gestern war ich mal wieder auf der DMY. Jedes Jahr bin ich wieder begeistert von der Vielfalt der hervorragenden Gedankenblitze und deren handwerklichen Umsetzung. Da bieten sich für mich unzählige Fotomotive. Einfach klasse! Leider bin ich meistens zu faul, mir zu den einzelnen Ausstellungsstücken die Hintergrundinfos, wie sie heißen und wer sie gemacht hat, zu merken. Das ist natürlich dumm. Mal sehen, wie ich das mal ändern kann.

Was sich aber eingeprägt hat, ist roststoff.com, womit wir wieder beim Anfang der Geschichte wären. Nicht zuletzt deswegen habe ich es mir gemerkt, weil dort ein Fiat 500 vorkam. Und das ist der Gag: Da sind Menschen hingegangen, und haben den Rost von Auto- (oder anderen) Wracks abgeschliffen und den Abrieb in einem unglaublich komplizierten Verfahren auf Stoff gebannt.

Hier oben links im Bild kann man sehen, wie an einem herrlich verrosteten Fiat 500 herumgeschliffen wird.

roststoff.com

Wie das ganze dann fertig aussieht, kann man hier sehen:

roststoff.com

Hübsch, das Motiv mit den aufeinandergestapelten Rohkarossen. Der Wermutstropfen ist leider für alle 500er-Liebhaber, dass ich von dem Fiat keine Hinweise auf der Homepage gefunden habe. Aber z. B. für Heckflossen- und Bullifreunde ist noch was zu bekommen. [UPDATE: Bevor es in der Kommentarflut untergeht. Im Dawanda-Shop gibt es  noch ein paar Shirts!]

Wer ein paar weitere Eindrücke von der DMY im Hangar 2 des ehemaligen Flughafens Tempelhof sucht, wird hier in meinem Flickr-Stream fündig.

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10 Sekunden reichen, wenn's gekracht hat.

Donnerstag, 18. April 2013 21:09

Da hat mich doch der Probefahrer angetriggert,

und ich glaube, ich muss da mal was klarstellen. Denn, bezugnehmend auf den Lawblogger schreibt Alex weiter:

O2 will Versicherungskonzernen die Technologie anbieten, mit denen die Fahrdaten von Autofahrer per BlackBox im Auto aufgezeichnet und versendet werden können. Dafür können dann bsw. die Versicherungen den teilnehmenden Kunden Rabatte einräumen.
Unfall-Analytiker wie willsagen würden sich darüber sicher freuen.

 

Also, Moment mal.

Mir liegt nichts daran, dass Versicherungen Bewegungsprofile ihrer Kunden aufnehmen. Und da gebe ich Vetter natürlich recht, dass die Datensammelei genau darauf hinauslaufen würde. Für eine Unfallrekonstruktion dahingegen würden die Daten wahrscheinlich eher nicht reichen. Vielleicht als zusätzliche Informationen, aber wenn es darauf ankommt, sind irgendwelche GPS-und Funkzellen-Daten dann doch nicht zu gebrauchen, weil es eben nicht auf eine Geschwindigkeit irgendwann vor dem Unfall ankommt, sondern auf den Punkt, an dem sich die Gefahr verdichtet. Da reden wir meistens von nicht mehr als 3 Sekunden vor dem Unfall, aber wir reden auch von Daten, die man eher Zehntelsekunden- als Sekundengenau haben müsste.

Ich schrob dem Probefahrer über Twitter

140 Zeichen sind dann doch etwas (aber nicht viel) zu wenig, für das, was sich ein Unfallanalytiker wünscht. Erstens interessiert mich nicht, wie schnell eine Person gefahren ist, sondern das Auto. Wer darin saß, ist mir wurscht. Das sind dann andere Fälle, in denen man herausfinden soll, wer gefahren ist. Da nützen einem Bewegungsprofile von z. B. sich zwei identisch bewegenden Handys auch nichts.

 

Was wünsche ich mir also?

Mal vorausgesetzt, der Unfall wurde einigermaßen vollständig aufgenommen. Also, Endstellungen sind fotografiert worden, vielleicht auch ein paar Splitterfelder eingemessen worden. Mit ganz viel Glück hat man möglicherweise auch Spuren gesichert, die auf den Kollisionsort hinweisen oder über Schleuderbewegungen informieren. Dann reichen einem im Grunde relativ wenige Informationen den gesamten Zeitraum betreffend, aber bitte mit einigermaßen guter zeitlicher Auflösung (vulgo Messfrequenz). Für letztere wäre man schon mit 50 Hz ganz gut bedient. Mehr ist natürlich besser, aber man will ja nicht unverschämt sein.

Der Moment, wenn sich die Gefahr verdichtet, liegt meistens 1 bis 3 Sekunden vor dem Unfall. Wenn man dann noch 2 Sekunden dazunimmt, hat man eigentlich für fast alle Fälle genügend Aufzeichnungszeitraum. Nach einem Unfall dauert es etwa genauso lange, bis alles zum Stehen kommt, nehmen wir also auch wieder 5 Sekunden. An Messdaten reichen erst mal die Bewegungsgeschwindigkeit des Fahrzeugs sowie Längs- und Querbeschleunigung. Mit den neuen Assistenzsystemen, die sich immer stärker in das Führen eines Fahrzeugs einmischen, sollte man auch noch wissen, wann irgendwelche Assistenten angesprochen haben, um unterscheiden zu können, ob meinetwegen der Fahrer vor den Baum gelenkt hat, oder ob der Gegenverkehrausweichassistent der Meinung war, es wäre ne gute Idee, nicht in den 40-Tonner im Gegenverkehr, sondern vor die deutsche Eiche am rechten Rand zu fahren. Dann haben wir es mit immer sensibleren Scheinwerfern zu tun. Da klappen irgendwelche Klappen rauf und runter, gehen Lämpchen aus und an, schwenken Reflektoren in der Gegend herum: Keine Chance, im Nachhinein nachvollziehen zu können, ob das System den Fußgänger am Fahrbahnrand ausgeblendet hat, weil sich zufällig auf einer Seitenstraße ein anderes Fahrzeug mit für den Assistenten erkennbarem Licht näherte, oder der Fahrer einfach mal das Licht ausgeschaltet hat, mal ganz abgesehen davon, dass man die dynamische Schaltung des Lichts nicht manuell für Sichtuntersuchungen schalten kann. Daran hat wieder keiner gedacht.

Usw. usw.. Das sind aber alles keine personen-, sondern fahrzeugbezogene Daten. Genauso, wie man früher die Länge von Brems- und den Radius von Driftspuren im öffentlichen Verkehrsraum vermessen hat, die Verformung von Glühwendeln und Spuren an Sicherheitsgurten gesichert hat, muss man nun eben wissen, was die Elektronik so getrieben hat.

 

Wann ist „Unfall“?

Ein Problem gibt es noch: Wann genau ist der Unfallzeitpunkt? Wenn es richtig kracht, ist das einfach: Wenn die Airbags auslösen, setzt man t=0. In dem Ringspeicher werden die 5 Sekunden alten Daten in einen Speicher geschrieben und noch weitere 5 Sekunden aufgezeichnet. Aber z. B. ein streifender Fußgängerunfall: Dramatisch in den Folgen, kaum zu detektieren für die Systeme. Da muss man sich noch was einfallen lassen. Gibt es einen Fußgängerunfallvermeidungsassistenten, kann der das ja machen. Nunja, und wenn der Autofahrer meint, er hat alles richtig gemacht, soll er auch einen Knopf für manuelle Speicherung bekommen.

 

Gibt’s schon.

Das simple Aufzeichnen von Daten als Angebot der Versicherung im Tausch gegen Beitragsrabatte, ist übrigens nichts neues: Die Axa-Winterthur bietet das in der Schweiz schon seit ein paar Jahren an. Von dieser Blackbox, die autark arbeitet, werden einfach nur ein paar rudimentäre Daten aufgezeichnet, die aber sehr hilfreich sein können.

Btw.: Hier hat ich mich auch schon mal zum „gläsernen Autofahrer“ geäußert.

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BMW Z3 Coupé: Warum gibt es das eigentlich?

Donnerstag, 15. November 2012 10:36

Um ehrlich zu sein: Weiß ich auch nicht.

BMW-MuseumNeulich war ich im BMW-Museum in München. Ich hatte am Rande einer Tagung etwas Zeit, war allein unterwegs und dachte, ich könnte dort auf Spurensuche gehen. Wer sich für BMW interessiert, sollte sich das auf jeden Fall ansehen. Wer allerdings meint, etwas zum Z3 Coupé herauszufinden, wird arg enttäuscht.

Den Roadster findet man 2x. Zum einen als „normalen“ 4-Zylinder, zum anderen in der „M“-Abteilung als M-Roadster. Spätestens dort hätte man ja ein Coupé aufstellen können. Man könnte den Verdacht haben, dass sich BMW entweder für das Auto schämt (dafür gäbe es m. E. triftigere Gründe) oder selbst gar nicht weiß, dass man es mal gebaut hat. Wohl eher nicht. Aber ich habe dennoch auf dem Rundgang durch das Museum keinen einzigen Hinweis auf „mein“ Auto gefunden, nicht einmal in der Coupé-Sonderausstellung. Gut, dort werden nur die „großen“ Coupés behandelt, und groß ist mein Autochen nun wirklich nicht, auch wenn eine Prenzlmutter neulich was anderes meinte.

Da ich nun nicht gerade Automobilhistoriker bin, habe ich bislang davon abgesehen, genauer zu recherchieren, woher das Z3 Coupé eigentlich stammt. Gerade eben ist mir ein Bild über den Weg gelaufen, das mir bislang unbekannt war, und zwar von einem Z1 Coupé Prototyp aus dem Jahre 1991. Das Auto hat ja nun doch erhebliche Ähnlichkeit mit dem späteren Z3. Damit dürfte zumindest ein Puzzleteilchen gefunden sein. Mit der Zeit werden mir schon noch mehr über den Weg laufen.

Hier ein Link zu einem Foto vom BMW-Prototyp.

Hier aus ähnlicher Perspektive mein Auto:
Z3
Z1 Coupé von der Seite (BMW-Foto)

Und zum Vergleich:
Z3QP

Hach, Geschmack macht einsam ;):
Turnschuh

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Rennen mit Sti(h)l

Sonntag, 16. September 2012 21:30

Jaja. Das Wortspiel ist uralt. Aber egal. Es passt halt. Warum? Darum:

Neulich fragte mich Rad-ab-Sven Jens, ob ich Lust hätte, mir das DTM-Rennen in Oschersleben anzugucken. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal an einer Rennstrecke stand. Mal wieder ein bisschen Rennluft schnuppern? Diesen Geruch von (hoffentlich) optimal verbranntem Hochoktanigem und dem süsslichen Duft niedrigviskosen Synthetiköl: Hach, wer auch nur ein bisschen Benzin im Blut hat, weiß, was ich meine. Die Karten für drei Nachbarjungs und mich kamen aus dem Dunstkreis der Firma Stihl. Die stellen nicht nur Kettensägen her, sondern auch elektrische Laubbläser, die man in der DTM zur Standkühlung der Autos nutzt. Toll.

DTM Oschersleben 2012

Was nicht so toll war, dass wir die letzten 5 km Anreise nicht gerade im Renntempo vorankamen, wenn man mal von Schneckenrennen absieht. Es ist immer das gleiche: Die Rennstrecken werden irgendwo in die Pampa gepflastert und sind ja soweit ganz hübsch, aber wie man bei etwas mehr Zuschauerzuspruch angemessen dahinkommen soll, darüber macht sich keiner Gedanken. Wir parkten unser Auto auf dem erstbesten Parkplatz mit dem Resultat, dass daraufhin nicht nur noch gut 20 min. Fußmarsch folgten (was mir ja mal ganz gut tut), sondern auch das „Warm-up“ ohne uns Begann. Die hätten ja auch mal warten können!

DTM Oschersleben 2012

Egal. Wir hatten die Strecke erreicht und die DTM-Autos, wahlweise mit BMW-M3-, Mercedes-C-Klasse- oder Audi-A5-Hülle drehten schon fröhlich ihre Runden. Erste Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen. Besonders gut gefielen mir die flammenwerfenden Mercedesse. Fortan war ich für Mercedes. Ich bin ja so lange aus dem Thema raus, dass ich keine besondere Ahnung hatte, wer da überhaupt hinterm Steuer sitzt. Peinlich. Aber irgendwie auch egal.

DTM Oschersleben 2012

Ich mag Autorennen. Und eigentlich auch Tourenwagen rennen. Ein bisschen schade ist daher, dass die DTM-Autos nichts mit Tourenwagen in dem Sinne zu tun haben, wie ich ihn mal kennengelernt habe: Seriennahe Sportwagen, oft mit 4 Türen und Kofferraum. Aber auch das ist egal, wenn es so wie mir hauptsächlich darum geht, schnelle Autos im Kreis fahren zu sehen und vor allem auch das Flair drumherum ein bisschen aufzusaugen. Überall farbenfrohes Gepränge von den diversen Sponsoren und Rennteilnehmern. Viele Leute holten sich Winkelemente und Sitzpolster und so. Ich hatte aber mit meiner Fotoausrüstung schon genug zu schleppen (wobei ich immer an die Vollformat-DSLR-Freaks denken muss), so dass ich nicht noch zusätzlichen Ballast durch die Gegend tragen muss. Ich holte mir nur die schlechteste Pommes meines Lebens.

DTM Oschersleben 2012

Nach dem Warm-Up der DTM-Autos fuhren dann verschiedenfarbige Porsche 911 im Kreis. Porsches klingen ja immer gut und sind schön anzusehen. Hach, doch. Schon klasse, wenn diese Autos mal so schnell bewegt werden, wie sie aussehen. Leider war das nach einer halben Stunde schon wieder Geschichte. Danach kam erst mal nichts. Denn um 14.00 Uhr ging das Rennen los. Vorher durften noch ein paar Leute „Taxi“ fahren, also mal auf dem Beifahrersitz eine Rennstrecke erleben. Ne, das wäre ja nichts für mich! Wenn, dann selbst fahren. In diesem Zusammenhang fuhr dann auch das einzige ältere Auto, ein Mercedes SL (R107) herum. Der klang vor allem beim Gaswegnehmen gut!

DTM Oschersleben 2012

Wir haben dann erst eine Zeit auf der Haupttribüne in der Sonne geschmort, es war ja Wahnsinnswetter! Ich bin dann aber doch mal rüber Richtung Fahrerlager. Naja, das war nicht so doll. Erst gab es kein Hinkommen, weil gefühlt eine halbe Million Menschen durch eine Kartenkontrolle und anschließend eine enge Fußgängerbrücke mussten und sich dann natürlich alles vor den Boxen stapelte. Ich bin ja nicht so der Drängler und auch nicht der Größte. Darum sehe ich dann meistens Hinterköpfe. Einmal sah ich sogar einen jungen Mann mit Edding. Der hätte mir sicherlich ein Autogramm auf meinen hässlichen Sonnenhut geschrieben. Aber ich wusste gar nicht, wer das ist. Und würden Sie sich ihren Hut von einem fremden, wenn auch gut aussehenden Mann einfach so beschriften lassen? Seh’n’se.

DTM Oschersleben 2012

Dann wurde es langsam hektischer. Alle Zuschauer wurden wie eine Viehherde aus der Boxengasse getrieben. Ok, geht wohl auch nicht anders. Ich bin dann wieder auf die Haupttribüne, um festzustellen, dass es da irgendwie nicht toll zum Gucken ist. Also wieder raus und noch mal Richtung Start-Ziel, wo man uns vorher mit unseren Karten „Haupttribüne Gold“ abgewiesen hatte. Nun durften wir rein, und ganz am Ende hatte man auch einen super Blick auf die Startvorbereitungen und damit auch auf die Stihl-Laub-oder-Kühlluft-Bläser. Und auf diverse Fahrgestelle.

DTM Oschersleben 2012

Joa. Das Rennen sollte dann bald losgehen. Ein paar der schnellen Herren erleichterten sich vorher noch an der Leitplanke. Hihi. Und die Gridgirls gucken zu. Hoho. Dann der Start! Nachdem seine Kumpels schon am Rennen zugange waren, fuhr Herr Ekström  dann auch irgendwann los. Wir sind dann noch mal hierhin, mal dorthin gegangen und haben geguckt, wie die alle schön im Kreis fuhren. Aso, wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich Karten für die „Hasseröder-Tribüne“ nehmen. Da kann man interessantere Streckenabschnitte sehen und sitzt im Schatten. Von 22 gestarteten kamen im Laufe der Zeit immer weniger an uns vorbei. Zum Schluss waren es wohl nur noch 13 oder 14.

DTM Oschersleben 2012

Man verliert ja auch echt den Überblick. Keine Ahnung, wer wann wo auf welcher Position fährt. Ich dachte mir, es wäre doch wohl ein Leichtes, kleine Displays in die Seitenscheiben zu bauen, auf denen die aktuelle Platzierung (bzw. die in der letzten Runde) angezeigt wird. Wäre ne super Idee, oder?

DTM Oschersleben 2012

Ganz ehrlich? Wir haben uns das Ende nicht angesehen. In Anbetracht der chaotischen Anreise (zumindest der letzten Kilometer) wollten wir die Abreise entspannt angehen und haben uns schon zwei oder drei Runden vor Ende verabschiedet. Schön war’s. Danke!

Ape auf dem Rückweg

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Der gläserne Autofahrer

Dienstag, 28. August 2012 21:32

Mal wieder wird eine Sau durchs Dorf getrieben, wenn auch nur eine ganz kleine, die wohl auch nur eine ganz kleine Gruppe überhaupt wahrgenommen hat. Immerhin hat der RBB in seinen Hauptnachrichten kürzlich mehrfach berichtet, dass man im Bundestag überlege, Unfalldatenspeicher („Blackbox“) verpflichtend einzuführen. Genauer gesagt, ist es der Petitionsausschuss, der sich dank 416 Unterstützern um dieses Anliegen kümmert. (Interessant finde ich ja, dass Petitionen mit dieser geringen Mitzeichnerzahl überhaupt wahrgenommen werden, aber das nur am Rande .) Und damit werde der bislang unerkannte Gaspedaltreter zum gläsernen Autofahrer.

Ganz klar, dass ich (als Unfallanalytiker) die Einführung eines solchen Speichergeräts befürworte. Denn, eins ist ja klar: Die Autos sind inzwischen mehr als einfache physikalische Massen mit 4 gummibewehrten Kontaktflächen zur Umgebung, die mehr oder weniger kontrolliert über die Straßen rollen oder schliddern. Wenn sie früher schlidderten, dann gab es Spuren. Bremsspuren, Blockierspuren, Driftspuren: Der Schlidderscout wusste aus diesen Spuren einiges zu lesen über Verzögerungen, Bremszustände usw. Mit ABS ist das mit den Spuren aber weitestgehend vorbei. Es gibt sie noch vereinzelt, aber man muss schon sehr genau hinsehen. Auch ESP trägt dazu bei, das Lesen und Deuten von Spuren zu erschweren, weil da die Elektronik „reinpfuscht“, wo früher einfach einer auf der Bremse gestanden hat.

Der ADAC meint, dass Unfallrekonstruktion schon heute funktioniere. Ich würde sagen, sie funktioniert heute noch. Denn zunehmende Sensorik und Assistenzsysteme machen es immer schwerer, zu unterscheiden, welche Aktion willentlich vom Fahrer ausgeführt wurde und was das Auto vielleicht irgendwie selbsttätig gemacht hat. Vielleicht hat ja auch mal ein Assistenzsystem nicht so funktioniert, wie es sollte, und den Fahrer oder einen Unfallbeteiligten geschädigt. Spätestens dann wäre es nicht verkehrt, wenn man etwas über die Daten wüsste, die so im Auto umherschwirren. Das haben sich auch Hersteller in den USA gedacht und dort EDR (Event Data Recorder) in etliche Fahrzeuge eingebaut. Vor allem deswegen, da man sich dort wesentlich eher als in Europa millionenschweren Produkthaftungsklagen entgegensieht und insbesondere die Beweispflicht eher bei den Herstellern liegt. Kein Wunder, dass man dann Vorkehrungen trifft, um sich in eine bessere Ausgangslage zu bringen.

Der ADAC liegt auch falsch, wenn er meint, dass solche Systeme zu teuer seien. Wahrscheinlich hat man nach „Unfalldatenspeicher“ gegugelt und das Gerät von VDO gefunden, das es schon seit etlichen Jahren gibt. Dabei handelt es sich um eine reine Nachrüstlösung, die auch nur eine begrenzte (wenngleich für die Unfallrekonstruktion wertvolle) Datenbasis liefert. Der ADAC liegt deswegen falsch, weil die komplette erforderliche Sensorik in heutigen Fahrzeugen vorhanden ist: Längs-, Quer- und Vertikalbeschleunigungen, Gierraten, Raddrehzahlen, Eingriffe von Assistenssystemen: Alles ist bekannt. Man muss es nur noch für einen kurzen Moment in einen Ringspeicher schieben und im Falle eines Falles (Triggersignal über ungewöhnliche Beschleunigungen) abspeichern und ansonsten überschreiben. Das kostet jedenfalls keine 1000 Euro. Vielleicht 100. Wenn überhaupt.

Damit verbunden ist aber auch, dass es nach wie vor jemanden geben muss, der solche Daten auswertet oder  bei mehreren beteiligten Fahrzeugen zueinander in Beziehung setzt. Und das ist bestimmt nicht eine Kernkompetenz von Polizei, Staatsanwaltschaft oder Versicherungssachbearbeitern. Runterladen und Ausdrucken: Damit ist es sicher nicht getan. Man muss sich halt Gedanken darüber machen, bei welchen Bewegungszuständen die Daten überhaupt entstanden sind. Auch das Datenschutzproblem sehe ich nicht unbedingt so kritisch. Erstens mal findet ein Unfall öffentlich statt. Früher hatte man auch soundso viel Meter Blockierspur auf der Straße, für jeden sichtbar. Wenn man die Datenspeicherung auf vielleicht 5 sec vor und nach dem Unfall (=Triggerereignis) begrenzt, hat man für eine Unfallrekonstruktion eigentlich genug Daten. Und auch die Manipulationssicherheit wäre insofern gewährleistet, da jemand, der sein Handwerk versteht, nicht schlicht Daten runterlädt und ausdruckt, sondern sie mit den restlichen, den bisherigen Anknüpfungstatsachen in Beziehung setzt.

Interessant übrigens, dass die Begriffe „Unfallanalytiker“ oder „Sachverständiger“ in der Auflistung derjenigen, die solche Daten gern hätten, im Bericht von Heise nicht aufgeführt sind …

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